Diabetes
Diabetes ist nicht zu unterschätzen. Rund 500‘000 Schweizer:innen sind davon betroffen. Daher ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen und für eine bessere Lebensqualität zu sorgen. Mit dieser Kampagne wollen wir deshalb Betroffenen sowie deren Umfeld und gefährdeten Personen die Wichtigkeit der richtigen Behandlung und Vorsorge näherbringen.
Diabetes ist nicht zu unterschätzen. Rund 500‘000 Schweizer:innen sind davon betroffen. Daher ist es wichtig darauf aufmerksam zu machen und für eine bessere Lebensqualität zu sorgen.
Mit dieser Kampagne wollen wir deshalb Betroffenen sowie deren Umfeld und gefährdeten Personen die Wichtigkeit der richtigen Behandlung und Vorsorge näherbringen.
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EIN THEMENSPECIAL VON MEDIAPLANET
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DIABETES
FOTO: MARTIN ÖZDEMIR
Unterschätzte Erkrankung näher
beleuchtet – von Prävention über
Risikofaktoren bis Behandlung
Diabetischer Fuss
So schützen Sie ihre Füsse
Seite 4
Süssstoff Stevia
Zuckeralternative unter der Lupe
Seite 5
Diabetes Typ 2
So kontrollieren Sie Ihren Blutzucker
Seite 6–7
2 | Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.ch
IN DIESER AUSGABE
VORWORT
05
Stevia als Zuckeralternative
Wie man gesund süssen kann.
FOTO: SHUTTERSTOCK
Entdeckung und
Geschichte des Insulins
FOTO: UNSPLASH
06
Im Mai 1921 erfolgte an der Universität Toronto eine Serie
von bahnbrechenden Experimenten mit Extrakten von
Bauchspeicheldrüsen. Die Initiative für diese Arbeiten ging von
Frederick G. Banting aus, der unter der Leitung von John J. R.
Macleod im Institut für Physiologie arbeitete.
Diabetes Typ 2
Diagnose, Behandlung und worauf
man achten muss.
Verantwortlich für den Inhalt
dieser Ausgabe:
: Z VG
FOTO
Martin Özdemir
Project Manager
Project Manager: Martin Özdemir
Head of Switzerland: Kerstin Köckenbauer
Lektorat: Joseph Lammertz, MA Layout: Juraj Príkopa
Managing Director: Bob Roemké
Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße
4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien
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Schellenberg Gruppe AG
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E-Mail: kerstin.koeckenbauer@mediaplanet.com
ET: 16.11.2022
Bleiben Sie in Kontakt:
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@austriamediaplanet
@Mediaplanet Austria
Prof. em. Dr. med.
Peter Diem
Präsident
diabetesschweiz
FOTO: DIEM / INSEL GRUPPE
In seinem Versuchsprogramm unterstützte
ihn der Student Charles H. Best. An
Hunden mit experimentellem Diabetes
demonstrierten sie als Erste den blutzuckersenkenden
Effekt der nach ihren Ideen
gewonnenen Extrakte. Trotz einiger Rückschläge
gelang dank der Zusammenarbeit mit
James B. Collip, einem Biochemiker der Universität
Alberta, der in Toronto ein Sabbatical
absolvierte, Anfang 1922 ein entscheidender
Durchbruch, indem solche Extrakte – die in
der Folge Insulin genannt werden sollten –
erfolgreich am Menschen eingesetzt werden
konnten.
Zum besseren Verständnis der Physiologie
der Bauchspeicheldrüse hatten seit
den 1890er-Jahren weltweit Dutzende von
Forschern mit Gewebeextrakten dieser
Drüse gearbeitet. Bei der Behandlung des
Diabetes mellitus blieb aber allen der durchschlagende
Erfolg verwehrt. Die Tatsache,
dass Banting und Macleod bereits 1923 den
Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
erhielten, illustriert die epochale Bedeutung
dieser Entdeckungen.
