INKLUSIV 04/2022
60 JAHRE ÖZIV - Ein würdiges Fest zum Jubiläum
60 JAHRE ÖZIV - Ein würdiges Fest zum Jubiläum
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INKLUSIV
Ausgabe 04/2022 Heftnummer 244
Magazin für
Menschen
mit und ohne
Behinderungen
„Star Wars
ist meine
Leidenschaft“
PORTRAIT
Philipp Litschauer
60 JAHRE ÖZIV
Ein würdiges Fest
zum Jubiläum
INKLUSIONS-DEMO
am 28. September
Fotos: ÖZIV, Pexels/pixabay
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2 INKLUSIV
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ÖZIV // Vorwort
VORWORT
Liebe Leser:innen,
das ÖZIV-Jubiläumsjahr 2022
neigt sich allmählich dem Ende
zu – und zu feiern gab es dieses
Jahr so einiges: der ÖZIV
Bundesverband feiert sein
60-jähriges Bestehen ebenso
wie der ÖZIV Tirol – und auch
die Angebote des Bundesverbands
feierten ihre Geburtstage:
ÖZIV ACCESS (15 Jahre),
ÖZIV SUPPORT Coaching (20
Jahre) und ÖZIV ARBEITSAS-
SISTENZ Niederösterreich (20
Jahre).
Diese Mehrfach-Jubiläen
waren für uns jedenfalls ein
Grund, um ausgiebig zu feiern.
Getan haben wir dies mit einer
großen Tagesveranstaltung
und einer Abend-Gala am
4. November mit mehreren
hundert Gästen: der Einladung
gefolgt waren die Bundesminister
Johannes Rauch und
Martin Kocher, Landesrätin
Ulrike Königsberger-Ludwig
aus Niederösterreich (Soziale
Verwaltung und Gesundheit),
die Behindertensprecherinnen
Kira Grünberg (ÖVP) und
Fiona Fiedler (NEOS), sowie
zahlreiche Vertreter:innen
unserer Kooperationspartner,
befreundeter Organisationen
und natürlich von unseren
Fördergebern!
Nach einem interessanten
Tag mit vielen spannenden
Workshops erwartete die
Gäste am Abend ein abwechslungsreiches
Programm mit
einer Podiumsdiskussion,
mitreißenden Show-Acts und
Rudolf Kravanja
der diesjährigen Verleihung
der ÖZIV Medienpreise, die
bereits zum 16. Mal über die
Bühne ging. Mehr zu diesem
denkwürdigen Tag und viele
Bilder finden Sie im Artikel auf
den Seiten 6 bis 11.
Wie wir schon in der letzten
Ausgabe der INKLUSIV angekündigt
hatten, fand Ende
September die vom Österreichischen
Behindertenrat
initiierte InklusionsDemo statt:
Am 28. September gingen in
Wien und den Landeshauptstädten
tausende Menschen
auf die Straße, um lautstark
für die Menschenrechte von
Menschen mit Behinderungen
einzutreten. Enttäuschend: im
Anschluss an die Demo wollte
eine Delegation im Bundeskanzleramt
die Forderungen
der Demonstrierenden an
politische Entscheidungsträger:innen
übergeben – und
wurde an die Posteinlaufstelle
verwiesen.
Somit wurde am 2. Dezember
nunmehr eine Forderungsübergabe
an die Regierungsparteien
angesetzt, begleitet
ebenfalls von einem Demonstrationszug.
(Lesen Sie den
Gernot Reinthaler
Artikel zur InklusionsDemo ab
Seite 26 – die Forderungsübergabe
fand nach Druck dieser
Ausgabe statt).
Ebenfalls nach Drucklegung
fand die Auftaktveranstaltung
des österreichischen Parlaments
zum Internationalen
Tag der Menschen mit Behinderungen
statt – mit zahlreicher
und prominenter Teilnahme
des ÖZIV Bundesverbands.
Darüber berichten wir in der
nächsten Ausgabe. Falls Ihnen
das zu lange dauert, und Sie
gerne aktuell(er) informiert
sein möchten, laden wir Sie
herzlich ein, über die ÖZIV
Website (www.oeziv.org) unseren
monatlichen Newsletter
zu abonnieren bzw. unseren
SocialMedia Kanälen zu folgen.
Sie finden den ÖZIV Bundesverband
auf Facebook, Twitter,
Instagram und LinkedIn.
Damit dürfen wir Ihnen zum
Abschluss frohe Festtage im
Kreis Ihrer Lieben wünschen
und Ihnen für 2023 das Allerbeste
wünschen!
Rudolf Kravanja &
Gernot Reinthaler
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4 INKLUSIV
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ÖZIV // Inklusiv Inhalt
ÖZIV Bundesverband
03
VORWORT
der Geschäftsführung
06
ZUM JUBILÄUM
Ein würdiges Fest
12
PORTRAIT
PHILIPP LITSCHAUER
„Star Wars ist
meine Leidenschaft“
18
INTERVIEW-SERIE
mit Robert Ozmec, stv. Landesobmann
ÖZIV Kärnten
26
INKLUSIONS-DEMO(S)
in ganz Österreich
30
ZUKUNFTSSCHMIEDE
EHRENAMT
Abschied nehmen –
Willkommen heißen
32
INKLUSION &
DIVERSITY
beim Handelskonzern BILLA
37
AKTUELLES
aus dem Rechtsbereich
40
ÖZIV ANGEBOTE
Jubiläen von SUPPORT,
ARBEITSASSISTENZ und
ACCESS
48
ÖZIV REGIONAL
News aus den Landes- und
Mitgliedsorganisationen
IMPRESSUM
Herausgeber und Verleger:
ÖZIV Bundesverband, Interessenvertretung
für Menschen mit Behinderungen
1110 Wien, Hauffgasse 3-5, 3. OG
T: +43 (0)1/513 15 35
buero@oeziv.org
Erscheinungsweise:
4-mal jährlich
Vertrieb:
Österreichische Post AG
Chefredaktion:
Hansjörg Nagelschmidt
Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe:
Daniela Rammel, Doris Kreindl,
Cornelia Feiertag, Nora Scheucher,
Birgit Büttner, Peter Noflatscher,
Gerald Wippel
Medieninhaber und Druck:
Die Medienmacher GmbH
8151 Hitzendorf, Oberberg 128
Zweigniederlassung:
4800 Attnang-Puchheim,
Römerstraße 8
T: +43 (0)7674/62 900-0
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Anregungen und Infos an:
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ÖZIV // Bundesverband
EIN WÜRDIGES FEST
ZUM JUBILÄUM
Feierlichkeiten anlässlich 60 Jahre ÖZIV Bundesverband
Text: Hansjörg Nagelschmidt • Fotos: ÖZIV/Chaluk
Das 60-jährige Bestehen
des ÖZIV Bundesverbands
wurde mit einer
großen Veranstaltung unter
dem Motto „Barrieren
überwinden – Inklusion
leben“ am 4. November
in Wien begangen. Zur Tagesveranstaltung
mit vielen
interessanten Workshops
sowie zur Abend-Gala mit
Statements der Bundesminister
Johannes Rauch und
Martin Kocher, die auch
für eine Podiums-Diskussion
zur Verfügung standen,
kamen insgesamt mehrere
Hundert Besucher:innen.
Viele Monate und intensive
letzte Wochen hatten viele
Kolleg:innen im ÖZIV Bundesverband
darauf verwendet,
diese Groß-Veranstaltung
anlässlich des 60-jährigen
Bestehens des ÖZIV Bundesverbands
vorzubereiten und
zu organisieren. Das hat sich
letztlich ausgezahlt, denn
die Gäste erlebten einen
abwechslungsreichen Tag und
Abend mit vielen spannenden
Workshops, mitreißenden
Show-Acts, informativen Reden
sowie einer Podiums-Diskussion,
bei der nicht nur
Einigkeit herrschte.
Kick-Off-Stunde am
Vormittag
Den Auftakt zur Tagesveranstaltung
machte eine
kurzweilige Kick-Off-Stunde,
durch die Doris Kreindl und
Hansjörg Nagelschmidt (ÖZIV
Öffentlichkeitsarbeit) führten.
Die offizielle Begrüßung
erfolgte durch die Geschäftsleitung
des Bundesverbandes:
Präsident Rudolf Kravanja
und Geschäftsführer Gernot
Reinthaler freuten sich über
viele Gäste, die bereits um
10 Uhr den Weg in den
ÖGB-Catamaran bei der Wiener
Donaumarina gefunden
6 INKLUSIV
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ÖZIV // 60 Jahre
hatten. Klaus Widl, Präsident
des Österreichischen
Behindertenrats, sprach in
seiner Keynote über offene
Punkte bei der Umsetzung
der UN-Behindertenrechtskonvention
und ortete noch
viel Verbesserungspotenzial.
Den grandiosen Abschluss
der Eröffnung bildete eine
getanzte Modenschau: in den
von Künstler:innen mit Behinderungen
gestalteten T-Shirts
des Labels VOI FESCH bot das
inklusive Tanz-Ensemble von
„Ich bin OK“ eine begeisternde
Performance und sorgte
für Stimmung im Festsaal.
Vielfältige Themen beim
Workshop-Programm
Nunmehr wartete ein
abwechslungsreiches Workshop-Programm
auf die wissensdurstigen
Gäste: die sehr
vielfältigen Themen reichten
von „Mobbing in der Arbeitswelt“
über „Digitale Barrierefreiheit“
bis „Arbeitsassistenz
im Wandel der Zeit“. Das
Feed-back der teilnehmenden
Gäste war äußerst positiv und
bewies den Workshop-Leiter:
innen, dass sich die Vorbereitungen
gelohnt haben.
Vielen Dank an dieser Stelle
an die Kolleg:innen der Hilfsgemeinschaft
der Blinden und
Sehschwachen Österreichs
(insbesondere an Klaus
Höckner, Geschäftsführer der
Hilfsgemeinschaft), die bei
den Workshops mitwirkten.
Wer gerade keinen Workshop
besuchte, konnte die Zeit
nutzen, um sich bei den
Info-Ständen zu informieren
oder sich bei kulinarischen
Snacks dem Vernetzen mit
anderen Gästen widmen.
Die Behindertensprecherinnen
Kira Grünberg (ÖVP)
und Fiona Fiedler (NEOS)
besuchten die Tagesveranstaltung
und auch etliche
Workshops. Ebenso der Einladung
folgte die niederösterreichische
Landesrätin Ulrike
Königsberger-Ludwig.
Politische Prominenz
und ShowActs bei der
Abend-Gala
Politische Prominenz konnten
Moderator Andreas
Onea (ORF Sport) und die
Geschäftsleitung des ÖZIV
Bundesverbands auch bei der
Abend-Gala begrüßen: sowohl
Sozialminister Johannes Rauch
als auch Arbeits- und Wirtschaftsminister
Martin Kocher
waren der Einladung gefolgt
und gratulierten in ihren
Statements dem ÖZIV Bundesverband
zum Geburtstag und
betonten die Bedeutung der
vom ÖZIV in ganz Österreich
geleisteten Arbeit. Erwähnenswert
ist auch, dass sich die
beiden Minister einer Podiums-Diskussion
stellten, bei
der Dorothea Brozek (Unternehmerin
und Aktivistin) und
Christine Steger (Vorsitzende
des Monitoringausschuss)
sehr pointierte Kritik an den
Versäumnissen in der österreichischen
Behindertenpolitik
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ÖZIV // 60 Jahre
Politische Prominenz bei der Abendveranstaltung:
Bundesminister Johannes Rauch und Martin Kocher mit der ÖZIV Geschäftsleitung
POLGAR INCLUSIVE BAND
Gut besuchte Workshops – tagsüber
8 INKLUSIV
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ÖZIV // 60 Jahre
vorbrachten. Insbesondere
beim Thema „Persönliche
Assistenz“ gab es am Podium
Uneinigkeit – Minister Rauch
bot jedoch weiterführende
Gespräche zum Thema an.
Viel Applaus erhielten die
ShowActs der Abend-Gala:
die jungen Musiker:innen der
POLGAR INCLUSIVE BAND
sangen bekannte Pop-Songs
ebenso wie selbst-komponierte
Lieder. Für den
(musikalischen) Abschluss
des Abends sorgte die Performance
von Billy Edel, der als
Überraschungs-Gast seinen
Musiker-Kollegen Slizzer mitgebracht
hatte: tosender Applaus
im ausgebuchten Saal!
Verleihung des
ÖZIV Medienpreises
Im Rahmen der Abend-Gala
fand zudem die diesjährige
Verleihung der ÖZIV Medienpreise
statt. Seit dem Jahr
2006 prämiert der ÖZIV jedes
Jahr herausragende Beispiele
für die Berichterstattung über
Menschen mit Behinderungen.
Es wird jeweils ein Preis
in der Kategorie Print (oder
Artikel in Online-Zeitungen)
und in der Kategorie Elektronische
Medien (Radio oder
TV) vergeben. Heuer fand die
Preisverleihung im Rahmen
der 60-Jahresfeier des ÖZIV
Bundesverbands statt.
Unterstützt wurde der ÖZIV
auch dieses Jahr von einer
prominent besetzten Jury unter
dem Vorsitz von Prof. Fred
Turnheim.
In der Kategorie „Print“ wurde
Sandra Knopp für ihren Artikel
„Kann ich behilflich sein?“
im Magazin „konsument“
mit dem ÖZIV-Medienpreis
ausgezeichnet. In ihrem Artikel
dreht sich alles um den
barrierefreien Einkauf. Knopp
stellt Fragen wie „Welche
Barrieren existieren“ und „wie
kann ein entspannter Einkauf
für Menschen mit Behinderungen
aussehen?“ Von der
Jury wurde der Artikel mit
Attributen wie „bietet fundierte
Informationen“, „stilistisch
hervorragend“ und „Lesevergnügen“
mit Lob bedacht.
Den Preis in der Kategorie
„elektronische Medien“ holte
sich ORF-Journalistin Ajda Sticker
für ihre Sendereihe „Erklär
mir wie du lebst“, die im
Rahmen der Diversitäts-Sendung
„Heimat, fremde Heimat“
ausgestrahlt wurde. Ajda
Sticker begleitet Menschen
mit unterschiedlichen Behinderungen
durch ihren Alltag
und taucht in deren Lebensrealitäten
ein. Die Jury zeigte
sich begeistert: „Die interessanten
Gespräche werden auf
Augenhöhe geführt – jenseits
von Heldengeschichten oder
Opfer-Rollen!“. Gelobt wurden
auch die „hochprofessionelle
Gestaltung“ und die „vielen
Hintergrund-Infos, die über
bloße Portraits hinausgehen“.
Medienpreis Gewinnerin Ajda Sticker, ORF (2. v.l.)
www.oeziv.org INKLUSIV 9
ÖZIV // 60 Jahre
Die Jury hatte sich weiters
entschlossen, einen Anerkennungspreis
an das Ö3-Projekt
„Ich kann und will arbeiten“
zu vergeben, das kein „journalistischer
Beitrag im engeren
Sinn ist, dafür aber umso
mehr Wirkung und Reichweite
für ein wichtiges Thema
erzielte: Die Ö3-Lehrstellenaktion
schaffte Bewusstsein und
konkrete Ausbildungsperspektiven
für Jugendliche mit
Behinderungen: 142 Lehrstellen
sind in nur 14 Tagen
angeboten worden.
„Der ÖZIV-Medienpreis leistet
einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung
zur Darstellung
von Menschen mit Behinderungen
in den Medien – diese
Ursprungsidee gilt auch im
16. Jahr dieser Auszeichnung.
Die Preisträger:innen sind
Vorbilder, was qualitätsvolle
und exzellent umgesetzte
Berichterstattung über Menschen
mit Behinderungen betrifft.“
erklärt ÖZIV-Präsident
Rudolf Kravanja.
Jury-Vorsitzender Fred Turnheim
ergänzt: „Gerade wir
Journalist:innen haben eine
besondere Verantwortung:
wir sollten absolut vermeiden,
dass Menschen mit
Behinderungen stets nur als
Held:innen oder Opfer dargestellt
werden. Die heurigen
Sieger-Beiträge sind exzellente
Beispiele für Berichterstattung
auf Augenhöhe.“
ÖZIV Bundesverband) aus
der Fusion des OÖ Vereins
„Österreichischer Körperbehindertenverband“
und der
„Zivilinvaliden Österreichs“.
2022 ist für den ÖZIV ein
Jubiläumsjahr gleich in mehrfacher
Hinsicht: der ÖZIV
Bundesverband feiert sein
60-jähriges Bestehen ebenso
wie der ÖZIV Tirol – und auch
die Angebote feierten ihre
Geburtstage in diesem Rahmen:
ÖZIV ACCESS (15 Jahre),
ÖZIV SUPPORT Coaching (20
Jahre) und ÖZIV ARBEITSAS-
SISTENZ Niederösterreich (20
Jahre).
