Gesundheitsvorsorge
Heute für Morgen. „Man lebt nur einmal“ – Das stimmt, doch die Frage ist: wie? Vorrangige Zielsetzung der Kampagne ist ein Aufruf zur Vorsorge. Es geht darum, Erkrankungen vorzubeugen, Beschwerden entgegenzusteuern, fortschreitende Krankheitsverläufe zu hemmen, Therapieziele zu setzen und einzuhalten. Dies werden wir gemeinsam mit einem Netzwerk aus Experten und Verbänden zeigen. Es geht um Lebensqualität – jeden Tag, und für jede:n.
Heute für Morgen.
„Man lebt nur einmal“ – Das stimmt, doch die Frage ist: wie?
Vorrangige Zielsetzung der Kampagne ist ein Aufruf zur Vorsorge. Es geht darum, Erkrankungen vorzubeugen, Beschwerden entgegenzusteuern, fortschreitende Krankheitsverläufe zu hemmen, Therapieziele zu setzen und einzuhalten. Dies werden wir gemeinsam mit einem Netzwerk aus Experten und Verbänden zeigen.
Es geht um Lebensqualität – jeden Tag, und für jede:n.
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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
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GESUNDHEITS-
VORSORGE
FOTO: MAX MANAVI-HUBER
Vorsorgen ist die
beste Medizin
2 | www.dergesundheitsratgeber.ch
IN DIESER AUSGABE
FOTO: SHUTTERSTOCK
FOTO: ZVG
FOTO: ZVG
03 08 14
Gut für alle: Bewegung ist
Gesundheitsförderung
04 10 16
Grippeimpfung:
Schutzmöglichkeit für den Winter
FOTO: ZVG
Digitalisierung im
Gesundheitswesen
Ernährung von Kindern– mit
Freude gemeinsam essen
FOTO: ZVG
FOTO: KOPFWEHZENTRUM HIRSLANDEN
Psychische Gesundheit und
Selbsthilfe bei Menschen mit
Migrationshintergrund
Schlafapnoe-Syndrom als
Risikofaktor für Herzinfarkt und
Hirnschlag
06 12
Wissen bedeutet Schutz
FOTO: ZVG
CED: Der Kampf gegen das Tabu
FOTO: WWW.STEPHAN-ULRICH.CH
Project Manager: David Šapina
Head of Switzerland: Kerstin Köckenbauer
Lektorat: Joseph Lammertz
Layout: Juraj Príkopa
Managing Director: Bob Roemké
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MEDIAPLANET | 3
INTERVIEW
Gut für alle: Bewegung ist
Gesundheitsförderung
Warum ist ein gesunder Lebensstil für die persönliche Gesundheitsvorsorge so wichtig? Wieso ist es auch
gesellschaftlich bedeutend, dass alle in Bewegung bleiben? Und: Was hat die individuelle Bewegung mit dem
Klimaschutz zu tun? Prof. Sonja Kahlmeier beantwortet im Interview alle Fragen dazu.
Prof. Sonja
Kahlmeier
Leiterin
Departement
und Forschung
Gesundheit,
Fernfachhochschule
Schweiz
Vorstandsmitglied
Public
Health Schweiz
Vizepräsidentin
Allianz Bewegung,
Sport und
Gesundheit
FOTO: ZVG
Wie kann ein gesunder Lebensstil
unsere Gesundheit beeinflussen?
Ein gesunder Lebensstil umfasst
gesunde Ernährung, nicht zu rauchen,
massvoll Alkohol zu konsumieren
und sich ausreichend zu
bewegen. Dies hat einen grossen
Einfluss auf die Häufigkeit und
den Verlauf von Krankheiten wie
Diabetes Typ II, Herz-Kreislauf-
Krankheiten, vielen Krebsarten
und die Lebenserwartung. Für
umfassende Gesundheitseffekte
werden mindestens 150 Minuten
Bewegung pro Woche empfohlen,
bei der man mindestens etwas
«ins Schnuufe» kommt. Aber
auch weniger bringt bereits
erste gesundheitliche Nutzen,
vor allem bei Älteren oder bei
Personen mit gesundheitlichen
Einschränkungen. Früher hat
man noch Ruhe verordnet, aber
heute weiss man, dass den Gegebenheiten
angepasste Bewegung
mit wenigen Ausnahmen immer
positive Effekte hat. Zudem entstehen
80 Prozent der Gesundheitskosten
in der Schweiz wegen
dieser Krankheiten. Es ist also
für alle wichtig, in Bewegung zu
bleiben.
Warum ist Bewegung gesundheitsfördernd?
Bewegung – und zwar nicht nur
Sport, sondern auch Bewegung
im Alltag wie zu Fuss gehen oder
Velo fahren, im Garten arbeiten
oder die Treppe anstatt den Lift
nehmen – hat einen positiven
Effekt auf viele Aspekte der
Gesundheit, wie das Herz-Kreislauf-System
und viele Blutwerte.
Wir alle haben schon erlebt, dass
ein einfacher Spaziergang bereits
stimmungsaufhellend wirkt und
wir uns danach einfach besser
fühlen. Die Wirkungsweisen sind
sehr vielfältig, aber generell gilt:
Wenig ist gut, mehr ist besser.
Und für jeden so, wie man Zeit
dafür findet und es einem guttut
und Spass macht.
Warum stärkt Bewegung das
Immunsystem?
Auf diesem Gebiet ist zwar noch
mehr Forschung nötig, um die
Wirkungsweise im Detail zu verstehen.
Aber die vorhandene Evidenz
zeigt positive Auswirkungen
von regelmässiger Bewegung auf
Faktoren wie Zytokine und Interferone,
welche für die Immunantwort
wichtig sind. Zudem
hilft Bewegung, mit Stress besser
fertig zu werden, was ebenfalls
eine positive Wirkung auf das
Auftreten und den Verlauf von
Krankheiten zu haben scheint.
Wir sind in der kalten Jahreszeit.
Was empfehlen Sie der
Bevölkerung: Wie bewegt man
sich trotz Kälte?
Am einfachsten ist es, wenn man
Gewohnheiten aufgebaut hat,
die man trotz kühleren Temperaturen
oder nicht optimalem
Wetter einfach weiterzieht. Gute
Kleidung ist wichtig, damit man
nicht friert und der Schweiss
gut abgeführt werden kann. Mit
ein bisschen Erfahrung merkt
man schnell, wie viele Schichten
am besten funktionieren. Und
morgens und abends ist für
diejenigen, die in Parks oder im
Wald unterwegs sein möchten,
Beleuchtung wichtig, um Unfälle
durch Stolpern oder Hindernisse
zu vermeiden. Das gute Gefühl
nach bereits wenig Bewegung
hilft aber auf jeden Fall, das
ganze Jahr dabei zu bleiben!
