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Diabetes

Diabetes ist nicht zu unterschätzen. Rund 500‘000 Schweizer:innen sind davon betroffen. Daher ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen und für eine bessere Lebensqualität zu sorgen. Mit dieser Kampagne wollen wir deshalb Betroffenen sowie deren Umfeld und gefährdeten Personen die Wichtigkeit der richtigen Behandlung und Vorsorge näherbringen.

Diabetes ist nicht zu unterschätzen. Rund 500‘000 Schweizer:innen sind davon betroffen. Daher ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen und für eine bessere Lebensqualität zu sorgen.

Mit dieser Kampagne wollen wir deshalb Betroffenen sowie deren Umfeld und gefährdeten Personen die Wichtigkeit der richtigen Behandlung und Vorsorge näherbringen.

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EIN THEMENSPECIAL VON MEDIAPLANET

Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.ch

DIABETES

FOTO: MARTIN ÖZDEMIR

Unterschätzte Erkrankung näher

beleuchtet – von Prävention über

Risikofaktoren bis Behandlung

Diabetischer Fuss

So schützen Sie ihre Füsse

Seite 4

Süssstoff Stevia

Zuckeralternative unter der Lupe

Seite 5

Diabetes Typ 2

So kontrollieren Sie Ihren Blutzucker

Seite 6–7


2 | Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.ch

IN DIESER AUSGABE

VORWORT

05

Stevia als Zuckeralternative

Wie man gesund süssen kann.

FOTO: SHUTTERSTOCK

Entdeckung und

Geschichte des Insulins

FOTO: UNSPLASH

06

Im Mai 1921 erfolgte an der Universität Toronto eine Serie

von bahnbrechenden Experimenten mit Extrakten von

Bauchspeicheldrüsen. Die Initiative für diese Arbeiten ging von

Frederick G. Banting aus, der unter der Leitung von John J. R.

Macleod im Institut für Physiologie arbeitete.

Diabetes Typ 2

Diagnose, Behandlung und worauf

man achten muss.

Verantwortlich für den Inhalt

dieser Ausgabe:

: Z VG

FOTO

Martin Özdemir

Project Manager

Project Manager: Martin Özdemir

Head of Switzerland: Kerstin Köckenbauer

Lektorat: Joseph Lammertz, MA Layout: Juraj Príkopa

Managing Director: Bob Roemké

Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße

4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien

Impressum: mediaplanet.com/at/impressum/

Distribution: Die Weltwoche AG Druck: Print Media

Corporation, PMC, Oetwil am See, Mitglied der

Schellenberg Gruppe AG

Kontakt bei Mediaplanet: Tel: +43 676 847 785 115

E-Mail: kerstin.koeckenbauer@mediaplanet.com

ET: 16.11.2022

Bleiben Sie in Kontakt:

@DerGesundheitsratgeber

@austriamediaplanet

@Mediaplanet Austria

Prof. em. Dr. med.

Peter Diem

Präsident

diabetesschweiz

FOTO: DIEM / INSEL GRUPPE

In seinem Versuchsprogramm unterstützte

ihn der Student Charles H. Best. An

Hunden mit experimentellem Diabetes

demonstrierten sie als Erste den blutzuckersenkenden

Effekt der nach ihren Ideen

gewonnenen Extrakte. Trotz einiger Rückschläge

gelang dank der Zusammenarbeit mit

James B. Collip, einem Biochemiker der Universität

Alberta, der in Toronto ein Sabbatical

absolvierte, Anfang 1922 ein entscheidender

Durchbruch, indem solche Extrakte – die in

der Folge Insulin genannt werden sollten –

erfolgreich am Menschen eingesetzt werden

konnten.

Zum besseren Verständnis der Physiologie

der Bauchspeicheldrüse hatten seit

den 1890er-Jahren weltweit Dutzende von

Forschern mit Gewebeextrakten dieser

Drüse gearbeitet. Bei der Behandlung des

Diabetes mellitus blieb aber allen der durchschlagende

Erfolg verwehrt. Die Tatsache,

dass Banting und Macleod bereits 1923 den

Nobelpreis für Physiologie oder Medizin

erhielten, illustriert die epochale Bedeutung

dieser Entdeckungen.