Die nächsten Bemühungen galten einer
verbesserten industriellen Produktion und
einem höheren Reinheitsgrad der Insulinpräparate.
Ab 1936 stand neben rasch
wirkendem Normalinsulin ein erstes Depotpräparat
zur Verfügung. In den 1940er- und
1950er-Jahren wurden dann weitere Depotpräparate
entwickelt, deren Verzögerungsprinzip
auf der Bindung an ein Fischeiweiss
beziehungsweise auf der Bildung von
Insulin-Zink-Komplexen basierte. In den
1970er-Jahren entwickelten die Insulinhersteller
dann zusätzliche chromatographische
Reinigungsmethoden, was zu einer massiven
Abnahme der durch Insulinpräparate nicht
selten verursachten Allergien führte.
Ciba-Geigy in Basel synthetisierte 1975
das erste vollsynthetisch hergestellte
humane Insulin, wobei aufgrund der komplexen
Produktionsweise nur sehr geringe
Mengen hergestellt wurden. Ab 1982 wurde
dann gentechnisch produziertes Humaninsulin
von verschiedenen Firmen in rasch
wachsendem Mass hergestellt. Die neuen
biotechnologischen Methoden boten nun
die Möglichkeit, Insuline herzustellen, die
in der Natur nicht vorkommen (sogenannte
Insulinanaloga). Ziel dieser Entwicklungen
war es, das pharmakologische Profil
der Präparate gezielt zu verändern und so
besonders rasch wirkende Insuline sowie
optimierte Depotpräparate zu produzieren.
Was die Insulinverabreichung betrifft, so
wurden seit den 1950er-Jahren enorme Fortschritte
erzielt. Glasspritzen, die zusammen
mit den verwendeten Nadeln zur Sterilisation
ausgekocht werden mussten, wurden
abgelöst durch Einwegnadeln und später
wegwerfbare Plastikspritzen sowie Insulinpumpen
(ab 1981), Insulinpens (ab 1985) und
die neuesten Entwicklungen in Richtung
einer künstlichen Bauchspeicheldrüse.
Dies sind nur die wichtigsten Meilensteine,
die die Insulintherapie revolutioniert und
neben der Blutzuckerselbstmessung sowie
Labormethoden zur Beurteilung der durchschnittlichen
Blutzuckerlage die moderne,
intensivierte Insulintherapie überhaupt erst
möglich gemacht haben.
Die Geschichte des Insulins veranschaulicht
eindrücklich, wie Fortschritte in
Wissenschaft und Technik zu neuen und
immer besseren Behandlungsmöglichkeiten
führen können. Für Millionen von Personen
mit Diabetes mellitus Typ 1 sicherte Insulin
das Überleben, gleichzeitig bedeutete es
neue Lebensqualität für die Betroffenen.
MEDIAPLANET | 3
INSIGHT
Adipositas und
Diabetes
Endokrinologe Prof. Dr. Gottfried Rudofsky und
Ernährungsberaterin Sibylle Reimann erklären im Interview die
Zusammenhänge von Ernährung, Adipositas und Diabetes.
Sibylle Reimann
Ernährungsberaterin
SVDE
Prof. Dr. med. Gottfried
Rudofsky
Facharzt für Allgemeine
Innere Medizin,
Endokrinologie
& Diabetologie
FOTO: SIBYLLE REIMANN GMBH
FOTO: PRAXIS RUDOFSKY
Frau Reimann, Herr Prof. Rudofsky,
Sie praktizieren in denselben
Räumlichkeiten, einerseits zu Ernährungsberatung,
andererseits
zu Diabetes und Adipositas. Die
Patienten sind aber oft ebenso
dieselben, richtig?
Rudofsky: Ja, denn aus Adipositas
wird oft Diabetes. Dabei
muss man wissen, dass man einen
Diabetes durch die richtige Ernährung
nicht nur effektiv behandeln
kann, sondern durch eine
adäquate Gewichtsabnahme auch
«heilen» kann. Die Stoffwechsellage
kann sich über Jahre in einen
gesunden Bereich verbessern
lassen, sodass wir fachlich von
Remission sprechen.