Der ÖZIV ist heute mit Landes-
und Mitgliedsorganisationen
in allen 9 Bundesländern
vertreten. Mit über 20.000
Mitgliedern ist der ÖZIV eine
der größten Behindertenorganisationen
des Landes.
Die Betreuung der Mitglieder
erfolgt durch die Landesund
Bezirksorganisationen,
welche je nach regionalem
Bedarf unterschiedliche Angebote
haben. Der in Wien
angesiedelte Bundesverband
als Dachverband mit rund 60
Mitarbeiter:innen versteht
sich als Interessenvertretung,
die auch inklusive Angebote
im Sinne der UN-Konvention
umsetzt.
Dank an ALLE, die zum
Gelingen beigetragen
haben
Zum Abschluss ergeht der
Dank an Alle die zum Gelingen
dieses großartigen
Geburtstagsfestes beigetragen
haben: unseren Gästen,
den Kolleg:innen an den
Info-Tischen und beim Empfang,
den engagierten Workshop-Leiter:innen
sowie den
Mitgliedern des Veranstaltungs-Komitees,
das seit Jahresbeginn
an der Realisierung
dieses Tags arbeitete. Und
last but definitely not least:
ein riesengroßer Dank an unsere
Sponsoren, ohne die das
Fest in dieser Art nicht hätte
stattfinden können: BILLA,
ÖGB, ÖBB, Österreichische
Lotterien, Post, E-House,
Esterhazy und SZIGETI.
Danke, Danke, Danke!
Alle Infos:
www.oeziv.org
1962: Geburtsjahr des
ÖZIV Bundesverbands
Als Geburtsstunde des ÖZIV
Bundesverbands gilt der
17. März 1962: damals entstand
der „Österreichische
Zivil-Invalidenverband“ (heute
Medienpreis Gewinnerin Sandra Knopp
10 INKLUSIV
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ÖZIV // 60 Jahre
Anerkennungspreis für Team Ö3
Slizzer und Billy Edel
Danke an die Sponsor:innen
Moderator Andreas Onea
Patrick Berger, ÖGB
Angeregte Diskusionsrunde
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ÖZIV // Bundesverband
Philipp mit seinen Eltern und Assistent Florian
12 INKLUSIV
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ÖZIV // Portrait
„STAR WARS IST
MEINE LEIDENSCHAFT“
Philipp Litschauer wünscht sich eine Rückkehr ins Arbeitsleben
Text: Hansjörg Nagelschmidt • Fotos: ÖZIV, Phillip Litschauer
ÖZIV INKLUSIV zu Gast im herbstlichen
Waldviertel bei Familie Litschauer.
Hier im nördlichen Niederösterreich
steht eine beeindruckende Sammlung an
Objekten aus den Star Wars Filmen aus
Lego. Gebaut hat diese Philipp Litschauer,
Klient der ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich.
Mit ihm sprechen wir über seine
Leidenschaft „Star Wars“, seine vielfältigen
Hobbies und was es bräuchte, um das Leben
für Menschen mit Behinderungen insgesamt
zu verbessern.
und große Lego-Modelle von Raumschiffen,
StarWars Figuren etc in unzähligen, teilweise
beleuchteten Vitrinen und beim Eintreten spielt
ein Orchester die bekannte Musik aus den Star
Wars Filmen.
Philipp Litschauer wohnt in Waidhofen/Thaya
und die Anreise im Zug für das Interview durch
die bunte und sonnige Herbst-Landschaft ist
eine willkommene Abwechslung zu den stressigen
Vorbereitungen der 60-Jahres-Feier im
nebligen Wien. Da Waidhofen keinen eigenen
Bahnhof besitzt, empfangen mich Philipp und
sein Assistent Florian am Bahnsteig in Göpfritz
an der Wild.
Gemeinsam fahren wir zum Wohnhaus der
Familie Litschauer in Waidhofen und schon
im Auto kommen wir leicht und unkompliziert
ins Gespräch. Bei unserer Ankunft begrüßen
uns die Eltern und Familienhund Balu. Was
mir gleich auffällt: das Haus der Litschauers ist
bestens auf die Bedürfnisse des Rolli-Nutzers
angepasst: es gibt einen Lift, der es Philipp
ermöglicht die Stockwerke zu überwinden.
Unser Gespräch führen wir in einem Extra-Zimmer
im Erdgeschoß – man könnte es Hobby-Raum
nennen, oder Star Wars Zimmer, wobei
letzteres wahrscheinlich besser passt, denn
im ganzen Zimmer befinden sich sehr große
Lebensmittelpunkt Waldviertel – bereit
für neue berufliche Herausforderungen
Philipp hat sein ganzes Leben in Waidhofen
verbracht: hier wurde er 1988 geboren und
hat auch seine Schul-Laufbahn im Waldviertler
Städtchen absolviert. Eine fast normale
Schul-Laufbahn mit Volksschule, Hauptschule
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ÖZIV // Portrait
und Handelsschule mit Abschlussprüfung. Fast
normal, weil die Eltern dafür kämpfen mussten,
dass Philipp eine Stützlehrerin zur Seite
gestellt bekam. Selbstverständlich war das
damals nämlich nicht. Vieles wurde überhaupt
nur möglich, weil sich die Eltern entsprechend
einsetzten und Philipp das heute selbst tut.
So kam auch der Kontakt zum ÖZIV zustande:
zuerst nahm Philipp das ÖZIV SUPPORT Coaching
in Anspruch, danach wandte er sich an
die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich.
Denn Philipp möchte wieder ins Arbeitsleben
zurückkehren – am liebsten als Bürokraft.
Denn am PC arbeiten, Termine koordinieren
sowie mit Kund:innen telefonieren hat ihm
bei seinen bisherigen beruflichen Stationen
immer Spaß gemacht. Mit einem Praktikum
als Bürohilfskraft war er unmittelbar nach der
Handelsschule ins Arbeitsleben eingestiegen,
daraus wurde eine Fixanstellung. Die Vorgesetzten
seien immer zufrieden gewesen,
berichtet Philipp. Allerdings musste er leider
Schikanen aus der Kollegenschaft erleben, die
ihm zu verstehen gaben, er könne nicht so viel
leisten wie sie. Das war nicht nur eine sehr unangenehme
Situation, sondern mündete auch
in einem Langzeitzeit-Krankenstand. Jetzt aber
fühlt sich Philipp wieder bereit für einen Job
und hofft, eine Beschäftigung in der Umgebung
zu finden.
LEGO-Kunstwerke: tausende Teile und
mehrere Monate Bauzeit
Was künftige Arbeitgeber interessieren könnte:
an Ausdauer mangelt es Philipp nicht – das
beweist unter anderem seine Leidenschaft für
14 INKLUSIV
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ÖZIV // Portrait
die Star Wars Lego-Bausätze. Etliche Modelle,
die er zusammengebaut hat, haben mehrere
tausend Einzelteile. Das Spitzenmodell „Devastator“
gar rund 7.400 – die Detailgenauigkeit
dieser Spitzenmodelle ist auch für den unwissenden
Betrachter (also den Autor) unglaublich
faszinierend.
Dass es oft mehrere Monate in Anspruch
nimmt, diese beeindruckenden Modelle zusammenzubauen,
überrascht wenig. Denn manchmal
sind auch Rückbauten notwendig, wenn
nachträglich Fehler erkennbar werden. An den
Modellen baut er zudem nicht nur alleine, sondern
oft gemeinsam mit Freunden. Das macht
noch mehr Spaß!
Sportlich unterwegs
Wer jetzt den Eindruck bekommt, Philipp sei
ein Stubenhocker, der irrt! Sehr gerne ist er mit
seinem Hand-Bike in der schönen Waldviertler
Umgebung unterwegs und hat in den letzten
Jahren schon mehrere hundert Kilometer
auf den großartig ausgebauten Radwegen
„gesammelt“. Im Winter bzw. in der Zeit, wo
Radtouren wetterbedingt nicht in Frage kommen,
hält er sich mit Boxen fit. Dafür steht ihm
im Keller des Hauses ein spezieller Boxsack
gefüllt mit Baumwoll-Resten zur Verfügung.
Dieser ist wesentlich leichter als herkömmliche
Boxsäcke, die beim Zurückschwingen ganz
schön schmerzhaft sein können, wie Philipp
selbst feststellen musste. Ein Freund aus der
Jungscharzeit – Philipp war auch mehrere Jahre
lang Jungschar-Leiter – hat ihn zu diesem Sport
gebracht, den er als Ausgleich mittlerweile
sehr schätzt. Am liebsten mit Musikbegleitung.
Musikalisch wird nicht nur Star Wars Musik
gespielt, sondern Philipp hört auch gerne
FolkRock, Symphonic Metal und
Mittelalter FolkRock.
Insgesamt hat er bisher bereits 47 Bausätze
verbaut und hat schon die nächsten Bau-Projekte
im Visier. Obwohl er nicht wirklich eine
Lieblingsfigur hat, so ist er doch stolz auf die
großen Bausätze – hier insbesondere auf den
„Millennium Falcon“. Die Star Wars Filme zu
kennen, helfe auch beim Bauen der Figuren
und Raumschiffe, meint Philipp. Mit den Filmen
(und Büchern) hat ja auch seine Leidenschaft
begonnen. Und wie bei echten Fans nicht verwunderlich,
sieht er sich die Filme auch heute
noch regelmäßig an.
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ÖZIV // Portrait
Barrierefreiheit: ausbaufähig!
Mit der Barrierefreiheit im Waldviertel ist
Philipp nicht 100-prozentig zufrieden. Dass
auch bei Neubauten Barrierefreiheit oft nicht
mitgedacht wird, ärgert ihn. Und für E-Rollis
sind die Barrieren oft noch unüberwindbarer.
Aber auch in Wien sei in dieser Hinsicht nicht
alles besser, meint er lachend. Insgesamt
beobachtet er Verbesserungen und ein Umdenken
in eine positive Richtung. „Im Endeffekt
geht es um das Wollen!“ resümiert Philipp.
Dieses Resümee trifft auch auf viele andere
Themen zu, die zur Sprache kommen. Philipp
wünscht sich einen Ausbau der persönlichen
Assistenz und einheitliche Regelungen in ganz
Österreich. Er findet zudem, das Berufsbild sei
zu wenig bekannt – auch Unternehmen sollten
Bescheid wissen, dass es dieses Angebot gibt.
Dies könnte manche Unsicherheit bei der Beschäftigung
von Menschen mit Behinderungen
bei Firmen-Chef:innen verringern, vermutet
Philipp.
Ohne Eigen-Initiative läuft nix
Insgesamt sei der Abbau der sprichwörtlichen
„Barrieren in den Köpfen“ und mehr
Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen mit
Behinderungen eine Voraussetzungen für
Verbesserungen. Philipp und seine Eltern
haben dafür in ihrer Umgebung im Waldviertel
viel gekämpft und erreicht – das wird
schließlich beim gemeinsamen Essen sehr klar.
Ohne Eigen-Initiative funktioniere so gut wie
nichts, Verbesserungen erfolgen sehr langsam
und die Informationen müssen sich
betroffenen Personen und Familien meist mühselig
selbst zusammensuchen. Es bleibt zu
hoffen, dass sich dies künftig ändert!
Philipp Litschauer im Internet
Youtube-Kanal „Philipp Litschauer“:
www.youtube.com/channel/
UC9oQyAYLerCXHrCP4qNt5bg
Videos:
www.youtube.com/watch?v=muGF8rRcjaU
www.youtube.com/watch?v=OPlM2ucy6Ho
www.youtube.com/watch?v=Nj5M5bZozjk
Website:
https://philipplitschauerat.wordpress.com/
16 INKLUSIV
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ÖZIV // Interview-Serie
„ES LÄSST MICH NICHT KALT, WIE
ES MEINEN MITMENSCHEN GEHT“
Interview mit Robert Ozmec, stellvertretender
Landesobmann ÖZIV Kärnten
Foto: ÖZIV Kärnten
Im Rahmen unserer
Interview-Serie mit den
Präsident:innen unserer
Landes-Organisationen
sprach Hansjörg Nagelschmidt
dieses Mal mit Robert
Ozmec, Vize-Präsident
des ÖZIV Kärnten. Er ist seit
1987 Mitglied beim ÖZIV
Kärnten und startete seine
Funktionärs-Laufbahn in
der Bezirksgruppe Völkermarkt.
Im Gespräch berichtet
er über das vielfältige
Vereinsleben beim ÖZIV
Kärnten, die Bedeutung von
ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen
und gibt Ausblick
über Pläne für die Zukunft.
Kannst du eingangs unseren
Leser:innen etwas über
deine berufliche Laufbahn
erzählen und dich auch
vorstellen (Hobbies, Interessen…
)
Ich bin gelernter Schlosser,
Forstarbeiter und habe eine
Weiterbildung zum Werkzeugmaschineur
absolviert.
Da die Verdienstmöglichkeiten
in Bayern als Forstfacharbeiter
wesentlich höher
waren als bei uns, habe ich in
Bayern die Forstfacharbeiterprüfung
abgelegt und danach
ein paar Jahre beim Forstbetrieb
Stauffenberg im Kreis
Günzburg gearbeitet.
Die letzten Jahre war ich in
Österreich als Metallfacharbeiter
tätig. Ich bin gerne
Handwerker und bin offen für
Neuerungen im handwerklich-technischen
Bereich.
In meiner Freizeit beschäftige
mich gern mit meinem Hund
Balu, gehe Rad fahren, wandern,
mag Gesellschaftsspiele
und bin überhaupt ein geselliger
Mensch. Dadurch, dass
ich mit dem Hund täglich drei
Stunden in Bewegung bin, bin
ich trotz meines Unfalls mobil.
Für mich ist der tägliche
Marsch Therapie, für Balu ist
es Ausbildung. Mit meinem
vorigen Hund habe ich sogar
die Begleithundeprüfung
abgelegt. Balu ist aus dem
Tierheim, mit ihm besuche
ich Kurse, damit er Vertrauen
gewinnt.
Es lässt mich nicht kalt, wie es
meinen Mitmenschen geht.
Besonders in den vergangenen
zwei Jahren war ich
bemüht, Kontakt zu unseren
Verbandsmitgliedern zu halten.
Weiterbildung ist auch ein
wichtiger Punkt. Ich nutze
gern das ÖZIV-Schulungsprogramm
und besuche regelmäßig
Seminare.
Wie bist du zum ÖZIV Kärnten
gekommen und wie ist
deine Laufbahn bis zum
Vize-Präsidenten verlaufen?
Ich hatte einen schweren
Arbeitsunfall, war daraufhin
oft im Krankenstand und auf
Reha. Dass es mir und meiner
Familie nicht gut ging, hat
sich in unserem kleinen Ort
schnell herumgesprochen. Da
bekam ich unerwartet Besuch
vom damaligen ÖZIV-Bezirksobmann
und seinem
Stellvertreter. So wurde ich
1987 Mitglied beim ÖZIV und
bekam die entsprechende
Unterstützung.
Als die Bezirksgruppe
Völkermarkt im Vorstand
Unterstützung gebraucht
hat, begann ich im organisatorischen
Bereich mitzuarbeiten.
Später wurde ich
zum Obmann-Stellvertreter
gewählt. Gemeinsam mit dem
Obmann besuchte ich viele
interessante Seminare, die
oft für die Vereinspraxis sehr
hilfreich waren.
Es ist mir ein großes Anliegen,
unseren Mitgliedern zu
helfen. So kam es, dass ich in
den Landesvorstand gewählt
wurde. Beim Landesvorstand
wusste man dadurch über
meine Fähigkeiten Bescheid,
18 INKLUSIV
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ÖZIV // Interview-Serie
und ich wurde gefragt, ob ich
das Amt des Vize-Präsidenten
übernehmen möchte. Ich
habe zugesagt und wurde bei
der Wahl bestätigt.
Bitte erzähle uns etwas
über den Aufbau und die
Organisation des ÖZIV Kärnten.
Wie viele Mitglieder
habt ihr und wie viele Menschen
arbeiten beim ÖZIV
Kärnten mit – angestellt
und ehrenamtlich?
Es geht nur miteinander.
Das heißt, wir haben neun
Bezirks- und Ortsgruppen, die
ehrenamtlich arbeiten. Ohne
ehrenamtliche Mitarbeit ist es
nicht möglich, den Verband
wirtschaftlich zu führen.
Im Landesverband sind 15
Mitarbeiter:innen angestellt.
Die Bezirks- und Ortsgruppen
sind bei uns organisatorische
Einheiten und mit einem
Vorstand aus ehrenamtlichen
Funktionär:innen aufgebaut.
