"AUGENBLICK, BITTE!"
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET
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„AUGENBLICK,
BITTE!“
„Als der Kleine dann da war, hat
mich der Alltag eingeholt.“
Jennifer hat Retinitis pigmentosa - eine
voranschreitende Netzhauterkrankung
NICHT VERPASSEN:
Kindliches Glaukom
Warum große (schöne) Kinderaugen
ein Grund sind, genauer hinzusehen
Seite 07
Alles im Blick?!
Unter diesem Motto findet die
diesjährige Woche des Sehens statt
Seite 10
Blindenfußball
Zwei Spieler der deutschen Nationalmannschaft
im Interview
Seite 13
2
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VERANTWORTLICH FÜR DEN
INHALT IN DIESER AUSGABE
Carolin Babel
Mit der Woche des
Sehens steht eine
Woche voller Aktionen
für und mit
Menschen, mit und
ohne Sehbehinderung
vor uns. Gutes Sehen
ist nicht selbstverständlich
– achten Sie
auf sich!
IN DIESER AUSGABE
facebook.com/MediaplanetStories
@Mediaplanet_germany
Please recycle
04
Myopie Management
Kurzsichtigkeit effektiv bremsen!
11
Altersbedingte Makuladegeneration
(AMD)
Ist hier neue Hoffnung in Sicht?!
Senior Project Manager: Carolin Babel Business
Development Manager: Sarra Gläsing Content Manager:
Alexandra Lassas Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),
Philipp Colaço (Managing Director), Henriette Schröder
(Sales Director) Designer:Lea Hartmann Mediaplanet-
Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com Coverbild:
Privat
Alle Artikel, die mit “in Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet
sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag
Deutschland GmbH.
Mehr Nachhaltigkeit, damit
wir auch morgen noch Blindheit
vermeiden können
Prof. Dr. med.
Gerd Geerling
Präsident der
Deutschen Ophthalmologischen
Gesellschaft (DOG)
Text
Prof. Dr. med.
Gerd Geerling
FOTO: PRIVAT
Hätten Sie's gewusst? Das
Gesundheitswesen hat mit etwa
fünf Prozent einen größeren
Anteil am CO 2
-Fußabdruck
als der internationale Flugverkehr! Und
in dieser Bilanz spielt die Augenheilkunde
keine Nebenrolle: Aufgrund von
Volkskrankheiten wie Grauer Star oder
Makuladegeneration und den damit
verbundenen operativen Eingriffen, den
Vor- und Nachuntersuchungen ist der
Verbrauch an Ressourcen immens.
Möglichkeiten, die Augenheilkunde
ökologisch nachhaltiger zu gestalten, sind
daher ein Schwerpunktthema des diesjährigen
DOG-Kongresses. Das beginnt
bei der Operation des Grauen Stars, die
allein in Deutschland eine Million Mal
jährlich stattfindet. Der CO 2
-Fußabdruck
der Kataraktoperation mit moderner
Phakoemulsifikationstechnik kann
möglicherweise drastisch reduziert
werden, wie ein Vergleich eines europäischen
mit einem asiatischen Land
zeigt. Waschbare, wiederverwertbare OP-
Textilien verursachen bis zu 50 Prozent
geringere CO 2
-Emissionen als Einmaltextilien,
die mit bis zu 300 Prozent höherem
Energie- und Wasserverbrauch und 750
Prozent mehr Müll verbunden sind. Die
Verwendung umweltschonender Inhalationsanästhetika
senkt den CO 2
-Abdruck
bei Narkosen um 95 Prozent.
Hinzu kommt der Faktor Mobilität.
Patientinnen und Patienten, aber auch
medizinisches Personal müssen für
unzählige Vor- und Nachuntersuchungen
anreisen. Doch wie viele dieser Termine
sind tatsächlich erforderlich? Eine Studie
zeigt, dass nach einer komplikationslosen
Operation des Grauen Stars eine
kurzfristige Verlaufsuntersuchung nicht
notwendig ist; sie hat keinen Einfluss
auf das endgültige Sehvermögen. Auch
Telefonkonsultationen können Kontrollen
ersetzen – und sogar die Zufriedenheit
von Patientinnen und Patienten erhöhen.
Die Telemedizin bietet weitere Optionen,
die Zahl ärztlicher Besuche abzusenken.
Großbritannien hat es vorgemacht, dort
erfolgt auch die Verschreibung dauerhaft
eingenommener Medikamente schon auf
App.
Ziel ist ein möglichst
geringer Ressourcenverbrauch
bei
gleichbleibend hoher
Versorgungsqualität.
Bleibt der Bereich Fort- und Weiterbildung.
Auf dem Kongress etwa sprechen
wir nicht nur über mehr Nachhaltigkeit,
wir setzen sie auch um: Die DOG hat den
Papierverbrauch minimiert, nutzt möglichst
umweltfreundliche Drucksachen,
unterstützt die Anreise zum Kongress per
Bahn, reduziert den Fleischanteil beim
Catering und legt Wert auf nachhaltige
Partner*innen in der Organisation. Ziel
ist ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch
bei gleichbleibend hoher
Versorgungsqualität – damit wir auch
morgen noch über genügend Kapazitäten
verfügen, um Augenerkrankungen früh
zu erkennen und Blindheit zu vermeiden.
Über diese Themen informieren der
Kongress, die vorliegende Ausgabe und
die Woche des Sehens, die vom 5. bis 15.
Oktober stattfinden wird.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Light for the World - Licht für die Welt e. V. entstanden.
Mit gesunden Kinderaugen in eine
gute Zukunft blicken
Text Stephanie Paul
Wussten Sie, dass bereits Kinder
vom Grauen Star betroffen
sein können? In Europa
kennen wir die Trübung der
Augenlinse als typische Erkrankung in der
zweiten Lebenshälfte. Sie tritt im Zuge des
natürlichen Alterungsprozesses auf – eine
einfache Operation verschafft schnelle
Abhilfe. Im globalen Süden hingegen ist
der Graue Star der Hauptgrund für Erblindungen.
Als Folge von unbehandelten Augenentzündungen
oder -verletzungen kann er
sich auch schon bei jüngeren Menschen
und Kindern entwickeln. Der angeborene
Graue Star kommt ebenfalls oft vor. Eine
Virusinfektion der Mutter während der
Schwangerschaft, z.B. mit Röteln oder
Windpocken, kann die Ursache sein.
DER 4-JÄHRIGE ZAKARIA KAM MIT EINEM ANGEBORENEN
GRAUEN STAR ZUR WELT. DANK LIGHT FOR THE WORLD KANN
ER NACH EINER OPERATION WIEDER SEHEN.
FOTO: KIO PHOTOGRAPHY
Dramatische Folgen für das Kind
Nicht selten bleibt der Graue Star zu lange
unentdeckt. In vielen Ländern südlich der
Sahara ist die augenmedizinische Versorgung
gerade für Kinder katastrophal. Es gibt
zu wenige Augenärzt*innen und Kliniken.
Während sich Augenärzt*innen in Deutschland
umfassend um ihre Patient*innen kümmern
können, gibt es beispielsweise in ganz
Burkina Faso nur 31 praktizierende Augenärzt*innen.
Rein rechnerisch kommen so
auf einen Facharzt 1,2 Millionen Menschen.
Die Folgen für die Kinder sind dramatisch.
Denn Lernprozesse laufen bei ihnen vor
allem über das Sehen ab. Unbehandelte
Augenprobleme können die Bildungschancen
und die soziale Entwicklung
eines Kindes ein Leben lang beeinträchtigen.
Fehlsichtigkeit und Erblindung
führen zu mehr Schulund
Bildungsabbrüchen. Damit steigen
Armut und sogar Sterblichkeit: Zwei
Drittel der Kinder, die in den armen
Regionen der Welt erblinden, sterben
innerhalb von zwei Jahren.
Vermeidbare Erblindung verhindern
Sehen zu können bedeutet, selbstbestimmt
zu leben, eine Zukunft zu haben – vor allem
für Kinder in Subsahara-Afrika. Dafür setzt
sich Light for the World als internationale
Fachorganisation für Augengesundheit seit
mehr als 30 Jahren ein. Light for the World
baut augenmedizinische Versorgung auf
und ermöglicht Menschen den Zugang zu
ärztlicher Versorgung. Dabei wird nachhaltig
gehandelt. Neben der Verfügbarkeit von
Hilfsmitteln und Arzneien sind Infrastruktur
und gut ausgebildetes Personal vor Ort
entscheidend. Die Ausbildung im Bereich
der Kinderaugengesundheit wird gezielt
gefördert. Das Ziel: Kein Kind soll erblinden,
wenn es sich vermeiden lässt.
Ihre Spende schafft Perspektiven:
IBAN: DE58 7002 0500 0009 8342 00
BIC: BFSWDE33MUE
Weitere Informationen finden Sie auf:
www.light-for-the-world.de
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Der Herbst kann kommen!
Brillen sind nicht nur praktische Sehhilfen, sondern für viele Träger ein echtes Statement-Piece.
So manches Outfit bekommt erst durch die passende Brille den perfekten Feinschliff.
Bevor man sich jedoch für ein neues Modell entscheidet, sollte man zunächst in den Spiegel sehen und prüfen,
welche Brillenform grundsätzlich zur Gesichtsform passt.
Für eine eckige Gesichtsform empfehlen Experten runde oder ovale Brillengestelle, die einen Ausgleich zum markanten
Gesicht bieten. Im Gegenzug dazu setzt man bei einer runden Gesichtsform auf eckige Formen bei der Brillenwahl, da
sie Kontur geben und das Gesicht schmaler erscheinen lassen. Für herzförmige Gesichtsformen sind besonders ovale
und runde Brillenmodelle geeignet, aber auch allgemein Brillenfassungen mit schmalen Rändern. So fungieren sie fast
als eine Art Weichzeichner und kreieren eine softe Silhouette. Mit einer ovalen Gesichtsform hat man freie Wahl.
So gut wie jede Brille harmoniert mit dieser Gesichtsform.
Text Anna Derbsch
Brillen- Herbsttrends 2022 – der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit
Naturmaterialien, Recyclingmaterialien und 3D-Druck
Brillenfassungen aus Naturmaterialien, wie Büffelhorn oder
Holz, sind die Klassiker in Sachen Nachhaltigkeit. Ergänzt
werden sie heute durch eine Vielzahl an Produktneuheiten,
basierend auf modernen Produktionsverfahren, die den
Recyclinggedanken aufnehmen sowie neue Materialansätze
beinhalten.
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Acetatbrillen gehören inzwischen zu den Lieblingen der trendigen
und modeorientierten Hersteller. Durch chemische Prozesse
und Weiterverarbeitung entstehen aus Baumwolle so genannte
Acetatplatten, die in der Brillenproduktion eingesetzt werden.
Bei Acetate Renew wird sogar aller Kunststoffabfall, der bei der
Produktion übrig bleibt, durch ein spezielles Rückgewinnungsverfahren
zum Rohstoff für nachhaltigere Celluloseacetatplatten
− bestehend aus 60 Prozent biobasiertem und 40 Prozent
zertifiziertem, recyceltem Ausgangsmaterial. Heißt: weniger
Abfall und, im Vergleich zu herkömmlich hergestelltem Acetat,
um 25 bis 50 Prozent weniger Emissionen.
Auch im 3D-Druckverfahren ist das Thema Nachhaltigkeit
präsent. Hier kommen mittlerweile biobasierte Materialien zum
Einsatz, beispielsweise ein Polymer, das aus gentechnikfreiem
Rizinusöl gewonnen wird. Es stammt nicht nur von einer erneuerbaren
Rohstoffquelle, sondern ermöglicht, Brillenfassungen
tatsächlich in No-Waste-Methode herzustellen. 1
Style-Trends in diesem Herbst
1.
Puristische Modelle
Transparente Kunststoffmodelle in neutralen Farben sind
jetzt super angesagt. Ob braun, taupe, beige oder ganz
durchsichtig, softe Töne passen zu vielen Outfits und lassen sich
im Herbst gut mit warmen Erdtönen kombinieren.
2.
Farbe zeigen!
Ganz im Gegensatz dazu kann man aktuell aber auch
mit Farbe ein Mode-Statement setzen!
Mit auffälligen Modellen aus Kunststoff in bunten Farben ist
man derzeit angesagt. Ob Kobaltblau, knalliges Pink oder ein
sattes Grün, gerade an grauen Herbsttagen bringen Farben
Gesichter zum Strahlen.
3.
Metallrahmen
Ein eher zeitloser Trend, der schon das ganze Jahr
begleitet, ist eher zurückhaltend: Brillen mit filigranem
Metallgestell. Besonders angesagt sind sie in Gold- oder Kupfertönen,
die vor allem sehr edel wirken. Je nach Geschmack kann
man aber auch den Bügel der Brille in einer auffälligeren Farbe
wählen. Bei den Brillenformen ist erlaubt, was gefällt. Der Vorteil
eines dünnen Gestells: Es wirkt nicht so hart, steht vielen
Gesichtern und ist vielfach kombinierbar.