Und nicht zuletzt sind hier
auch die Gemeinden gefragt,
indem sie Pfade von rutschigem
Laub befreien, Bänke für ältere
Menschen für eine kurze Pause
zwischendurch benutzungsfertig
halten, für gute, aber auch
insektenfreundliche Beleuchtung
sorgen und den Schnee nicht
auf die Fuss- und Velowege
schaufeln.
Sie haben nun ein paar Mal
Velo fahren und zu Fuss gehen
erwähnt. Ist das wirklich genug
für die Gesundheit?
Früher hat man bei Bewegung
automatisch an Sport gedacht.
Das ist eine tolle Bewegungsform
mit grossen Gesundheitseffekten
für diejenigen, denen das Spass
macht und die es mit dem
Ehrgeiz nicht übertreiben. In den
letzten Jahren ist die «aktive
Mobilität» durch Velo fahren und
zu Fuss gehen mehr und mehr in
den Fokus gerückt. In der
Schweiz sind rund zehn Prozent
der Autofahrten nicht länger als
ein Kilometer und rund 30
Prozent kürzer als drei Kilometer.
Diese liessen sich oft ersetzen,
mit positiven Zusatznutzen fürs
Klima und – bei der richtigen
Infrastruktur – für die Verkehrssicherheit.
Lesen Sie mehr
unter:
www.ffhs.ch/
mas-gesundheitsfoerderung
4 | www.dergesundheitsratgeber.ch
EXPERTISE
Grippeimpfung:
Schutzmöglichkeit für
den Winter
Prof. Dr. Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen
Kommission für Impffragen, beantwortet im Interview Fragen
rund um die diesjährige Grippewelle und betont, wie wichtig die
Impfung gegen die Influenza ist.
Die Grippezahlen steigen in der
Schweiz gerade. Gibt es Prognosen,
wie stark die Grippewelle
diesen Winter werden wird?
Es gibt keine genauen Zahlen.
Aber ich kann mir gut vorstellen,
dass es eine normale bis übernormale
Welle werden wird, da wir
zwei Jahre fast keine Grippefälle
hatten.
Welchen Einfluss haben die
letzten beiden «Corona-Winter
» auf die diesjährige epidemiologische
Influenzasituation?
Wir sehen aktuell, dass die zwei
vergangenen Winter bereits
einen starken Einfluss auf das
RS-Virus bei Kindern haben. Wir
haben auch gesehen, dass, wenn
wir Masken tragen – wie in den
beiden Wintern zuvor –, es keine
Grippewelle gibt. Da wir nun
keine Maske mehr tragen, können
sich Erreger wieder einfacher zwischen
den Menschen ausbreiten.
Warum ist die Grippe gefährlich?
Gibt es Risikogruppen?
Die Grippe ist für ältere Personen
gefährlicher als für jüngere Personen.
Ältere Menschen erkranken
schwerer, müssen häufiger hospitalisiert
werden und sterben
häufiger an der Grippe. Das
gleiche Prinzip gilt für Menschen
mit chronischen Krankheiten.
Dazu zählen etwa Personen mit
kardiopulmonalen Risikofaktoren,
mit Stoffwechselkrankheiten oder
Lungenkrankheiten. Diese Risikogruppen
für die Influenza sind
zwar nicht identisch mit jenen für
COVID, aber ähnlich.
Welche Komplikationen können
aufgrund einer Grippeerkrankung
auftreten?
Die Grippe kann per se sehr
unangenehm verlaufen – etwa mit
Fieber Gliederschmerzen, Kopfschmerzen
oder Husten – und
kann auch zu einer Lungenentzündung
führen. Neben diesen
häufigen Beschwerden
gibt es auch sekundäre Komplikationen,
die im Anschluss an eine
Grippeviruserkrankung auftreten
können. Die Grippe kann beispielsweise
den Weg für bakterielle
Infektionen der Atemwege
bahnen, wie etwa eine bakterielle
Pneumonie.
Welches zusätzliche Risiko besteht
durch eine Doppelinfektion
mit Grippe- und Coronaviren?
Ganz genau wissen wir das noch
nicht. Für die Grippe haben wir
das mit anschliessenden bakteriellen
Infektionen bereits klar
dokumentiert. Wir können noch
mehr über den Zusammenhang
von Grippe und Corona lernen.
Welche Schutzmöglichkeiten
gibt es gegen Grippeviren?
Grundsätzlich ist es gut, wenn
man gesund lebt, nicht raucht.
Wenn man sich vor der Grippe
schützen will, gibt es einen guten
Vierfach-impfstoff, der sehr gut
vor einer Infektion selbst und vor
schwe-ren Krankheitsverläufen
schützt – nicht zu 100 Prozent,
aber sehr wesentlich!
Warum ist der Grippeimpfstoff
ein Vierfachimpfstoff?
Die Weltgesundheitsorganisation
WHO bestimmt immer Anfang
des Jahres aufgrund der Erfahrungen
des Vorjahres, welche Viren
vorwiegend zirkulieren. Darauf
aufbauend werden die Impfstoffe
für den kommenden Herbst
produziert. Der Impfstoff enthält
zwei Influenzastämme vom Typ A
und zwei Influenzastämme vom
Typ B.
FOTO: ZVG
Prof. Dr.
Christoph
Berger
Präsident der
Eidgenössischen
Kommission für
Impffragen
Abteilungsleiter
Infektiologie &
Spitalhygiene
Labor Mikrobiologie
FMH Infektiologie
und FMH
Kinder- und
Jugendmedizin,
Leiter Vakzinologie
Universitäts-
Kinderspital
Zürich
MEDIAPLANET | 5
FOTO: SHUTTERSTOCK
Welcher Effekt wird damit
erreicht?
Wir wissen nicht genau, welche
Influenzaviren im jeweiligen
Jahr zirkulieren werden. Das
ist eine Prognose, die eben im
Frühjahr für den Herbst getroffen
wird. Es können sich auch
mehrere Influenzastämme ausbreiten.
Daher werden mehrere
Influenzastämme geimpft.
Welchen Stellenwert hat die
Impfung gegen Influenza für
die individuelle und die gesamtgesellschaftliche
Situation?