Dazu kommen noch die vielen
freiwilligen Helfer:innen
bei verschiedenen Veranstaltungen.
Unseren hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen will ich hier
großes Lob aussprechen.
Sie machen mehr als nur
ihren Job. Unsere Mitglieder
werden bestens beraten, kein
Anliegen ist zu groß, keines
zu klein.
Auch die Bezirks- und Ortsgruppen
haben engagierte
Teams. Verstärkung ist
natürlich immer herzlich
willkommen. Zum Beispiel
sucht die Bezirksgruppe St.
Veit/Glan gerade eine neue
Gebietsleitung.
Für meine Bezirksgruppe
Völkermarkt wünsche ich mir
eine Stellvertretung und jemanden,
der Veranstaltungen
organisiert. Wir unternehmen
Ausflüge, Kurzreisen und
haben verschiedene Veranstaltungen,
wie kürzlich erst
ein Preisschnapsen.
Bitte erzähle uns über die
vielfältigen Angebote des
ÖZIV in Kärnten und warum
diese wichtig sind.
In Kärnten haben wir zwei
Standbeine: ÖZIV SUPPORT
mit dem Coaching-Programm
für den Wiedereinstieg ins
Berufsleben und die Sozialberatung
mit der fachkundigen
Hilfestellung bei diversen
Antragstellungen.
Die Bezirksgruppen organisieren
Ausflüge, Mehr-Tages-Reisen,
Grillfeste, Backhendlessen,
Preisschnapsen
und Jahresabschlussfeiern für
die Mitglieder. Wichtig dabei
ist, dass die Veranstaltungen
barrierefrei von allen genützt
werden können. So sind bei
den Reisen und Ausflügen immer
wieder auch Menschen
im Rollstuhl dabei.
Bei den regelmäßigen Stammtischen
der Bezirksgruppen
wird Vertrauen aufgebaut.
Da wird viel gefragt, was
denn da beim ÖZIV für Leute
sind, was sie machen, ob sie
politisch aktiv sind usw. Viele
Menschen verlieren dann ihr
Schamgefühl und der Weg
zur Beratung ist frei.
Aufmerksame Leser:innen
des ÖZIV INKLUSIV wissen,
dass die Bezirksgruppen in
Kärnten viele Ausflüge für
die Mitglieder organisieren.
Seid ihr in Kärnten besonders
reisefreudig und was
waren die schönsten Mit-
www.oeziv.org INKLUSIV 19
ÖZIV // Interview-Serie
gliederausflüge, bei denen
du dabei warst?
Natürlich reisen wir gerne, ob
Tagesausflüge oder Kurzurlaube.
Die schönsten Erinnerungen
sind, dass wir wie eine große
Familie sind. Die Menschen
helfen einander, tragen z.B.
die Speisen vom Buffet für
andere zum Tisch, und sie reden
miteinander, selbst wenn
sie sich vorher noch nicht
gekannt haben, scherzen und
sind glücklich.
An einen gemeinsamen
Ausflug der Bezirksgruppen
Wolfsberg und Völkermarkt
erinnere ich mich besonders
gerne: Wir sind nach Gmünd
zum Porsche-Museum gefahren.
Schon im Bus hatten
wir eine „Gaude“. Vor dem
Porsche-Museum stand ein
Kinderauto, das sich nach
Einwurf einer Münze in Bewegung
setzte. Die Obfrau
der BG Wolfsberg, die sich
das mit ihrer zierlichen Figur
erlauben konnte, setzte sich
in dieses Kinderauto. Ich hatte
gerade eine Münze parat
und nun hatte die Obfrau
ihre erste Fahrt in einem Kinderporsche.
Es gefiel ihr so
gut, dass sie noch eine Runde
fahren wollte. Über diesen
lustigen Tag reden wir heute
noch gern.
Andere schöne Ausflüge, die
mir lebhaft in Erinnerung
geblieben sind, waren nach
Piber mit einer Besichtigung
des Gestüts und dem Almabtrieb
der Hengste.
In Bärnbach haben wir
die Hundertwasser-Kirche
und eine Mundglasbläserei
besucht und in Stübing
das Freilicht-Museum. Ein
hochinteressantes, buntgemischtes
Museum mit alten
Gebrauchsgegenständen ist
in Bad Eisenkappel (Ebriach).
Von alten Motorrädern über
landwirtschaftliche Gerätschaften,
Ausrüstungen der
Feuerwehr bis hin zu einem
großen, alten Kirchengeläute
haben wir dort alles gesehen.
Heuer waren wir in Wundschuh
bei einer Ölpresse und
haben die Unterschiede der
Kürbisernte einst und jetzt
betrachtet und Kernöl verkostet,
und in Voitsberg haben
wir das Kernbuam-Museum
besichtigt.
Welche Bedeutung hat das
Vereinsleben beim ÖZIV
Kärnten? Wie war das für
eure Mitglieder während
der Pandemie, als das so
gut wie nicht möglich war?
Während der Pandemie gab
es keine Ausflüge, und jetzt
ist es schwer, die Leute wieder
hinter dem Ofen hervorzuholen.
Ich musste zweimal die Jahresabschlussfeier
absagen,
hoffe aber, dass das heuer
nicht notwendig sein wird. Bei
der Feier werden unsere Jubilare
geehrt. Die Präsente für
die Jubilare habe ich schon
eingekauft.
Für Mitglieder, die bereits 10
Jahre beim ÖZIV sind, gibt es
eine schöne Ehrenurkunde.
Für 20-, 30-, 40-, 50-jährige
Mitgliedschaft gibt es zusätzlich
auch Geschenke. Unseren
Jubilar mit 50-jähriger Mitgliedschaft
werde ich allerdings
zu Hause besuchen.
Wir sind dankbar, dass wir in
allen Bezirken durch ehrenamtliche
Funktionär:innen
vertreten sind. Oft sind sie
die ersten Ansprechpartner.
Sie haben ein großes Wissen
und können auf viele Fragen
Auskunft geben.
Während der Lockdowns war
Sozialberatung nur telefonisch
oder online möglich.
Ausflüge, Stammtische, Jahresabschlussfeiern
etc. gab
es überhaupt keine. Unsere
Ehrenamtlichen hielten telefonisch
Kontakt und haben Hilfe
für Besorgungen angeboten.
Besonders schwierig war die
Zeit für alleinstehende Personen,
denn sie durften keinen
Besuch empfangen. Wenn
weder Kinder noch Enkel
kommen, ist es sehr schwer.
Diesen Menschen konnten
wir wenigstens mit Worten
Trost zusprechen.
Welche Aktivitäten plant
der ÖZIV Kärnten in der
Zukunft?
Das Selbstwertgefühl muss da
sein. Jeder Mensch ist wertvoll
und keiner ist mehr wert
als ein anderer, ob er nun
klein oder groß, dick oder
dünn, alt oder jung, kurzsichtig
oder blind, beruflich
leistungsfähig ist oder nicht.
Jeder Mensch ist einzigartig
und hat Fähigkeiten. Dass
Menschen verschieden sind,
ist ganz normal und liegt in
der Natur des Menschen. Dieses
Bewusstsein wollen wir
im Rahmen unserer Möglichkeiten
stärken. Den Anfang
macht eine neue, nachhaltige
20 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Interview-Serie
T-Shirt Kollektion, die Mitte
November fertig sein wird.
Wir planen auch einen Gebärdensprache-Workshop
für
Mitarbeiter:innen und Funktionär:innen.
Bei der Mahnwache
in Klagenfurt haben wir
wieder einmal bemerkt, wie
hilflos man in der Kommunikation
mit gehörlosen Menschen
sein kann. Zumindest
ein paar „Höflichkeitsfloskeln“
sollte jeder beherrschen.
Denn das haben wir bei der
Mahnwache auch deutlich
gesehen: die Wichtigkeit des
Miteinanders der verschiedenen
Interessenvertretungen.
Jede Gruppe für sich war nur
eine Handvoll Leute, aber
alle gemeinsam waren wir
doch 100 Personen, die auf
ihre Anliegen aufmerksam
machen konnten.
Wir wollen im nächsten Jahr
in Kärnten zwei Tagesseminare
anbieten, die sich mit der
Freiwilligenarbeit beschäftigen.
Im Weitern sollen hier
Zukunftsthemen für den ÖZIV
Kärnten diskutiert werden,
um Akzente in der Interessensvertretung
für unsere
Mitglieder zu erarbeiten.
Was spricht aus deiner Sicht
für ehrenamtliches Engagement
beim ÖZIV Kärnten?
Sucht ihr noch ehrenamtliche
Mitarbeiter:innen und
wenn ja, wofür? Wo können
sich Interessierte hinwenden?
Das ehrenamtliche Engagement
trägt wesentlich dazu
bei, den ÖZIV wirtschaftlich zu
führen. Die Ehrenamtlichen
sind auch oft die Ersten, die
von Hilfesuchenden angesprochen
werden.
Die ganze Struktur der Bezirksgruppen
wird von den
Ehrenamtlichen getragen.
Alle Veranstaltungen der
Bezirksgruppen werden ehrenamtlich
organisiert. Auch
bei Aktionstagen, wie bei den
Gesundheitstagen in Wernberg
oder der Vereinsmesse
in Spittal helfen Ehrenamtliche
mit.
Ehrenamtliches Engagement
macht Freude. Man kann Kontakte
knüpfen und kommt mit
den verschiedensten Leuten
zusammen.
Man will auch zurückgeben,
was man selbst als Hilfe
erfahren hat. Mir haben in
meiner schweren Zeit ja auch
Ehrenamtliche geholfen.
Es muss ein Rad in Schwung
gebracht werden, dann drehen
sich auch die anderen
Zahnräder mit, und das Werk
funktioniert. Wenn man das
vorlebt und es gefällt den
Leuten, dann wollen sie auch
dabei sein und mitarbeiten.
Wer sich für ein Ehrenamt
beim ÖZIV Kärnten interessiert,
kann sich jederzeit per
Mail buero@oeziv-kaernten.at
oder innerhalb der Bürozeiten
unter der Telefonnummer
0720 208 200 melden oder
mit der jeweiligen Bezirksgruppe
Kontakt aufnehmen.
Die entsprechenden Telefonnummern
stehen auf der
ÖZIV-Kärnten Homepage.
Welche behindertenpolitischen
Themen liegen dem
ÖZIV Kärnten besonders am
Herzen?
Die Bezirksgruppen sind
nicht parteipolitisch aktiv,
sondern engagieren sich in
der Interessenvertretung für
Menschen mit Behinderungen
im Bezirk. Wir sind allein
dadurch, dass es uns gibt und
dass wir etwas unternehmen,
sichtbar.
Unsere Kernthemen sind
Pflege, Pflegeassistenz, Barrierefreiheit
und Bildung. Diese
Anliegen vertreten wir auch
schon jahrelang in der Zusammenarbeit
mit dem Land
Kärnten, wo wir am Prozess
der Entwicklung des Landesetappenplans
beteiligt sind.
Wobei gerade die inklusive Bildung
ein besonders wichtiges
Anliegen ist. Denn hier liegt
der Kern für alle anderen Themen.
Jeder, der in der Schule
einen Klassenkameraden mit
Behinderungen hatte, wird
später, wenn er berufstätig ist,
wissen, worauf es ankommt.
Kein Architekt würde mehr
nicht-barrierefreie Gebäude
planen. Kein Webdesigner
würde auf die Bedürfnisse von
Menschen mit Sehbehinderungen
vergessen usw.
Hat sich für den ÖZIV Kärnten
etwas verändert, nachdem
euer Landespräsident
Rudolf Kravanja Präsident
des ÖZIV Bundesverbands
geworden ist?
Hier kommt ein klares Nein.
Rudolf ist für uns immer
erreichbar. Unser Landespräsident
hält auch den Kontakt
zu den Bezirksgruppen. In der
Landesgruppe sind wir auch
www.oeziv.org INKLUSIV 21
ÖZIV // Interview-Serie
gut aufgestellt. Es wird der
ÖZIV Kärnten in keiner Weise
vernachlässigt.
Wie schätzt du die Situation
von Menschen mit Behinderungen
in Kärnten ein? Gibt
es Besonderheiten? Was
läuft gut? Wo liegen die Problemfelder
im Bundesland?
Bei uns im Bezirk Völkermarkt
sind 12 von 13 Gemeindeämtern
barrierefrei. Ich schätze,
dass die Situation in den anderen
Bezirken vergleichbar
ist.
In der Stadt Klagenfurt und
in anderen Städten ist noch
vieles nachzuholen. Allerdings
hatten wir in den letzten Jahren
einige Naturkatastrophen,
da wird jetzt vorrangig geholfen.
Dann reicht das Geld oft
nicht für andere Investitionen.
Wer kein eigenes Auto hat, ist
bei uns arm dran. Günstigere
Konditionen für Taxifahrten
gibt es nur in Klagenfurt und
Villach. In den ländlichen
Gebieten ist es oft extrem
schwierig, teilweise verkehren
an den Wochenenden
überhaupt keine Busse. Noch
schwieriger wird es, wenn
man im Rollstuhl unterwegs
ist. Ich kenne einen Fall,
wo ein Rollstuhlfahrer den
Bleiburger Wiesenmarkt
besuchen wollte. Bei der Hinfahrt
dauerte es eine halbe
Stunde, bis der Postbusfahrer
Rampe und Fernsteuerung
gefunden und geklärt hatte,
wie sie zu bedienen ist. Bei
der „Rückfahrt“ wurde er vom
Busfahrer in Bleiburg einfach
zurückgelassen.
Was wollt ihr abschließend
noch loswerden?
Was wünscht ihr euch für
Menschen mit Behinderungen
innerhalb unserer
Gesellschaft für die Zukunft
– in Kärnten und in Österreich?
Wir wollen keine Ausgrenzung
von Menschen mit Behinderungen.
Wir sind ein Teil der
Gesellschaft und wollen aktiv
an der Gesellschaft teilnehmen
können.
Wir wünschen uns ein Leben
ohne Hürden und Chancengleichheit
im Berufsleben und
wir erwarten uns Verständnis
bei den Verantwortlichen,
dass nicht der Rollstuhl das
Problem ist, sondern die
Stiege.
Vielen Dank für das
Gespräch!
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22 INKLUSIV
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www.oeziv.org INKLUSIV 23
ÖZIV // Kurznachrichten
BUCHTIPP
DAHEIMKICKER – LEBENSMOTOR FUSSBALL
Aktuell erschienen ist das Buch „Daheimkicker
– Lebensmotor Fußball“. Die ORF-Journalisten
Philipp Maschl und Luca Kielhauser haben
Menschen mit und ohne Behinderungen persönlich
getroffen, die mit dem Fußball schwierige
Lebenssituationen gemeistert und den
Glauben an sich nicht verloren haben.
Sie alle waren Teil des mehrfach ausgezeichneten
Fußballprojekts „DAHEIMKICKER“, – initiiert
vom Verein SPIELERPASS und dessen Gründer
Niko Karner, bei dem über 100 Menschen mit
Behinderungen in 5 Bundesländern während
der Corona-Pandemie in deren Wohngemeinschaften
trainieren konnten.
Im Projekt waren Spieler, Trainer und Fotografen
mit Behinderungen wie auch bekannte
Persönlichkeiten aus dem heimischen Profi-
Fußball involviert.
Warum wir dieses Fußball-Buch vorstellen: weil
der ÖZIV Bundesverband (in Kooperation mit
der Lebenshilfe Wien) die Übersetzung aller
Artikel in einfache Sprache beigesteuert hat.
Weitere Infos und Bestellmöglichkeit:
shop.orf.at/orf/de/buch/dokumentation/
2956/daheimkicker-lebensmotor-fussball
Das Buch macht sich bestimmt auch gut unter
einem Weihnachtsbaum!
Zum Buch:
gebundenes Buch, Hardcover, 72 Seiten
Verlag: SPIELERPASS – Daheim im Verein
ISBN: 978-3-200-08610-4
Autoren: Philipp Maschl, Luca Kielhauser
NEUER PRÄSIDENT
Bild:
Behindertenrat
des Österreichischen Behindertenrats – Klaus Widl
Der bisherige Präsident des
Österreichischen Behindertenrats,
Michael Svoboda, hat
aus gesundheitlichen Gründen
mit November 2022 seine
Funktion zurückgelegt.
Das Präsidium sprach Svoboda
für sein jahrzehntelanges
Engagement für die Anliegen
von Menschen mit Behinderungen
seinen Dank aus.
In der Präsidiumssitzung vom
9. November 2022 wurde
schließlich Klaus Widl, der seit
Mai 2022 die Präsidentschaft
interimistisch ausgeübt hat,
einstimmig zum neuen Präsidenten
des Österreichischen
Behindertenrates ernannt.