Quelle: 1 https://www.opti.de/presse/pressemeldungen/meldung/opti-2022-fokusthemanachhaltigkeit-wenn-aus-baumwolle-eine-brille-wird/
(21.09.2022)
i-spax
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Brillen aus Deutschland
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4
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Kurzsichtigkeit
ausbremsen, geht das?
Und ob! Myopie-Management kann das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit (Myopie)
bei Kindern verlangsamen und sie später vor schweren Augenerkrankungen schützen.
Text Kerstin Kruschinski
Bei Kindern
werden leider 60 %
der Sehschwächen
zu spät erkannt.
Dabei gilt: Je früher
Kinderaugen
getestet werden,
desto besser.
Kerstin Kruschinski
Stellvertretende
Geschäftsführerin
Kuratorium
Gutes Sehen e. V.
Weitere Informationen
finden Sie auf:
www.sehen.de
FOTO: SHUTTERSTOCK
Die Zahlen sprechen für sich. Jedes
zehnte Kind in Deutschland
sieht schlecht. Und weit über
ein Drittel der Jugendlichen
und jungen Erwachsenen sind kurzsichtig.
Sie sehen nur Nahes scharf. Das ist
an sich kein Problem, denn dafür gibt es
Brillen und Kontaktlinsen. Liegt die Kurzsichtigkeit
allerdings später bei –6,00
Dioptrien und mehr, steigt im Alter, ab
etwa 50 Jahren, das Risiko schwerer Augenerkrankungen
wie Netzhautablösung,
Degeneration oder Grüner Star, welche
schlimmstenfalls zur Erblindung führen
können.
Rückgängig machen kann man die Fehlsichtigkeit
leider nicht. Aber es gibt eine
gute Nachricht: Per Myopie-Management
lässt sich bei Schulkindern das übermäßige
Längenwachstum des Augapfels –
meist verantwortlich für die Kurzsichtig-
keit – verlangsamen. Das Fortschreiten der
Myopie wird gebremst, und ihr Endwert
kann teilweise sogar um die Hälfte verringert
werden.
Optionen der Myopie-Kontrolle
Bei Kindern werden leider 60 Prozent
der Sehfehler zu spät erkannt. Dabei gilt:
Je früher Kinderaugen getestet werden,
desto besser. Welche präventiven Maßnahmen
zur Myopie-Kontrolle zum Einsatz
kommen, ist individuell verschieden
und darf nur in Abstimmung mit spezialisierten
Augenoptiker*innen, Optometrist*
innen und Augenärzten/-ärztinnen erfolgen
– regelmäßige Kontrolle inklusive.
Die Optionen reichen dabei von der optischen
Korrektion mit speziellen Brillengläsern
und Kontaktlinsen bis zu Medikamenten
– begleitet von der Empfehlung,
sich täglich im Freien aufzuhalten.
Brillengläser: Neu auf dem Markt sind
speziell entwickelte Brillengläser, welche
einerseits die Kurzsichtigkeit korrigieren.
Um einen neun Millimeter großen zentralen
Bereich herum enthalten sie viele
kleine Zusatzlinsen mit höherer Stärke.
Mit ihnen wird eine zweite Bildebene im
Auge gebildet, die auch das Längenwachstum
des Augapfels eindämmen
kann.
Weiche Kontaktlinsen
Myopie-Management-Linsen: Mit
einem besonderen optischen Design
korrigieren diese, eigens für die Myopie-Kontrolle
bei Kindern entwickelten
und zugelassenen Kontaktlinsen die
Kurzsichtigkeit – und verringern zugleich
das Längenwachstum des Auges.
Klassische Mehrstärkenlinsen:
Ursprünglich wurden sie für das scharfe
Sehen von Alterssichtigen konzipiert.
Mit der Fernwirkung im Zentrum der
Linse und der Nahwirkung außerhalb
des Zentrums können sie aber auch das
Fortschreiten der Myopie bei Kindern
reduzieren.
Orthokeratologie: Seit Langem bekannt
sind formstabile, hoch sauerstoffdurchlässige
Nachtlinsen. Sie werden nur
während des Schlafens getragen und
verändern dabei sanft die Hornhautform.
Die dadurch erzielte spezielle Optik der
Hornhaut reduziert das Fortschreiten
der Myopie. Am Tag sehen die Kleinen
so gestochen scharf – ohne Brille und
Linsen.
Atropin-Augentropfen: Der stark
verdünnte Wirkstoff der giftigen Tollkirsche
verringert das Fortschreiten der
Myopie um bis zu 50 Prozent.
Aufenthalt im Freien: Zu viel Indoorzeiten
und zu langes Sehen auf nahgelegene
digitale Geräte können die
Kurzsichtigkeit fördern. Also zur Vorbeugung:
Bei Tageslicht raus ins Freie!
Zwei Stunden am Tag sollten es sein.
Einen einfacheren Weg, die Welt lange
Zeit scharf, bunt und gesund zu sehen,
gibt es nicht.
Anmerkung: Häufig ist eine Kombination
aus den verschiedenen
Maßnahmen am erfolgreichsten.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der CooperVision GmbH entstanden.
FOTO: COOPERVISION
Weitere Informationen finden Sie auf:
https://coopervision.de/misight-1-day
Wie Kontaktlinsen die kindliche
Kurzsichtigkeit bremsen
Text Anna Stock
Weltweit steigen die Zahlen
kurzsichtiger Kinder rapide.
Durch die Lockdowns
sind sie noch einmal um
das 1,4- bis 3-Fache gestiegen. 1 Diese
Entwicklung wird unter anderem auf die
zunehmende Beschäftigung mit digitalen
Medien zurückgeführt. Der ständige
Blick auf Handy, TV und PC und wenig
Aufenthalt bei Tageslicht im Freien
begünstigen das übermäßige Längenwachstum
des Auges, eine der Ursachen
der Kurzsichtigkeit. Aber auch genetische
Faktoren spielen eine Rolle. Kurzsichtigkeit
bei Kindern entsteht üblicherweise
im Alter zwischen 6 und 14 Jahren. Mögliche
Symptome, auf die Sie als Eltern achten
können, sind häufiges Blinzeln, ein zu
geringer Abstand zum Buch oder Fernsehgerät,
müde Augen, Kopfschmerzen,
verschwommenes Sehen entfernter Objekte
oder auch nachlassende Schulleistungen.
2 Je früher eine Kurzsichtigkeit
oder auch nur ihr Risiko diagnostiziert
werden umso effektiver kann man dieser
entgegenwirken oder das Fortschreiten
entschleunigen und das Risiko für spätere
Komplikationen vermindern.
Myopie Management statt Myopie
Korrektur
Ist bereits eine Kurzsichtigkeit vorhanden,
ist es Zeit für ein wirksames Myopie
Management. Der Begriff steht für eine
optimale Versorgung kindlicher Kurzsichtigkeit
nach neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnissen. Das Besondere: Das
Myopie Management führt gleich zwei
Behandlungsziele in einer Maßnahme
zusammen. Zum einen wird der bestehende
Sehfehler korrigiert. Gleichzeitig
wird aber auch die Zunahme
der Kurzsichtigkeit verlangsamt, indem
die Sehhilfe mit ihrer optischen
Beschaffenheit das Augenlängenwachstum
bremst.
MiSight® 1 day Einmalkontaktlinsen
von CooperVision – speziell entwickelt
für Kinder
Die Vorteile der Kontaktlinse liegen auf
der Hand. Kontaktlinsen garantieren freie
Sicht und Beweglichkeit von früh bis spät:
kein Verrutschen beim Toben und beim
Sport, keine Gefährdung durch Stoßeinwirkungen,
keine Fassung, die das Blickfeld
einschränkt. Kontaktlinsen sind heute
dank ihrer fortschrittlichen Technologien
die praktische Alternative zur Brille, sie
verlangsamen die Zunahme der Kurzsichtigkeit
um die Hälfte 3 und sind auch für
Kinder einfach und sicher zu handhaben.
1
Wang J et al. Progression of Myopia in School-Aged Children
After Covid-19 Home Confinement. 4 CVI Data on File 2019.
2
Rose KA, Morgan IG, Ip J, et al. Outdoor activity
reduces the prevalence of myopia in children.
Ophthalmology. 2008; 115(8):1279-1285
3
Arumugam B et al. Modelling Age Effects
of Myopia Progression for the MiSight 1 day
Clinical Trial. Invest. OphthalmolVis Sci. 2021; 62(8): 2333.
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HAAG-STREIT DEUTSCHLAND GmbH entstanden.
Hand in Hand:
Myopie Management und
Patientenaufklärung
Text Denny Grimm
FOTOS: HAAG-STREIT AG
Die Zahl der weltweiten Myopie-Fälle
ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen.
Unbehandelt kann sich die Myopie
bei Kindern und Jugendlichen zu einer
hohen Myopie entwickeln, die das Risiko von
Grauer Star, Grüner Star, Netzhautablösung und
myopischer Makuladegeneration birgt. Neue Technologien
bieten optimale Möglichkeiten, eine voranschreitende
Kurzsichtigkeit zu messen, zu erkennen
und über die Jahre zu begleiten. In den letzten
Jahren hat sich die Messung der axialen Augenlänge
als hervorragende Möglichkeit erwiesen, den
Verlauf einer Myopie vorherzusagen, da sie unabhängig
von subjektiven Einflüssen des Auges funktioniert
und weniger vom seelischen Befinden und der
Kooperationsbereitschaft des Patienten abhängig ist.
Haag-Streit verwendet in seinem Lenstar Myopia die
neuesten Axiallängen-Wachstumskurven der Myopie-
Experten des niederländischen Erasmus University
Medical Center in Rotterdam und ermöglicht darüber
hinaus die Visualisierung der Refraktionsfehlervorhersage
auf der Basis von benutzerdefinierbaren
Kontrollraten und Umgebungsfaktoren. Ein automatisches
Positionierungssystem ermöglicht eine
einfache und schnelle Messwerterfassung, die besonders
bei unruhigen Kindern unverzichtbar ist.
Neben der präzisen Messung der Axiallänge trägt das
Gerät auch zu anderen unverzichtbaren Faktoren des
Myopie-Managements bei, wie z. B. der Keratometrie
(Vermessung der Hornhaut), und stellt somit eine
Vielzahl von Daten zur Verfügung, mit denen man
den Verlauf einer Myopie prognostizieren kann.
Ein weiterer wichtiger Faktor im Myopie Management
sind die ermittelten Werte der Brillenglasbestimmung.
Die Entwicklung im Kindesalter gibt
Vorhersagen über den Verlauf der Myopie bis zum
Erwachsenenalter. Die Lenstar Myopia Software
überlagert diese Daten mit dem vorhergesagten
Myopie-Verlauf unter Verwendung verschiedener
Behandlungsmethoden und auf der Grundlage ihrer
entsprechenden Kontrollraten.
Der dritte wichtige Punkt im Myopie Management
sind Umgebungsfaktoren wie myope Eltern, das Alter
beim Auftreten der Myopie sowie die Zeit, die mit
Lesen oder der Nutzung elektronischer Geräte oder
bei Tageslicht im Freien verbracht wird.
Diese Faktoren können sowohl Risiko- als auch
Schutzfaktoren für die Myopie-Progression, also das
Fortschreiten der Kurzsichtigkeit, sein. Die Software
bietet die Möglichkeit, Umgebungsfaktoren und
deren Auswirkungen auf der Grundlage aktueller
Forschungsergebnisse zu definieren und ihre Ver-
änderungen über den Zeitraum des Myopie Managements
zu veranschaulichen.
Eine der großen Stärken des Lenstar Myopia sind
die grafischen Visualisierungen. Dank übersichtlicher
Grafiken und anschaulicher Berichte können
Patienten, bzw. deren Eltern aktiv in das Myopie
Management eingebunden werden, sodass eine
vertrauensvolle Beziehung über viele Jahre aufgebaut
werden kann. Die Software wurde in enger
Zusammenarbeit mit führenden Myopie-Experten
entwickelt und wird von Haag-Streit laufend weiterentwickelt.
Die Haag-Streit Gruppe ist ein international tätiges
Schweizer Medizintechnikunternehmen auf dem Gebiet
der Augenheilkunde. Nach dem Motto “Look closer,
see further“ entwickelt, produziert und vertreibt sie
innovative und fortschrittliche Gesamtlösungen für
die medizinische Diagnose, Behandlung und Ausbildung
für Augenspezialisten.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.haag-streit.com
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Hoya Lens Deutschland GmbH entstanden.
Für die Zukunft unserer Kinder:
Nicht nur die Kurzsichtigkeit korrigieren, sondern auch
dessen Fortschreiten reduzieren – mit MiYOSMART
Text Dr. med. Hakan Kaymak, Pascal Blaser
Dr. med. Hakan
Kaymak
Augenarzt, Augenchirurg
und leitender
Operateur der Breyer,
Kaymak & Klabe
Augenchirurgie
Fortschreitende Kurzsichtigkeit – mehr als nur dickere Brillengläser
Eine kontinuierlich fortschreitende Kurzsichtigkeit hat nicht immer
nur dickere Brillengläser zur Folge, sondern erhöht auch das Risiko
für verschiedene Augenerkrankungen im späteren Leben des Kindes.