Zunächst muss die individuelle
Situation jeder für sich selbst
entscheiden. Wenn man einer
Risikogruppe angehört, ist die
Impfung sehr wichtig. Ausserdem
ist es eine gute Option,
wenn sich das Umfeld und die
engen Kontakte einer Risikoperson
impfen lassen – vor
allem wenn die Risikoperson ein
immunologisches Problem hat,
ein Medikament nehmen muss,
das die Immunabwehr schwächt,
oder etwa gerade eine onkologische
Therapie durchführt. Ich
empfehle eine Impfung engen
Kontakten von Risikopersonen
sehr, damit das Risiko einer
Übertragung und einer Infektion
so verringert wird.
Das bedeutet, dass man mit der
Grippeimpfung nicht nur sich
selbst, sondern auch andere
schützt?
Ja, insbesondere als näherer
Kontakt einer Risikoperson. Dieses
Prinzip kann man im Anschluss
auch auf die gesamte Gesellschaft
übertragen.
Für die unterschiedlichen Altersgruppen
gibt es verschiedene
Grippeimpfstoffe, richtig?
Ja. Wir können ab dem Alter von
sechs Monaten gegen die Grippe
impfen und sind nach oben hin
altersmässig offen. In der Schweiz
werden konventionell tetravalente
Impfstoffe verabreicht. Es gibt
ausserdem noch Hochdosisimpfstoffe.
Da diese noch nicht so
lange zugelassen und noch nicht
so verbreitet sind, gibt es dafür
noch keine Kostenübernahme. Wir
hoffen allerdings, dass sich das
bald ändern wird.
Welchen Effekt haben Hochdosisgrippeimpfstoffe?
Hochdosisgrippeimpfstoffe
haben, einfach gesagt, eine höhere
Dosierung. Pro Stamm werden
hier mehr Antigene geimpft. So
kann auch bei älteren und etwas
geschwächten Personen eine
stärkere und bessere Impfantwort
ausgelöst werden.
Inwiefern schützt die Grippeimpfung
auch vor Komplikationen?
Die Grippeimpfung kann nur
gegen jene Viren schützen, die
auch im Impfstoff enthalten sind.
Erkrankt man überhaupt an einem
zuvor geimpften Virus, sehen wir
weniger schwere Erkrankungen.
Mit dieser Abnahme an schweren
Erkrankungen sehen wir auch
weniger Komplikationen.
Wann ist der beste Zeitpunkt für
eine Grippeimpfung?
Kurz bevor sich eine Grippe
anbahnt. Wir haben jetzt Anzeichen,
dass die Grippeinfektionen
steigen. Auch in den vergangenen
Jahren sind die Zahlen von Grippeinfektionen
irgendwann vor, über
oder nach den Weihnachtsfeiertagen
gestiegen. Daher könnte das
auch dieses Jahr so sein. Wenn
man sich, mindestens zwei bis drei
Wochen bevor man sich mit der
Grippe anstecken könnte, impfen
lässt, erhält man einen guten
Schutz.
Ist es auch sinnvoll, noch während
einer Grippewelle eine
Impfung zu erhalten?
Ja, ganz klar! Schliesslich werden
nicht alle Menschen gleichzeitig
angesteckt. Daher macht eine
Impfung auf jeden Fall Sinn.
6 | www.dergesundheitsratgeber.ch
INTERVIEW
Wissen bedeutet
Schutz
Impfungen zählen zu den wirksamsten Massnahmen, um
Infektionskrankheiten vorzubeugen. Im Interview spricht Dr. Corina
Wirth über den Einfluss der COVID-19 Pandemie auf das Thema
Impfung, das gestiegene Wissen über den persönlichen Impfstatus
sowie empfohlene Impfungen für Kinder und Erwachsene.
Dr. Corina
Wirth
Geschäftsführerin
Public
Health Schweiz
FOTO: ZVG
Impfen ist aufgrund der COVID-
19-Pandemie ein omnipräsentes
Thema. Es gibt abseits von
Corona aber natürlich auch
noch viele andere Impfungen.
Sind diese ins Hintertreffen
geraten?
Nein, wir gehen davon aus,
dass die Corona-Impfung dazu
geführt hat, sich wieder vermehrt
mit der Wirksamkeit und
Funktionsweise von Impfungen
auseinanderzusetzen. So hat
beispielsweise das Wissen über
den persönlichen Impfstatus
zugenommen: Während 2019
noch 17 Prozent der Menschen
nicht wussten, gegen welche
Krankheiten sie geimpft sind,
waren es im Jahr 2021 nur noch
sieben Prozent.
Denken Sie, dass das Image der
Impfungen durch die COVID-
19-Pandemie gelitten und die
generelle Impfbereitschaft abgenommen
hat?
Bis jetzt wurden keine grossen
Veränderungen in der Bevölkerung
bezüglich der Einstellung
gegenüber Impfungen aufgrund
der COVID-19-Pandemie
beobachtet. Einzig wurde ein
leichter Rückgang der Anzahl an
vertriebenen Impfdosen gegen
einzelne Erkrankungen erfasst.
Diese Beobachtungen sollten
jedoch mit Vorsicht interpretiert
werden, da viele Faktoren die
Durchimpfung beeinflussen
können. Getroffene Massnahmen
in Bezug auf den Zugang zu
ärztlichen Leistungen oder auf
die Impfkapazität des Gesundheitsfachpersonals
könnten auch
im Zusammenhang damit stehen.
Daten zu den genauen Einflussfaktoren
auf die Impfbereitschaft
und die Durchimpfung der
Bevölkerung werden im Moment
noch erhoben und können erst in
den nächsten Jahren ausgewertet
und interpretiert werden.
Je nachdem in welchem Land
man lebt oder wohin man weltweit
reist, unterscheiden sich
die Impfempfehlungen. Wie
sieht das in der Schweiz aus?
In der Schweiz umfassen die
empfohlenen Basisimpfungen für
Säuglinge und Kinder Erkrankungen
wie Starrkrampf, Keuchhusten,
Kinderlähmung sowie
Masern, Mumps und Röteln. Für
Jugendliche und Erwachsene
werden vor allem die Hepatitis-,
HPV- und Influenzaimpfungen
empfohlen.
Was erhoffen Sie sich rund
um das Thema Impfung für
die nächsten Jahre in der
Schweiz?