Die nächsten Bemühungen galten einer

verbesserten industriellen Produktion und

einem höheren Reinheitsgrad der Insulinpräparate.

Ab 1936 stand neben rasch

wirkendem Normalinsulin ein erstes Depotpräparat

zur Verfügung. In den 1940er- und

1950er-Jahren wurden dann weitere Depotpräparate

entwickelt, deren Verzögerungsprinzip

auf der Bindung an ein Fischeiweiss

beziehungsweise auf der Bildung von

Insulin-Zink-Komplexen basierte. In den

1970er-Jahren entwickelten die Insulinhersteller

dann zusätzliche chromatographische

Reinigungsmethoden, was zu einer massiven

Abnahme der durch Insulinpräparate nicht

selten verursachten Allergien führte.

Ciba-Geigy in Basel synthetisierte 1975

das erste vollsynthetisch hergestellte

humane Insulin, wobei aufgrund der komplexen

Produktionsweise nur sehr geringe

Mengen hergestellt wurden. Ab 1982 wurde

dann gentechnisch produziertes Humaninsulin

von verschiedenen Firmen in rasch

wachsendem Mass hergestellt. Die neuen

biotechnologischen Methoden boten nun

die Möglichkeit, Insuline herzustellen, die

in der Natur nicht vorkommen (sogenannte

Insulinanaloga). Ziel dieser Entwicklungen

war es, das pharmakologische Profil

der Präparate gezielt zu verändern und so

besonders rasch wirkende Insuline sowie

optimierte Depotpräparate zu produzieren.

Was die Insulinverabreichung betrifft, so

wurden seit den 1950er-Jahren enorme Fortschritte

erzielt. Glasspritzen, die zusammen

mit den verwendeten Nadeln zur Sterilisation

ausgekocht werden mussten, wurden

abgelöst durch Einwegnadeln und später

wegwerfbare Plastikspritzen sowie Insulinpumpen

(ab 1981), Insulinpens (ab 1985) und

die neuesten Entwicklungen in Richtung

einer künstlichen Bauchspeicheldrüse.

Dies sind nur die wichtigsten Meilensteine,

die die Insulintherapie revolutioniert und

neben der Blutzuckerselbstmessung sowie

Labormethoden zur Beurteilung der durchschnittlichen

Blutzuckerlage die moderne,

intensivierte Insulintherapie überhaupt erst

möglich gemacht haben.

Die Geschichte des Insulins veranschaulicht

eindrücklich, wie Fortschritte in

Wissenschaft und Technik zu neuen und

immer besseren Behandlungsmöglichkeiten

führen können. Für Millionen von Personen

mit Diabetes mellitus Typ 1 sicherte Insulin

das Überleben, gleichzeitig bedeutete es

neue Lebensqualität für die Betroffenen.


MEDIAPLANET | 3

INSIGHT

Adipositas und

Diabetes

Endokrinologe Prof. Dr. Gottfried Rudofsky und

Ernährungsberaterin Sibylle Reimann erklären im Interview die

Zusammenhänge von Ernährung, Adipositas und Diabetes.

Sibylle Reimann

Ernährungsberaterin

SVDE

Prof. Dr. med. Gottfried

Rudofsky

Facharzt für Allgemeine

Innere Medizin,

Endokrinologie

& Diabetologie

FOTO: SIBYLLE REIMANN GMBH

FOTO: PRAXIS RUDOFSKY

Frau Reimann, Herr Prof. Rudofsky,

Sie praktizieren in denselben

Räumlichkeiten, einerseits zu Ernährungsberatung,

andererseits

zu Diabetes und Adipositas. Die

Patienten sind aber oft ebenso

dieselben, richtig?