Diese können zu nicht korrigierbaren Sehbeeinträchtigungen bis hin zu
einem Verlust der Sehkraft führen. Da die Kurzsichtigkeit (Fachbegriff:
Myopie) häufig bereits im jungen Schulalter beginnt, sollte frühzeitig
damit begonnen werden, ein übermäßiges Fortschreiten der Myopie
bestmöglich zu reduzieren. Einen wichtigen Faktor für die Kontrolle des
Fortschreitens der Myopie bei Kindern stellt dabei die Zusammenarbeit
verschiedener Fachdisziplinen wie Kinderheilkunde, Augenheilkunde,
Orthoptik und Augenoptik dar.
Bisher wurden kurzsichtige Kinder mit konventionellen Einstärken-
Brillengläsern ausgestattet. Diese korrigieren zwar die Kurzsichtigkeit des
Kindes, jedoch wird heutzutage angenommen, dass durch die Abbildung
dieser Gläser die Myopie noch schneller voranschreitet. 1
Eine innovative und effektive Technologie für das Myopie-Management
Das MiYOSMART Brillenglas ist das erste seiner Art und basiert auf
der innovativen „Defocus Incorporated Multiple Segments“-(D.I.M.S.)
Technologie, welche das Fortschreiten der Myopie des Kindes signifikant
verlangsamen kann. 2 MiYOSMART mit D.I.M.S. Technologie ist ein
speziell für Kinder geeignetes Brillenglas und beinhaltet auf der Vorderfläche
Hunderte kleine fast unsichtbare Segmente. Durch diese Segmente
wird zusätzlich zur scharfen Abbildung eine zweite Abbildungsebene im
Auge erzeugt, wodurch eine effektive Verlangsamung des übermäßigen
Längenwachstums des Auges erreicht und somit das Fortschreiten
der Kurzsichtigkeit reduziert wird. 2 Ein weiterer Vorteil ist auch, dass
MiYOSMART Brillengläser wie ganz normale Brillengläser aussehen und
dem Kind nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ein klares Sehen wie mit
den herkömmlichen Brillengläsern ermöglicht. Mit dem Hintergrund,
dass Kinder sehr aktiv sind, wurde für MiYOSMART ein besonders
robustes Material gewählt, welches Kindern außerdem einen 100-prozentigen
UV-Schutz für alle Aktivitäten im Freien bietet.
MiYOSMART Brillengläser bieten eine sichere und nachweisbar effektive
Methode zur Hemmung des Fortschreitens der Myopie. 2 Innerhalb der
am längsten durchgeführten klinischen Studie zu Brillengläsern für das
Myopie-Management wurde bewiesen, dass das Fortschreiten der Myopie
nach zwei Jahren des Tragens von MiYOSMART um durchschnittlich 60
Prozent verlangsamt werden kann 2 und dass der Therapieeffekt auch über
sechs Jahre des Tragens hinweg bestehen bleibt. 3,4 Dabei wurde auch festgestellt,
dass acht von zehn Kindern im dritten Jahr keine neuen Brillengläser
benötigten, da sich die Stärke nicht oder nur gering geändert hat. 3
Darüber hinaus wurde das übermäßige Augenlängenwachstum auf das
Niveau eines altersgerechten Wachstums verlangsamt und damit
normalisiert. 5
Das innovative MiYOSMART Brillenglas wurde bereits von rund zwei
Millionen Eltern erworben. 6 In Asien, Australien, Kanada, Frankreich und
Italien ist es bereits seit Längerem auf dem Markt, und seit dem Frühjahr
2021 ist es auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar.
Pascal Blaser
Medical Affairs
Manager Myopia der
Hoya Vision Care
Quellen: [1] Christine F. Wildsoet, Audrey Chia, Pauline Cho, Jeremy A. Guggenheim, Jan Roelof Polling, Scott Read, Padmaja Sankaridurg, Seang-Mei Saw, Klaus Trier, Jeffrey J. Walline, Pei-Chang Wu, James S. Wolffsohn;
IMI – Interventions for Controlling Myopia Onset and Progression Report. Invest. Ophthalmol. Vis. Sci. 2019;60(3): https://doi.org/10.1167/iovs.18-25958 [2] Lam CSY, Tang WC, Tse DY, Lee RPK, Chun RKM, Hasegawa K, Qi H,
Hatanaka T, To CH. Defocus Incorporated Multiple Segments (DIMS) spectacle lenses slow myopia progression: a 2-year randomized clinical trial. British Journal of Ophthalmology. Published Online First: 29 May 2019. doi:
10.1136/bjophthalmol-2018-313739 [3] Lam CS, Tang WC, Lee PH, et al Myopia control effect of defocus incorporated multiple segments (DIMS) spectacle lens in Chinese children: results of a 3-year follow-up study British
Journal of Ophthalmology Published Online First: 17 March 2021. doi: 10.1136/bjophthalmol-2020-317664 [4] 4) Lam CSY, Tang WC, Zhang A , Ts e D, To CH. Myopia control in children wearing DIMS spectacle lens: 6 years
results. The Association for Research in Vision and Ophthalmology (ARVO) 2 02 2 Annual Meeting, May 1-4, Denver, US. https://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2781769 [5] Kaymak H, Graff B, Neller K, Langenbucher
A, Seitz B, Schwahn H. Myopietherapie und Prophylaxe mit „Defocus Incorporated Multiple Segments“-Brillengläsern [Myopia treatment and prophylaxis with defocus incorporated multiple segments spectacle
lenses]. Ophthalmologe. 2021 Dec;118(12):1280-1286. German. doi: 10.1007/s00347-021-01452-y [6] Hoya interne Daten. Basierend auf der Anzahl der verkauften Gläser gemäß den Hoya-Verkaufsdaten (Stand: Juni 2022)
6
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Mehr als eine TV-Kampagne:
Mit dem Zweiten (Auge) sieht man besser!
Text Melanie van Waveren
Melanie van Waveren
Geschäftsführende Vorsitzende
Berufsverband Orthoptik
Deutschland e. V. (BOD)
Die Augen sind an der Wahrnehmung
unserer Umwelt zu
80 Prozent beteiligt, gutes Sehen
ist daher für die gesamte
Entwicklung des Kindes wichtig.
Die Sehfunktionen entwickeln sich ab
dem Säuglingsalter. Sie sind in dieser
sensitiven Phase, der Zeit der schnellen
visuellen Reifung, extrem störanfällig.
Diese hat ihr Maximum in den ersten
Lebensmonaten und nimmt langsam bis
zum 6. Lebensjahr ab. Eine Restsensibilität
ist noch bis etwa zum 14. Lebensjahr
vorhanden.
Schielen (Strabismus) ist eine der Störungen,
die die Sehentwicklung beeinträchtigen
können. Unter Schielen versteht
man eine ständige oder immer wieder
auftretende Fehlstellung der Augen. Rund
vier Millionen Menschen in Deutschland
haben eine Schielerkrankung.
Durch das Schielen kommt es neben
dem Verlust des räumlichen Sehens
(3D-Sehen) in vielen Fällen auch zu einer
Sehschwäche (Amblyopie). Um Doppelbilder
zu vermeiden, wird der Seheindruck
am schielenden Auge unterdrückt.
Dies führt dazu, dass sich das
Sehen auf dem betroffenen Auge nicht
weiterentwickelt. Wird eine Amblyopie
nicht rechtzeitig erkannt und behandelt,
bleibt sie lebenslang bestehen.
Es gibt verschiedene Therapieformen bei
Amblyopie, angefangen bei einer Brille
bis zu Augenpflastern sowie in den letzten
Jahren auch digitalen Trainingsmethoden.
Dabei ist die Therapieform von der Art
der Amblyopie und auch von ihrer Stärke
abhängig. Für alle Amblyopietherapien gilt,
dass durch eine vorübergehende Schwächung
des Seheindrucks des besser
sehenden Auges eine verstärkte Nutzung
des amblyopen Auges entsteht und
dadurch die Sehentwicklung wieder
aktiviert wird.
Die sogenannte faziale Okklusionstherapie
(Pflasterbehandlung) ist trotz
neuer digitaler Therapieformen die effektivste.
Dabei wird je nach Alter des Kindes
das gute Auge stundenweise abgedeckt.
Der Vorteil der Therapiemethode liegt
neben der einfachen Handhabung auch
in den guten Ergebnissen bei konsequenter
Durchführung.
Das schwache Auge wird durch die
Okklusion (Abdeckung) trainiert.
Die Therapiedauer hängt von vielen Faktoren
ab, vor allem davon, wie ausgeprägt
die Amblyopie ist. Ein weiterer wichtiger
Faktor ist – wie bei allen Therapien – die
Akzeptanz der Therapie. Je sorgfältiger
die Therapie durchgeführt wird, desto
schneller stellt sich ein Erfolg ein. Gerade
bei der Amblyopietherapie ist es wichtig,
sie möglichst früh konsequent durchzuführen,
denn je weiter die sensitive
Phase vorangeschritten ist, desto länger
dauert es, bis sich ein Erfolg zeigt.
Daher gilt:
Je früher Schielen und Sehschwäche
entdeckt und behandelt werden,
umso erfolgreicher kann die Amblyopie
behandelt werden!
Unser Video „Mia und die Augenpflaster“
zeigt Ihnen und Ihrem Kind, wie der
Ablauf der Untersuchung und Therapie
erfolgt.
Weitere Informationen und
Patientenratgeber finden Sie unter:
www.orthoptik.de
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... natürlich sanft
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Okklusionstherapie
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Sanfte
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Man darf sich nicht verstecken
Jens Flach ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Selbst vom Glaukom betroffen und quasi blind, Familienvater, darunter ein ebenfalls
an Glaukom erkranktes Kind, hält ihn nichts davon ab, sein Leben positiv zu gestalten. So unterrichtet er als Lehrer an einem Gymnasium
für Blinde und Sehbehinderte, ist nebenbei Musiker und engagiert sich ehrenamtlich für andere Betroffene im Bundesverband Glaukom-
Selbsthilfe. Hier fungiert er als stellvertretender Vorsitzender und Leitung Fachbereich Kinder Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe e. V. Im
Interview erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen und davon, wie es ist ein Kind mit dieser Erkrankung zu unterstützen.
Text Anna Derbsch
Bei Ihnen hat die Krankheit, anders als in den
meisten Fällen, einen schwerwiegenden Verlauf
genommen. Erzählen Sie uns kurz
von Ihrem persönlichen Schicksal.
Ich kam mit Glaukom zur Welt, und so gehörten OPs und Besuche
beim Augenarzt ganz selbstverständlich dazu. Mir fiel zwar auf,
dass das bei anderen Kindern nicht so war, was mich aber nicht
weiter störte, weil meine Eltern nie ein Drama daraus machten.
Da Glaukom schleichend voranschreitet, bemerkte ich die
Sehverschlechterungen nie abrupt. Im Rückblick werden sie
aber deutlich. Nach zwei Jahren Grundschule musste ich auf
eine Schule für Blinde wechseln, um Braille-Schrift zu lernen.
Bis zu meinem Studium arbeitete ich dann mit einer
Mischung aus Punkt- und vergrößerter Normalschrift. Dann
musste ich mich sukzessive vom Lesen mit den Augen
verabschieden. Mit Anfang 30 erlitt ich eine Netzhautablösung
und kann heute nur noch Licht wahrnehmen.
Eines von Ihren drei Kindern hat die Krankheit
geerbt. Wann wurde das festgestellt und
wie wurde Ihre Tochter dann behandelt?
Wie auch bei mir wurde es bei unserer Tochter mit etwa sechs
Monaten festgestellt. Beim angeborenen Glaukom sind OPs die
erste Wahl. Mittlerweile – sie ist heute 11 – waren insgesamt 20
OPs nötig. Begleitend wird noch mit Augentropfen therapiert.
Wie geht es Ihrer Tochter heute? Wie meistert sie ihren Alltag?
Sie ist ein sehr lebensfrohes und starkes Kind. Ein Auge ist zwar
blind, aber dies kann sie mit dem anderen so kompensieren, dass
man ihr im Alltag nichts anmerkt. Schule, Sport, Freundinnen
treffen – wir sind sehr glücklich, dass dies nicht anders läuft als
bei anderen Mädels.
Der Alltag mit drei Kindern ist auch für Familien mit gesunden
Kindern manchmal eine Herausforderung.
Welche Situationen sind für Sie besonders schwierig?
Das ist die Welt, in der unsere Kinder aufwachsen, die für sie
normal ist. Belastungen treten immer nur punktuell auf: z. B.
Krankenhausaufenthalte oder organisatorische Schwierigkeiten,
weil ich wegen meiner Blindheit gewisse Aufgaben nicht übernehmen
kann.