Klaus Widl ist Obmann der
ÖZIV-Mitgliedsorganisation
„CBMF – Club behinderter
Menschen und ihrer Freunde“
und war jahrelang auch im
Präsidium des ÖZIV Bundesverbands
vertreten.
Wir wünschen ihm für seine
neue Funktion viel Erfolg!
24 INKLUSIV
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Wir danken der nachfolgenden Firma
für einen Druckkostenbeitrag:
Rosenbauer International AG
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Ein mal im Monat – Stammtisch Fokus Mensch
www.oeziv.org INKLUSIV 25
ÖZIV // Interview
TAUSENDE MENSCHEN
BEI INKLUSIONSDEMOS
IN GANZ ÖSTERREICH
ÖZIV österreichweit sichtbar
Text: Hansjörg Nagelschmidt • Fotos: Behindertenrat, ÖZIV
Am 28. September gingen in Wien und den
Landeshauptstädten tausende Menschen
auf die Straße, um lautstark für die Menschenrechte
von Menschen mit Behinderungen
einzutreten.
Bei Sonnenschein in Wien und Eisenstadt
sowie Regen im Westen in Vorarlberg forderten
die Demonstrierenden längst überfällige
Inklusions-Maßnahmen wie beispielsweise die
Umsetzung barrierefreier Gebäude, ein inklusives
Bildungssystem, existenzsichernde Arbeit
und Lohn statt Taschengeld sowie bundesweit
einheitliche und bedarfsgerechte Persönliche
Assistenz.
Kolleg:innen aus Landes- und Mitgliedsorganisationen
sowie des ÖZIV Bundesverbands wa-
26 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband
www.oeziv.org INKLUSIV 27
ÖZIV // Bundesverband
ren in ganz Österreich mit Schildern und Transparenten
unter den Demo-Teilnehmer:innen
bzw. Mit-Organisierende der Kundgebungen.
„Die Unterzeichnung der UN-BRK ist nunmehr
14 Jahre her, trotzdem hat sich in wesentlichen
Bereichen für Menschen mit Behinderungen
wenig verbessert und die Umsetzung der
UN-BRK verläuft äußerst schleppend.“ fasst
ÖZIV-Präsident Rudolf Kravanja den Unmut der
Betroffenen zusammen. „Auch der Anfang Juli
beschlossenen Nationale Aktionsplan Behinderung
(NAP), der bis 2030 gültig ist, macht wenig
Hoffnung auf rasche Realisierung wesentlicher
Maßnahmen zur Gleichstellung und Gleichberechtigung
von Menschen mit Behinderungen.
Daher machen wir nunmehr öffentlich auf die
Versäumnisse in der Behindertenpolitik aufmerksam.“
Zentrale Forderungen
Die Liste der Bereiche, in denen Fortschritte
überfällig sind, ist lang. Die zentralen Forderungen
der Inklusions-Demo lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
Mit Trillerpfeifen und Transparenten machten
die Protestierenden ihren Unmut lautstark und
sichtbar! Ob die politischen Entscheidungsträger:innen
die Forderung „gehört“ haben wird
sich zeigen. Die Skepsis bleibt: in Wien wurde
die Delegation, die im Bundeskanzleramt
Forderungen überreichen wollten zur „Posteinlaufstelle“
geschickt und in Bregenz wurden
selbst Teilnehmer:innen, die ein WC aufsuchen
wollten, nicht ins Landhaus eingelassen – und
das bei strömendem Regen. Symbolträchtige
Reaktionen der österreichischen Bundes- und
Landespolitik zu den berechtigten Forderungen
von Menschen mit Behinderungen, die vermuten
lassen, dass wir mit den Protesten wohl
weitermachen müssen….. Als unschönes Fazit
bleibt: „Zum Hintereingang geschickt und im
Regen stehen gelassen – das sind die Erfahrungen
von Menschen mit Behinderungen, wenn
es um ihre Rechte geht“.
Menschen mit Behinderungen von der Bundesregierung
und den Landesregierungen:
• ein inklusives Bildungssystem
• bedarfsgerechte, bundeseinheitliche
Persönliche Assistenz
• barrierefreie Gebäude, Kommunikation
und Online-Anwendungen
• existenzsichernde Arbeit
• Teuerung kompensieren und Armut
bekämpfen
28 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband
ÖZIV SEMINAR-
PROGRAMM 2023
Auch nächstes Jahr 2023 können wir Ihnen
wieder ein volles Seminarprogramm mit
vielen interessanten Themen anbieten. Es
werden wieder 2-Tages Seminare in Wien oder
Salzburg angeboten.
Hier eine aktuelle Themenvorschau:
• Die 4 Grundbedürfnisse des Menschen
• Gewaltfreie Kommunikation
• Datenschutz und Digitalisierung
• Schlichtungen im Alltag
• Frauen mit Behinderungen
• Feldenkrais
• uvm.
Das Seminarprogramm wird Anfang 2023 auf
unserer Homepage veröffentlicht.
www.oeziv.org/bildungsangebot
Kontakt
Ich freue mich über Ihr Interesse und über
Ihre Anmeldungen:
Daniela Rammel
ÖZIV Bundesverband
Bildung & Assistenz Kommunikation
T: +43 1 5131535-36
M: + 43 664 88005484
daniela.rammel@oeziv.org
Bezahlte Anzeige
www.oeziv.org INKLUSIV 29
ÖZIV // Bundesverband
ABSCHIED NEHMEN -
WILLKOMMEN HEISSEN
Zukunftsschmiede Ehrenamt ÖZIV
Text: Cornelia Feiertag
Und doch ist diese Zeit des Jahres auch immer
ein wenig jene, in der Umbruch und Veränderungen
anstehen. In der manches zur Ruhe
kommen darf und gleichzeitig ein Wechsel im
Raum steht. Der Bedarf an Neuem, der Ruf
nach Jungen, der Wunsch nach Entwicklung ist
vielerorts hör- und merkbar.
Der ÖZIV Bundesverband unterstützt und
fördert unsere ehrenamtliche Strukturen durch
österreichweite Vernetzungen und Kooperationen.
Vieles davon ist von Erfolg gekrönt – wir
haben schon von First-Kiss-Veranstaltungen
gelesen, von Salutogenese und der Sachertorte
mit Schlag, unsere Galerie des Mehrwerts
betrachtet, ergreifende Held:innen-Geschichten
miterlebt.
Die Tage werden spürbar kürzer, für viele
von uns ist nun die Zeit zum Innehalten,
zum Gedenken und fürs Nachdenken. Wie
passend, dass sich die vorliegende Ausgabe
unseres Magazins den Geburtstagen und Jubiläen
beim ÖZIV widmet.
Auch in unserer Freiwilligenarbeit gibt es nicht
erst seit unserem Kick-off Workshop Zukunftsschmiede
Ehrenamt im April 2022 in Tirol
vieles zu feiern. Das Ehrenamt beim ÖZIV hat
eine lange und erfolgreiche Tradition, unser
Vereinsleben bietet regionale Spezialitäten und
Unternehmungen für alle Aktiven.
Interaktiver Workshop in Salzburg
Ende September hat unter reger Beteiligung
unserer Landesverbände Kärnten, Salzburg,
Steiermark und Tirol ein Interaktiver Workshop
im Rahmen unserer Zukunftsschmiede Ehrenamt
stattgefunden. Auch die Freiwilligenmesse
am 2. Oktoberwochenende in Wien hat uns
weitere wertvolle Aussichten gebracht.
Nicht immer verbrennt man sich beim Anfassen
von heißem Eisen. Funken können auch
fliegen, ohne dass nachher gleich alles lichterloh
brennt. Nicht immer ist Veränderung bedrohlich.
Wenn wir da wie dort behutsam und
umsichtig handeln, bleibt die Gemeinsamkeit
bewahrt und unser Feuer für die Selbstvertretung
geht nicht aus!
Wir bleiben deshalb dran am Pläne Schmiede
für die Zukunft der Freiwilligenarbeit im ÖZIV.
Damit neue Aktive Feuer fangen können für
das, was uns in der Zusammenarbeit nach
30 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Bundesverband
innen und in unserer Wirkung nach außen
ausmacht.
Wir heißen Entwicklung willkommen:
29.11.2022 vierteljährliches Meeting Netzwerk
Freiwilligen-Koordination
30.11.2022 Freiwilligenkonferenz „Die Welt retten“
zum Internationalen Freiwilligentag:
5.12.2022 Tag des Ehrenamts als ÖZIV Aktionstag
Februar 2023: online Treffen Teilnehmer:innen
Interaktiver Workshop
31.03.-01.04.2023 Zukunftsschmiede Ehrenamt
Matrei/Tirol
Wir planen:
Inklusion in der Freiwilligenarbeit => barrierearmes/-freies
Ehrenamt (als mögliches 1-tägiges
Weiterbildungsangebot im online Format)
Beständig bleibt:
wir freuen uns immer über Austausch!
Wie wäre es – der Jahreszeit entsprechend –
mit ein paar Gedanken zu:
Das neue Ehrenamt beim ÖZIV bedeutet für
mich …
Kontakt
Cornelia Feiertag
Freiwilligenkoordinatorin
ÖZIV Bundesverband
cornelia.feiertag@oeziv.org
Hannes Lichtner
Geschäftsleitung ÖZIV Tirol
office@oeziv-tirol.at
www.oeziv.org INKLUSIV 31
ÖZIV // Interview
„IN EINER IDEALEN
WELT BRAUCHT ES KEIN
DIVERSITY MANAGEMENT!“
Inklusion & Diversity beim Handelskonzern BILLA
Gesprächspartnerinnen: Sandra Edelmann - Senior Managerin Diversity & Inclusion, Nachhaltigkeit BILLA AG
Julia Miller – Expert Human Resources, BILLA AG
Dominique Müllner – Expert Human Resources, BILLA AG
v.l.n.r.: Julia Miller,
Sandra Edelmann,
Dominique Müllner
Über die Bedeutung von
Diversity Management
und Inklusion bei der
BILLA AG sprach Hansjörg
Nagelschmidt mit dem verantwortlichen
Dreier-Team
Sandra Edelmann, Julia Miller
und Dominique Müllner.
Welche Schwerpunkte das
Unternehmen setzt, warum
das Unternehmen auf
seiner Website nur mehr
nicht-barrierefreie Geschäfte
extra kennzeichnet und
eine Nach-Betrachtung zur
Recruiting-Kampagne, die
bei Behinderten-Organisationen
auf Kritik stieß, lesen
Sie in diesem spannenden
Gespräch.
Können Sie für unsere Leser:innen
die Strategie und
konkreten Aktivitäten des
Diversity Managements bei
BILLA erklären?
S. Edelmann: BILLA schätzt,
respektiert und fördert die
Vielfältigkeit seiner Mitarbeiter:innen,
Kund:innen
& Lieferant:innen in allen
Dimensionen der Diversität.
Der Mensch steht bei uns
im Mittelpunkt – unabhängig
von Geschlecht, Behinderung,
sexueller Identität, kulturellem
Hintergrund, Alter oder
sozialer Schicht. In manchen
Bereichen ist die Diversität
schon da, wie zum Beispiel
bei unseren Kund:innen. Da
geht es darum, Leistungen
anzubieten, die alle Kund:innen
ansprechend finden und
nutzen können. Wichtig ist
uns hier der barrierefreie
Einkauf in den Filialen und
online. Um uns in Sachen Inklusion
weiter zu verbessern,
tauschen wir uns mit den unterschiedlichen
Zielgruppen
aus.
Mit dem Diversity Management
möchten wir diese
Vielfalt positiv für unseren
Unternehmenserfolg nutzen:
neue Zielgruppen erschließen,
soziale Verantwortung
zeigen und innovative Teams
32 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Interview
formen, die Lösungen für die
Zukunft erarbeiten.
D. Müllner: Das erste Mal kamen
wir 2012 mit dem Thema
Gleichstellung in Berührung,
als wir uns dem Grundzertifikat
Audit „Beruf und Familie“
widmeten. Hier werden seither
Maßnahmen im Bereich
Vereinbarkeit von Beruf und
Privatleben umgesetzt. Da wir
einen hohen Frauenanteil im
Unternehmen haben, sehen
wir hier einen großen Hebel
und haben uns heuer bereits
zum dritten Mal re-zertifizieren
lassen. Mit der Zertifizierung
ZukunftVIELFALT haben
wir uns dazu entschieden,
das Thema ganzheitlich zu
betrachten.
J. Miller: Seit 2015 gibt es
auch eine REWE-weite Disability
Charta, in der unsere
gemeinsame Vision als REWE
Gruppe – inklusive aller
Zentral- und Handelsfirmen
– festgezurrt wurden. Wir
wollen Menschen mit Behinderungen
in allen Ebenen
unseres unternehmerischen
Handelns integrieren und somit
auch eine Vorbildfunktion
für andere Unternehmen zu
übernehmen. Die Disability
Charta war sowohl Basis als
auch Anstoß für zahlreiche
Maßnahmen, die wir im
Disability Management bei
BILLA und BILLA Plus seither
gesetzt haben, sei es nun in
der Sensibilisierung unserer
Führungskräfte und Mitarbeiter:innen,
im Recruiting
oder in der Kommunikation,
um nur ein paar Aspekte zu
nennen. Die konkreten Aktivitäten
sind dabei vielfältig,
wir haben zum Beispiel einen
Zusatzurlaub für Menschen
mit Behinderungen eingeführt
und ein starkes Netz
an Kooperationspartnern
aufgebaut.
D. Müllner: Zum Thema
Beruf und Familie bieten wir
Feriencamps für die Kids
unserer Mitarbeiterinnen an,
vergünstigte Nachhilfe, professionelles
Karenzmanagement
und ein BILLA Babypaket,
gepackt mit zahlreichen
Goodies und einem Wertgutschein
vom Betriebsrat.
S. Edelmann:
Wir haben auch ein
REWE-weites LGBTIQ*-Netzwerk,
nehmen jedes Jahr an
Pride-Veranstaltungen teil
und setzen bewusstseinsbildende
Maßnahmen. Dieses
Jahr hatten wir zum Beispiel
einen eigenen Regenbogen-Kuchen
während des Pride
Month im Sortiment, um
den respektvollen Umgang
miteinander unabhängig der
sexuellen Identität zu signalisieren.
Für ein Handelsunternehmen
sind Menschen mit
Behinderungen sowohl als
potenzielle Kund:innen als
auch Mitarbeiter:innen von
Relevanz. Wie spiegelt sich
das innerhalb des Diversity
Managements von BILLA
wider?
S. Edelmann: Für beide Zielgruppen
gibt es spezifische
Maßnahmen, die teilweise
auch ineinanderfließen. Ein
Beispiel: Derzeit arbeiten
wir an Schulungsvideos, um
Barrieren unserer Mitarbeitenden
im Umgang mit
Kund:innen mit Behinderungen
abzubauen. Wie kann ich
Kund:innen mit Sehbehinderung
unterstützen? Wie kann
ich meine Hilfe anbieten,
ohne mich aufzudrängen?
Diese Kurzvideos helfen unseren
Mitarbeitenden natürlich
im Umgang mit Kund:innen
mit Behinderungen, bauen
aber zeitgleich auch Barrieren
in den Köpfen im Umgang mit
möglichen Kolleg:innen ab.
Nahezu all unsere Filialen
sind nach den gesetzlichen
Vorgaben und ÖNORMEN
barrierefrei zugänglich. Trotzdem
möchten wir hier immer
besser werden und der
bevorzugte Lebensmitteleinzelhändler
für Menschen
mit Behinderungen sein.
Beispielsweise stellen wir in
Märkten, in denen besonders
viele seheingeschränkte Menschen
einkaufen gehen, eine
Glocke zur Verfügung, mit der
das Personal zur Unterstützung
gerufen werden kann.
Gerne suchen wir hier immer
nach Möglichkeiten besser zu
werden und freuen uns über
Kundenfeedback.
BILLA war unter den ersten
Handelsunternehmen,
die sich intensiv mit barrierefreien
Lösungen und
Märkten beschäftigt haben
– können Sie uns über Ihre
diesbezüglichen Erfahrungen
berichten?
D. Müllner: Wir haben uns
bereits vor einigen Jahren
intensiv mit Interessensvertretungen
und Betroffenen
zusammengeschlossen um
einen Prototyp-Markt, unseren
„BILLA ohne Grenzen“,
zu gestalten. Dort haben
wir zusätzliche Maßnahmen
der Barrierefreiheit für seh-
www.oeziv.org INKLUSIV 33
Kollegin im BILLA Plus Markt
behinderte, hörbehinderte
sowie mobil-eingeschränkte
Kund:innen getestet. Andere
Standorte haben diese Maßnahmen
übernommen und
auch durch weitere ergänzt.