Rudofsky: Ja, denn aus Adipositas

wird oft Diabetes. Dabei

muss man wissen, dass man einen

Diabetes durch die richtige Ernährung

nicht nur effektiv behandeln

kann, sondern durch eine

adäquate Gewichtsabnahme auch

«heilen» kann. Die Stoffwechsellage

kann sich über Jahre in einen

gesunden Bereich verbessern

lassen, sodass wir fachlich von

Remission sprechen.

Reimann: Richtig, die Remission

von einem Typ-2-Diabetes

kann gefördert werden, wenn

eine möglichst ausgewogene und

überwiegend pflanzliche Ernährung

durchgeführt wird, bei der

die reduzierte Kalorienzufuhr und

Energiedichte der Lebensmittel

beachtet werden.

Wie würden Sie Laien den Zusammenhang

zwischen Adipositas

und Diabetes erklären?

Rudofsky: Durch das steigende

Gewicht kommt es zu einer

Verschiebung des hormonellen

Gleichgewichts, die zu einer

verminderten Wirksamkeit des

Insulins führt. Im Verhältnis zu

den Erfordernissen ist dann zu

wenig Insulin vorhanden, ein relativer

Mangel also. Da Insulin der

Regulator unseres Zuckerspiegels

ist, kann dieser dann nicht mehr

unten gehalten werden, er steigt

an und folglich entsteht Diabetes.

Was ist der Unterschied zwischen

einer Diät und gesunder

Ernährung?

Reimann: Eine Diät ist zeitlich

begrenzt und/oder beinhaltet eine

Restriktion, wie zum Beispiel bei

einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit;

Anm. der Redaktion).

Entsprechend ist bei einer Diät

oftmals auch Verzicht ein grosses

Thema. Eine Diät zur langfristigen

Gewichtsabnahme macht keinen

Sinn, da die Gewichtsstabilisierung

nach Abschluss der Diätphase

wieder zunichtegemacht wird.

Bei einer gesunden Ernährung

sollte weder Verzicht noch Kalorienzählen

im Vordergrund stehen.

Vielmehr sollen Abwechslung

und Ausgewogenheit zusammen

mit Genuss Thema sein.

Welche Methoden gibt es,

abgesehen von der Gewichtsreduktion

über die Ernährung,

Adipositas zu behandeln?

Rudofsky: Ernährung und Bewegung

sind die Grundlagen. Diese

können unterstützt werden durch

operative Eingriffe oder durch

medikamentöse Ansätze. Hier

sind wir heute weiter als vor zehn

Jahren. Beide Schritte sind langfristig.

Dies ist beim Medikament

für viele noch ungewohnt, da man

annimmt, nach einer Phase könne

man wieder darauf verzichten. In

diesem Punkt wäre ich aber sehr

vorsichtig.

Woran erkennt man eigentlich,

dass man Diabetes hat?

Rudofsky: Der Beginn eines

Diabetes liegt oft Jahre vor dem

Erkennen. Typische Beschwerden

können vermehrter Durst respektive

vermehrtes Wasserlassen,

Müdigkeit, Sehstörungen und

Infektanfälligkeit sein.

Welche Rolle spielt die Ernährung

für den Krankheitsverlauf,

wenn jemand bereits Diabetes

Typ 2 hat?

Reimann: Mit der richtigen

Ernährung ist man so effektiv wie

mit einem Medikament. Erste

Schritte sind der Austausch von

Weiss- hin zu Vollkornmehlprodukten,

die Reduktion von

Süssgetränken und ein Wechsel

von kohlenhydratbasierter zu

eiweissbasierter Kost.

Worauf kommt es also bei der

Ernährung an, wenn man Adipositas

und Diabetes vermeiden

will?

Rudofsky: Problematisch ist, dass

wir als Gesellschaft immer mehr

bemüht sind, Energie zu sparen,

und damit meine ich nicht den

Strom, sondern, anstatt zu Fuss

zu gehen, das E-Bike zu nutzen.

Wichtig ist, dass wir Körperenergie

verschwenden!