Woher nehmen Sie diese Stärke und was möchten Sie
anderen betroffenen Eltern mit auf den Weg geben?
Man darf Belastungen nicht leugnen, sollte ihnen und der Erkrankung
aber nicht zu viel Bedeutung beimessen. Wir versuchen, uns
auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Selbst mit einer Sehbehinderung
oder Blindheit kann man ein glückliches Leben
führen. Man darf sich nicht verstecken. Gerade Kinder mit einer
Sehbehinderung müssen Bewegungs- und Umwelterfahrungen
machen, um sich zu entwickeln. Ermöglichen Sie es ihnen!
Wie kann der Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe
dabei unterstützen?
Neben unserem Infoangebot rund um Medizin und Förderpädagogik
sehen wir uns als Vernetzungs- und Austauschbörse.
Wenn man spürt, dass man mit der Erkrankung nicht alleine ist,
fällt es viel leichter, das Gefühl der Belastung abzuschütteln. Wir
freuen uns über jede Kontaktaufnahme im Internetforum, bei
Facebook, per E-Mail oder Telefon.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.glaukom-kinder.de
Strong
So heißt das Lied, das Jens Flach aus Marburg
für seine Tochter Norina (11) geschrieben hat.
“You’re strong“, heißt es in dem Text – und stark
ist Norina wirklich, mit der musikalischen Unterstützung
von Papa und seiner Band J-Flat Major
meistert sie ihr Schicksal.
Auf dem Youtube-Kanal von Jens Flach
„J-Flat Major“ oder auch auf Spotify können Sie
den Mutmacher-Song selbst hören!
FOTO: PRIVAT
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinder- Glaukomzentrum Mainz entstanden.
Deutsches Kinder-Glaukomzentrum
Text Univ.-Prof. Dr. med. Esther M. Hoffmann, Dr. med. Julia V. Stingl
Univ.-Prof. Dr.
med. Esther M.
Hoffmann
Leitung der Abteilung
für Glaukomerkrankungen
und
des Deutschen
Kinder-Glaukomzentrums
der
Augenklinik der
Universitätsmedizin
Mainz
Das kindliche Glaukom
Glaukom (im Volksmund „Grüner Star“
genannt) ist eine der häufigsten Erblindungsursachen
weltweit. Ursache ist
der unwiederbringliche Untergang von
Nervenfasern des Sehnervs, der durch
einen hohen Augendruck oder schlechte
Durchblutung bedingt sein kann. 1-2
Prozent der Bevölkerung sind von
dieser Volkskrankheit betroffen, die zu
fortschreitenden Ausfällen des äußeren
Gesichtsfeldes führt. Dabei nimmt das
Risiko mit dem Alter zu.
Doch nicht nur ältere Menschen sind von
der Erkrankung betroffen. Das Glaukom
kann in seltenen Fällen auch angeboren
sein oder in der Kindheit auftreten. Unbehandelt
führt das kindliche Glaukom
zur Erblindung. Während die Erkrankung
beim Erwachsenen langsam und
schleichend vorangeht, führt ein angeborenes
Glaukom meist schon direkt nach
der Geburt aufgrund eines sehr hohen
Augeninnendruckes zu einem krankhaft
vergrößerten Augapfel („Buphthalmus“).
Häufig wird der Buphthalmus von Lichtempfindlichkeit
und Tränenlaufen begleitet,
da die Hornhaut eintrüben kann.
Ursache ist eine embryonale Fehlbildung
des Kammerwinkels, wodurch die Ableitung
des Kammerwassers, das ständig neu
im Auge gebildet wird, fehlt. Wie es zu
dieser Fehlbildung kommt, ist weitgehend
ungeklärt. In manchen Fällen können
Veränderungen in bestimmten Genen gefunden
werden, die weiter vererbbar sind.
Eine erfolgreiche Behandlung des angeborenen
Glaukoms erfordert eine Operation,
die bei 80 - 90 Prozent der Kinder
erfolgreich verläuft und den Augeninnendruck
stabilisiert. Da die kleinen Augen
durch den hohen Augeninnendruck
schnell größer werden, ohne dass die
zarten Strukturen mitwachsen können,
ist dadurch die Lederhaut oftmals sehr
dünn. Das Operieren solcher Augen verlangt
daher nach einer erfahrenen Hand
mit hoher Expertise.
Trotz Operation wird eine gute Sehschärfe,
die beispielsweise Lesen ermöglicht,
im Schnitt nur in 40-80 Prozent erzielt.
Ursache für eine reduzierte Sehkraft
können neben dem druckbedingten
Glaukom-schaden am Sehnerv und
Eintrübungen der Hornhaut auch durch
eine Schwachsichtigkeit („Amblyopie“)
entstehen. Um dies zu verhindern, ist
eine enge Zusammenarbeit mit einem/r
Orthoptisten/in notwendig, der/die den
Refraktionsfehler mittels Brille korrigiert
und ein eventuell schwachsichtiges Auge
durch Abkleben des besseren Auges
„trainiert“ (sogenannte Okklusionstherapie).
Deutsches Kinder-Glaukomzentrum
Mainz
Die Augenklinik der Universitätsmedizin
Mainz betreibt seit 2017 das Deutsche
Kinder-Glaukomzentrum. Pro Jahr
werden etwa 200 Kinder in der Kinderglaukomsprechstunde
betreut, knapp
die Hälfte wird operiert. Etwa 20 Prozent
der Kinder sind dabei jünger als 1 Jahr.
Für eine umfassende und erfolgreiche
Behandlung steht ein eingespieltes Team
an Pflegekräften, NarkoseärztInnen,
KinderärztInnen, HumangenetikerInnen
und OrthoptistInnen zur Verfügung, die
die Betreuung rund um den stationären
Aufenthalt übernehmen und die Kinder
begleiten. Die Untersuchung muss
insbesondere bei Neugeborenen und
Kleinkindern in der Regel in Vollnarkose
stattfinden. Hierfür steht ein spezialisiertes
Kinder-Anästhesieteam der Klinik
für Anästhesiologie der Universitätsmedizin
Mainz zur Verfügung. Bereits bei
Erstvorstellung der kleinen PatientInnen
im Kinder-Glaukomzentrum erfolgt
eine anästhesiologische Mitbeurteilung.
Besondere Aspekte, wie Frühgeburtlichkeit
oder das Vorliegen von syndromalen
Erkrankungen können so frühzeitig festgestellt
werden, um individuellen Bedürfnissen
und Erfordernissen vor, während
oder nach der Operation entsprechend
nachkommen zu können. Weiter erhalten
PatientInnen und Eltern
Informationen über die Möglichkeit
einer genetischen Beratung über das
Humangenetische Institut. Um weitere
Informationen über kindliche Glaukome
zu gewinnen, spielt auch die Forschung
eine wichtige Rolle im Kinder-Glaukomzentrum.
Beispielsweise wurde eine
Registerstudie („Register für kindliche
Glaukome in Deutschland“) etabliert,
dessen Ziel die Untersuchung von
Häufigkeit, Ursachen, Versorgung und
Therapie dieser Erkrankung ist. Aktuell
wird dieses Register zu einer multizentrischen,
deutschlandweiten Studie
erweitert, um möglichst alle Kinder mit
Glaukom in Deutschland zu erfassen.
Dr. med. Julia
V. Stingl
Clinical Research
Fellow und
Assistenzärztin an
der Augenklinik
der Universitätsmedizin
Mainz
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Wie schafft
sie das bloß?
Jennifer Malcherek ist sehbehindert und
täglich mit ihrem kleinen Sohn auf Achse.
FOTOS: PRIVAT
EINE FAMILIE BEINAHE WIE JEDE ANDERE AUCH: LIO, SVEN UND JENNIFER IN EINEM DÄNEMARK-URLAUB. DIE ÄRZTE SAGEN:
ES IST UNWAHRSCHEINLICH, DASS DER KLEINE AUCH ERKRANKT. AUCH DAS IST EIN LICHTBLICK FÜR DIE FAMILIE.
Text Susanne Hölter
Jennifer Malcherek ist Mama mit
jeder Faser ihres Herzens. Lio
heißt der süße Junge. Er ist gerade
zwei Jahre alt geworden und hält
seine Mama ganz schön auf Trab. Wie
anstrengend das sein kann, wissen viele
junge Mütter. Aber die Geschichte von
Jennifer Malcherek ist eine besondere:
Sie hat Retinitis pigmentosa. Das ist eine
Sehbehinderung, bei der man von seiner
Umwelt ungefähr so viel sieht, als würde
man durch ein Schlüsselloch gucken. Ein
Normalsichtiger hat ein Blickfeld von 180
Grad, bei der 30-Jährigen sind es gerade
noch fünf Grad.
Das ist wenig, verdammt wenig. Ein vermaledeiter
Zufall war es, dass bei Jennifer
die Augenerkrankung durchbrach. Retinitis
pigmentosa ist eine Genkrankheit.
Bei Jennifer Malcherek tragen beide
Elternteile sie in ihrem Erbgut – ohne
selbst erkrankt zu sein. Beide haben sie an
Jennifer vererbt; ihre Augen erkrankten.
Wie alles begann? Sonnenlicht hat sie
schon früh stark geblendet, und in der
Nacht konnte sie früh schlecht sehen.
„Ich habe Gläser umgeworfen bei Tisch“,
erzählt die Hamburgerin, „fünfmal
hintereinander.“ Beim Autofahren sei
sie unsicher gewesen; verursachte sogar
wegen ihrer eingeschränkten Sicht zwei
Unfälle. „Ich war mehrmals beim Augenarzt“,
erzählt sie. „Doch der hat immer
gesagt, dass die Sehschärfe okay sei“,
erinnert sich Jennifer. „Er hätte das Gesichtsfeld
kontrollieren müssen“, weiß sie
heute. Die Freundin ihres Bruders hat sie
schließlich zu einem anderen Augenarzt
gelotst. „Die Freundin lernte bei einem
Augenarzt und sah, was mir ständig
passierte“, so Jennifer Malcherek.
Als die junge Frau die Diagnose bekam,
war sie schwanger. Im dritten Monat. Die
Freude über das noch ungeborene Kind
war riesig. Das Hochgefühl trug sie durch
die Schwangerschaft. „Als der Kleine
dann da war, hat mich der Alltag eingeholt.“
Alles, alles, alles ist beschwerlich.
„Ich muss mich immer konzentrieren,
immer aufpassen.“ Es kann passieren,
dass sie mit dem Kinderwagen versehentlich
gegen Poller fährt, die Wege begrenzen.
„Doch der Kleine soll ja auch raus an die
frische Luft kommen“, sagt sie. Einkaufen
mit einem Kleinkind ist der pure Stress.
Davon können auch normal sehende
Mütter ein Lied singen. Doch für Jennifer
Malcherek ist alles noch schwieriger: „Habe
ich alles aufs Band geräumt? Habe ich
danach alles wieder in meinen Einkaufswagen
gepackt? Hoffentlich bleibt das
Kind ruhig.“ Und wenn wieder einmal ein
Missgeschick passiert, auch das:
„Was mögen nur die anderen denken?“
Sehr geholfen hat
das Miteinander
mit anderen
Betroffenen,
die ich in der
Selbsthilfegruppe
von
PRO RETINA
kennenlernte.
Auf dem Spielplatz macht sich der kleine
Lio gerne selbstständig. Spielt hier, will
dahin klettern, läuft zu anderen Kindern.
Jennifer ist ständig auf „hab acht“. „Ich
kann mich kein Stück ablenken lassen.
Im Gespräch mit anderen kann ich mich
anderen nicht zuwenden. Ich kann die
anderen Mütter nicht ansehen.“ Möglicherweise
wirke das auf die anderen arrogant,
bedauert sie. Doch im Allgemeinen sei
das Verständnis sehr groß, wenn sie ihre
Beeinträchtigung darlege. Jennifer trägt
auch einen Sehbehinderten-Button an der
Kleidung, das sind drei schwarze Punkte
auf gelben Grund, das helfe ihr.
Wenn sie ohne Kind unterwegs ist, nimmt
sie ihren weißen Langstock zur Hand.
Aber auch das gibt es: „Manchmal fühle
ich mich beobachtet von anderen Müttern.
Ein unausgesprochenes ,Wie schafft die
das bloß?‘ liegt dann in der Luft. Aber die
Leute meinen es ja nicht böse“, sagt die
Mutter.
Information
Seit Anfang August ist Jennifer zurück
aus der Elternzeit und wieder in ihrem
Beruf tätig. Sie ist gelernte Kauffrau für
Dialogmarketing und arbeitet in der
Mahnabteilung einer Bank. „Mein Arbeitgeber
ist sehr kulant und hat mir einen
Homeoffice-Arbeitsplatz eingerichtet“,
freut sie sich.