Reimann: Richtig, die Remission
von einem Typ-2-Diabetes
kann gefördert werden, wenn
eine möglichst ausgewogene und
überwiegend pflanzliche Ernährung
durchgeführt wird, bei der
die reduzierte Kalorienzufuhr und
Energiedichte der Lebensmittel
beachtet werden.
Wie würden Sie Laien den Zusammenhang
zwischen Adipositas
und Diabetes erklären?
Rudofsky: Durch das steigende
Gewicht kommt es zu einer
Verschiebung des hormonellen
Gleichgewichts, die zu einer
verminderten Wirksamkeit des
Insulins führt. Im Verhältnis zu
den Erfordernissen ist dann zu
wenig Insulin vorhanden, ein relativer
Mangel also. Da Insulin der
Regulator unseres Zuckerspiegels
ist, kann dieser dann nicht mehr
unten gehalten werden, er steigt
an und folglich entsteht Diabetes.
Was ist der Unterschied zwischen
einer Diät und gesunder
Ernährung?
Reimann: Eine Diät ist zeitlich
begrenzt und/oder beinhaltet eine
Restriktion, wie zum Beispiel bei
einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit;
Anm. der Redaktion).
Entsprechend ist bei einer Diät
oftmals auch Verzicht ein grosses
Thema. Eine Diät zur langfristigen
Gewichtsabnahme macht keinen
Sinn, da die Gewichtsstabilisierung
nach Abschluss der Diätphase
wieder zunichtegemacht wird.
Bei einer gesunden Ernährung
sollte weder Verzicht noch Kalorienzählen
im Vordergrund stehen.
Vielmehr sollen Abwechslung
und Ausgewogenheit zusammen
mit Genuss Thema sein.
Welche Methoden gibt es,
abgesehen von der Gewichtsreduktion
über die Ernährung,
Adipositas zu behandeln?
Rudofsky: Ernährung und Bewegung
sind die Grundlagen. Diese
können unterstützt werden durch
operative Eingriffe oder durch
medikamentöse Ansätze. Hier
sind wir heute weiter als vor zehn
Jahren. Beide Schritte sind langfristig.
Dies ist beim Medikament
für viele noch ungewohnt, da man
annimmt, nach einer Phase könne
man wieder darauf verzichten. In
diesem Punkt wäre ich aber sehr
vorsichtig.
Woran erkennt man eigentlich,
dass man Diabetes hat?
Rudofsky: Der Beginn eines
Diabetes liegt oft Jahre vor dem
Erkennen. Typische Beschwerden
können vermehrter Durst respektive
vermehrtes Wasserlassen,
Müdigkeit, Sehstörungen und
Infektanfälligkeit sein.
Welche Rolle spielt die Ernährung
für den Krankheitsverlauf,
wenn jemand bereits Diabetes
Typ 2 hat?
Reimann: Mit der richtigen
Ernährung ist man so effektiv wie
mit einem Medikament. Erste
Schritte sind der Austausch von
Weiss- hin zu Vollkornmehlprodukten,
die Reduktion von
Süssgetränken und ein Wechsel
von kohlenhydratbasierter zu
eiweissbasierter Kost.
Worauf kommt es also bei der
Ernährung an, wenn man Adipositas
und Diabetes vermeiden
will?
Rudofsky: Problematisch ist, dass
wir als Gesellschaft immer mehr
bemüht sind, Energie zu sparen,
und damit meine ich nicht den
Strom, sondern, anstatt zu Fuss
zu gehen, das E-Bike zu nutzen.
Wichtig ist, dass wir Körperenergie
verschwenden!
Reimann: Im Prinzip ist alles
erlaubt, aber die Menge und
Zusammensetzung macht’s. Das
regelmässige Wiegen macht einem
den Kurs bewusst, da Kalorien
schwer zu zählen sind.