Reimann: Im Prinzip ist alles

erlaubt, aber die Menge und

Zusammensetzung macht’s. Das

regelmässige Wiegen macht einem

den Kurs bewusst, da Kalorien

schwer zu zählen sind.


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INSIGHT

Der diabetische Fuss und die

Gefahr von Amputationen –

So schützen Sie Ihre Füsse

Das diabetische Fusssyndrom (DFS), auch Diabetesfuss genannt, ist eine

gefürchtete Komplikation bei Diabetes, die Schätzungen zufolge bis zu

zehn von 100 Diabetikerinnen und Diabetikern betreffen kann. Was sollten

Gefährdete über Ursachen wissen? Wie sieht eine Behandlung aus? Und vor

allem: Was kann vorbeugend getan werden?

Privat Dozent

(Priv.-Doz.) Dr. med

Christoph Kalka

Facharzt für Innere

Medizin und Facharzt

für Angiologie

(FMH)

Zentrum für

Gefässmedizin

Mittelland

FOTO: ZENTRUM FÜR GEFÄSSMEDIZIN MITTELLAND AG

Was ist der diabetische Fuss und

wo liegen die Ursachen?

Der diabetische Fuss ist eine

schwere Langzeitkomplikation

bei Patienten mit Diabetes. Zum

diabetischen Fusssyndrom zählen

alle Verletzungen der Haut unterhalb

des Knies, etwa Entzündungen

der Haut oder nicht heilende

Wunden.

Eine zentrale Rolle spielen dabei

Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen

in den Füssen

und Unterschenkeln, die durch

dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte

hervorgerufen werden. Das sich

hieraus entwickelnde reduzierte

Schmerzempfinden und die

Druckempfindlichkeit können

fatale Folgen haben, da kleine

Wunden oder andere Verletzungen

am Fuss unbemerkt bleiben,

sodass es schnell zu einem offenen

Geschwür (Ulkus) kommt und

das Gewebe sich entzündet oder

abstirbt (Nekrose).

Wie erkennt man die Anzeichen?

Die Erkrankung der Nerven, die

sogenannte Polyneuropathie,

macht sich mit Missempfindungen

wie Taubheit und Kribbeln in den

Füssen, Wahrnehmungsstörungen

in Bezug auf die Temperatur,

erhöhter Berührungsempfindlichkeit

und brennenden Schmerzen

bemerkbar. Jede nicht heilende

Wunde muss ärztlich untersucht

werden.

Welche präventiven Massnahmen

gibt es?

Im Vordergrund stehen Vorsorgemassnahmen

und Vorsorgeuntersuchungen

sowie ein gut

eingestellter Diabetes. Menschen

mit Diabetes mellitus sollten ihre

Füsse täglich selbst und regelmässig

durch den Hausarzt, Diabetologen

oder Podologen kontrollieren

lassen.

Besonders wichtig ist es, auf gut

sitzendes und bequemes Schuhwerk

zu achten.

Auch sollten Risikofaktoren für

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie

hoher Blutdruck und hohes Cholesterin

medikamentös behandelt

werden, Nikotinkonsum sollte

beendet werden.

Und zu guter Letzt ist eine gute

Stoffwechseleinstellung für die

Wundheilung sehr wichtig. Die

Blutzuckerwerte sollten regelmässig

kontrolliert werden. Ist der

HbA1c (Langzeit-Blutzuckerwert)

erhöht, sollte der Blutzucker neu

eingestellt und die Therapie verändert

werden.

An welche Ärztinnen und Ärzte

sollte man sich wenden?

Wer bei sich selbst oder

einem betroffenen Partner

beziehungsweise einer Partnerin

Verletzungen oder Veränderungen

an den Füssen feststellt, sollte

dies sofort beim Hausarzt und

beim Diabetologen vorstellen.

Eine zentrale Rolle spielen neben

Orthopäden und Neurologen

die Gefässmediziner (Angiologen).

Letztere können rechtzeitig

Durchblutungsstörungen

erkennen und behandeln. Bei

Gefässschäden empfehlen wir

deshalb: jedes halbe Jahr ins

Gefässzentrum!