„Jetzt aber Butter bei die Fische“, sagt die
Hamburgerin. „Es klingt alles gut – aber
es ist nicht einfach.“ Der Augenarzt lobt
sie gerne beschwichtigend: „Sie kommen
doch super zurecht!“ Doch das wird ihr
nicht gerecht. Es gibt auch Angst und
trübe Tage. „An schlechten Tagen frage
ich mich, warum ich es so schwerhabe“.
Sehr geholfen hat ihr das Miteinander mit
anderen Betroffenen, die sie in der Selbsthilfegruppe
von PRO RETINA kennenlernte.
Das sind Gespräche auf Augenhöhe.
„Betroffene wissen, wovon sie
sprechen. Ihre Tipps sind authentisch, sie
sind hilfreich.“ Und ganz besonders dankbar
ist sie ihrer Familie: „Ich bekomme so
viel Unterstützung von meinem Mann,
meinen Eltern und meiner Tante, das ist
im Alltag eine große Hilfe und bedeutet
mir sehr viel.“
Wenn Lio alt genug ist, wird die Familie
auch ihn durchchecken lassen. Zum
Glück ist die Wahrscheinlichkeit jedoch
gering, dass der Junge den Gendefekt
geerbt hat, aber „es ist natürlich wichtig,
die Augen untersuchen zu lassen, wenn
Erkrankungen in der Familie vorliegen“,
so Jennifer.
Auf die Frage, was Jennifer sich von der
Zukunft erhofft, antwortet die starke
Frau zuversichtlich, aber auch demütig.
„Ich hoffe, dass die Krankheit langsam
voranschreitet und ich noch ganz viele
Jahre mit meiner Familie genießen kann,
und natürlich, dass die Forschung weiter
vorankommt.“
Der Selbsthilfeverein PRO RETINA Deutschland e. V. ist mit bundesweit mehr
als 6.500 Mitglieder in rund 60 Regionalgruppen die größte und älteste
Patientenvereinigung von und für Menschen mit Netzhauterkrankungen und
deren Angehörige. PRO RETINA unterstützt Betroffene und ihre Angehörigen
nach dem Leitsatz „Krankheit bewältigen, selbstbestimmt leben“, fungiert als
Bindeglied zwischen Patient und Arzt und unterstützt die Forschungsförderung,
damit neue Therapien entwickelt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.pro-retina.de
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LHON: Rasche
Aufklärung ist wichtig
Bei LHON, der Leberschen hereditären Optikusneuropathie, kommt es durch eine erbliche Mutation in
Nervenzellen der Netzhaut zu einer Schädigung des Sehnervs. Die Erkrankung geht mit einer massiven
Verschlechterung des Sehvermögens einher. Wir sprachen mit Professor Dr. Wolf Lagrèze vom Universitätsklinikum
Freiburg über die Erkrankung, eine vielsprechende neue Behandlungsmethode und darüber warum es wichtig ist,
bei Diagnosestellung auch an seltene Erkrankungen zu denken.
Text Miriam Rauh
Prof. Lagrèze, derzeit wird
ein Verfahren für eine Gentherapie
bei LHON geprüft. Um
was geht es genau?
Das Medikament wird dabei mit einer
Kanüle in den Glaskörper injiziert, ähnlich
der Behandlung von Makuladegeneration.
Dabei schleust ein Virusvektor eine
intakte Kopie des defekten Gens in die
Nervenzellen ein, welche als Vorlage für
die Produktion des Proteins ND4 dient.
ND4 spielt in den Mitochondrien eine
zentrale Rolle für die Energieproduktion
der Zellen. Die Mitochondrien erzeugen
in der Folge mehr Energie und sichern die
Versorgung der Nervenzellen, sodass
wieder Seheindrücke an das Gehirn
weitergeleitet werden können.
Es heißt, das Auge ist ein „Immunprivilegiertes
Organ“. Was bedeutet
das?
Es zeigt eine andere Immunreaktion als
andere Organe. Das hat den biologischen
Sinn, dass die Entzündungsreaktionen
des Auges bei einer Verletzung etwas milder
ablaufen und damit die Sehfunktion
weniger beeinträchtigt wird. Sowohl das
Auge als auch das Immunsystem spielten
in der Evolution für das Überleben eine
wichtige Rolle. Um die negativen Folgen
einer Immunantwort zu mildern, hat
sich im Auge ein einzigartiger immunregulatorischer
Mechanismus entwickelt.
Würde man den Virusvektor in ein
anderes Organ injizieren, zöge dies
möglicherweise eine heftigere Immunantwort
nach sich. Das Auge ist somit für
eine derartige Behandlung prädestiniert.
Wie sicher ist das Verfahren?
Ich halte es für sicher, zumal Sicherheitsaspekte
jeder neuen Therapie in den zulassungsrelevanten
Studien sehr sorgfältig
geprüft werden. Injektionen in das Auge
sind eine inzwischen 100.000-fach praktizierte
Verabreichung von Medikamenten.
Bei dieser sogenannten IVOM kann es zu
Blutungen oder zu einer Infektion kommen,
aber das sind seltene Nebenwirkungen.
Wenn lokale Entzündungsreaktionen auftreten,
können diese in der Regel gut mit
Cortison behandelt werden.
Wie wirksam und nachhaltig ist
diese Behandlung? Muss mehrfach
behandelt werden?
Nein, es gibt zu dieser Therapie Studiendaten
mit fünf-Jahres-Ergebnissen,
die zeigen, dass eine einmalige Behandlung
innerhalb dieser Zeit
einen dauerhaften Effekt hat.
Gibt es die Möglichkeit zur Heilung?
Von Heilung würde ich nicht sprechen.
Eine 100-prozentige Erholung ist nicht
möglich, da durch die Erkrankung bereits
Nervengewebe geschädigt wurde. Man
schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit, als
LHON-Patient von einer schweren Sehbehinderung
betroffen zu sein und im Sinne
des Gesetzes als „blind“ zu gelten, was in
Deutschland eine Sehschärfe unter 0,02
bedeutet, bei 60 Prozent liegt. Mit einer
medikamentösen Behandlung durch
Idebenon sinkt die Wahrscheinlichkeit auf
30 Prozent und mit der Gentherapie wird
sie bei etwa 20 Prozent liegen.
Ist die Gentherapie in Deutschland
zugelassen?
Aktuell nicht, die klinischen Studien
wurden international durchgeführt – nun
werden die Zulassungen auf nationaler
Ebene geprüft. Hierbei geht es um Nutzensowie
Sicherheitsbewertung und um
Preisfindung.
An wen können sich Betroffene
wenden?
Wenn man eine beträchtliche Minderung
des Sehvermögens feststellt, sollte man
zunächst zu einem Augenarzt gehen und
die Symptome abklären lassen. Denn
es können ja viele verschiedene Augenerkrankung
die Ursache sein.
Professor Dr. Wolf Lagrèze
Universitätsklinikum Freiburg
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GENOMISCHE MEDIZIN
BEI SELTENEN NETZHAUTERKRANKUNGEN
GenSight Biologics, ein Biopharma-Unternehmen aus Frankreich,
hat sich auf die Forschungsarbeit an schweren neurodegenerativen
Augenerkrankungen und Erkrankungen
des zentralen Nervensystems spezialisiert. Die innovativen
Therapieansätze fokussieren sich dabei besonders auf Patientinnen
und Patienten mit Leberscher hereditärer Optikusneuropathie
(LHON) und Retinitis pigmentosa.
Am weitesten fortgeschritten ist eine Gentherapie, die aus
der Forschung am Institut de la Vision in Paris hervorgeht
und in einem klinischen Studienprogramm bei mehr als 200
Patientinnen und Patienten mit Leberscher Hereditärer Optikusneuropathie
(LHON) entwickelt wird. Der gentherapiebasierte
Ansatz ist so konzipiert, dass beide Augen mittels
einer einzigen intravitrealen Injektion behandelt werden.
Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten eine nachhaltige
Wiederherstellung des Sehvermögens und eine
weitgehende Verbesserung der Lebensqualität zu
ermöglichen. Damit wird ein großer medizinischer
Bedarf in dieser sehr seltenen Erkrankung angegangen.
Von der European Medicine Agency wird
derzeit der Antrag auf Marktzulassung überprüft.
Diese wird für 2023 erwartet.
GenSight Biologics untersucht mit seinem zweiten
Therapiekandidaten eine Behandlung zur Wiederherstellung
des Sehvermögens bei Patienten, die an Retinitis
pigmentosa im Spätstadium leiden. Der optogenetische
Ansatz ist unabhängig von den spezifischen genetischen
Mutationen und hat potenzielle Anwendungen bei anderen
Erkrankungen der Netzhaut, wie der trockenen altersbedingten
Makuladegeneration.
A LEADING GENE THERAPY BIOTECHNOLOGY COMPANY
GENSIGHT-BIOLOGICS.COM
10
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Diabetes
kann ins Auge gehen
Diabetes hat Auswirkungen auf den ganzen Körper- auch auf die Augen.
Die diabetische Retinopathie ist eine häufige Komplikation des Diabetes.
Unbehandelt kann dies zu Sehverlust und Erblindung führen. Da erste
Schädigungen der Netzhaut vom Betroffenen selbst nicht erkannt werden können,
sind regelmäßige Augenuntersuchungen von großer Wichtigkeit. Denn frühzeitig
erkannt, kann der Augenarzt frühzeitig mit der Therapie beginnen und ein
mögliches Fortschreiten der Krankheit einschränken.
Text Anna Derbsch
Was passiert bei der diabetischen
Retinopathie?
Bei einem lange bestehenden oder
schlecht eingestellten Diabetes kommt es zu
Gefäßveränderungen und Durchblutungsstörungen
der Netzhaut (Retina). Die Erkrankung
beginnt mit Schäden der kleinsten Blutgefäße
in der Netzhaut. In der Folge werden die Gefäße
durchlässig und brüchig, es tritt Blut in das umliegende
Gewebe aus.
Bei ungefähr einem Viertel der Menschen mit
Typ-1-Diabetes tritt im Laufe ihrer Erkrankung
eine diabetische Retinopathie auf. Bei einem Typ-
2-Diabetes besteht oft schon bei der Diagnose eine
beginnende diabetische Retinopathie. Häufig ist
es sogar der Augenarzt, der aufgrund von Veränderungen
der Netzhautgefäße einen Diabetes (Typ
2) diagnostiziert.
Erste erkennbaren Veränderungen am Augenhintergrund
machen keine Beschwerden, sie
werden kaum bemerkt. Nur in fortgeschrittenen
Stadien der Netzhautschädigung können
Symptome auftreten:
• Sehverschlechterung, die nicht durch eine
Änderung der Sehhilfe behoben werden
kann
• Leseschwierigkeiten
• Störung des Farbsinns
• Verschwommenes und/ oder
verzerrtes Sehen
• Blutungsherde entstehen, die Betroffene
als schwarze Flecken wahrnehmen
(Rußregen)
Welche Stadien der diabetischen
Retinopathie werden unterschieden?
1Nicht proliferative Retinopathie
Im Anfangsstadium bleibt sie für den Patienten
lange unbemerkt, da die Veränderungen nur
sehr leichte oder noch gar keine Sehstörungen
verursachen. Bei der augenärztlichen Untersuchung
können hier vor allem Blutungen und
Gefäßveränderungen am Augenhintergrund
festgestellt werden.
2Proliferative Retinopathie
Sie stellt die schwerste Ausprägung der
diabetischen Netzhauterkrankung dar und geht
aus der nicht proliferativen Form hervor. In
diesem Stadium der diabetischen Retinopathie
werden mehr und mehr Blutgefäße blockiert.
Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung,
auf die der Körper reagiert, indem er neue,
krankhafte Gefäße bildet.
Information
Diese Gefäße wachsen – wie bei Glaskörpererkrankungen
– in den Glaskörper hinein und
führen dort zu Blutungen und zu Ablösungen
der Netzhaut. Die Sehkraft verschlechtert sich
dabei schlagartig.
3Diabetisches Makulaödem
Ist der Bereich des scharfen Sehens (Makula)
von den Gefäßveränderungen mit einhergehender
Schwellung der Netzhaut betroffen,
ist ein diabetisches Makulaödem entstanden.
Behandlungsmöglichkeiten der
diabetischen Retinopathie
Heilbar ist die Erkrankung bisher nicht. Die Behandlung
zielt vor allem darauf ab, ein Fortschreiten zu
vermeiden. Die Behandlungsmöglichkeiten der
Retinopathie in den frühen Stadien schließen die
Prävention und eine optimale Diabetestherapie
ein. Sehschäden, die als Folge einer diabetischen
Retinopathie auftreten, lassen sich in der Regel
nicht rückgängig machen.
In Frage kommen je nach Befund am häufigsten
eine Laserbehandlung (Laser-Photokoagulation)
oder die operative Eingabe von Medikamenten
in das Augeninnere (den Glaskörper). Größere
Sehminderungen sind so oft vermeidbar. Ist die
Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass
mit dem Laser oder der Medikamenteneingabe
eine effektive Behandlung alleine nicht mehr
möglich ist, steht ein Operationsverfahren, die
Viktrektomie, zur Verfügung. Dabei entfernt der
Arzt den Glaskörper sowie das in das Augeninnere
ausgetretene Blut und ggf. Narbengewebe.