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INSIGHT
Der diabetische Fuss und die
Gefahr von Amputationen –
So schützen Sie Ihre Füsse
Das diabetische Fusssyndrom (DFS), auch Diabetesfuss genannt, ist eine
gefürchtete Komplikation bei Diabetes, die Schätzungen zufolge bis zu
zehn von 100 Diabetikerinnen und Diabetikern betreffen kann. Was sollten
Gefährdete über Ursachen wissen? Wie sieht eine Behandlung aus? Und vor
allem: Was kann vorbeugend getan werden?
Privat Dozent
(Priv.-Doz.) Dr. med
Christoph Kalka
Facharzt für Innere
Medizin und Facharzt
für Angiologie
(FMH)
Zentrum für
Gefässmedizin
Mittelland
FOTO: ZENTRUM FÜR GEFÄSSMEDIZIN MITTELLAND AG
Was ist der diabetische Fuss und
wo liegen die Ursachen?
Der diabetische Fuss ist eine
schwere Langzeitkomplikation
bei Patienten mit Diabetes. Zum
diabetischen Fusssyndrom zählen
alle Verletzungen der Haut unterhalb
des Knies, etwa Entzündungen
der Haut oder nicht heilende
Wunden.
Eine zentrale Rolle spielen dabei
Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen
in den Füssen
und Unterschenkeln, die durch
dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte
hervorgerufen werden. Das sich
hieraus entwickelnde reduzierte
Schmerzempfinden und die
Druckempfindlichkeit können
fatale Folgen haben, da kleine
Wunden oder andere Verletzungen
am Fuss unbemerkt bleiben,
sodass es schnell zu einem offenen
Geschwür (Ulkus) kommt und
das Gewebe sich entzündet oder
abstirbt (Nekrose).
Wie erkennt man die Anzeichen?
Die Erkrankung der Nerven, die
sogenannte Polyneuropathie,
macht sich mit Missempfindungen
wie Taubheit und Kribbeln in den
Füssen, Wahrnehmungsstörungen
in Bezug auf die Temperatur,
erhöhter Berührungsempfindlichkeit
und brennenden Schmerzen
bemerkbar. Jede nicht heilende
Wunde muss ärztlich untersucht
werden.
Welche präventiven Massnahmen
gibt es?
Im Vordergrund stehen Vorsorgemassnahmen
und Vorsorgeuntersuchungen
sowie ein gut
eingestellter Diabetes. Menschen
mit Diabetes mellitus sollten ihre
Füsse täglich selbst und regelmässig
durch den Hausarzt, Diabetologen
oder Podologen kontrollieren
lassen.
Besonders wichtig ist es, auf gut
sitzendes und bequemes Schuhwerk
zu achten.
Auch sollten Risikofaktoren für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie
hoher Blutdruck und hohes Cholesterin
medikamentös behandelt
werden, Nikotinkonsum sollte
beendet werden.
Und zu guter Letzt ist eine gute
Stoffwechseleinstellung für die
Wundheilung sehr wichtig. Die
Blutzuckerwerte sollten regelmässig
kontrolliert werden. Ist der
HbA1c (Langzeit-Blutzuckerwert)
erhöht, sollte der Blutzucker neu
eingestellt und die Therapie verändert
werden.
An welche Ärztinnen und Ärzte
sollte man sich wenden?
Wer bei sich selbst oder
einem betroffenen Partner
beziehungsweise einer Partnerin
Verletzungen oder Veränderungen
an den Füssen feststellt, sollte
dies sofort beim Hausarzt und
beim Diabetologen vorstellen.
Eine zentrale Rolle spielen neben
Orthopäden und Neurologen
die Gefässmediziner (Angiologen).
Letztere können rechtzeitig
Durchblutungsstörungen
erkennen und behandeln. Bei
Gefässschäden empfehlen wir
deshalb: jedes halbe Jahr ins
Gefässzentrum!