Aus unserer Sicht ist es zentral,
aus der COVID-Pandemie zu
lernen und die gesammelten Pandemieerfahrungen
auszuwerten.
Die Akteure sind aktuell daran,
das Gelernte in den Aktionsplan
der nationalen Strategie
zu Impfungen zu integrieren.
Dabei stellt die Kommunikation
einen wichtigen Punkt dar. Es ist
wichtig, nicht nur den Nutzen
einer Impfung, sondern auch den
Schweregrad und die Eintretenswahrscheinlichkeit
von Risiken
und Nebenwirkungen zu vermitteln.
Dadurch kann die Gesundheitskompetenz
der Bevölkerung
gestärkt und die Entscheidungsfindung
erleichtert werden. Hier
kann auch das Gesundheitsfachpersonal
eine stärkere Vermittlerrolle
einnehmen, zum Beispiel
können Ärztinnen und Ärzte
das Thema proaktiv ansprechen.
Ebenfalls hat das Angebot einer
Impfberatung in Apotheken ein
grosses Potenzial, Impffragen
der Bürgerinnen und Bürger
zu beantworten. Ein weiterer
wesentlicher Punkt ist das Verringern
von Impfversäumnissen.
Einen vielversprechenden Ansatz
bietet hier das elektronische
Patientendossier (EPD). Ein Impfausweis
kann damit elektronisch
erstellt und abgelegt werden.
Der persönliche Impfstatus kann
jederzeit überprüft und allfällige
Termine zur Auffrischimpfung
oder zur Nachholung von
fehlenden oder unvollständigen
Impfungen können wahrgenommen
werden. Wir erhoffen uns
eine Stärkung des Impfverhaltens
in der Bevölkerung.
Was ist das Grundprinzip hinter
einer Auffrischungsimpfung?
Die Schutzwirkung einiger
Impfungen lässt mit der Zeit nach.
Durch die Auffrischungsimpfung
wird der Immunschutz einer
Grundimmunisierung aufrechterhalten.
Im Vergleich zur
Grundimmunisierung reicht bei
der Auffrischungsimpfung eine
geringe Impfdosis aus, um den
Impfschutz zu gewährleisten. Das
Immunsystem wird dabei an das
entsprechende Antigen «erinnert»,
wodurch es bei einem späteren
Kontakt mit dem Krankheitserreger
zu einer beschleunigten
Immunantwort kommt. Für
Erwachsene wird neben der
COVID-19- und der Grippeimpfung
auch das Auffrischen der
Impfung gegen Diphtherie,
Keuchhusten und Wundstarrkrampf
(Tetanus) empfohlen.
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8 | www.dergesundheitsratgeber.ch
INTERVIEW
FOTO: HEALTH SUISSE
Digitalisierung im
Gesundheitswesen
Mehr digitale Patient:innendaten für eine
effektivere Gesundheitsversorgung
MEDIAPLANET | 9
Bedarf den Behandelnden einen
Zugriff darauf geben.
Mit dem EPD können zum
Beispiel Hausärztinnen und
Hausärzte, Apothekerinnen und
Apotheker, Spitex sowie Physiotherapeutinnen
und Physiotherapeuten
schnell auf dieselben
Informationen zugreifen. Das
ist besonders nützlich, wenn
eine Patientin oder ein Patient
von mehreren Gesundheitsfachkräften
betreut wird, da so
Behandlungsfehler oder unnötige
sowie doppelte Behandlungen
vermieden werden.
Oder in einem medizinischen
Notfall kann ein rascher Zugriff
auf Informationen etwa zu
Allergien, Medikamenten oder
bekannten Krankheiten für die
behandelnde Gesundheitsfachperson
entscheidend sein.
Auch für gesunde Menschen ist
das EPD nützlich. Es ermöglicht,
seine Gesundheitsinformationen
trotz Umzügen und Arztwechseln
zu sammeln. Und auf Reisen
sind die Informationen über das
Smartphone immer verfügbar.
FOTO: ZVG
Isabelle
Gassmann-
Hofmänner
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Kommunikation,
eHealth Suisse
Was genau versteht man unter
einem elektronischen Patientendossier?
Das elektronische Patientendossier
(EPD) ist eine digitale
Sammlung persönlicher Dokumente
mit Informationen rund
um die Gesundheit der Patientinnen
und Patienten. Über eine
sichere Internetverbindung sind
diese Informationen jederzeit
abrufbar: auf dem Computer,
dem Smartphone, von zu Hause,
unterwegs oder im Ausland.
Anschauen können die Unterlagen
nur Ärztinnen und Ärzte,
Apothekerinnen und Apotheker,
Therapeutinnen und Therapeuten
oder Pflegende, die an einer
Behandlung beteiligt sind und
von den Patientinnen und Patienten
ein persönliches Zugriffsrecht
erhalten haben. Andere Personen,
wie zum Beispiel Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber,
Krankenkassen oder Lebensversicherer
haben also keinen Zugang
zum EPD. Die Patientinnen und
Patienten entscheiden selbst, wer
welche Dokumente wann einsehen
kann. Und sie haben auch
die Möglichkeit, eigene Daten
im EPD zu speichern, so etwa
die Organspendekarte oder ein
Brillenrezept.
Angeboten wird das elektronische
Patientendossier von
verschiedenen Anbietern in der
Schweiz. Sie alle müssen die
gleichen rechtlichen Vorgaben
gemäss Datenschutzgesetz sowie
nach dem Bundesgesetz über das
elektronische Patientendossier
befolgen. Und nur wer die hohen
Anforderungen an Datensicherheit
und Datenschutz erfüllt,
wird zertifiziert.
Was genau sind die Vorteile
einer Einführung des elektronischen
Patientendossiers?
Für die Bevölkerung bringt das
EPD grosse Vorteile. Erstmals
haben Bürgerinnen und Bürger
einfachen Zugang zu ihren wichtigsten
Gesundheitsinformationen
und können diese an einem
sicheren Ort ablegen – und bei
Wieso verlaufen die Einführung
und die Verbreitung so zögerlich?
Verzögert hat die Einführung
unter anderem das komplexe
Zertifizierungsverfahren, das
zum Schutz und zur Sicherheit
der Daten sehr aufwendig war.
Erstmals in der Schweiz
etabliert sich mit dem EPD eine
Plattform, die den nahtlosen
digitalen Austausch zwischen
allen Akteurinnen und Akteuren
ermöglicht. Diese neue Art der
Vernetzung befindet sich noch im
Anfangsstadium und es braucht
Zeit, bis sich die neuen Prozesse
etabliert haben. Die Funktionen
des EPD müssen sich noch
weiterentwickeln, um sowohl
für Patientinnen und Patienten
als auch für Gesundheitsfachpersonen
immer praktischer und
effizienter zu werden.