In einigen Märkten gibt es
beispielsweise für Rollstuhlnutzer:innen
unterfahrbare
Einkaufswägen, oder auch
spezielle Einkaufswägen mit
einem Sitz für Kinder mit
Behinderungen. Maßnahmen,
die sich in den meisten Märkten
durchgesetzt haben, sind
beispielsweise Obstwaagen
mit besserem Kontrast am
Bildschirm und beklebte Glasfronten
im Eingangsbereich,
um die Eingangstüre für Menschen
mit Seheinschränkung
besser hervorzuheben.
S. Edelmann: Alle seit 2008
neu errichteten Standorte
sind immer barrierefrei,
die übrigen haben wir den
Rahmenbedingungen entsprechend
angepasst. Bei
Standorten, die sich in denkmalgeschützten
Gebäuden
befinden, sind uns leider
manchmal die Hände gebunden.
Die nicht barrierefreien
Märkte weisen wir explizit auf
unserer Website aus.
Ihr Unternehmen bemüht
sich aktiv um die Beschäftigung
von Menschen mit Behinderungen.
Dies war auch
Inhalt einer Werbe-Kampagne,
die von vielen Behindertenorganisationen
heftig
kritisiert wurde. Was ist da
falsch gelaufen und wie beurteilen
Sie die Kritik bzw.
die Kampagne aus heutiger
Sicht?
D. Müllner: Die Kampagne,
die Sie ansprechen, war
letztes Jahr ein Teil unseres
neuen Arbeitgeber-Auftritts.
Mit dem ersten Teil der Kampagne
wollten wir Vorurteile
auf dem Arbeitsmarkt thematisieren.
Das Sujet unseres
Kollegen mit Behinderung
war dabei eines von drei
Sujets. Die anderen Sujets adressierten
gezielt Jugendliche
und ältere Personen, die während
der Corona-Pandemie
ihre Perspektive und ihren
Halt verloren hatten. Leider
haben wir mit dem angesprochenen
Sujet Menschen mit
Behinderungen und deren
Angehörige verletzt. Das
wollten wir an keiner Stelle,
und so hat sich auch unsere
Vorständin für das Wording
auf den Plakaten entschuldigt.
Es gab viele Gespräche
mit Interessenvertretungen
und auch Betroffenen. Viele
kritisierten unsere Kampagne,
es gab aber auch einige, die
unsere Kampagne und die damit
verbundene Aufmerksamkeit
auf das Thema positiv
hervorhoben. Sie waren froh,
dass die Arbeitslosigkeit bei
Menschen mit Behinderungen
endlich mal in den Fokus gerückt
wurde.
34 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Interview
Im Nachgang betrachtet würden
wir das Sujet im Vorfeld
mit Interessenvertretungen
abstimmen und uns die
direkte Zustimmung vor der
Veröffentlichung abholen. Das
Thema adressieren würden
wir jedoch jederzeit wieder.
Die Idee damals war, zuerst
ein Vorurteil abzubilden und
dann einige Tage später die
positive Auflösung dazu zu
machen und zu erklären:
„Bei uns werden Menschen
mit Behinderungen als
wertvolle Mitarbeiter:innen
angesehen und gebraucht“.
Hätten wir die Vorurteile und
die positive Auflösung direkt
nebeneinandergestellt, hätten
wir wahrscheinlich weniger
Kritik bekommen. So war die
berechtigte Kritik, dass wir
negative Stereotypen unkommentiert
im Raum stehen
ließen.
Was hat sich beim Thema
Diversity Management
in den letzten Jahren bei
BILLA weiterentwickelt?
Welche Maßnahmen sind in
Zukunft noch geplant?
J. Miller: Im Disability Management
hat sich in den
vergangenen Jahren sehr viel
zum Positiven entwickelt:
Die Anzahl unserer Mitarbeitenden
mit Behinderungen
konnte Jahr um Jahr gesteigert
werden. Und zwar nicht
nur in unseren Märkten,
sondern beispielsweise auch
in unserem Lager für den
BILLA Online Shop. Dort
beschäftigen wir derzeit
neun gehörlose Kolleg:innen.
Aufgrund unserer Unternehmensgröße
und der Vielzahl
an Führungskräften, stehen
Sensibilisierungsarbeit, inklusive
der Kommunikation
von „Best-Practice Beispielen“
auch weiterhin ganz groß auf
der Agenda. Nachdem wir
durch die Zusammenlegung
von BILLA und MERKUR,
jetzt BILLA PLUS, auch in der
Zentrale gewachsen sind,
wird ein Schwerpunkt der
nächsten Jahre in der aktiven
Ansprache und Inklusion von
Menschen mit Behinderungen
im Zentralbereich liegen.
S. Edelmann: Zusätzlich zu
neuen Mitarbeiter:innen
mit Behinderung wird ein
Schwerpunkt unserer Arbeit
in Zukunft noch stärker
sein, Menschen mit Behinderung
im Unternehmen zu
begleiten, damit sie lange
bei uns bleiben: das beginnt
bei der Administration von
Förderungen, geht über die
individuelle Beratung von Behindertenvertrauenspersonen
oder Job Coaches bis hin zum
Finden geeigneter interner
Stellen, wenn eine Veränderung
ansteht.
Was die Barrierefreiheit für
unsere Kund:innen betrifft,
möchten wir noch stärker mit
lokalen Organisationen verbunden
sein und punktuelle
Maßnahmen vorantreiben,
wo sie Stammkund:innen mit
Behinderungen brauchen. Außerdem
setzen wir verstärkt
auf einen barrierearmen
Onlineshop.
Unser zweites Fokusthema
ist das Empowerment von
Frauen: da geht es um den
respektvollen Umgang mit
unseren Mitarbeiterinnen in
der Filiale, um mehr Frauen
in Führungspositionen, um
die Förderung von Frauen
entlang der Lieferkette und
darum, BILLA als Unternehmen
für die moderne,
selbstbestimmte Frau zu
positionieren.
Oft ist zu hören, dass es
Unternehmen mit Diversity
Management und Inklusion
nicht wirklich ernst meinen
und dies nur als Instrument
der Öffentlichkeitsarbeit
sehen? Wie sind Ihre Erfahrungen
dazu?
S. Edelmann: Ein großer Teil
des Diversity Managements
ist Kommunikation: Nur,
wenn wir immer wieder
kommunizieren, dass wir
Vielfalt schätzen und sie Teil
unseres täglichen Handelns
wird, können wir Diversity
Management tatsächlich
umsetzen. Als Diversity Managerinnen
setzen wir Impulse
und Einzelmaßnahmen – die
Vielfalt leben müssen letztlich
jede und jeder einzelne
unserer Kolleg:innen: von der
Recruiterin, die Menschen mit
Behinderung in der Bewerbungsphase
positiv bewertet
über die vielen Führungskräfte,
die ihre Mitarbeiter:innen
fördern und nicht diskriminieren
bis zu der IT, die
unsere Onlineshops für alle
zugänglich macht… ich könnte
hier noch viele aufzählen.
Kommunikation ist deshalb
der Schlüssel und der geht
nicht nur nach innen: Unsere
externe Kommunikation motiviert
unsere Mitarbeiter:innen
und ist das Bild, das wir den
Kund:innen vermitteln möchten.
Ich bin daher ein großer
Fan von einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit
zum Diversity
Management! Bestandteile
der Öffentlichkeitsarbeit
www.oeziv.org INKLUSIV 35
ÖZIV // Interview
können unsere Vision, unsere
Ziele, unsere Maßnahmen
und Erfolgsgeschichten sein.
Also nur Kommunikation
ohne aktives Diversity Management
im Hintergrund
geht nicht und wird es bei
uns nie geben. Gleichzeitig
werden wir immer stark
kommunizieren, um Vielfalt
entsprechend zu fördern und
unsere Wertschätzung auszudrücken.
D. Müllner: Wir beschäftigen
uns mit Diversity Management
und Inklusion schon
sehr lange, auch wenn wir
es nicht von Anfang an so
genannt haben. Uns war auch
nicht so wichtig, dass alle
Mitarbeiter:innen unsere Gütesiegel
und Auszeichnungen
in dem Bereich kennen – es
soll vielmehr in der Praxis
und im Alltag spürbar sein,
dass wir ein inklusiver Arbeitgeber
sind. Unser Ansatz
war immer, zuerst wirksame
Maßnahmen umzusetzen
und diese erst dann im Sinne
von „tue Gutes und sprich
darüber“ auch nach außen
zu kommunizieren. Dass die
Beschäftigung mit Diversity
Management und Inklusion
auch ein Wettbewerbsvorteil
ist, ist nicht mehr von der
Hand zu weisen. Spätestens
jetzt, wo Bewerber:innen
vermehrt nach Arbeitgebern
suchen, die D&I auf der Agenda
haben, haben diese Unternehmen
einen Vorsprung am
Arbeitsmarkt. Wenn Firmen
Greenwashing betreiben,
merkt der oder die Mitarbeiter:in
das spätestens in den
ersten Wochen, wenn nicht
sogar schon im Bewerbungsgespräch;
die nachhaltige
Wirkung ist nicht gegeben.
Was wünschen Sie sich für
die Zukunft zum Thema
Diversity, Inklusion und
Barrierefreiheit? So ganz
allgemein und für BILLA
ganz speziell?
S. Edelmann: In einer idealen
Welt braucht es kein Diversity
Management, weil alle Menschen
ganz selbstverständlich
ihre eigenen Stereotype und
Vorurteile reflektieren und
Menschen, die anders sind
als sie, schätzen, fördern
und nicht diskriminieren.
Menschen hätten erkannt,
dass sie voneinander lernen
können und uns diese
Vielfalt ausmacht. In einer
Welt, in der Vorurteile leider
tendenziell eher wieder aufals
abgebaut werden, ist das
aber wohl ein Wunsch, der
noch lange nicht in Erfüllung
gehen wird. Deshalb braucht
es auch weiterhin starke
Selbst- und Interessensvertreter:innen,
Allies und Diversity
Manager:innen, die Missstände
und Diskriminierung laut
ansprechen und im Dialog
lösen.
Supervisor im FFC Lager
J. Miller: Wir wünschen uns,
dass Diversity und Inklusion
noch mehr in der breiten
Masse der Unternehmen
ankommt und nicht mehr als
softes „nice-to-have“ Randthema
behandelt wird. Man sieht
auf diversen Jobplattformen
immer mehr ausgeschriebene
Diversity &Inklusions-Jobs
und auch bei Vernetzungsformaten,
dass die Community
immer größer wird. Das freut
uns sehr, da wir auch stets
voneinander lernen können.
Für BILLA wünschen wir uns,
dass wir den erfolgreichen
Weg, den wir bis jetzt beschritten
haben, weitergehen
und noch viele wirksame
Maßnahmen für noch mehr
Inklusion am Arbeitsplatz
umsetzen. Wir wollen der
TOP-Arbeitgeber für Mitarbeiter:innen
mit Behinderungen
und der TOP-Supermarkt für
Kund:innen mit Behinderungen
sein.
Vielen Dank für das
Gespräch!
36 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Recht
NEUIGKEITEN AUS DEM RECHTSBEREICH
Jährliche Valorisierung von Familien- und Sozialleistungen
Nationalrat und Bundesrat haben die
jährliche Valorisierung von folgenden
Familien- und Sozialleistungen beschlossen:
Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld, Kinderabsetzbetrag,
Schüler- und Studienbeihilfe,
Schulstartgeld, Unterstützungsleistung für
den „Papamonat“ (Familienzeitbonus), Rehabilitationsgeld,
Wiedereingliederungsgeld und
Umschulungsgeld. Diese Leistungen werden
künftig automatisch an die Inflation angepasst.
Im Jahr 2023 werden die Leistungen voraussichtlich
um 5,8% steigen.
Nähere Informationen
dazu auf der Homepage des Parlaments
(www.parlament.gv.at), Bereich: Parlament
aktiv/Parlamentskorrespondenz.
Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld für Ukrainer:innen
Der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld für
Vertriebene aus der Ukraine wurde von
Nationalrat und Bundesrat beschlossen. Nun
hat diese Personengruppe Anspruch auf Familienbeihilfe
und Kinderbetreuungsgeld.
Nähere Informationen
dazu auf der Homepage des Parlaments
(www.parlament.gv.at), Bereich: Parlament
aktiv/Parlamentskorrespondenz.
Erhöhung der Ausgleichszulage; Einmalzahlung
von bis zu € 500 für Pensionist:innen
Mit Beginn 2023 soll die Ausgleichszulage
um 7,74% erhöht werden. Außerdem wird
es mit Beginn des Jahres 2023 wieder eine einmalige
Zahlung von bis zu € 500 (Überweisung
des Betrages im März 2023 vorgesehen) für
Bezieher:innen kleiner und mittlerer Pensionen
geben. Das haben National- und Bundesrat beschlossen
und damit soll die aktuelle Teuerung
abgefedert werden.
Nähere Informationen
dazu auf der Homepage des Parlaments
(www.parlament.gv.at), Bereich: Parlament
aktiv/Parlamentskorrespondenz.
COVID-19 Risikogruppen-Freistellung: Velängerung bis 31.12.2022
Der Anspruch auf Dienstfreistellung von Personen, die einer Risikogruppen angehören, war bis
31.10.2022 möglich. (vgl. dazu BGBl. II Nr. 293/2022) Wir haben darüber in der letzten Ausgabe
der INKLUSIV berichtet. Diese Regelung wurde nunmehr bis 31.12.2022 verlängert.
www.oeziv.org INKLUSIV 37
ÖZIV // Recht
Wiedereinführung der Sonderbetreuungszeit bis 31.12.2022
Mit Beschluss des Nationalrates (12.10.2022)
und des Bundesrates (20.10.2022) gibt es einen
neuerlichen Rechtsanspruch auf COVID-19
Sonderbetreuungszeit im Zeitraum 5.9.2022
– 31.12.2022. Die Phase 7 der Sonderbetreuungszeit
kann von Arbeitnehmer:innen im
Ausmaß von 3 Wochen gegen Fortzahlung des
Entgelts in Anspruch genommen werden, für
die notwendige Betreuung von:
• Kindern bis zum Erreichen der Unterstufe,
wenn für diese wegen einer COVID-19
Infektion aufgrund von Verkehrsbeschränkungen
die Schule oder eine Kinderbetreuungseinrichtung
nicht besuchen können.
• Kindern bis zum 14. Lebensjahr, wenn sie
wegen einer teilweisen oder vollständigen
behördlichen Schließung von Schulen oder
Kinderbetreuungseinrichtungen diese nicht
besuchen können.
• Menschen mit Behinderungen, wenn die
Einrichtung behördlich geschlossen wurde
oder ihre Betreuung zuhause erfolgt.
Die Kosten für diese Sonderbetreuungszeit
wird den Arbeitgeber:innen wie bisher vom
Bund aus Mitteln des COVID-19 Krisenbewältigungsfonds
ersetzt.
Nähere Informationen
dazu auf der Homepage des Parlaments
(www.parlament.gv.at), Bereich: Parlament
aktiv/Parlamentskorrespondenz.
Pflege und Pflegegeld – Neuerungen mit 1.1.2023
Einen kurzen Überblick dazu gibt es beispielsweise
auf der Homepage des Sozialministerium,
www.sozialministerium.at
Pflegekarenzgeld, Antragstellung:
Ausdehnung der Antragsfristen ab
1.1.2023:
Die Frist für die Antragstellung von Pflegekarenzgeld
wird mit 1.1.2023 von 2 Wochen auf 2
Monate verlängert.
Nähere Informationen
zur Antragstellung NEU ab 1.1.2023 sind auf
www.oesterreich.gv.at (Bereich: Pflegende
Angehörige/Pflegekarenz und Pflegeteilzeit/
Pflegekarenzgeld) zu finden.
Zuwendungen aus dem Unterstützungsfonds
für Menschen mit Behinderungen
für Ersatzpflege nach § 21a BPGG ab
1.1.2023:
Pflegende Angehörige haben in Zukunft schon
nach drei Tagen (bisher in der Regel erst nach
7 Tagen) Anspruch auf finanzielle Unterstützung
für Ersatzpflege, wenn sie wegen Krankheit,
Kur, Urlaub oder aus sonstigen Gründen
vorübergehend an der Pflege verhindert sind.
Mögliche Zuwendungen zu den Kurskosten
für pflegende Angehörige ab
1.1.2023:
Aus dem Unterstützungsfonds für Menschen
mit Behinderungen (§ 22 BBG) kann das
Sozialministeriumservice Zuwendungen zu
den Kosten für Kurse im Bereich Pflege und
Betreuung für pflegende Angehörige von
pflegebedürftigen Personen ab Pflegegeldstufe
1 gewähren. Die Antragstellung erfolgt beim
Sozialministeriumservice.