Diabetesmanagement bei Augenerkrankungen
Patient*innen können sehr viel dazu beitragen,
Folgeschäden am Auge vorzubeugen bzw. einer
Sehverschlechterung entgegenzuwirken:
• Gute Einstellung des Blutzuckerspiegels
und des Blutdrucks
• Verzicht auf das Rauchen und
übermäßigen Alkoholkonsum
• Therapie einer bestehenden
Fettstoffwechselstörung
• Und ganz besonders: regelmäßige augenärztliche
Untersuchungen
Außerdem kann der Austausch mit anderen
Betroffenen sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen
sind hierfür die perfekte Anlaufstelle.
Die bundesweit aktive Selbsthilfeorganisation Deutsche-Diabetes-Hilfe –
Menschen mit Diabetes (DDH-M) e.V. setzt sich für eine bessere Lebensqualität
für Menschen mit Diabetes ein und macht Selbsthilfe erlebbar – digital und
im echten Leben.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.menschen-mit-diabetes.de
Alles im Blick?! –
Die Woche des Sehens 2022
Text Anna Derbsch
Gutes Sehen ist nicht selbstverständlich.
Häufig fällt das erst auf, wenn die eigene
Sehleistung nachlässt oder sogar Erblindung
droht. Daher machen die Partner
der Woche des Sehens vom 8. bis 15.
Oktober 2022 bereits zum 21. Mal auf die
Bedeutung guten Sehvermögens und die
Ursachen von Blindheit aufmerksam.
Höhepunkte sind in jedem Jahr die zwei
internationalen Aktionstage “Welttag des
Sehens“, dieses Jahr am 13. Oktober und
“Tag des weißen Stocks“ am 15. Oktober.
Partner der Woche des Sehens
Getragen wird die Aktionswoche von
der Christoffel-Blindenmission, dem
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband,
dem Berufsverband der Augenärzte,
dem Deutschen Komitee zur
Verhütung von Blindheit, der Deutschen
Ophthalmologischen Gesellschaft, dem
Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten
in Studium und Beruf und
PRO RETINA Deutschland. Die Woche
des Sehens ist durch das Engagement der
sieben Partner sowie die Unterstützung
von Aktion Mensch und ZEISS möglich.
Prominente Schirmherrin der Woche des
Sehens ist Gundula Gause, bekannt aus
dem „heute journal“ im ZDF. Bereits seit
13 Jahren begleitet die TV-Journalistin
die Woche des Sehens und steht mit ihrer
Stimme, ihrem Gesicht und Namen für
die gute Sache.
Bundesweite Aufklärungskampagne
Bundesweit laden während der Woche
des Sehens zahlreiche Veranstaltungen
dazu ein, sich zu informieren und
zu engagieren. Das breit gefächerte Angebot
steht in diesem Jahr unter dem
Motto „Alles im Blick?!“. Die Kampagne
macht auf die Bedeutung eines guten
Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer
Blindheit und auch auf die Situation
blinder und sehbehinderter Menschen
in Deutschland und in den ärmsten Ländern
der Welt aufmerksam.
Ob auch in Ihrer Nähe eine passende
Veranstaltung stattfindet, können Sie
unter der folgenden Webseite nachsehen:
www.woche-des-sehens.de
FOTO: WOCHE DES SEHENS /
WUM BRANDHOUSE GMBH
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
– Hoffnung in Sicht?
Die altersabhängige Makuladegeneration, AMD, ist eine Erkrankung der Stelle des schärfsten Sehens
im hinteren Augenbereich (Makula). Sie ist in den westlichen Industrieländern eine der häufigsten
Ursachen für gravierende Sehbehinderung. Allein in Deutschland sind ca. 7,5 Millionen Menschen
betroffen, davon ca. 500.000 Menschen mit einer späten AMD.
Text Anna Derbsch
Eine frühe
Diagnosestellung
kann entscheidend
sein
für den weiteren
Verlauf.
Empfehlenswert
ist eine jährliche
Routineuntersuchung
durch einen
Augenarzt ab dem 40.
Lebensjahr.
Grundlegend ist die AMD eine
Erkrankung, die sich aus den
altersabhängigen Veränderungen
der zentralen Netzhaut entwickelt.
Es kommt bei jedem Menschen
im Laufe des Lebens zu Ablagerungen
von Abfallprodukten unter der zentralen
Netzhaut. Diese gelblichen Ablagerungen,
sogenannte Drusen, sind das Kennzeichen
der frühen und intermediären AMD. In
diesem Stadium ist das Sehen oft noch
wenig beeinträchtigt und daher ist das
Tückische, dass die Krankheit in diesem
Stadium nur durch eine spezielle Untersuchung
rechtzeitig erkannt werden
kann.
Risikofaktoren und Warnzeichen
Zu den Hauptrisikofaktoren für die altersbedingte
Makuladegeneration zählen
nach derzeitigem Kenntnisstand Rauchen,
Belastung der Augen durch Licht, insbesondere
UV-Strahlung, sowie Bluthochdruck.
Eine besondere Rolle spielt die Ver-
anlagung. Mit dem Alter, meist nach
dem 60. Lebensjahr, nimmt die Erkrankung
sprunghaft zu. Aufgrund der demografischen
Entwicklung ist mit einer deutlichen
Zunahme von Betroffenen zu
rechnen.
Symptome bei Makuladegeneration
Oft ist zunächst nur ein Auge betroffen,
Sehausfälle am erkrankten Auge können
noch durch das gesunde Auge ausgeglichen
werden. Frühe Symptome sind ein gesteigertes
Lichtbedürfnis und Blendempfindlichkeit
sowie blassere Farbwahrnehmungen,
eine Abnahme der Sehschärfe
in der Mitte des Gesichtsfeldes
und des Kontrastsehens sowie ein verzerrtes
Sehen gerader Linien (siehe
Selbsttest: www.amd-netz.de/amslergitter).
Eine frühe Diagnosestellung kann
entscheidend sein für den weiteren
Verlauf. Empfehlenswert ist eine
jährliche Routineuntersuchung durch
einen Augenarzt ab dem 40. Lebensjahr.
FOTO: SHUTTERSTOCK
Verlauf der Krankheit und Therapiemöglichkeiten
Die Erkrankung schreitet von einer frühen
zu einer mittleren und dann zu einer
fortgeschrittenen AMD voran. Letztere
wird wiederum in eine trockene und eine
feuchte Form unterteilt, die trockene
kann sich zu einer feuchten Form
entwickeln.
Die feuchte Form, die etwa 10 bis 15 Prozent
aller Fälle ausmacht, lässt sich mit
Medikamenten wirksam behandeln. Bei
dieser Behandlung werden Präparate zur
Hemmung des sogenannten Vascular Endothelial
Growth Factor (VEGF) schmerzfrei
in den Glaskörper des Auges injiziert.
Mit dieser sogenannten intravitrealen Injektion
von VEGF-Hemmern (IVOM-Therapie)
lässt sich der Erkrankungsverlauf
deutlich positiv beeinflussen. Jedoch ist
hier ein hohes Maß an Therapietreue gefragt
und die Spritzen müssen regelmäßig
in kurzen Abständen injiziert werden. Die
Therapie ermöglicht durch die Reduktion
der Flüssigkeit in der Netzhaut, die Sehkraft
bei der Mehrzahl der Patienten längerfristig
zu erhalten.
Am häufigsten tritt jedoch die trockene
Makuladegeneration auf (etwa 85 Prozent
der Fälle). Bis heute gibt es für diese Form
keine zugelassenen erfolgreichen Therapien.
Doch mittlerweile tut sich hier etwas.
Erstmals überhaupt gibt es positive
Phase-3-Studiendaten mit einem sogenannten
komplementhemmenden Protein.
Dieses Medikament soll den Verlust der
zentralen Netzhautzellen verlangsamen
können.
Auch gibt es Positives aus der Medizintechnik
zu verzeichnen. Im Rahmen einer
Studie wurde 2021 ein Netzhaut-Implantat
das erste Mal in Deutschland erfolgreich
eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit
zur Behandlung der trockenen AMD im
Spätstadium kann ein implantierbares
Miniaturteleskop sein. Zwar kann die
Krankheit so nicht geheilt werden, die
Aussicht auf eine deutliche Verbesserung
der Lebensqualität sei aber gegeben, so
der Hersteller. Betroffenen bleibt also die
Hoffnung, dass die Forschung weiter vorankommt
und weiterhin neue Behandlungsmethoden
schafft und so der Volkskrankheit
wirksam entgegentritt.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Samsara Vision, Inc. entstanden.
Neue Hoffnung bei AMD
Text Miriam Rauh
Das neue implantierbare Miniaturteleskop
von Samsara Vision vergrößert
Bilder und projiziert diese auf die noch
gesunden Fotorezeptoren der Makula
im Augenhintergrund. Dafür wird die
winzige Sehprothese mit einem kleinen
Schnitt, ähnlich einer Katarakt-Operation,
eingesetzt. Die Auswirkungen des
gefürchteten „blinden Flecks“ werden
auf diese Weise deutlich verringert. 1,2
Gute Erfolge nach der Behandlung
Dank des Vorgängermodells, das bereits
bei rund 700 Patienten implantiert
wurde, kann man auf umfangreiche,
gute Erfahrungen mit dem Produkt
zurückgreifen, und zwar weltweit.
Für Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) gibt es
neue Hoffnung: Dank eines innovativen Implantats lässt sich bei einer
AMD im Spätstadium das zentrale Sehen wieder deutlich verbessern.
Studien zeigen, dass behandelte
Patient:innen wieder Gesichter sehen
konnten, sie konnten wieder lesen,
ihren Hobbys und anderen Aktivitäten
nachgehen.
Ein kleiner Wermutstropfen: Es kommen
nicht alle für das Verfahren
infrage. Vor der Behandlung muss
geklärt werden, ob die neue Therapie
angewendet werden kann. Ist dies
gegeben, kann der Eingriff deutschlandweit
in Krankenhäusern durchgeführt
werden, sofern es dort erfahrene
Katarakt-Operateure gibt. In der Augenklinik
Sulzbach am Knappschaftsklinikum
Saar beispielsweise kam das
neue Verfahren bereits zum Einsatz.
Sehtraining nach der OP
Wichtig ist, dass Patient:innen ein mehrwöchiges,
qualitatives Sehtraining durchlaufen.
Erfahrene Low-Vision- und
Ergotherapeuten begleiten den Rehabilitationsprozess,
der mehrere aufeinanderfolgende
Termine erforderlich
macht. Erfolge stellen sich in der
Regel schnell ein. Schon nach wenigen
Tagen kommen Patient:innen gut mit
dem Implantat zurecht, können wieder
kleine Dinge selbstständig erledigen
und freuen sich über die neu gewonnene
Lebensqualität.
1 Savastano A, Caporossi T, Sasso P, De Vico U, Rizzo S. A New Intraocular Telescopic Device for Age-Related Macular Degeneration. Ophthalmol Retina. 2022 May 20:S2468-6530(22)00251-2. doi: 10.1016/j.oret.2022.05.017. Epub ahead of print. PMID: 35605958.
2 Borkenstein, A.F., Borkenstein, EM. & Augustin, A.J. Implantable vision-enhancing devices and postoperative rehabilitation in advanced age-related macular degeneration. Eye (2022). https://doi.org/10.1038/s41433-022-02179-z
SEHVERMÖGEN EINES AMD-PATIENTEN
IM SPÄTSTADIUM (SIMULIERT)
Für wen ist die Therapie geeignet?
• Sie haben trockene oder feuchte AMD im
Endstadium.
• Sie sind mindestens 55 Jahre alt.
• Ihre Weitsicht liegt zwischen 20/80 (6/24)
und 20/800 (6/240).
• Sie haben noch keine Katarakt-Operation gehabt.
• Mit einem externen Teleskop verbessern sich
Ihre Ergebnisse bei einem Sehtest.
• Sie erklären sich damit einverstanden, nach der
Teleskopimplantation mit einem Low-Vision-
Spezialisten zu trainieren.
• Sie sind über die Risiken und Vorteile des Teleskopimplantats
informiert.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://singimt.samsaravision.com/de
12
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info
Barrieren in der
digitalen Welt
FOTO: DBSV/LAUTENSCHLÄGER
Text Christiane Möller
MIT EINEM BLINDENSCHRIFT-DISPLAY KÖNNEN SICH BLINDE MENSCHEN INHALTE AUS DEM
INTERNET ANZEIGEN LASSEN – WENN DIE WEBSEITEN BARRIEREFREI PROGRAMMIERT SIND.