Das EPD ist aber mehr als eine
weitere digitale Dienstleistung.
Die neue Möglichkeit für den
Informationsaustausch zwischen
Patientinnen und Patienten und
ihren Behandelnden ist auch eine
kulturelle Veränderung.
Für den Erfolg des EPD braucht
es die Kräfte aller. Denn je mehr
Menschen ein EPD eröffnen und
je mehr Teilnehmende aus dem
Gesundheitswesen mitmachen,
desto besser fliessen die Informationen
rund um eine Behandlung
und desto grösser ist der Nutzen
für alle.
Für mehr
Informationen:
www.patienten
dossier.ch
10 | www.dergesundheitsratgeber.ch
INSIGHT
Ernährung von Kindern
– mit Freude gemeinsam
essen
Bereits in jungen Jahren werden die Grundpfeiler für einen gesunden
Lebensstil gesetzt, auf die im späteren Leben aufgebaut werden kann. Dabei
sind Eltern und weitere Bezugspersonen wichtige Vorbilder. Gelassenheit und
Geduld sind gefragt, Zwang und Druck hingegen wirken kontraproduktiv.
Stephanie
Bieler, BSc
Fachexpertin
Ernährung
Schweizerische
Gesellschaft für
Ernährung SGE
FOTO: ZVG
Vom Brei zum Familienessen
Gegen Ende des ersten Lebensjahres
findet der schrittweise
Übergang von der Säuglingsernährung
zum Familienessen
statt. Die Empfehlungen bezüglich
der Auswahl von Lebensmitteln
unterscheiden sich kaum
noch von jenen für Erwachsene
und das Ziel ist eine abwechslungsreiche
Mischkost. Denn
kleine (wie grosse) Menschen
brauchen eine Vielzahl an Nährstoffen,
um wachsen und sich
optimal entwickeln zu können,
um gesund zu bleiben und leistungsfähig
zu sein.
Was bedeutet
abwechslungsreich?
Jedes Lebensmittel enthält
andere wertvolle Inhaltsstoffe.
Je abwechslungsreicher also
die Lebensmittelauswahl, umso
grösser ist das Spektrum an
verschiedenen Nährstoffen, das
unserem Körper geboten wird.
Ungesüsste Getränke, Gemüse
und Früchte, Stärkeprodukte (wie
Kartoffeln, Reis und Getreide,
vorzugsweise Vollkorn), Milchprodukte
und täglich eine Portion
einer weiteren Proteinquelle wie
zum Beispiel Eier, Tofu, Hülsenfrüchte,
Fleisch oder Fisch sowie
hochwertige Öle sind wichtige
Bestandteile einer ausgewogenen
Ernährung und sollten täglich
auf dem Speiseplan stehen.
MEMO-SPIEL UND AUSMALBILDER
Auf der Website der SGE ist ein Memo-Spiel mit 32 Kartenpaaren
von jeweils acht verschiedenen Früchten und Gemüsen, die alle in der
Schweiz wachsen, erhältlich. Zu den fünf Ernährungsbotschaften der
Schweizer Ernährungsscheibe stehen zudem kostenlose Ausmalbilder
zum Download bereit. Dies sind spielerische und altersgerechte Materialien,
um Kinder für eine ausgewogene Ernährung zu sensibilisieren.
www.sge-ssn.ch/projekt-ernaehrungsscheibe
Selbstverständlich darf auch mal
eine kleine Portion Süsses dabei
sein. Es gibt keine «gesunden»
oder «ungesunden» Lebensmittel,
alles ist eine Frage der Menge
und der Häufigkeit.
Eine gute Tischatmosphäre
Gerade beim gemeinsamen
Essen mit Kindern geht es aber
nicht nur darum, was gegessen
wird, sondern auch, wie. Eine
entspannte Atmosphäre am
Tisch fördert das Wohlbefinden
und den Genuss beim Essen.
Gelassenheit, Humor und Geduld
unterstützen eine gute Stimmung
rund ums Essen, während Kritik,
Druck oder Zwang den Appetit
verderben. Laden Sie Kinder
zum Probieren ein und seien Sie
mutiges Vorbild. Dies eröffnet
den Kindern eine Vielfalt an
Geschmackserfahrungen und
fördert eine abwechslungsreiche
Lebensmittelwahl. Bezüglich
der Menge können Eltern und
Bezugspersonen auf das in der
Regel gute Gespür für Hunger
und Sättigung von Kindern
vertrauen – die Portionsgrössen
können von Tag zu Tag unterschiedlich
ausfallen.
Hilfsmittel und Orientierung
Die Schweizer Ernährungsscheibe
fasst die wichtigsten Botschaften
für ein gesundes
Ernährungs- und Bewegungsverhalten
von Kindern im Alter von
vier bis zwölf Jahren zusammen.
Neben kindgerechten und
praktischen Ideen zum ausgewogenen
und genussvollen Essen
und Trinken wird auch die
Wichtigkeit der Bewegung
berücksichtigt. Die sechs
Hauptbotschaften der Ernährungsscheibe
lauten: «Wasser
trinken», «Gemüse und Früchte
essen», «Regelmässig essen»,
«Abwechslungsreich essen», «Mit
allen Sinnen geniessen» und «In
Bewegung bleiben».
Weiterführende
Informationen:
Schweizerische
Gesellschaft für
Ernährung SGE:
www.sge-ssn.
ch/ernaeh
rungsscheibe
Antworten auf
Elternfragen zu
Säuglings- und
Kinderernährung:
www.sge-ssn.
ch/elternfragen
Weitere Informationen
zur
Ernährung von
Kindern:
www.kinder
andentisch.ch
MEDIAPLANET | 11
FOTO: SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG
12 | www.dergesundheitsratgeber.ch
INSIGHT
CED: Der Kampf
gegen das Tabu
Chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen gelten nach
wie vor als Tabuthema. Mit welchen
Hürden Betroffene zu kämpfen haben
erklärt Bruno Giardina, Präsident der
Crohn Colitis, im Interview.
Was genau versteht man unter
CED?
Die Abkürzung CED steht für
chronisch-entzündliche Darmerkrankungen,
die beiden häufigsten
chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen sind Morbus
Crohn und Colitis ulcerosa.