Angehörigengespräche – Ausweitung ab
dem Jahr 2023:
Zur Entlastung pflegender Angehöriger gibt
es das Angehörigengespräch, das kostenlos
und vertraulich ist und von Psycholog:innen
durchgeführt wird. Wunschgemäß kann dieses
Gespräch zu Hause, an einem anderen Ort,
telefonisch oder auch online stattfinden.
Ab dem Jahr 2023 können bei Bedarf bis zu 5
Angehörigengespräche in Anspruch genommen
werden. Mehr Informationen siehe in der Bro-
38 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Recht
schüre „Das Angehörigengespräch“ herausgegeben
vom Sozialministerium,
www.sozialministerium.at
Anrechnung der erhöhten Familienbeihilfe
auf das Pflegegeld entfällt ab
1.1.2023:
Aktuell wird gemäß § 7 BPGG von der Erhöhung
der Familienbeihilfe für erheblich behinderte
Kinder (§ 8 Abs 4 FLAG) der Betrag von
€ 60 monatlich angerechnet.
Ab 1.1.2023 entfällt diese Anrechnung der erhöhten
Familienbeihilfe auf das Pflegegeld.
Pflegegeldbezieher:innen werden von dieser
Änderung und der damit verbundenen Pflegegeld-Neubemessung
von Amts wegen informiert.
Erhöhung des Erschwerniszuschlages mit
1.1.2023:
Liegt eine schwere geistige oder psychische Erkrankung
(zB Demenz) vor, wurde seit 1.1.2009
beim Pflegebedarf ein Erschwerniszuschlag
von 25 Stunden monatlich berücksichtigt, wenn
pflegeerschwerende Faktoren (zB Defizite in
der Orientierung, des Antriebs, des Denkens)
vorliegen. Ab 1.1.2023 wird dieser Erschwerniszuschlag
auf 45 Stunden pro Monat erhöht.
Auswirkungen der Erhöhung des Erschwerniszuschlages
auf Pflegegeldbezieher:innen:
Wurde bereits ein Erschwerniszuschlag beim
Pflegegeld berücksichtigt und ergibt sich durch
die Erhöhung des Erschwerniszuschlages mit
1.1.2023 eine höhere Einstufung, so wird die
neue höhere Pflegestufe ohne Antragstellung
von Amts wegen durch Bescheid zuerkannt.
Ergibt sich durch die Erhöhung des Erschwerniszuschlages
mit 1.1.2023 ein Pflegebedarf
von mehr als 180 Stunden monatlich, so ist
damit grundsätzlich eine Einstufung in Pflegegeldstufe
5 bis 7 möglich, wenn auch ein Zusatzerfordernis
der Pflegegeldstufen 5 bis 7 (Stufe
5: außergewöhnlicher Pflegeaufwand; Stufe
6: unkoordinierbare Betreuungsmaßnahmen
während des Tages und bei Nacht/dauernde
Anwesenheit einer Pflegeperson wegen Eigenoder
Fremdgefährdung; Stufe 7: Unmöglichkeit
zielgerichteter Bewegungen mit funktioneller
Umsetzung/gleichzuachtender Zustand) vorliegt.
Wenn sich ein mögliches qualitatives
Zusatzerfordernis der Stufen 5 bis 7 nicht aus
den bereits vorliegenden Gutachten ableiten
lässt, wird es eine neuerliche Begutachtung
von Amts wegen geben. Über eine Pflegegeld-Erhöhung
ist ein Bescheid zu erlassen.
Werden Anträge auf Erhöhung des Pflegegeldes
wegen der Erhöhung des Erschwerniszuschlages
gestellt und diesen stattgeben, wird
rückwirkend ab 1.1.2023 die höhere Pflegegeldstufe
zuerkannt, wenn die Antragstellung
bis zum 31.12.2023 erfolgt.
Angehörigenbonus ab 2023:
Folgende Personen sollen ab dem Jahr 2023
einen Angehörigenbonus erhalten:
Angehörige, die einen nahen Angehörigen mit
Bezug ab Pflegestufe 4 in häuslicher Umgebung
pflegen und wegen dieser Pflegetätigkeit
in der Pensionsversicherung kostenlos selbstversichert
oder weiterversichert sind. Der Angehörigenbonus
soll € 1.500 jährlich betragen.
Bezahlte Anzeige
www.oeziv.org INKLUSIV 39
ÖZIV // Arbeitsassistenz Niederösterreich
„DANKE AN VIELE KLIENT:INNEN,
DIE UNS OFT AUCH WIEDERHOLT IHR
VERTRAUEN GESCHENKT HABEN!“
20 Jahre ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
Text: Gerald Wippel
Im großen ÖZIV-Jubiläumsjahr 2022 feiern
wir auch den 20. Geburtstag der ÖZIV
ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich nach
– eine der Auswirkungen der Pandemie, die
eine Feier zum tatsächlichen Jubiläum verunmöglicht
hat. Seit Gründung ist das Team
auf 13 Kolleg:innen gewachsen und betreut
mittlerweile Klient:innen in weiten Teilen
des Bundeslands.
Gegründet wurde die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ
Niederösterreich vom ÖZIV Landesverband
Niederösterreich im Jahr 2000 in Wiener
Neustadt mit einem Mitarbeiter, der Standort
in Krems bestand mit einer Mitarbeiterin ab
2002 bis 2006, der Standort Sankt Pölten kam
mit einem Mitarbeiter und einer Mitarbeiterin
2006 dazu. 2006 wechselte die Arbeitsassistenz
schließlich vom Landesverband in den ÖZIV
Bundesverband.
Das Büro in Stankt Pölten ist seit 2010 im BIZ,
Heinrich Schneidmadl-Straße 15, Top 1.02, barrierefrei
untergebracht, das Büro am Standort
Wiener Neustadt seit Beginn an unverändert
und ebenfalls barrierefrei an der Adresse
Neunkirchner Straße 65. Beide Standorte
bieten sowohl das Service ÖZIV ARBEITSASSIS-
TENZ und ÖZIV SUPPORT.
Zielgruppe Menschen im
erwerbsfähigen Alter
Die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
unterstützt seit 2000 Menschen im erwerbsfähigen
Alter ab 30 % Grad der Behinderung
(körperliche Behinderungen und/oder chronische
Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Krebserkrankungen,
MS, Herzinfarkt und Schlaganfall,
Neurodermitis, Bandscheibenschädigungen,
Wirbelsäulenproblematik, usw.). Bei entsprechender
Einschränkung ist ein bereits
vorliegender festgestellter GdB nicht zwingend
Bedingung für Beratungsleistungen.
Die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
bietet für Personen mit festgestelltem GdB
(30% und darüber) in erster Linie
• Unterstützung bei der Jobsuche sowie
• Unterstützung bei der Erhaltung eines gefährdeten
Arbeitsplatzes
Die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
ist vorrangig ein Angebot für Personen, die der
Zielgruppe zurechenbar sind, d.h für Personen
die vor dem (Wieder-)Einstieg in die Erwerbsarbeit
stehen (sowohl per Arbeits- oder Angestelltenverhältnis,
als auch z.B. bei Firmengründungen
oder Trafikübernahmen), seit 2020 mit
Unterstützung des neuen NEBA-Betriebsservice
aber auch verstärkt für Unternehmen
mittels:
• Unterstützung bei der Suche und Einstellung
von Mitarbeiter:innen aus dem Personenkreis
Menschen mit Behinderung u/o
chronischer Erkrankung
• Information über rechtliche und finanzielle
Rahmenbedingungen bei Anstellung von
Menschen aus unserer Zielgruppe (Fördermöglichkeiten
etc.)
• Beratung bei der individuellen Gestaltung
von Arbeitsplätzen
• Sensibilisierung von Unternehmen
Regional sind die derzeit 13 überwiegend langjährigen
ÖZIV Arbeitsassistent:innen im Waldviertel,
im Mostviertel und im Industrieviertel
für ihre Klient:innen erreichbar und im Einsatz,
in allen inkludierten Bezirken (außer Sankt
Pölten und Wiener Neustadt, wo sich die beiden
Standort-Büros befinden) mit dem Angebot, Gespräche
vor Ort bei Sprechtagen zu führen, die
inkl. Adressen auf der Homepage abrufbar sind.
40 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // Arbeitsassistenz Niederösterreich
Empowerment und „Hilfe zur Selbsthilfe“
Worauf bei der Unterstützung von Beginn an
besonderes Augenmerk gelegt wurde und
wird ist das sogenannte „Empowerment“, das
bedeutet, mittels partnerschaftlicher Anleitung
bzw. „Hilfe zur Selbsthilfe“ zur Umsetzung der
Ziele der Klient:innen beizutragen.
Diese Unterstützungsleistung umfasst bei der
Arbeitsplatzsuche und bei der Sicherung des
Arbeitsplatzes:
• Abklärung beruflicher Perspektiven und
gemeinsame Stellensuche
• Unterstützung bei der Bewerbung (Hilfe bei
der Erstellung von Bewerbungsunterlagen,
Kontaktanbahnungen, etc.)
• gemeinsame Suche von passenden Weiterbildungsangeboten
• Begleitende Unterstützung bei Gefährdung
des Arbeitsplatzes, Unterstützung in Krisen
• rechtliche Informationen zu Behinderteneinstellungsgesetz
(z.B. Kündigungs-schutz),
Behindertengleichstellungsgesetz, Bundesbehindertengesetz
• Informationen über entsprechende Förderungen
• Unterstützung bei Antragstellung Behindertenpass/Feststellbescheid
2021 konnte die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ
Niederösterreich somit 415 Klient:innen
unterstützen, hat darüber hinaus 290 Interessent:innen
beraten und konnte trotz Corona,
angespannter Arbeitsmarkt-Situation und
teilweise anderer Erschwernisse 182 Erfolge
(Arbeitsplatz-Erlangungen u -Sicherungen)
erzielen.
Vor allem in den letzten Jahren ist ein Trend
erkennbar, ein deutlicher Anstieg bei Arbeitsplatzsicherungen:
waren 2019 noch ein Drittel
aller Betreuungen Sicherungen, sind es 2021
bereits etwa die Hälfte. Die Betreuungen werden
insgesamt komplexer und aufwändiger.
Ein Grund mehr für die ÖZIV ARBEITSASSIS-
TENZ Niederösterreich an diesen Herausforderungen
zu wachsen – für und mit unseren
Klient:innen und für ein erfülltes, selbstbestimmtes
Leben. Erwerbsarbeit ist dafür eine
wesentliche Voraussetzung.
Betriebsservice als Bindeglied zu
Unternehmen
Die ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
in Kombination mit dem neuen Betriebsservice
nimmt auch in Zukunft eine zentrale Ansprechfunktion
für benachteiligte Arbeitssuchende,
Arbeitnehmende und Dienstgebende ein und
versteht sich als Drehscheibe zwischen Wirtschaft
und Arbeitskräften mit Behinderung.
Unsere Überzeugung ist gleiches Recht für alle!
Alle Menschen sind gleich an Würde und Recht
geboren und sie haben Anspruch auf eine
vollwertige, wirksame und selbstbestimmte
Teilhabe an der Gesellschaft.
Die ÖZIV-Arbeitsassistenz und das NEBA-Betriebsservice
stehen kostenlos zur Verfügung.
Besonderer Dank gilt daher dem Sozialministeriumservice,
das als Fördergeber diese
Angebote - wie auch alle weiteren NEBA (Netzwerk
Berufliche Assistenz) Serviceleistungen
- finanziert.
Abschließend bedanken wir uns bei all unseren
Klient:innen, die uns über all die Jahre und sehr
oft auch wiederholt ihr Vertrauen geschenkt
haben und hoffen, weiterhin mithilfe eines
breit aufgestellten Netzesw an Kooperationspartnern
und den NEBA-Angeboten erfolgreich
Lösungen anbieten zu können.
Das Team der
ÖZIV ARBEITSASSISTENZ Niederösterreich
Neba ist eine Initiative des
www.oeziv.org INKLUSIV 41
ÖZIV // ACCESS
15 JAHRE ÖZIV ACCESS
Barrierefreiheit und Inklusion sollten selbstverständlich sein
Text: Peter Noflatscher • Fotos: ÖZIV ACCESS
Vor 15 Jahren nahm das
Projekt ÖZIV ACCESS
seine Tätigkeit auf.
War ÖZIV ACCESS anfangs
noch ein kleines Angebot,
hat es sich in den vergangenen
15 Jahren zu
einem beachtlichen Beratungsangebot
mit vielen
unterschiedlichen Dienstleistungen
entwickelt. ÖZIV
ACCESS ist heute anerkannter
Partner für Unternehmen,
Organisationen und
Behörden und berät umfassend
zu Barrierefreiheit
und Inklusion.
Im Jahr 2006 ist das Behindertengleichstellungsgesetz
und 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention
in
Österreich in Kraft getreten.
Mit Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes
hat auch ÖZIV ACCESS seine
Beratungstätigkeit aufgenommen
und sich in den letzten
15 Jahren zu einem anerkannten
Partner für die Wirtschaft
entwickelt. Der Name ÖZIV
ACCESS sagt bereits vieles
über die Tätigkeit aus, weil
„access“ für Zugang und „accessibility“
für Barrierefreiheit
steht – dafür stehen wir mit
unseren Angeboten seit 15
Jahren.
Breites Dienstleistungsangebot
Als ÖZIV ACCESS im Jahr 2006
seine Tätigkeit aufnahm, war
noch gar nicht abschätzbar,
welchen Fülle an Angeboten
15 Jahre später unseren
Kund:innen angeboten werden
können. Lag der Schwerpunkt
in den ersten Jahren
noch in der Bauberatung und
in der Sensibilisierung von
Mitarbeiter:innen von Unternehmen,
so hat sich das Projekt
zu einem Dienstleister für
die umfassende Beratung zu
Barrierefreiheit und Inklusion
entwickelt:
Die Bauberatung von ÖZIV
ACCESS ist seit Beginn ein
fester Bestandteil der Beratungsangebotes.
Viele öffentliche
Auftraggeber:innen,
42 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // ACCESS
Den Betrieben wird konkrete
Hilfestellung und Orientierung
zum Thema Barrierefreigehörlose
Personen, funktionale
Analphabet:innen,
Menschen mit Demenz oder
alte Menschen, Menschen
mit Lernschwierigkeiten und
Aphasiker:innen) können
komplexere Texte schwer verstehen
und brauchen Leichte
/ Einfache Sprache.
aber auch Kund:innen aus
der Privatwirtschaft vertrauen
auf die Expertise des Teams
von ÖZIV ACCESS. Sowohl
bestehende Bauobjekte als
auch Neuplanungen werden
maßgeschneidert beraten
und begleitet.
Ebenfalls seit der Gründung
von ÖZIV ACCESS werden
Sensibilisierungstrainings
angeboten: die Teilnehmer:innen
erhalten die Möglichkeit,
sich mit behinderten Expert:innen
offen auszutauschen
und selbst zu erfahren
wie es ist, eine Behinderung
zu haben.
Die Website
www.barriere-check.at
wurde 2015 in Kooperation
mit der Wirtschaftskammer
Österreich entwickelt. Unternehmen
können mit wenigen
Schritten ihre aktuelle Situation
betreffend Barrierefreiheit
selbst evaluieren.
heit sowie ein informativer
Selbst-Check geboten, der
rasch und unkompliziert ein
erstes Bild vom Status der
Barrierefreiheit gibt. Die Website
wurde 2017 mit dem Zero
Project Award ausgezeichnet
und wird laufend mit neuen
Inhalten aktualisiert.
Rund 40% der Bevölkerung
(dazu zählen: Menschen
mit nicht-deutscher Muttersprache
– darunter auch
Schwer verständliche Texte
werden von ÖZIV ACCESS
in Leichte/Einfache Sprache
übersetzt und durch Expert:innen
in einer Prüfgruppe
der Lebenshilfe Wien auf
ihre Qualität hin überprüft.
Erst wenn die Prüfgruppe
mit dem Text einverstanden
ist, wird der entsprechende
Text an die Kund:innen weiter
geleitet.
Sichtbare Barrierefreiheit
durch Zertifizierungen!
Viele Unternehmen setzen
sich schon heute für verbesserte
Barrierefreiheit ein. In
Kooperation mit Partnerorganisationen
wurden Zertifizierungen
mit Gütesiegel entwickelt,
um diese Bemühungen
auch sichtbar zu machen.
www.oeziv.org INKLUSIV 43
ÖZIV // ACCESS
Das Zertifikat FAIR FÜR ALLE
ermöglicht es Unternehmen
und Organisationen ihr Engagement
für Barrierefreiheit
in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Die Koordinierungsstelle
für dieses Zertifikat ist bei
ÖZIV ACCESS angesiedelt.