Welche Therapien und Behandlungsmöglichkeiten
gibt es?
Die Behandlungsmassnahmen
hängen stark vom jeweiligen
Wundstadium und dem Schaden
des Fusses ab. Die betroffene Stelle
muss dringend vom Druck
entlastet werden. Dazu werden
spezielle Schuhe verschrieben. Bei
infizierten Wunden ist es wichtig,
dass die Behandlung mit keimtötenden
Mitteln und gegebenenfalls
Antibiotika erfolgt. Liegt eine
Durchblutungsstörung vor, können
minimalinvasive Verfahren mit
Ballonkathetern am Bein notwendig
sein, um diese zu beheben und
die Heilung zu beschleunigen. Die
Hauptprinzipien sind folglich
Druckentlastung, Verbesserung der
Durchblutung und die Behandlung
der Infektion.
MEDIAPLANET | 5
Wie schädlich ist Zucker?
Schweizer:innen essen ca. 117 g Zucker pro Tag.
Das entspricht 26 Zuckerwürfeln.
• Empfohlen: 10 % des täglichen Energiebedarfs
• Bei 2 000 kcal entspricht das 50 g Zucker
Zucker in Verbindung mit fehlender Mundhygiene
kann zu Karies führen.
Zudem führt hoher Zuckerkonsum zu Übergewicht, was
wiederum die Gefahr erhöht an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Der Verzicht auf Zucker ist nicht mit dem auf Süsse gleichzusetzen.
Alternativen hierfür sind z.B.:
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Stevia ist nicht nur ein Ersatz für Zucker, sondern auch für künstliche Süssstoffe. Dr. Udo
Kienle, Steviaexperte von der Universität Hohenheim, erklärt im Interview, warum das so ist.
Dr. Udo Kienle
FOTO: UNI HOHENHEIM
Was ist Stevia genau?
Stevia ist eine Pflanze. Die Bezeichnung
Stevia wird im Allgemeinen aber mit den
daraus gewonnenen Süssstoffen assoziiert,
was eigentlich nicht korrekt ist. Die aus der
Steviapflanze gewonnenen sogenannten
Steviolglycoside sind sowohl in der Europäischen
Union als auch in der Schweiz als
Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen.
Kann Stevia als Zuckeralternative verwendet
werden?
Ja, Stevia ist eine Zuckeralternative. Steviolglycoside
haben eine starke Süsskraft, die
200- bis 400-fach höher ist als bei Zucker. Die
Eigenschaften der Steviolglycoside sind sogar
diabetikerfreundlich, weil sie keine Insulinausschüttung
im Körper verursachen. Zudem
haben Steviolglycoside selbst keine Kalorien.
Wo und wie kann Stevia eingesetzt werden?
Steviolglycoside können gemäss den staatlichen
Vorgaben eingesetzt werden. Stevia
wird heute etwa in Limonaden, Getränken
wie Tees, Bonbons, Schokoladen oder zum
Backen verwendet.
Stevia ist eine Pflanze mit einer langen
Geschichte. Wann wurde Stevia zugelassen?
Die Steviapflanze wurde Ende des 19. Jahrhunderts
von dem Schweizer Botaniker
Mosè Bertoni in Paraguay entdeckt. Seit
damals wird diese Pflanze untersucht. In den
1970er-Jahren wurde sie erstmals in Japan
als Zuckerersatzstoff zugelassen. 2008 wurde
die Verwendung von Steviolglycosiden in der
Schweiz, aber auch in den USA als Süssungsmittel
zugelassen, in der Europäischen Union
2011.
Wie hat sich der Geschmack von Stevia in
den letzten Jahren verändert?
Nach ausführlichen Geschmack suntersuchungen
an der Universität Hohenheim,
wurden Unterschiede zwischen neueren und
herkömmlichen Stevioglycosiden festgestellt.
Zudem bestehen Unterschiede in der
Qualität und den Nuancen der Herstellung.