Unter dem Sammelbegriff
chronisch-entzündliche Darmerkrankung
werden Krankheitsbilder
zusammengefasst, die
sich durch schubweise wiederkehrende
oder kontinuierlich
auftretende, entzündliche Veränderungen
des Darms auszeichnen.
Diese Erkrankungen führen
zu Beschwerden wie Durchfall
mit Blut oder Schleim im Stuhl,
heftigen Bauchschmerzen
sowie Symptomen von anderen
Organsystemen.
Da Sie als Präsident der Crohn
Colitis Schweiz Kontakt zu
CED-Betroffenen pflegen,
würde uns interessieren, ob das
Thema CED Ihrer Meinung nach
noch immer als starkes Tabuthema
angesehen wird.
Wir sprechen beim Thema CED
von einer chronischen Krankheit,
die unsichtbar für die Aussenwelt
beziehungsweise das Umfeld
ist, allerdings teils sehr starke
Einschränkungen auf den Alltag
mit sich bringt. Bei Gesprächen
rund um die Thematik CED
spricht man immer über körperliche
Ausscheidung, über den
Stuhl, Blut und Schleim im Stuhl,
Einschränkungen in der Lebensqualität
sowie auch teils im
Sexualleben etc. Es geht auch um
psychische Probleme, die eine
solche Krankheit mit sich bringt.
Leider kämpfen wir noch
immer gegen das Tabu rund
um diese Themen, und ich mag
sagen, wir sind schon viel weiter
als noch vor zehn Jahren bei der
Enttabuisierung, aber noch lange
nicht am Ziel.
Mit welchen Hürden haben Betroffene
zu kämpfen?
Im Leben mit einer chronischen
Krankheit gibt es ganz viele
Hürden, die es zu bekämpfen
gilt angefangen bei den diversen
körperlichen Leiden, wie starken
Bauchschmerzen, Energieverlust,
ständigem Stuhldrang. Aber
auch psychische Aspekte dürfen
nicht unterschätzt werden.
Meist kommt die Krankheit
zwischen 20 und 40 Jahren,
sprich in der Lebensphase, in
der die Menschen sehr aktiv
MEDIAPLANET | 13
FOTO: SHUTTERSTOCK FOTO: WWW.STEPHAN-ULRICH.CH
Bruno Giardina
Präsident Crohn
Colitis Schweiz
Eines der obersten Ziele bei der
Behandlung einer CED sollte doch sein,
dem Leben eines jeden Betroffenen
viel Lebensqualität zu schenken, denn
auch ein Leben mit einer chronischen
Krankheit ist lebenswert!
sind – Familienplanung, Reiseplanung,
Karriereplanung. In
diesem Moment eine chronische
Krankheit diagnostiziert zu
bekommen, ist meist ein Schock
und braucht Kraft und Energie
zur Verarbeitung. Es kommen
Angst und Unsicherheiten auf,
viele isolieren sich komplett, was
für die Psyche sehr schädlich
ist. Aber auch Scham und Tabu,
über ein sehr intimes Problem
zu sprechen, machen das Ganze
nicht einfacher. Wir fordern
die Leute immer auf, über ihre
Krankheit zu sprechen und möglichst
offen darüber zu berichten,
aber nicht jeder Mensch geht
gleich damit um.
Was wünschen Sie sich für die
Zukunft für CED-Betroffene?
Ich wünsche uns CED-Betroffenen
in erster Linie eine Heilung!
Bis heute gibt es nur diverse
Therapien, die helfen, mit der
Krankheit zurechtzukommen,
aber noch keine Therapie, die
eine komplette Heilung erzielt.
Da mein Wunsch nach Heilung
doch ziemlich hochgesteckt ist,
wäre mein sofortiger Wunsch,
dass jeder CED-Betroffene einen
für ihn stimmigen Weg findet,
mit der Erkrankung umzugehen,
und sein Leben so gut wie
möglich geniessen kann, trotz
chronischer Erkrankung. Eines
der obersten Ziele bei der
Behandlung einer CED sollte
doch sein, dem Leben eines jeden
Betroffenen viel Lebensqualität
zu schenken, denn auch ein
Leben mit einer chronischen
Krankheit ist lebenswert!
14 | www.dergesundheitsratgeber.ch
EXPERTISE
FOTO: SHUTTERSTOCK
Psychische Gesundheit
und Selbsthilfe bei Menschen
mit Migrationshintergrund
Femmes-Tische und Männer-Tische Schweiz erweitert ihre Themenpalette
mit einem Moderationsset «Selbst Sorge» zur Förderung der
Gesundheitskompetenz im Bereich der psychischen Gesundheit für Menschen
mit Migrationshintergrund. Dieses Set wurde in Zusammenarbeit mit Selbsthilfe
Schweiz entwickelt. Es soll Menschen ermöglichen, in Gesprächsrunden ihre
eigenen Ressourcen besser kennenzulernen und ihre Gesundheitskompetenz in
konkreten Übungen zu stärken. Das Projekt fördert die soziale Integration und
trägt zur Chancengerechtigkeit im Gesundheitsbereich bei.
MEDIAPLANET | 15
Zielgruppe des Moderationssets
«Selbst Sorge»
sind Frauen und Männer
mit Migrationshintergrund
wohnhaft in der Schweiz.
Resultate einer jüngsten Studie
des Bundesamts für Gesundheit
(BAG) zeigen, dass bei rund
45 Prozent der Befragten die
Gesundheitskompetenz problematisch
und bei neun Prozent
unzureichend ist. In der Schweiz
besteht also noch viel Potenzial
zur Verbesserung der spezifischen
Gesundheitskompetenz.
Durch die Auseinandersetzung
mit dem Thema «Selbst Sorge»
werden Frauen und Männer
dafür sensibilisiert, wie sie
kompetent mit ihrer psychischen
Gesundheit oder Krankheit
umgehen können. Sie wissen,
wo und wie sie Unterstützung
erhalten können, um unabhängig
von Herkunft, Status, Kultur oder
Religion selbstbestimmt handeln
zu können.
Selbstkompetenz fördert
Gesundheit. Das neue Moderationsset
«Selbst Sorge – Symptome
erkennen, Hilfe holen»
wurde von und mit Menschen
mit einem Migrationshintergrund
entwickelt und in den
Pilotstandorten der Selbsthilfezentren
Neuenburg und Thurgau
getestet. Das Themenset soll
Menschen dabei unterstützen,
ihre Gesundheitskompetenz im
Bereich der psychischen Gesundheit
zu erweitern und zu stärken.