Welche Therapien und Behandlungsmöglichkeiten

gibt es?

Die Behandlungsmassnahmen

hängen stark vom jeweiligen

Wundstadium und dem Schaden

des Fusses ab. Die betroffene Stelle

muss dringend vom Druck

entlastet werden. Dazu werden

spezielle Schuhe verschrieben. Bei

infizierten Wunden ist es wichtig,

dass die Behandlung mit keimtötenden

Mitteln und gegebenenfalls

Antibiotika erfolgt. Liegt eine

Durchblutungsstörung vor, können

minimalinvasive Verfahren mit

Ballonkathetern am Bein notwendig

sein, um diese zu beheben und

die Heilung zu beschleunigen. Die

Hauptprinzipien sind folglich

Druckentlastung, Verbesserung der

Durchblutung und die Behandlung

der Infektion.


MEDIAPLANET | 5

Wie schädlich ist Zucker?

Schweizer:innen essen ca. 117 g Zucker pro Tag.

Das entspricht 26 Zuckerwürfeln.

• Empfohlen: 10 % des täglichen Energiebedarfs

• Bei 2 000 kcal entspricht das 50 g Zucker

Zucker in Verbindung mit fehlender Mundhygiene

kann zu Karies führen.

Zudem führt hoher Zuckerkonsum zu Übergewicht, was

wiederum die Gefahr erhöht an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Der Verzicht auf Zucker ist nicht mit dem auf Süsse gleichzusetzen.

Alternativen hierfür sind z.B.:

•Xylit •Sorbit •Stevia

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Stevia ist nicht nur ein Ersatz für Zucker, sondern auch für künstliche Süssstoffe. Dr. Udo

Kienle, Steviaexperte von der Universität Hohenheim, erklärt im Interview, warum das so ist.

Dr. Udo Kienle

FOTO: UNI HOHENHEIM

Was ist Stevia genau?

Stevia ist eine Pflanze. Die Bezeichnung

Stevia wird im Allgemeinen aber mit den

daraus gewonnenen Süssstoffen assoziiert,

was eigentlich nicht korrekt ist. Die aus der

Steviapflanze gewonnenen sogenannten

Steviolglycoside sind sowohl in der Europäischen

Union als auch in der Schweiz als

Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen.

Kann Stevia als Zuckeralternative verwendet

werden?

Ja, Stevia ist eine Zuckeralternative. Steviolglycoside

haben eine starke Süsskraft, die

200- bis 400-fach höher ist als bei Zucker. Die

Eigenschaften der Steviolglycoside sind sogar

diabetikerfreundlich, weil sie keine Insulinausschüttung

im Körper verursachen. Zudem

haben Steviolglycoside selbst keine Kalorien.

Wo und wie kann Stevia eingesetzt werden?

Steviolglycoside können gemäss den staatlichen

Vorgaben eingesetzt werden. Stevia

wird heute etwa in Limonaden, Getränken

wie Tees, Bonbons, Schokoladen oder zum

Backen verwendet.

Stevia ist eine Pflanze mit einer langen

Geschichte. Wann wurde Stevia zugelassen?

Die Steviapflanze wurde Ende des 19. Jahrhunderts

von dem Schweizer Botaniker

Mosè Bertoni in Paraguay entdeckt. Seit

damals wird diese Pflanze untersucht. In den

1970er-Jahren wurde sie erstmals in Japan

als Zuckerersatzstoff zugelassen. 2008 wurde

die Verwendung von Steviolglycosiden in der

Schweiz, aber auch in den USA als Süssungsmittel

zugelassen, in der Europäischen Union

2011.

Wie hat sich der Geschmack von Stevia in

den letzten Jahren verändert?

Nach ausführlichen Geschmack suntersuchungen

an der Universität Hohenheim,

wurden Unterschiede zwischen neueren und

herkömmlichen Stevioglycosiden festgestellt.

Zudem bestehen Unterschiede in der

Qualität und den Nuancen der Herstellung.