Letztere ist der wichtigste
geschmackliche Faktor. Da die
geschmackliche Qualität die
Akzeptanz des Verbrauchers
beeinflusst, ist es wichtig darauf zu
achten, welches Produkt man
kauft. Aus wirtschaftlichen
Gründen verwenden viele Lebensmittelhersteller
immer noch
geschmacklich nicht so gute
Stevioglycoside. Interessant ist
auch, dass Menschen in Asien
geschmacklich nicht so sehr an
Zucker gewöhnt sind wie in
Europa. In den USA ist die Akzeptanz
der Verbraucher mittlerweile
sehr hoch. Es gibt bereits Steviaprodukte,
bei denen man einen
ähnlichen Geschmack wie Zucker
erhält. Stevia ist ebenfalls eine
besonders gute Alternative zu
Süssungsmitteln, wie etwa
Aspartam, die heute vielfach in der
Kritik stehen. Stevioglycosiden
stellen damit eine sehr gute
Verwendungsmöglichkeit für einen
zuckerfreien und nicht künstlichen
Süssstoff dar.
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INSIGHT
Diabetes – die süsse Gefahr
Diabetes Typ 2 ist auf dem Vormarsch, vor allem aufgrund von zunehmendem
Wohlstand, ungesunder Lebensweise und steigender Lebenserwartung. Bei frühem
Erkennen und konsequentem Behandeln können aber Langzeitfolgen vermieden
werden.
Dr. med. Michael
Egloff
Leitender Arzt
Endokrinologie/
Diabetologie und
Innere Medizin
Kantonsspital
Baden
FOTO: KANTONSPITAL BADEN
Was genau ist Diabetes Typ 2?
Ein Diabetes mellitus («honigsüsser
Durchfluss») besteht, wenn
der Zuckergehalt im Blut erhöht
ist. Bei der Steuerung des Blutzuckers
kommt dem Hormon
Insulin, das in den Inselzellen im
Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
hergestellt wird, grosse Bedeutung
zu. Besteht ein Missverhältnis
zwischen Insulinbedarf des
Körpers und Insulinausschüttung
im Pankreas, kommt es zu einem
Anstieg des Blutzuckers. Beim
Diabetes Typ 1 handelt es sich um
eine Autoimmunerkrankung, die
zu einer graduellen Zerstörung
der Inselzellen und dadurch zu
einem völligen Insulinmangel
führt.
Beim Diabetes Typ 2 besteht
hingegen eine sogenannte Insulinresistenz,
das heisst, dass das
Insulin im Gewebe nicht gut wirkt.
Dadurch kommt es zu einem
erhöhten Insulinbedarf, der durch
das Pankreas nicht genügend
gedeckt werden kann. Zusätzlich
kann die Funktion der Inselzellen
eingeschränkt sein.
Die Insulinresistenz wird
begünstigt durch Faktoren wie
Übergewicht, ungesunde Ernährung
und mangelnde körperliche
Aktivität. Zudem altert das Blutzuckersystem
wie alle Organe im
Körper, weshalb Diabetes Typ 2
mit zunehmendem Alter häufiger
auftritt. Man nennt ihn deshalb
auch «Altersdiabetes». Oft besteht
eine familiäre Veranlagung.
Leiden erstgradige Verwandte
an einem Diabetes Typ 2, ist das
Risiko erhöht, selbst daran zu
erkranken, häufig auch in jüngerem
Alter.
Neben dem Typ 1 und Typ 2
gibt es noch einige weitere
Diabetesformen wie Schwangerschaftsdiabetes,
monogenetisch
vererbte Formen, Diabetes nach
Erkrankungen oder Operationen
des Pankreas oder medikamentös
bedingten Diabetes.
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MEDIAPLANET | 7
Wer sollte sich auf Diabetes
Typ 2 untersuchen lassen?