Es dient als Grundlage für Gruppengespräche/Gesprächsrunden
sowie für den Einsatz in Selbsthilfezentren
und Beratungsstellen.
Themenschwerpunkte
des Sets sind: Was sind meine
Ressourcen und wie kann ich sie
nutzen? Wie kann ich Ressourcen
stärken? Wie kann ich mit meiner
psychischen Gesundheit oder
Krankheit umgehen? Welche
Organisationen, Institutionen
oder Einrichtungen können mich
dabei unterstützen?
Das Set wurde so weit wie
möglich in einfacher Sprache
verfasst und steht auf Deutsch
und Französisch zur Verfügung.
Eine zusätzliche Wortschatzliste
bietet die Möglichkeit, schwierige
Wörter in die eigene Sprache zu
übersetzen.
Persönliche Ressourcen
stärken
Das Moderationsset dient
Moderator:innen von Femmes-
Tische/Männer-Tische und/oder
Selbsthilfegruppen als
Diskussionsgrundlage. In der
Gesprächsrunde können
Moderierende anderen Menschen
mit Migrationshintergrund
in der Muttersprache
empfehlen, sich Hilfe und
Unterstützung, zum Beispiel bei
einer Selbsthilfegruppe, zu
holen. Eine Gesprächsrunde
kann auch an einem Selbsthilfezentrum
mit einer Moderatorin
oder einem Moderator umgesetzt
werden.
FÜR RÜCKFRAGEN STEHEN
IHNEN GERNE ZUR VERFÜGUNG:
Lukas Zemp, Geschäftsführer Selbsthilfe Schweiz, Tel. 061 333 86 01
oder l.zemp@selbsthilfeschweiz.ch
Yvonne Ledergerber, Leitung Nord-Ost, Geschäftsstelle
Femmes-Tische und Männer-Tische Schweiz,
Tel. 079 541 17 94 oder yvonne.ledergerber@femmestische.ch
Das Moderationsset «Selbst Sorge» kann über
www.femmestische.ch/Moderationssets oder auch mit einem
spezifischen Link «FTMT-Website-Moderationsset» auf
www.selbsthilfeschweiz.ch bezogen werden.
Moderationssets – Femmes-Tische (femmestische.ch) und Sets
d'animation – Femmes-Tische (femmestische.ch)
SELBSTHILFE SCHWEIZ – GEMEINSAM GEHT ES
BESSER
Die Stiftung Selbsthilfe Schweiz hat seit 2001 einen Leistungsauftrag
des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV), den sie zusammen
mit 22 regionalen Selbsthilfezentren und fünf Selbsthilfeorganisationen
für rund 2 800 Selbsthilfegruppen und 43 000 Teilnehmende zu rund
300 verschiedenen Themen umsetzt – im Sinne von «Gemeinsam
geht es besser».
FEMMES-TISCHE UND MÄNNER-TISCHE
SCHWEIZ
Der Verein Femmes-Tische/Männer-Tische Schweiz koordiniert und
begleitet aktuell 33 Standorte, an denen insgesamt rund 400 Moderatorinnen
und Moderatoren angeschlossen sind. Diese erreichen in den
Gesprächsrunden in über 20 Sprachen über 12 000 Teilnehmende
pro Jahr. Über diese Multiplikator:innen werden mindestens 40 000
Personen pro Jahr erreicht.
FOTO: SHUTTERSTOCK
Lesen Sie mehr unter dergesundheitsratgeber.info
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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
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Bitte beachten Sie, dass es sich bei den hier angeführten Produkten um Medizinprodukte zur Anwendung für Pa-
tienten handelt. Vor Gebrauch dieser Produkte muss die Gebrauchsinformation beachtet und ärztlicher Rat eingeholt
werden. ACCU-CHEK, ACCU-CHEK INSTANT und MYSUGR sind Marken von Roche. © 2021 Roche Diabetes Care
16 | www.dergesundheitsratgeber.ch
Entgeltliche Einschaltung
Schlafapnoe-Syndrom als Risikofaktor
für Herzinfarkt und Hirnschlag
Mehr als 150 000 Schweizerinnen und
Schweizer leiden an einem obstruktiven
Schlafapnoe-Syndrom (Sauerstoffabfall
während des Schlafs), wobei Männer
etwa doppelt so häufig betroffen sind
wie Frauen. Bei der obstruktiven Schlafapnoe
handelt es sich also nicht nur um
ein simples Schnarchen, sondern um
gefährliche Atemaussetzer im Schlaf.
Verengte Atemwege führen dazu, dass
das Herz-Kreislauf-System der Betroffenen
nicht mehr ausreichend mit
Sauerstoff versorgt wird. Bei wiederholten
Atemaussetzern kommt es gar zu
einem gefährlichen Sauerstoffmangel
in Gehirn und Herz. Das Risiko eines
Herzinfarkts oder Schlaganfalls steigt
dadurch erheblich an.
Die häufigsten Tagessymptome
einer obstruktiven Schlafapnoe
sind morgendliche Kopfschmerzen,
Tagesmüdigkeit, Tagesschläfrigkeit
(ungewolltes Einnicken am Tag)
sowie Konzentrationsprobleme. Dazu
kommen die nächtlichen Symptome
Atemaussetzer (Apnoe), Schnarchen
und unruhiger Schlaf.
Mehrere Studien zeigen, dass ein
unbehandeltes Schlafapnoe-Syndrom
das Risiko für Herzinfarkt und Hirnschlag
verdoppelt. Auch nach einem
Herzinfarkt oder Hirnschlag soll so
früh wie möglich ein allfälliges Schlafapnoe-Syndrom
diagnostiziert und
behandelt werden, da ein vorhandenes
Schlafapnoe-Syndrom die Rehabilitation
negativ beeinflusst. Zudem führt
ein unbehandeltes Schlafapnoe-Syndrom
zu Bluthochdruck und erhöhtem
Blutzucker.
Anhand spezifischer Fragebögen
und einer Anamnese können wir im
Kopfwehzentrum Hirslanden und
der Neurologica die Verdachtsdiagnose
eines Schlafapnoe-Syndroms
stellen. Weiter untersuchen wir die
anatomischen Verhältnisse im Mundund
Rachenbereich, da zum Beispiel
vergrösserte Gaumenmandeln, enge
Platzverhältnisse im Rachen und eine
Rückverlagerung des Unterkiefers die
Wahrscheinlichkeit eines obstruktiven
Schlafapnoe-Syndroms erhöhen.