Letztere ist der wichtigste

geschmackliche Faktor. Da die

geschmackliche Qualität die

Akzeptanz des Verbrauchers

beeinflusst, ist es wichtig darauf zu

achten, welches Produkt man

kauft. Aus wirtschaftlichen

Gründen verwenden viele Lebensmittelhersteller

immer noch

geschmacklich nicht so gute

Stevioglycoside. Interessant ist

auch, dass Menschen in Asien

geschmacklich nicht so sehr an

Zucker gewöhnt sind wie in

Europa. In den USA ist die Akzeptanz

der Verbraucher mittlerweile

sehr hoch. Es gibt bereits Steviaprodukte,

bei denen man einen

ähnlichen Geschmack wie Zucker

erhält. Stevia ist ebenfalls eine

besonders gute Alternative zu

Süssungsmitteln, wie etwa

Aspartam, die heute vielfach in der

Kritik stehen. Stevioglycosiden

stellen damit eine sehr gute

Verwendungsmöglichkeit für einen

zuckerfreien und nicht künstlichen

Süssstoff dar.


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INSIGHT

Diabetes – die süsse Gefahr

Diabetes Typ 2 ist auf dem Vormarsch, vor allem aufgrund von zunehmendem

Wohlstand, ungesunder Lebensweise und steigender Lebenserwartung. Bei frühem

Erkennen und konsequentem Behandeln können aber Langzeitfolgen vermieden

werden.

Dr. med. Michael

Egloff

Leitender Arzt

Endokrinologie/

Diabetologie und

Innere Medizin

Kantonsspital

Baden

FOTO: KANTONSPITAL BADEN

Was genau ist Diabetes Typ 2?

Ein Diabetes mellitus («honigsüsser

Durchfluss») besteht, wenn

der Zuckergehalt im Blut erhöht

ist. Bei der Steuerung des Blutzuckers

kommt dem Hormon

Insulin, das in den Inselzellen im

Pankreas (Bauchspeicheldrüse)

hergestellt wird, grosse Bedeutung

zu. Besteht ein Missverhältnis

zwischen Insulinbedarf des

Körpers und Insulinausschüttung

im Pankreas, kommt es zu einem

Anstieg des Blutzuckers. Beim

Diabetes Typ 1 handelt es sich um

eine Autoimmunerkrankung, die

zu einer graduellen Zerstörung

der Inselzellen und dadurch zu

einem völligen Insulinmangel

führt.

Beim Diabetes Typ 2 besteht

hingegen eine sogenannte Insulinresistenz,

das heisst, dass das

Insulin im Gewebe nicht gut wirkt.

Dadurch kommt es zu einem

erhöhten Insulinbedarf, der durch

das Pankreas nicht genügend

gedeckt werden kann. Zusätzlich

kann die Funktion der Inselzellen

eingeschränkt sein.

Die Insulinresistenz wird

begünstigt durch Faktoren wie

Übergewicht, ungesunde Ernährung

und mangelnde körperliche

Aktivität. Zudem altert das Blutzuckersystem

wie alle Organe im

Körper, weshalb Diabetes Typ 2

mit zunehmendem Alter häufiger

auftritt. Man nennt ihn deshalb

auch «Altersdiabetes». Oft besteht

eine familiäre Veranlagung.

Leiden erstgradige Verwandte

an einem Diabetes Typ 2, ist das

Risiko erhöht, selbst daran zu

erkranken, häufig auch in jüngerem

Alter.

Neben dem Typ 1 und Typ 2

gibt es noch einige weitere

Diabetesformen wie Schwangerschaftsdiabetes,

monogenetisch

vererbte Formen, Diabetes nach

Erkrankungen oder Operationen

des Pankreas oder medikamentös

bedingten Diabetes.

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MEDIAPLANET | 7

Wer sollte sich auf Diabetes

Typ 2 untersuchen lassen?