Da leicht erhöhte Blutzuckerwerte
keine Symptome verursachen, ist
eine Screening-Blutzuckermessung
ab dem Alter von 35 bis 40
Jahren generell sinnvoll. Personen
mit erhöhtem Risiko sollten sich
früher untersuchen lassen. Dies
betrifft Personen mit erstgradigen
Verwandten mit Diabetes Typ 2,
Personen mit Bluthochdruck, Adipositas
oder erhöhtem Cholesterin
und Frauen mit Zustand nach
Schwangerschaftsdiabetes.
Stärker erhöhter Blutzucker
kann sich bemerkbar machen
mit vermehrtem Durstgefühl,
erhöhter Urinmenge, allgemeiner
Schwäche, Sehstörungen,
Gewichtsverlust und Anfälligkeit
für Infektionen. Bei solchen Symptomen
gehört eine Blutzuckerbestimmung
zur Abklärung dazu.
An wen wendet man sich bei
Symptomen am besten?
Die erste Anlaufperson ist sicher
der Hausarzt. Dieser kann die
nötigen Abklärungen durchführen
und eine Therapie einleiten. Eine
Zuweisung zu einem Diabetologen
ist meist nur bei komplizierten
Fällen notwendig.
Wie läuft die Diagnose ab?
Zuerst wird der Zucker im Blut
gemessen, am besten nüchtern.
Zudem wird ein Dreimonatswert,
das sogenannte HbA1c, bestimmt.
Ein Testergebnis soll für die Diagnose
Diabetes in mindestens zwei
Messungen erhöht sein.
Diagnose Diabetes Typ 2, was
nun?
Der wichtigste Therapiepfeiler
beim Typ-2-Diabetes ist eine
Veränderung des Lebensstils mit
Gewichtsreduktion, ausgewogener
gesunder Ernährung und ausreichend
körperlicher Aktivität.
Gelegentlich reicht dies, um den
Zucker genügend zu senken. Meist
sind jedoch zusätzlich Medikamente
sinnvoll. Hier steht uns
mittlerweile eine ganze Palette
von modernen Substanzen zur
Verfügung. Gelegentlich kommt
auch beim Typ-2-Diabetes Insulin
zum Einsatz, vor allem bei stark
erhöhtem Zucker und bei zunehmender
Schwäche der insulinproduzierenden
Zellen.
Da Diabetes eine chronische
Krankheit ist und durch eigenes
Verhalten stark beeinflusst werden
kann, sollen die Betroffenen auch
eine Schulung über die Krankheit
durch Diabetesfachberater und
weitere Fachpersonen erhalten.
Worauf muss ich als Betroffene
oder Betroffener achten?
Am wichtigsten ist eine gesunde
Lebensweise. Dies bedeutet allerdings
nicht, dass man auf alles
verzichten muss. Gefragt ist ein
gutes Mass. Gezuckerte Getränke
und Fruchtsäfte sowie Nikotin
sollten aber gemieden werden.
Daneben sollen Betroffene auch
in der Lage sein, den Blutzucker
selbst zu messen und somit zu
überwachen, insbesondere in
speziellen Situationen wie Sport,
Krankheit, Fasten, Autofahren etc.
Es sollen regelmässige Kontrollen
beim Arzt erfolgen, um
allfällige Therapieanpassungen
vorzunehmen, Langzeitkomplikationen
zu erkennen und weitere
Herz-Kreislauf-Risikofaktoren
wie Blutdruck, Cholesterin und
Nikotinkonsum zu behandeln.
Wie wichtig ist die frühe Diagnose
und damit verbundene
Behandlung?
Ein unbehandelter oder schlecht
eingestellter Diabetes kann über
die Jahre zu Langzeitkomplikationen
führen. Die dabei hauptsächlich
betroffenen Organe sind Herz/
Kreislauf, Augen, Nieren, Nerven
und Füsse. Durch eine gute
Behandlung des Diabetes mit
Lebensstiloptimierung und
geeigneten Medikamenten kann
das Auftreten solcher Komplikationen
vermieden oder deutlich
hinausgezögert sowie deren
Fortschreiten verlangsamt
werden.
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