Anschliessend erfolgt eine ambulante
Schlafuntersuchung. Hierfür erhalten
die Patientinnen und Patienten ein
Gerät, das sie während einer Nacht
zu Hause tragen müssen. Das Gerät
zeichnet verschiedene Daten auf wie
nasalen Atemfluss und den Sauerstoffgehalt
im Blut. Falls nötig ergänzen wir
die Abklärung mittels einer Polysomnographie.
Bei einer Polysomnographie
werden zusätzlich unter anderem
die Hirnstromaktivität, die Augenbewegungen
und die Muskelaktivität
gemessen. Hierfür verbringen die
Patientinnen und Patienten eine Nacht
im Schlaflabor.
Die Therapie ist vom Schweregrad
des Schlafapnoe-Syndroms abhängig.
Gewichtsreduktion und sportliche Betätigung
sind die ersten Massnahmen. Es
folgen Lagetherapie, Unterkiefer-Protrusionsschiene,
CPAP-Therapie bis hin
zu operativen Behandlungen.
Eine frühzeitige Diagnose und
Behandlung lohnt sich! Das Risiko für
Herzinfarkt und Hirnschlag kann
dadurch langfristig reduziert werden.
FOTO: KOPFWEHZENTRUM HIRSLANDEN
Dr. med.
Anamaria
Ungureanu
Fachärztin für
Neurologie
Kopfwehzentrum
Hirslanden
& Neurologica
SPRECHEN SIE BETROFFENE DIREKT AN!
Erzählen wir gemeinsam Erfolgsgeschichten, bieten wir Patient:innenorganisationen, Betroffenen
und Expert:innen eine Bühne um Patient:innenmündigkeit zu fördern und Bewusstsein für
Krankheiten zu schaffen.
EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
Lesen Sie mehr unter www.selteneerkrankungen.ch
EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
Seltene
Krankheiten
Du bist
nicht allein!
Patient:innen fühlen sich aufgrund ihrer Erkrankung oft a lein.
In der Schweiz leben zirka 600'000 Menschen mit einer seltenen Krankheit.
Deshalb bieten Patient:innenorganisationen Betroffenen
Unterstützung dabei, sich zu vernetzen.
«Viktor Award»
Manuela Stier wird als
herausragendste Persönlichkeit
im Schweizer Gesundheitswesen
ausgezeichnet
Seite 6–7
Selbsthilfe Schweiz
Video-Selbsthilfegruppen
helfen, Menschen mit gleichem
Schicksal zu vernetzen
Seite 12
ProRaris
Yvonne Fer ist zur neuen
Präsidentin des Dachverbandes
für seltene Erkrankungen in
der Schweiz gewählt worden
Seite 14
EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
MÄNNER
GESUNDHEIT
Lesen Sie mehr auf www.dergesundheitsratgeber.info/maennergesundheit
FOTO: FERNANDO TAVORA/UNSPLASH
Schwerpunkte: Prostata, Niere, Blase
FOTO: SHUTTERSTOCK
Vorsorge –
Jetzt erst recht.
Dass Männer durchschnittlich früher als Frauen
sterben, hat viele Gründe. Mit dieser Kampagne
rufen wir alle Männer dazu auf, ihre Gesundheit
ernst zu nehmen und sie aktiv zu fördern.
INHALT:
Erektile Dysfunktion
Das Tabu schlechthin.
Seite 2
Movember
Bart zeigen und Leben retten.
Seite 3
Prostatakarzinom
Die häufigste Krebsart
bei Männern.
Seite 5
FOTO: MASTER1305 VIA SHUTTERSTOCK
CHRONISCHE
KRANKHEITEN
Ich bin mehr als
meine Krankheit
Apeliquatio. Inullam quas quat.
Poribereped quiate simtiae
EINFACH MESSEN
EINFACH INSTANT
Chronisch entzündliche
Darmkrankheiten
Klinische Studien als
Hoffnungsschimmer für mehr
Lebensqualität
Multiple Sklerose
Wie die Diagnose eine Familie
zusammenschweißen kann
Schmerz
Ganzheitliche
Behandlungsmöglichkeiten
für eine langfristige
Schmerzbewältigung
NEU
In dieser Ausgabe: verschiedene Krebsarten, neue Therapien und persönliche Storys.
Krebsratgeber
Was macht
Menschen
zu Helden?
NICHT VERPASSEN:
Martina Hagspiel
Warum es egal ist, wie über Krebs
gesprochen wird.
Seite 10
Spot the Dot
Marije Kruis, die Gründerin der Initiative Spot
the Dot, darüber, warum Hautkrebs immer noch
unterschätzt wird und wie wir das ändern können.
Seite 14
Helga Thurnher & Elfi Jirsa
Zwei Pionierinnen in der
Krebsselbsthilfe.
Seite 18
Lesen Sie mehr unter www.krebsratgeber.at
FOTO: ARTWORK BY SANDRA CHEVRIER (MURAL IN DE RUE NAPOLÉON, MONTRÉAL, KANADA)
Frauen -
gesundheit
NICHT VERPASSEN:
Endometriose – Das
Chamäleon der Gynäkologie
Seite 5
Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.ch
Auf das Bauchgefühl
hören, wenn es um das
eigene Wohlbefinden geht
Psychoonkologie –
Begleitung von Betroffenen
Seite 10-11
Wo modernste Spitzenmedizin auf Einfach-mal-Zuhören trifft.
Fokusbereich Frauenmedizin – unsere Kernkompetenz
Gynäkologie, Gynäkologische Onkologie, Brustzentrum,
Blasen- und Beckenbodenzentrum, Dysplasiezentrum
EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
Patient Advocate Martina Hagspiel erklärt warum es wichtig ist,
weibliche Blicke in die Medizin miteinzubeziehen, sich zu
informieren und auch Zweit- und Drittmeinungen einzuholen.
Werden Sie Teil einer unserer
Gesundheitskampagnen – melden
Sie sich jetzt!
Brustkrebsfrüherkennung
in der Schweiz
Seite 12
Wir sind für Sie da.
bethesda-spital.ch/frauenmedizin
FOTO: ALEXANDER-KRIVITSKIY
Kerstin Köckenbauer • Head of Switzerland
+43 676 847 785 – 115 • kerstin.koeckenbauer@mediaplanet.com
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