Auf der Arbeit zwei Videokonferenzen,
in der U-Bahn
nach Hause ein bisschen
Online-Shopping, abends eine
Übung aus der AntiStress-App von der
Krankenkasse und dann noch die neue
Streaming-Plattform installiert – unser
Alltag wird immer digitaler. Leider jedoch
haben nicht alle gleichermaßen Zugang
zur digitalen Welt. Für Menschen mit
Seheinschränkungen gibt es zwar entsprechende
Hilfsmittel, wie zum Beispiel
eine Bildschirmvergrößerung oder eine
spezielle Software, die den Bildschirminhalt
vorliest, aber wir stoßen auf digitale
Barrieren. Und die sind für uns genauso
real wie Stufen für jemanden, der im
Rollstuhl sitzt.
Digitale Barrieren sind zum Beispiel
fehlende Bildbeschreibungen auf Webseiten
und in den sozialen Medien oder
digitale Anwendungen, auf die man mit
den oben genannten Hilfsmitteln nicht
zugreifen kann. Seit Jahrzehnten gibt
es einen internationalen Standard für
den Zugang zu digitalen Informationen
im Web – die Web Content Accessibility
Guidelines (WCAG). Auf dieser Basis
wurden auch Anforderungen an die
barrierefreie Gestaltung von Apps,
digitalen Dokumenten oder Desktop-
Programmen formuliert.
Es wird höchste Zeit, diese Standards
auch anzuwenden, denn der Bedarf ist
riesig. In Deutschland leben über eine
Million Menschen mit Blindheit oder
einer Sehbehinderung. Fast zehn Millionen
Menschen haben eine Augenerkrankung,
die zu einer Sehbehinderung
führen kann. Aber auch viele Menschen
mit Einschränkungen des Gehörs, der
Motorik oder der Kognition sind auf
Barrierefreiheit in der digitalen Welt
angewiesen. Übrigens profitieren auch
Menschen ohne Beeinträchtigungen von
Barrierefreiheit, weil dadurch beispielsweise
Webseiten klarer strukturiert und
besser lesbar sind.
Barrierefreiheit ist kein Selbstläufer. Der
Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband
sieht deshalb folgenden
Handlungsbedarf:
Bisher sind nur öffentliche Stellen
1. wie Behörden verpflichtet, ihre digitalen
Angebote barrierefrei zu gestalten.
Hier gilt es, Strukturen und Prozessabläufe
für die Herstellung digitaler
Barrierefreiheit zu entwickeln und einzuhalten.
Vor allem aber müssen endlich
auch alle privaten Anbieter von digitalen
Produkten und Dienstleistungen zur
Barrierefreiheit verpflichtet werden.
Ein erster Schritt ist das sogenannte
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab
2025 für bestimmte Bereiche wie E-Books
und digitales Banking eine solche Pflicht
vorsieht. Auf diesem Weg muss es weiter
gehen.
Es bedarf einer Sensibilisierung
2. für den Nutzen digitaler Barrierefreiheit.
Damit digitale Barrierefreiheit
umgesetzt wird, muss sie Thema in
den Ausbildungs- und Studienplänen,
Prüfungsordnungen, Weiterbildungsprogrammen
und Schulungsmodulen aller
Berufssparten werden.
Bei öffentlichen Ausschreibungen
3. wie auch bei Wirtschafts- und
Forschungsförderungen im Digitalbereich
muss Barrierefreiheit konsequent
zur Bedingung gemacht und dann auch
wirklich durchgesetzt werden. Wir
fordern zudem gezielte Förderprogramme
für barrierefreie Innovationen
im Digitalbereich.
Christiane Möller
Christiane Möller ist Justiziarin beim
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband
(DBSV).
Mehr Informationen und zwei kurze
Erklärfilme unter:
www.dbsv.org/digitalisierung
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der feelSpace GmbH entstanden.
Orientierung für Blinde
– unterwegs mit dem
naviGürtel
Text Dr. Julia Wache
Tel.: +49 541 939356 90
E-Mail: info@feelspace.de
Mehr Informationen unter:
www.feelspace.de
Orientierungsprobleme bei Blindheit
müssen nicht sein
Unterwegs immer die Orientierung behalten
– das ist für blinde und sehbehinderte
Menschen oft eine Herausforderung.
Anne K. (63) ist vor zwölf Jahren unerwartet erblindet.
Im Alltag kommt sie mittlerweile gut
zurecht, die Orientierung draußen machte ihr
aber lange Zeit zu schaffen. Dank des Mobilitätstrainings
kann sie mit dem Langstock Hindernisse
umgehen. Trotzdem fiel es ihr stets schwer,
eine Richtung ohne Leitlinie zu halten:
„Ich habe mich immer unbewusst gedreht.
Dadurch konnte ich z. B. keine breite Straße
überqueren. Einmal bin ich schräg direkt in den
Verkehr auf die Kreuzung gelaufen. Seitdem
traute ich mir viele Wege alleine nicht mehr
zu, schon gar nicht zu unbekannten Zielen.“
FOTO: FEELSPACE
Ihre Tochter machte sich deswegen große
Sorgen: „Meine Mutter war immer ein sozialer
Mensch, sie war ständig unterwegs und unternahm
viel. Jetzt ist sie so unsicher, dass sie oft
auf Hilfe angewiesen ist, um das Haus zu verlassen.
Sie geht viel seltener raus, das tut ihr
nicht gut.“
Sicher und selbstbestimmt unterwegs
Vor einem Jahr hat Anne K. dann bei einer
Hilfsmittelausstellung den feelSpace navi-
Gürtel kennengelernt. Nach einer Testphase,
die die Firma feelSpace kostenlos anbietet,
war sie davon überzeugt. „Es war tatsächlich
noch mal etwas ganz anderes, den Gürtel
selbst zu tragen und ihn zu Hause auszuprobieren!“,
sagt sie. Dieser Gürtel zeigt per
Vibration rund um den Bauch herum Richtungen
auf eine leicht verständliche Weise an.
Stefanie H., eine Mobilitätstrainerin
für blinde Menschen, erklärt: „Der
naviGürtel hat auch eine Straßenüberquerfunktion.
Wenn sich Anne K. an
der Bordsteinkante ausrichtet, vibriert
der Gürtel per Knopfdruck am Bauchnabel.
Wenn sie schief läuft, spürt sie das
und kann sich wieder richtig ausrichten.
Damit kann sie entspannt und vor
allem sicher Straßen und große Plätze
zielgerade überqueren!“ Anne K. hat
den naviGürtel über ihre Krankenkasse
bekommen. Mit der feelSpace-App kann
sie auch Ziele per Sprache eingeben und
Favoriten speichern, der Gürtel kann
die Richtung dorthin und auch konkrete
Wege anzeigen. „Jetzt habe ich keine
Angst mehr vor unbekannten Orten und
kann endlich neue Wege alleine gehen!“,
freut sich Anne K. Auch ihre Tochter ist
begeistert: „Endlich traut sie sich wieder
etwas zu, sie ist richtig aufgeblüht!“
Der naviGürtel ist ein anerkanntes
Hilfsmittel, das von der Krankenkasse
übernommen wird. Er kann unkompliziert
und kostenlos zu Hause im Alltag
getestet werden. Wenn Sie Interesse
haben, melden Sie sich einfach bei
feelSpace. Die Firma berät Sie gerne und
unterstützt Sie beim Ausprobieren und
der Beantragung über Ihre Krankenkasse.
Auch das mobile Vorlesegerät OrCam
und die Hinderniserkennungs-Schuhe
InnoMake hat sie im Angebot.
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 13
Die schönste Sache, die man
nicht sehen kann
Blindenfußball erfreut sich einer stetig steigenden Beliebtheit, die deutsche
Meisterschaft ist längst eine ernst zu nehmende Sache geworden. Anlässlich der Woche
des Sehens haben wir die deutschen Blinden-Nationalspieler Alexander Fangmann
(Kapitän) und Sebastian Themel (Torwart, sehend) zum Interview gebeten.
FOTO: ROLF HUSMANN
DIE DEUTSCHE BLINDENFUSSBALL-NATIONALMANNSCHAFT 2022
Text Philipp Jauernik
Alexander, wie kam es bei dir
zum Sehverlust?
Alexander Fangmann (AF): Ich wurde
nicht blind geboren. Ich hatte seit dem
6. Lebensjahr verschiedene Augenkrankheiten,
die operativ behandelt wurden,
und nach der 10. Operation kam es zu
einer Netzhautablösung, die sich dann
auch als nicht mehr reparabel erwies. Da
war ich acht Jahre alt.
Was bedeutet das für ein Kind?
AF: Sportlich betrachtet hatte ich mich
schon davor immer weiter zurückziehen
müssen, einfach aufgrund der Augenkrankheiten.
Aber der Sport stand gar
nicht im Vordergrund, sondern es galt,
ein ganzes Leben umzubauen. Ich bin
fast froh, dass es mir so früh passiert ist,
weil man in diesem Lebensalter sowieso
jeden Tag etwas Neues lernt. Nach einem
Jahr in der Blindenschule war ich zurück
in meiner Grundschule, am Wochenende
war ich nach wie vor mit meinen Freunden
von vorher unterwegs. Die waren vor
allem happy, dass ich immer noch mit
dabei war, auch wenn man mich etwas
an die Hand nehmen musste.
An die Hand nehmen als Stichwort: Wie
lief das mit der Unterstützung im Alltag?
Ich hatte ab der fünften Klasse einen
Laptop in der Schule. Das war damals besonders,
aber heute wird ja alles smarter,
und das hilft meistens gerade auch
blinden Menschen, zum Beispiel Trainingsapps
und Sprachassistenten. Früher
musste man riesige Kämpfe austragen,
heute ist Sprachausgabe im Handy Standard
für alle, auch Barrierefreiheit ist kein
Thema mehr.
Sebastian, du selbst hast keine Einschränkungen
in der Sicht, spielst
aber Blindenfußball. Wie kann man
sich das vorstellen?
Sebastian Themel (ST): Das Spielfeld ist
durch Banden begrenzt und dreigeteilt,
wobei es in jeder Zone einen Guide gibt,
der Anweisungen gibt. In der Verteidigungszone
ist das der Torhüter, das ist
meine Rolle dort. Der Ball hat Rasseln,
damit die Spieler ihn hören können.
Sehr spannende Sache – ein Freund hat
mich damals mitgenommen, die von
ihm trainierte Mannschaft einmal zu
unterstützen. Ich war davor schon als
Tormann aktiv und habe dem einmal
eine Chance gegeben. Seit 2015 bin ich
jetzt in der Liga dabei.
Was ist für dich das Faszinierende an
diesem Sport?
ist wirklich Geschwindigkeit und immer
mehr Professionalität dabei. Technisch
und taktisch entwickelt sich der Sport in
Deutschland gerade unglaublich stark.
Was war für dich persönlich bis jetzt
der größte Erfolg?
ST: Letztlich die deutsche Meisterschaft
mit Marburg 2019, dicht gefolgt vom
Vizemeistertitel 2015 mit Chemnitz, weil
das eine noch viel größere Überraschung
war und wir die Meisterschaft nur knapp
verpasst haben.
Alexander, wie ist das bei dir?
AF: Ich bin ja schon länger dabei, hatte viel
Glück mit meinen Teamkollegen und war
sieben Mal deutscher Meister, wobei 2018
nach einer gewissen Pause ein schöner
Erfolg war, der bestätigt hat, dass Veränderungen
manchmal guttun. Für den
Standort Stuttgart war es auch wichtig.
SEBASTIAN THEMEL
FOTOS: HORST HAMANN
ALEXANDER FANGMANN
Du engagierst dich ja auch nebenher
für den Sport. Was motiviert dich, was
bräuchte es für den Sport?
AF: Durch die Sportlerkarriere bin ich
in diverse Verbandsfunktionen reingerutscht,
als Spielervertreter oder bei der
Sepp-Herberger-Stiftung. Überall dort
versuche ich natürlich, den Blindensport
voranzubringen. Rein strukturell dauern
Dinge einfach ihre Zeit. Das Thema
Förderungen würde für sich allein Bände
füllen, Geld braucht’s ja logischerweise
immer und überall. Es ist nicht einfach,
die Leute zu finden – etwa eben auch
sehende Torhüter, die man schon besonders
motivieren muss. Wir brauchen
immer gute Leute und sind für die auch
immer offen. Meldet euch gerne!
AF: Ich hatte bis zum Abitur einen Zivildienstleistenden
an der Seite, der im
Alltag assistiert hat, etwa beim Schulweg.
ST: Mich begeistert, wie frei sich die
Spieler im Raum bewegen und wie
körperlich intensiv es zur Sache geht, da
Mehr Informationen finden Sie unter:
www.blinden-fußball.de
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OrCam MyEye 2
Für Menschen mit
Sehbehinderung und Blindheit
OrCam unterstützt im Alltag
OrCam MyEye 2 ist eine Minikamera, die mit
einem Magneten am Brillengestell befestigt wird.
Hauptfunktionen sind:
Lesen von Text
Erkennen von Gesichtern
Erkennen von Produkten
Erkennen von Geldscheinen
Vollständige Kostenübernahme
durch Krankenkassen möglich
orcam.com/de
0800 - 0009 210
14
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info
Augenprobleme?!