Da leicht erhöhte Blutzuckerwerte

keine Symptome verursachen, ist

eine Screening-Blutzuckermessung

ab dem Alter von 35 bis 40

Jahren generell sinnvoll. Personen

mit erhöhtem Risiko sollten sich

früher untersuchen lassen. Dies

betrifft Personen mit erstgradigen

Verwandten mit Diabetes Typ 2,

Personen mit Bluthochdruck, Adipositas

oder erhöhtem Cholesterin

und Frauen mit Zustand nach

Schwangerschaftsdiabetes.

Stärker erhöhter Blutzucker

kann sich bemerkbar machen

mit vermehrtem Durstgefühl,

erhöhter Urinmenge, allgemeiner

Schwäche, Sehstörungen,

Gewichtsverlust und Anfälligkeit

für Infektionen. Bei solchen Symptomen

gehört eine Blutzuckerbestimmung

zur Abklärung dazu.

An wen wendet man sich bei

Symptomen am besten?

Die erste Anlaufperson ist sicher

der Hausarzt. Dieser kann die

nötigen Abklärungen durchführen

und eine Therapie einleiten. Eine

Zuweisung zu einem Diabetologen

ist meist nur bei komplizierten

Fällen notwendig.

Wie läuft die Diagnose ab?

Zuerst wird der Zucker im Blut

gemessen, am besten nüchtern.

Zudem wird ein Dreimonatswert,

das sogenannte HbA1c, bestimmt.

Ein Testergebnis soll für die Diagnose

Diabetes in mindestens zwei

Messungen erhöht sein.

Diagnose Diabetes Typ 2, was

nun?

Der wichtigste Therapiepfeiler

beim Typ-2-Diabetes ist eine

Veränderung des Lebensstils mit

Gewichtsreduktion, ausgewogener

gesunder Ernährung und ausreichend

körperlicher Aktivität.

Gelegentlich reicht dies, um den

Zucker genügend zu senken. Meist

sind jedoch zusätzlich Medikamente

sinnvoll. Hier steht uns

mittlerweile eine ganze Palette

von modernen Substanzen zur

Verfügung. Gelegentlich kommt

auch beim Typ-2-Diabetes Insulin

zum Einsatz, vor allem bei stark

erhöhtem Zucker und bei zunehmender

Schwäche der insulinproduzierenden

Zellen.

Da Diabetes eine chronische

Krankheit ist und durch eigenes

Verhalten stark beeinflusst werden

kann, sollen die Betroffenen auch

eine Schulung über die Krankheit

durch Diabetesfachberater und

weitere Fachpersonen erhalten.

Worauf muss ich als Betroffene

oder Betroffener achten?

Am wichtigsten ist eine gesunde

Lebensweise. Dies bedeutet allerdings

nicht, dass man auf alles

verzichten muss. Gefragt ist ein

gutes Mass. Gezuckerte Getränke

und Fruchtsäfte sowie Nikotin

sollten aber gemieden werden.

Daneben sollen Betroffene auch

in der Lage sein, den Blutzucker

selbst zu messen und somit zu

überwachen, insbesondere in

speziellen Situationen wie Sport,

Krankheit, Fasten, Autofahren etc.

Es sollen regelmässige Kontrollen

beim Arzt erfolgen, um

allfällige Therapieanpassungen

vorzunehmen, Langzeitkomplikationen

zu erkennen und weitere

Herz-Kreislauf-Risikofaktoren

wie Blutdruck, Cholesterin und

Nikotinkonsum zu behandeln.

Wie wichtig ist die frühe Diagnose

und damit verbundene

Behandlung?

Ein unbehandelter oder schlecht

eingestellter Diabetes kann über

die Jahre zu Langzeitkomplikationen

führen. Die dabei hauptsächlich

betroffenen Organe sind Herz/

Kreislauf, Augen, Nieren, Nerven

und Füsse. Durch eine gute

Behandlung des Diabetes mit

Lebensstiloptimierung und

geeigneten Medikamenten kann

das Auftreten solcher Komplikationen

vermieden oder deutlich

hinausgezögert sowie deren

Fortschreiten verlangsamt

werden.

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