Den aufmerksamen Leser:innen
der ÖZIV INKLUSIV ist die
ÖZIV Einkaufsstraßenstudie
bestimmt ein Begriff – auch
diese wird vom Team ACCESS
im ÖZIV-Bundesverband
koordiniert. Hier werden
regelmäßig Einkaufsstraßen
in Wien und Landeshauptstädten
auf Barrierefreiheit
untersucht und ausgewertet,
wie viele Geschäfte stufenlos
zugänglich sind – mit leider
immer noch beschämenden
Ergebnissen. Im Jahr 2020
wurde ergänzend erstmals
auch eine Umfrage unter
Menschen mit Behinderungen
zu ihren Einkaufs-Erfahrungen
durchgeführt, die sehr interessante
Ergebnisse brachte
(siehe ÖZIV INKLUSIV 1/2021
ab Seite 12). Weitere Studien
zum Thema Barrierefreiheit
und Inklusion sind angedacht
und wir werden an dieser
Stelle informieren.
Menschen mit Behinderungen
erfahren immer noch
Diskriminierungen in der
Arbeitswelt. Viele betroffene
Personen können davon
berichten, dass sie trotz
guter Qualifikationen nicht
zu Bewerbungsgesprächen
eingeladen werden, oder
ein Bewerbungsgespräch
schnell endet, wenn eine
Behinderung erkannt wird.
Mit unseren Workshops zu
barrierefreiem Recruiting
werden Personalverantwortliche
und Unternehmen hinsichtlich
der Chancen in der
Beschäftigung von Menschen
mit Behinderungen sensibilisiert.
Die Erweiterung des
Horizonts soll helfen, über
die Behinderung eines/einer
Bewerber:in hinaus zu sehen
und die wahren Potentiale zu
erkennen.
ÖZIV ACCESS feiert heute sein
15-jähriges Bestehen. Wir haben
uns in den letzten Jahren
prächtig entwickelt und unser
Angebot konsequent im Sinne
der Menschen mit Behinderungen
ausgebaut. Auch für
die Zukunft haben wir noch
große Pläne und arbeiten
konsequent daran, Barrierefreiheit
und Inklusion zu einer
Selbstverständlichkeit zu
machen – in der Umwelt und
in den Köpfen aller!
44 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV // SUPPORT
TAG DER OFFENEN TÜR
20 Jahre ÖZIV SUPPORT Vorarlberg
Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es nun auch
in Vorarlberg das Projekt ÖZIV SUPPORT,
ein vom Sozialministeriumservice gefördertes
Angebot, wobei der ÖZIV Landesverband als
Trägerverein fungiert. In den Beratungsbüros
Dornbirn und Bludenz bieten die diplomierten
Coaches Daniela Sichau und Harald Reiter Coaching
für Menschen mit Behinderungen oder
chronischen Erkrankungen im erwerbsfähigen
Alter an. Anlässlich dieses Jubiläums wurden
Ende September Netzwerkpartner, Mitglieder
und Freunde des ÖZIV Landesverband Vorarlberg
zu einem Tag der offenen Tür ins Landessekretariat
in Bregenz eingeladen.
Nach der Begrüßung sowie einer Rückschau
auf die Erfolgsgeschichte von ÖZIV SUPPORT
Vorarlberg und die Angebote des Landesverbands,
richteten Landesrätin Martina Rüscher
und Roman Büchele (Sozialministeriumservice
Landesstelle Vlbg.) Grußworte an die Anwesenden.
Weiters überbrachten sie Glückwünsche
an Präsidentin Karin Stöckler sowie die Mitarbeiter:innen
und Funktionär:innen – gefeiert
wurde auch noch das Jubiläum „60 Jahre ÖZIV
Bundesverband“.
Spezieller Dank und Glückwünsche gingen an
das SUPPORT Team mit Projektleiterin Elisabeth
Schäfer und die Coaches Daniela Sichau
und Harald Reiter. Abschließend gab Elisabeth
Schäfer noch detaillierte Einblicke und Informationen
zum Projekt SUPPORT.
Das Sanitätshaus Scherer und der ÖZIV stellten
verschiedenste Hilfsmittel aus, welche gerne
auch gleich von den zahlreichen Besucher:innen
ausprobiert werden konnten. Den ganzen
Tag über standen die ÖZIV Mitarbeiter:innen
für Fragen und Informationen zur Verfügung
und sorgten für das leibliche Wohl der Gäste.
Alle Besucher:innen, Netzwerkpartner und
Fördergeber wurden mit einem Blumengruß
und einem ÖZIV-Info-Täschle verabschiedet.
Alle waren sich einig: es war ein gelungener
Tag mit gemütlichem Beisammensein und interessanten
Gesprächen.
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ÖZIV // SUPPORT
SUPPORT COACHING
Text: ÖZIV SUPPORT
Ein innovatives Angebot wird 20 Jahre alt
egonnen haben wir in Wien noch im 10.
„BBezirk am alten ÖZIV-Standort am Humboldtplatz,
unter der Präsidentschaft von Klaus
Voget und mit Hedi Schnitzer als Geschäftsführerin.
Der Ansatz Coaching speziell auf die
Bedürfnisse und Herausforderungen für Menschen
mit Behinderungen maßzuschneidern
war vor 20 Jahren eine absolute Innovation und
ein komplettes Novum“, erzählt ÖZIV-Geschäftsführer
Gernot Reinthaler.
Gernot Reinthaler war als Bereichsleiter des
Coachingprogramms von Anfang mit dabei
und hat das Angebot über zwei Jahrzehnte lang
österreichweit mit aufgebaut. Dabei standen die
Verbesserungen der Lebensumstände im Privatund
Berufsleben von Menschen mit Behinderungen
und chronischen Erkrankungen immer
an vorderster Stelle. Vor allem geht es darum,
die Talente und Fähigkeiten der Menschen (wieder-)
neu zu entdecken und sich nicht auf deren
Defizite zu konzentrieren. „Denn nur so kann
es gelingen, dass Menschen mit Behinderungen
ein selbstständiges Leben führen können“.
Diese Erfolgsstory ist unter anderem auf den
Einsatz von Betroffenen, also Coaches und Berater:innen,
die selbst eine Behinderung haben,
zurückzuführen. Über die Jahre hinweg hat sich
zunächst das Peer-Konzept etabliert. „Heute –
nach mehreren Wachstumsschritten – wird das
SUPPORT Programm österreichweit von inklusiven
Teams betreut, in denen persönliche Erfahrungswerte
mit dem Thema Behinderungen bei
der Klient:innenbetreuung eine wichtige Rolle
spielen.“ Das ist entscheidend für den Erfolg
des Coachingprogramms. Akute Problemlagen
können besser erfasst und die Klienten und Klientinnen
entweder innerhalb des Coachingprogramms
oder in weiterführenden Maßnahmen
wirkungsvoll begleitet werden.
Ein großer Schwerpunkt sind dabei jene Unterstützungsleistungen,
die den Zugang zum Arbeitsmarkt
erleichtern oder die Erhaltung eines
Arbeitsplatzes sichern. „In der Praxis erleben wir
jeden Tag, dass es zahlreiche Hindernisse gibt,
die Menschen mit Behinderungen in den Weg
gelegt werden, wenn es um ihr Berufsleben
geht.“ Ein großes Anliegen ist Gernot Reinthaler
daher, dass diese Maßnahmen präventiv ihre
Wirkung entfalten, damit Menschen mit Behinderungen,
die ohnehin mit den Herausforderungen
im Berufsleben zu kämpfen haben, bei
drohendem Jobverlust nicht in die Armutsfalle
abrutschen.
Und es gibt noch einen weiteren wichtigen
Punkt, warum sich das Coachingprogramm so
erfolgreich etablieren konnte: Die Zusammenarbeit
mit den vielen Netzwerkpartnerinnen und
-partnern. In den vergangenen Jahren konnten
wir mit Unterstützung der Angebotsleiter:innen
und deren Teams in allen Bundesländern ein
stabiles Netzwerk mit kompetenten Ansprechpartnerinnen
und -partnern aufbauen. „Das
ist das Um und Auf in unserer Arbeit und wir
freuen uns jeden Tag, dass wir so zahlreiche
Organisationen, darunter das AMS, die PVA,
das BBRZ, fit2work, ÖGK, Selbsthilfegruppen,
NEBA ARBEITSASSISTENZ und Betriebsservice
u. v. m. überzeugen konnten“, so Gernot Reinthaler
dazu. Dabei darf keinesfalls übersehen
werden, dass es nicht möglich wäre, dieses für
Menschen mit Behinderungen und chronischen
Erkrankungen so wichtige Angebot kostenlos
zur Verfügung zu stellen, wenn es nicht zu 100%
vom Sozialministeriumservice gefördert würde!
Auch diese Kooperation, für die wir besonders
dankbar sind, bewährt sich nun seit 20 Jahren!
Das SUPPORT Coachingprogramm wird in Wien,
Niederösterreich und Burgenland vom ÖZIV
Bundesverband und in allen anderen Bundes-
46 INKLUSIV
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ÖZIV // SUPPORT
ländern von den ÖZIV Landesorganisationen
getragen. Ab 2023 gibt es auch das ergänzende
Angebot “Heranführungsberatung” mit Schwerpunkt
Hilfe bei akuten Problemlagen in allen
Bundesländern. Auch für diese wichtige Ergänzung,
bei der Menschen mit Behinderungen in
multiplen, teils existentiell bedrohlichen Lebenssituationen
beraten und so ans bestehende
arbeitsmarktpolitische Unterstützungsnetzwerk
“herangeführt” werden, kommt die Förderung
des Sozialministeriumservice zum Tragen.
Gefördert von
NEUE KOLLEGIN
bei ÖZIV SUPPORT Niederösterreich: Michaela Oblak
Wir heißen Michaela
Oblak herzlich im Team
von ÖZIV SUPPORT Niederösterreich
willkommen.
Sie stellt sich im Anschluss
gleich selbst vor:
„Ich bin 39 Jahre alt und
lebe mit meinem Mann und
unseren 3 Töchtern in der
Buckligen Welt.
Im Dezember 2021 habe ich
meine Coachingausbildung
in Krems beim il-institut abgeschlossen
und freue mich
die gelernten Fähigkeiten
seit September für den ÖZIV
SUPPORT in Niederösterreich
am Standort Wiener Neustadt
einsetzen zu dürfen.
Einen Zugang zu Menschen
mit Behinderungen habe ich
von klein auf. Mein Vater hat
durch einen Granatenfund als
junger Bub, seinen Arm und
sein Augenlicht verloren. Trotz
oder gerade wegen dieses Unfalls
in früher Jugend war und
ist er immer ein Vorbild an
Tatkraft und Stärke für mich.
Eine meiner großen Leidenschaften
sind Tiere und so
habe ich auch Ausbildungen
als pferdegestützter Coach
und Trainer und pferdegestützte
Lerntrainerin absolviert.
Mit meinen drei eigenen
Pferden durfte ich schon
einige Menschen bei ihren Herausforderungen
begleiten.
Ich freue mich auf eine spannende
und schöne Zeit als
Mitarbeiterin des ÖZIV
SUPPORT Niederösterreich.“
www.oeziv.org INKLUSIV 47
ÖZIV // Club 81
CLUB 81 KÄMPFT SEIT 41
JAHREN FÜR INKLUSION Fotos:
Xaver Lahmer
Mühlbauer (Behindertenvertrauensperson des
Landes NÖ).
Das Bestreben gemeinsam das Leben von
Menschen mit Behinderungen durch die
Beseitigung von baulichen Barrieren zu verbessern
sowie eine Gemeinschaft zu bilden,
wo Erfahrungen, Informationen und Gedanken
ausgetauscht werden können, war der Beweggrund
den Club 81 – Club für Menschen
mit und ohne Behinderung im Jahre 1981 zu
gründen. Die Aufgabenstellungen und Herausforderungen
wurden in den Jahren breiter.
Vieles ist uns gelungen. Wir haben es geschafft
uns Gehör zu verschaffen. Unsere Meinung ist
gefragt. Es darf aber nicht darüber hinwegtäuschen,
dass ganz Vieles noch zu bewältigen ist.
Die positiven Statements unserer Ehrengäste
sind für uns eine Quelle der Motivation für
unser weiteres gemeinsames Engagement.
Obmann Josef Schoisengeyer beendete die
offiziellen Feierlichkeiten daher gleich mit ein
ganz konkreten Appellen: der Forderung nach
dem Recht auf eine persönliche Assistenz, der
Einhaltung der Einhaltung der UN Behindertenrechtskonvention,
sowie dem Wunsch nach
der Wiedereinführung eines Fahrtendienstes in
Niederösterreich, der in den Verkehrsverbund
einzubeziehen sei, sowie einer inklusiven Schulbildung
und Anstrengungen, um Menschen mit
Behinderungen Chancen am Arbeitsmarkt zu
eröffnen.
Mit seiner ganz besonderen Note der Verbundenheit
moderierte unser Clubmitglied, Diakon
Oliver Richter, den offiziellen Teil unserer
Geburtstagsfeier, dem sich ein gemütlicher Teil
anschloss, bei dem ganz viele schöne Erinnerungen
über die letzten 40 Jahre ausgetauscht
wurden.
Mitte September konnten wir im Hippolythaus
St. Pölten, das seit Anfang unser Treffpunkt
war und für uns alle ein wahrer Wohlfühlort
wurde, unseren 40. Geburtstag nachfeiern,
nachdem dies im Vorjahr wegen der Pandemie
nicht möglich war.
Mit unseren Mitgliedern und dem Vorstand feierten
auch Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister,
Weihbischof Dr. Anton Leichtfried,
Rektor Msgr. Dr. Gottfried Auer, Dr. Alfred Brader
(er hielt den vielbeachten Festvortrag zum
Thema „Inklusion: Anspruch und Herausforderung
an die Gesellschaft“), die Gemeinderäte
Ali Firat und Marion Gabler-Söllner, KommR
Dkfm. Herbert Binder (Herausgeber der NÖ
Nachrichten), der Vorsitzende des Dachverbandes
NÖ Selbsthilfe, Ronald Söllner und Andreas
48 INKLUSIV
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ÖZIV // Club 81
ES GEHT UM UNSERE RECHTE!
waren der Anlass der österreichweiten Demonstrationen,
die vom ÖBR (Österreichischer
Behindertenrat) initiiert wurde.
Für viele Menschen mit Behinderungen stellen
die aktuellen Preissteigerungen eine besondere
Belastung dar. Strom als Energieträger
hat zB. für Menschen mit Behinderungen sehr
oft eine besondere lebenserhaltende Bedeutung.
Die aktuelle Situation bezüglich der Preissteigerungen
und das Fehlen einer bundesweit einheitlichen
Lösung für die persönliche Assistenz,
aber auch die in den Bundesländern verschiedenen
Zugänge in Bezug auf Barrierefreiheit
In St. Pölten fand die Kundgebung vor dem
Landhaus statt. Organisatoren der Demo in
St. Pölten waren die WAG Assistenzgenossenschaft
NÖ, der CLUB 81 – Club für Menschen
mit und ohne Behinderung, die Lebenshilfe
NÖ, der Gehörlosenverband Niederösterreich
und die Selbsthilfegruppe ANDERS.
Kritisiert wurde, dass Österreich zwar bereits
2008 die entsprechende UN-Konvention unterzeichnet
hat, Kinder und Jugendliche mit
Behinderungen aber noch immer nicht den
gleichen Zugang zu Bildung haben wie jene
ohne Behinderungen. Barrierefreiheit ist weiter
die Ausnahme und nicht die Regel. Auch könnten
viele Menschen mit Behinderungen nicht
selbstbestimmt leben, weil sie keinen Zugang
zu Persönlicher Assistenz haben. Dieses Fehlen
von Persönlicher Assistenz führe in vielen Fällen
zu unvermeidbaren Notsituationen.
SILBERNE MEDAILLE
für die Verdienste um das Bundesland Niderösterreich
für Vorstands- und Gründungsmitglied Franz Zichtl
Für seine nunmehr bereits
40jährige verdienstvolle
Tätigkeit als Kassier und
Gründungsmitglied des Club
81 – Club für Menschen mit
und ohne Behinderung und
für sein Engagement im Interesse
und zum Wohle von
Menschen mit Behinderung
in der Landeshauptstadt
St. Pölten wurde unser Vorstandsmitglied
Franz Zichtl
in der Vorwoche von Frau
Landeshauptfrau Johanna
Mikl-Leitner im Rahmen eines
Festaktes im NÖ Landhaus
mit der Silbernen Medaille
für Verdienste um das Bundesland
Niederösterreich
ausgezeichnet. Franz Zichtl
ist auch seit vielen Jahren
engagierter Obmann des
Versehrtensportvereines St.
Pölten. Der Vorstand und die
Mitglieder des Club 81 und
des VSV gratulieren zu dieser
besonderen Auszeichnung
ganz herzlich und freuen uns
mit ihm über diese Würdigung
seiner Verdienste durch
das Land Niederösterreich.