Optometristen wissen Rat
Optometristinnen und Optometristen sind Personen, die umfassende
Gesundheitsdienstleistungen rund um das Auge und das visuelle System
erbringen. Sie führen über die Refraktionsbestimmung hinaus Messungen
von Sehfunktionen und Untersuchungen zur Augengesundheit durch
und sind zur Interpretation des entsprechenden Befundes berechtigt und
befähigt. Bei Bedarf verweisen sie zielgerichtet an einen Arzt, damit dieser
eine Diagnose stellen und eine rechtzeitige Therapie einleiten kann.
1 2
Die richtige Kontaktlinsenpflege von
weichen Kontaktlinsen mit Kombi-Lösung
Händewaschen
Bitte reinigen Sie vor jeder Berührung Ihrer
Kontaktlinsen die Hände mit Wasser und Seife
und trocknen Sie diese mit einem sauberen
und fusselfreien Papiertuch ab.
Text Stephanie Mühlberg
Stephanie Mühlberg
M.Sc. Augenoptik/
Optometrie
Mehr Informationen
finden Sie unter:
www.vdco.de
Veranstaltungstipp
Der in weiten Teilen der Welt
verbreitete Beruf des Optometristen
hat sich im Laufe von
Jahrzehnten aus dem Beruf
des Augenoptikers entwickelt. 1909
wurde in Deutschland der erste Studiengang
Augenoptik an der neu gegründeten
Fachschule für Optiker in Mainz durchgeführt
und 1912 nach Berlin verlagert. Seit
dieser Zeit ist die Augenoptik/Optometrie in
Berlin an der heutigen Berliner Hochschule
für Technik (BHT) angesiedelt; sowohl
Bachelor of Science als auch Master
of Science Studiengänge Augenoptik/
Optometrie werden hier angeboten.
Heute kann an sechs Hochschulen
in Deutschland Augenoptik/Optometrie
studiert werden. Die Vereinigung Deutscher
Kontaktlinsen- Spezialisten und
Optometristen (VDCO) e. V. vertritt die
Interessen von verantwortungsvollen
Vision-Care-Dienstleistern gegenüber
der Bevölkerung, den Institutionen
und der Industrie. Die VDCO gewährleistet
beste Fortbildung für ihre Mitglieder,
gibt Patienteninformationen zu
speziellen Eye-Care-Themen heraus,
ist in diversen Ausschüssen für berufspolitische
Entscheidungen vertreten,
erarbeitet Qualitätsstandards, und Letzteres
auch international durch die Mitgliedschaft
im European Council of Optometry
and Optics (ECOO).
Um auch die Wissenschaft auf dem Gebiet
der Augenheilkunde zu unterstützen ist
das neue Peer Review Journal Optometry
& Contact Lenses (OCL) seit Einführung
im Juni 2021 Verbandsorgan der VDCO.
Als Gründungsvereinigung einer reinen
Vereinigung von Kontaktlinsenspezialisten
legt die VDCO noch immer einen
ausgeprägten Fokus auf die korrekte Handhabe
und den Umgang mit Kontaktlinsen-
und Pflegemitteln. Wie wichtig dies
ist, zeigt die Tatsache, dass auch heute
die fehlerhafte Compliance der häufigste
Grund ist, welcher zum Trageabbruch von
Kontaktlinsen führt. Moderne Kontaktlinsenpflege
ist ausgesprochen einfach:
Kontaktlinsenpflegemittel müssen
individuell auf Auge, Menge und Qualität
des Tränenfilms und das Kontaktlinsenmaterial
abgestimmt sein. Wichtig ist, dass
die empfohlenen Pflegeschritte stets
eingehalten werden. Durch falsche
Kontaktlinsenhandhabung können Kontaktlinsen
beschädigt werden. Um eine
optimale Verträglichkeit der Kontaktlinsen
und somit Sicherheit für die Gesunderhaltung
des Auges sicherzustellen, ist
eine korrekte Pflege und Hygiene unverzichtbar.
Ein Wechsel des Pflegemittels
sollte mit dem Kontaktlinsenspezialisten
abgesprochen sein. Die Verwendung eines
nicht auf den Tränenfilm oder das Kontaktlinsenmaterial
abgestimmten Hygieneprodukts
kann zu Unverträglichkeiten
oder zur Beschädigung der Kontaktlinse
führen sowie den Tragekomfort negativ
beeinflussen.
Das nebenstehende Fact-Sheet zeigt die
notwendigen Pflegeschritte von weichen
Kontaktlinsen bei Verwendung einer
Kombi-Lösung.
Reinigung von weichen Kontaktlinsen mit der Kombi-Lösung
Die Kontaktlinse ohne großen Druck
in der Handfläche reiben (mind. zehn
Sekunden), am besten von der Mitte
über den Rand der Kontaktlinse
reiben.
Die Kontaktlinse in den gereinigten
Kontaktlinsenbehälter legen und
so weit mit Kombi-Lösung auffüllen,
bis die Kontaktlinse vollständig
bedeckt ist.
Reinigung des Kontaktlinsenbehälters
Nach dem Aufsetzen der Kontaktlinsen muss der Kontaktlinsenbehälter gereinigt werden.
1
2
Die genutzte Kombi-
Lösung ausgießen.
Frische Kombi-Lösung
in den Behälter
einfüllen.
1
3
3
Den Behälter und den Deckel mit
einem sauberen und fusselfreien
Papiertuch abtrocknen.
5
!
Auf die Innenseite der Kontaktlinse einige
Tropfen Kombi-Lösung auftragen.
2
Die Kontaktlinse mit Kombi-Lösung
gründlich abspülen.
4
Den Behälter innen gründlich mit dem
Finger ausreiben.
Auch den Rand und den Deckel abreiben
und alles nochmals mit der Kombi-Lösung
abspülen.
4
Den Behälter offen auf den Kopf gedreht
auf einem trockenen und sauberen Papiertuch
lagern.
Den Behälter spätestens alle 3 Monate ersetzen.
Bitte gehen Sie alle 6 Monate zur Nachkontrolle Ihrer
Kontaktlinsen und Augen!
Mehr Infos: www.vdco.de
opti 2023: Mitte Januar mit dem ganzen augenoptischen Spektrum
Die opti 2023 findet zum angestammten Mitte-Januar-Termin vom 13. bis 15. Januar statt. Im vergangenen Mai hatte die
augenoptische Branche mit einer außertourlichen opti-Sommeredition in München ihr Wiedersehen gefeiert.
„Wir wollen unsere Aussteller dabei unterstützen, alle Märkte zum
Vertriebsstart 2023 in Einklang zu bringen,“ so Klaus Plaschka,
Geschäftsführer der veranstaltenden GHM Gesellschaft für Handwerksmessen.
Messeleiterin Bettina Reiter ergänzt: „Wir schaffen für
die Branche offensiv die bestmöglichen Rahmenbedingungen. Der
branchenbekannte und etablierte Termin im Januar bildet dann seit
15 Jahren die perfekte Startrampe für den augenoptischen DACH-
Markt in das neue Jahr.“
Den Austausch im Fokus
Augenoptiker, Optometristen, Einkäufer und Kontaktlinsenspezialisten
finden von 13. bis 15. Januar 2023 drei Tage lang gewohnt
gebündelt alles, was sie für gute Geschäfte benötigen. Dabei ist die
Show traditionell mehr als eine reine Produktschau: Neben technologischen
und design-funktionalen Neuheiten ist die opti vor allem
Plattform zum Netzwerken, die Möglichkeit, alte Kontakte zu pflegen
und neue zu knüpfen, sich auszutauschen und zu informieren.
Trend-Themen Nachhaltigkeit und Myopie-Management
Wie schon auf der Sonderedition im Mai, liegt der Fokus in allen vier
Hallen der opti 2023 auf den Themen Nachhaltigkeit und Myopie-
Management. Aussteller, die die Trends im Fokus ihres Angebots
haben, sind auch im Januar wieder besonders gekennzeichnet.
Individuelle Informationsveranstaltungen und Round-Table-
Gespräche ergänzen den Austausch zu Nachhaltigkeit und Myopie
Management. Die Webinar-Reihe opti FORUM XT wird die Zeit bis
zur Live-Veranstaltung und zum persönlichen Wissensaustausch
verkürzen. Save the date: 20. Oktober, 17. November und
8. Dezember 2022.
Die Vorfreude auf die opti 2023 zum etablierten Termin und mit
ihrem bekannt-beliebten opti-Feeling ist also groß. Tickets für die
Messe gibt es ab Oktober wieder nur online über die Website der
Messe. Unter www.opti.de finden sich auch alle Infos zu Ausstellern,
Produkten und Marken sowie rund um das aktuell gültige
Sicherheitskonzept.
FOTO: GHM
Mehr Informationen finden Sie unter:
www.opti.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 15
Gute Sicht
für Gute Fahrt
FOTO: ZVA/PETER BOETTCHER
Zwei Drittel der Deutschen benötigen eine Brille oder Kontaktlinsen, Tendenz steigend – und mehr als
34 Millionen Autofahrer sind Brillenträger. Nach dem Führerscheinsehtest wird die eigene Sehstärke aber vor
allem bei denjenigen, die bisher keine Brille brauchten, meist jahrelang nicht mehr überprüft. Dabei ist gute Sicht für
eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr wichtig.
Text Sarah Köster, Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA)
Eine Fehlsichtigkeit ist keine Krankheit
– und Veränderungen beim Sehvermögen
machen sich in der Regel nicht
unmittelbar bemerkbar. Doch bei vielen
Menschen verschlechtert sich die Sicht zwischen
dem 18. und 30. Lebensjahr, manchmal sogar erheblich.
Danach treten altersbedingte Sehprobleme
auf. Mobile Sehtestaktionen ergeben immer wieder,
dass etwa jeder zweite Verkehrsteilnehmer mit seiner
Sehhilfe nicht mehr ausreichend sieht oder erstmals
eine Brille benötigt, ohne dies selbst zu merken. Ein
regelmäßiger Seh-Check beim Augenoptiker oder
Optometristen ist deshalb unbedingt empfehlenswert
und ein Termin in der Regel schnell und einfach
vereinbart.
Sicherheit und Sehkomfort im Straßenverkehr
Eine verminderte Tagessehschärfe kann zu Fehleinschätzungen
beim Abbiegen und Überholen führen,
Abstände werden falsch eingeordnet, das Unfallrisiko
steigt. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt
bei schlechtem Sehen ab – in manchen Situationen
können aber schon Sekunden etwa für die Länge des
Bremsweges entscheidend sein. Hinzu kommen im
Alter eine erhöhte Blendempfindlichkeit, etwa durch
die Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge,
sowie eine abnehmende Sehschärfe bei Dämmerung
und Dunkelheit. Augenoptiker und Optometristen
können neben der Überprüfung der Tagessehschärfe
weitere wichtige Funktionen des Auges testen, wie
zum Beispiel das Farbsehen, das Dämmerungs- und
Kontrastsehen oder das Gesichtsfeld. Sollten sich
die Werte der bisherigen Brille oder Kontaktlinsen
verändert haben oder erstmals eine Sehhilfe nötig
sein, gibt es beim Augenoptiker für Verkehrsteilnehmer
– ob auf zwei Rädern oder vier – individuelle Lösungen:
Für Autofahrer können spezielle, komplett alltagstaugliche
Brillengläser mit Superentspiegelung,
minimaler Tönung und/oder einem Blaulichtfilter
sinnvoll sein, um Kontraste zu verstärken und
Blendung zu vermeiden. Eine gut angepasste und
geeignete Sonnenbrille sollte außerdem immer griffbereit
sein. Für Zweiradfahrer kommen Sportbrillen
mit entsprechender Tönung mit oder ohne Korrektionswirkung
infrage, die Brille muss außerdem zum
Helm passen.
Die Teilnahme an Sehtests
von Kraftfahrern ohne Brille
FOTOS: ZVA/PETER BOETTCHER
DIE BETEILIGUNG AN SEHTESTS VON KRAFTFAHRERN OHNE BRILLE IST JE NACH ALTERSGRUPPE SCHWANKEND. SOMIT HABEN ZWISCHEN 2016 UND 2019 BEI DEN 45- BIS 49-JÄHRIGEN LEDIGLICH 33 PROZENT EINEN SEHTEST ABSOLVIERT.
Wunschlos glücklich?
Gesundheit und Glück wünschen wir uns alle. Aber die materiellen Wünsche werden
im Alter weniger. Wenn es Ihnen auch so geht, bitten Sie Ihre Gäste anlässlich Ihres
Geburtstags oder eines anderen Jubiläums um Spenden für PRO RETINA.
Wir beraten Sie und helfen Ihnen bei der Organisation. Alle Spenden kommen zu
100 Prozent der Arbeit für Menschen mit Netzhauterkrankungen zugute.
Kontakt: spenden@pro-retina.de
oder (0228) 227 217-0.