Foto: NLK Pfeiffer
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ÖZIV Regional // CBMF
Bild oben: Besuch im Stift Klosterneuburg
MIT CBMF DURCH DEN HERBST
Neben dem abwechslungsreichen Club-Programm gab es beim
„CBMF – Club behinderter Menschen und ihrer Freunde“ im Herbst
wieder ein tolles Angebot an Ausflügen und Veranstaltungen.
Von historisch bis zuckersüß
…
Im Herbst organisierte der
„CBMF“ wieder viele interessante
Ausflüge. Diese führten
u.a. ins Chorherrenstift
Klosterneuburg, wo die Besucher:innen
an einer Führung
mit einzigartigem Einblick
in die über 900-jährige
Geschichte des Stifts teilnahmen.
Dabei wurden auch die
privaten Kaiser-Apartments
des Karl VI. sowie die Schatzkammer
mit den kostbaren
sakralen Kunstwerken aus
neun Jahrhunderten besichtigt.
Am Wiener Zentralfriedhof
– einem Naturrefugium
und Heimat vieler Religionen
- wurden berühmte Ehrengräber,
wunderschön und liebevoll
gestaltete letzte Ruhestätten
und die prächtige sowie
größte Jugendstilkirche Wiens
bestaunt. Beim „zuckersüßen“
Besuch in der Wiener Zuckerlwerkstatt
im 1. Bezirk konnte
man dabei zusehen, wie die
süßen Leckereien per Hand
gefertigt werden. Shoppingvergnügen
gab es bei den
Ausflügen nach Gerasdorf ins
Shopping-Center G3 und nach
Tschechien zur Excalibur City.
Besuch im Stift Klosterneuburg und am Wiener Zentralfriedhof
50 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // CBMF
Veranstaltungen mit Live-Musik:
Auch im Herbst gab es wieder viele gesellige
Veranstaltungen mit guter Unterhaltung. Bei
freiem Eintritt haben die Besucher zur Live-Musik
von Frankie Martin, Uhrsprung, Herbert
Hofmann und Peter Diamond getanzt, gesungen
und gefeiert. Ganz viel Spaß hatten die
gruselig verkleideten Besucher:innen bei der
düster-schaurigen Halloween-Party.
Bilder oben: gruselig-lustige Halloween-Party mit Live-Musik im CBMF-Vereins-Café
Fit durch den Herbst
Sehr beliebt und gut besucht
war wie immer das wöchentliche
Fitnessprogramm, bei
welchem speziell auf die Bedürfnisse
und den Rhythmus
aller Teilnehmer eingegangen
wird. Bei den Fitness-Einheiten
wird u.a. mit Smovey-Ringen,
Therabändern und
Boxhandschuhen trainiert.
Es werden Dehnungsübungen
gegen Verspannungen durchgeführt,
Muskeln werden
aufgebaut und Stress wird
abgebaut. Das Training macht
allen viel Spaß!
Übrigens: die älteste Teilnehmerin
ist 97 Jahre jung.
Informationen
über das vielfältige
CBMF-Programm erhalten
Sie unter www.cbmf.at
oder per Anfrage über
office@cbmf.at
www.oeziv.org INKLUSIV 51
ÖZIV Regional // Burgenland
DAS ÖZIV BURGENLAND
SOMMERFEST IM SÜDEN
ein Gewinn – auch Norbert
und Harald haben gewonnen
und sich mit den Gästen
gefreut.
Das alljährliche Sommerfest
im Süden hat heuer in
Oberwart im Hotel Telegraph
stattgefunden – damit haben
wir die perfekte Lokation
ausfindig gemacht. Barrierefreiheit,
leckeres Büffet, tolles
Team und sehr gemütliches
Ambiente – was will man
mehr. Hier werden wir bleiben
und haben einen fixen
Standort gefunden.
Mit dem heurigen Programm
haben wir auf jeden Fall das
bisher lustigste Sommerfest
mit unseren Gästen feiern
dürfen. Die Roten Nasen
Clowndoctors Norbert und
Harald haben nicht nur die
Kinder zum Lachen gebracht.
Mit musikalischen Einlagen,
zauberhaften Momenten und
enorm viel Witz und Schlagfertigkeit
haben die beiden
für Unterhaltung gesorgt.
Bea und Andi von Aichingers
Luftballon Tiere haben über
100(!) Figuren für die Mitglieder
gezaubert – wirkliche
Kunstwerke! Libellen, Frösche,
Marienkäfer, Affen, Krokodile
und sogar eine Hello Kitty…
um nur einige Kreationen zu
nennen.
Zum Abschluss hat eine Tombola
mit tollen Preisen für viel
Freude gesorgt. Jedes Los war
Der für manche Mitglieder
weite Weg in den Süden hat
sich echt gelohnt und unsere
Mitglieder aus der Region
durften den Heimvorteil genießen.
Ein perfektes Fest bei
perfektem Wetter mit tollem
Programm und lieben Menschen
– wir bedanken uns
bei den Sponsoren für die
Tombola, bei unseren Acts
vor Ort, bei den Verantwortlichen
vom ÖZIV Burgenland
und natürlich bei unseren
Mitgliedern fürs Kommen –
fürs nächste Jahr ein Tipp:
kommt vorbei, es lohnt sich
und ist wirklich ein Highlight
in unserem Vereinsjahr!
52 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Burgenland
WIR ÜBERSIEDELN
ÖZIV BURGENLAND zieht um – NEUE ADRESSE ab Jänner 2023
Nach langer und reiflicher Überlegung ist
es fix – WIR ZIEHEN UM!
Das Büro im Technologiezentrum Eisenstadt
hat lange Jahre gute Dienste geleistet, jedoch
bietet das neue Gebäude in der Ruster Straße
viele Vorteile für uns, die wir nutzen möchten.
So ist die Anbindung zum öffentlichen Verkehr
(der Bahnhof ist ganz in der Nähe) und die
Ausstattung und Größe der neuen Räumlichkeiten
ein großer Vorteil für unsere Mitglieder
und unser Team.
Aufgrund des Umzuges wird das Büro des ÖZIV
Burgenland heuer schon ab 19.12.2022 in die
Winterruhe gehen und dann ab 09.01.2023 seine
Pforten in der Ruster Straße 75/4 in 7000
Eisenstadt öffnen. Alle Kontaktmöglichkeiten
wie Telefon (02682 93080400) und E-Mail
Adresse (office@oeziv-burgenland.at) ändern
sich nicht und auch die Serviceleistungen und
Angebote für Menschen mit Behinderungen
und Angehörigen bleiben in gewohnter kompetenter
Form aufrecht.
Beim einem Tag der offenen Tür, den wir für
Februar 2023 in Planung haben, freuen wir
uns, den Mitgliedern, Kooperations-Partnern
und Freund:innen des ÖZIV Burgenland unser
neues Reich präsentieren zu dürfen das neue
gemeinsame Jahr einzuläuten – Details dazu
sind zeitgerecht auf der Homepage
www.oeziv-burgenland.at und ganz sicher
auf unserem Facebook Kanal zu finden!
ÖZIV Burgenland ab Jänner 2023 in der
Ruster Straße 75/4, 7000 Eisenstadt.
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www.oeziv.org INKLUSIV 53
ÖZIV Regional // Kärnten
BARRIEREFREIES KÄRNTEN –
WIE SCHAUT’S WIRKLICH AUS?
Ein Erfahrungsbericht mit Hartwig Gallhuber
Interview: Barbara Gürth
Foto: ÖZIV Kärnten
Hartwig Gallhuber benötigt
nach mehreren
Schlaganfällen seit 2018
einen Rollstuhl. Er nutzt
selbständig öffentliche Verkehrsmittel
und setzt sich
aktiv dafür ein, Probleme
aufzuzeigen und Missstände
zu beseitigen.
Am 19.9.2022 ist Hartwig
Gallhuber ins ÖZIV-Büro nach
Klagenfurt gekommen, um
von seinen Erfahrungen mit
Barrierefreiheit im öffentlichen
Verkehr zu berichten.
Gleich zu Beginn spricht er
dem städtischen Busverkehr
in Klagenfurt ein Lob aus:
„Bei den Stadtwerken Klagenfurt
funktioniert alles gut.“
Mitarbeiter:innen wie auch
Fahrgäste sind freundlich
und hilfsbereit. Allerdings
sind einzelne Haltestellen
nicht rollstuhlgerecht und der
Heiligengeistplatz – der zentrale
Umsteigplatz – ist nicht
barrierefrei.
Bei den ÖBB-Postbussen sieht
die Sache anders aus. Teilweise
sind die Fahrer:innen
der Überlandbusse schlecht
geschult und wissen nicht,
dass ihr Bus über eine Rampe
verfügt. Klärt man sie darüber
auf, wissen sie nicht, wo die
Fernsteuerung ist, und wenn
sie diese dann gefunden haben,
wissen sie nicht, wie sie
zu handhaben ist.
Auch im ÖBB-Zugverkehr
kann es zu unangenehmen
Überraschungen kommen.
„Es gibt leider keine Liste
der barrierefreien Ein- und
Ausstiegmöglichkeiten. Rollstuhlfahrer
müssen bei der
ÖBB zwei Tage im Voraus ihren
Bedarf für die Rampe am
Bahnsteig anmelden. Denn
diese Rampen dürfen nur von
speziell geschulten Mitarbeiter:innen
bedient werden.“
Kommt es zu größeren Verspätungen
oder muss gar in
den Schienenersatzverkehr
umgestiegen werden, kann es
vorkommen, dass niemand
mehr im Dienst ist, der die
Rampe bedienen darf, oder
dass die Reise unerwartet
dort endet, wo für andere
der Schienenersatzverkehr
beginnt - und der Rollstuhlfahrer
einfach zurückgelassen
wird.
Im schönen Klagenfurter
Strandbad ist kein WC barrierefrei,
d.h. ohne fremde Hilfe
kann man seine Bedürfnisse
nicht verrichten. Abgesehen
davon fehlt es an Behindertenparkplätzen.
Warum? „Es
gelten heute die gesetzlichen
Bestimmungen wie beim Bau.
Und das Strandbad ist 100
Jahre alt.“
Fehlende Sensibilisierung
In Österreich fehlt es nach
wie vor an einer Sensibilisierung
für die Bedarfe von
Menschen mit Behinderungen.
„Am Villacher Kirchtag
werden die Standl so knapp
zum Behinderten-WC gestellt,
dass man nicht reinkommt.“
Bei der Schneeräumung
werden Haltestellen oft so
geräumt, dass sie von Rollstuhlfahrern
nicht benutzt
werden können. Oder man
parkt „ganz kurz“ am Behindertenparkplatz.
„Manche
denken sich: „Ich komm eh
gleich wieder.“ Was aber,
wenn ich gerade in dieser Zeit
komme und den Parkplatz
brauche?“ Es muss nicht extra
erwähnt werden, dass es kein
Kavaliersdelikt ist, den Parkausweis
eines verstorbenen
Angehörigen zu verwenden.
Es ist geschmacklos und kann
strafrechtliche Konsequenzen
haben. Hartwig Gallhuber ist
gerne bereit, sich mehr zu engagieren
und sein Wissen und
seine Erfahrung einzubringen
– für ein barrierefreies Kärnten.
54 INKLUSIV
www.oeziv.org
ÖZIV Regional // Kärnten
BADEFAHRT NACH BIBIONE 2022
mit der Bezirksgruppe Villach
Text: Manfred Steiner • Fotos: Privat
Nach zweijähriger Pause konnten wir heuer
endlich wieder nach Bibione fahren. Natürlich
waren auch dieses Mal wieder Mitglieder
aus anderen Kärntner Bezirksgruppen willkommen.
Vom 12. bis 15. September waren wir
Gäste im Hotel Santo Stefano.
Bei sonnigem Herbstwetter haben wir unsere
drei gemeinsamen Badetage an der Oberen
Adria in vollen Zügen genossen.
Wir hatten Zeit für einen Besuch am Markt und
– wie sollte es in Italien anders sein – für einen
netten Urlaubsflirt. Einige Sonnenbrände sind
leider auch nicht ausgeblieben.
Mit dem Wetter hatten wir ausgesprochenes
Glück. Die vorhergesagten Regenschauer ereilten
uns erst auf der Heimreise. Wie sagt man
so schön: Wenn Englein reisen, wird sich das
Wetter weisen.
THERMENFAHRT
zum 4* Superior Hotel Vivat in Moravske Toplice
Text: Manfred Steiner
Fotos: Helene Staudacher
Vom 17. bis 20. Oktober 2022 nutzte unsere
Reisegruppe der BG Villach wieder die Möglichkeit,
im slowenischen Moravske Toplice zu
entspannen und der Gesundheit etwas Gutes
zu tun.
Besonders wohltuend für die Reiseteilnehmer
war das heilende, schwarze Thermalwasser,
welches weltweit nur in Moravske Toplice
vorkommt mit einem salzigen leicht nach Erdöl
riechenden Geschmack, das in einer Tiefe von
1.250 Meter entspringt und bei rheumatischen
Erkrankungen und orthopädischen Problemen
hilft.
Wir waren wieder im 4* Superior Hotel Vivat
untergebracht, wo wir die Thermenlandschaft
mit den Indoor- und Outdoorbecken, wie auch
die herzhafte Küche in diesem Hotel genossen
haben.
Alle Reiseteilnehmer freuen sich schon auf
die nächste Thermenfahrt ins Hotel Vivat, die
Manfred Steiner vom 16. bis 19. Oktober 2023
bereits reserviert hat.
www.oeziv.org INKLUSIV 55
ÖZIV Regional // Kärnten
FAHRT INS BLAUE
Text: Manfred Steiner
Für unsere „Fahrt ins Blaue“
hatten wir für Mitte September
eine Wanderung zum
Stappitzer See in Mallnitz bis
ins Detail geplant. Doch dann
erforderte der frühe Wintereinbruch
im Nationalpark
Hohe Tauern eine Alternative.
So fuhren wir über die
B 100 durchs Obere Drautal
- entlang der Gailtaler Alpen
und den Lienzer Dolomiten -
und hielten in der Osttiroler
Bezirkshauptstadt Lienz. Dort
machten wir einen gemütlichen
Bummel durch die historische
Altstadt.
Danach ging’s über den Iselsberg
ins Kärntner Mölltal, wo
wir in Penk beim frisch barrierefrei
umgebauten Gasthaus
Penkerwirt einkehrten und
unsere Mittagspause hielten.
Von den Wirtsleuten Corinna
und Hannes wurden wir kulinarisch
verwöhnt und traten
höchst zufrieden unsere
Heimreise an.
PREISSCHNAPSEN
der Bezirksgruppe Völkermarkt
Text: Robert Ozmec • Foto: Privat
Am 15. Oktober 2022 fand
das spannende Preisschnapsen
der Bezirksgruppe
Völkermarkt mit über 30 Teilnehmern
statt.
Ein herzliches Dankeschön gilt
dem Wirt vom Gasthaus Kuschnig,
der uns geholfen hat
mit seiner WhatsApp-Gruppe
unsere Veranstaltung zu
bewerben. So reichte unser
Einzugsgebiet bis nach Feldkirchen.
Um die Spannung zu steigern,
hatten wir auch ein Schätzspiel
mit Spiralnudeln vorbereitet.
Der Sieger des Schätzspiels
hat bis auf fünf Nudeln
genau erraten, wie viele Stück
in dem Glas enthalten waren!
Das Schnapsen ging von
14:30 bis 18:30 Uhr. Im Nenngeld
war eine Gulaschsuppe
inbegriffen, die jeder essen
konnte, wann er gerade Zeit
und Hunger hatte. Auch mit
Preisen waren wir sehr gut
ausgestattet. Keiner musste
unzufrieden nach Hause
gehen. Dem Letztplatzierten
konnten wir als Trostpreis
einen Kranz Braunschweiger
verleihen. Mit dem Nachhause
Gehen war es dann nicht
so eilig, wir sind noch länger
zusammengesessen.
56 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Kärnten
DSG TEAM GRAFENSTEIN
Die Erfolgsgeschichte geht weiter
Text: Peter Schwagerle • Fotos: Privat
Am 8. Oktober 2022 fanden im Bundesleistungszentrum
Kegeln in Ritzing/Burgenland
die 18. Österreichischen Meisterschaften im
Sportkegeln für Sportler:innen mit Lernschwierigkeiten
statt. Das DSG-Team-Grafenstein
krönte mit hervorragenden Leistungen seine
bisher schon so erfolgreiche Saison.
Maria Sablating, mit 74 Jahren unsere erfahrenste
Sportlerin, gelang der große Coup. Sie
kegelte sich unter 29 Teilnehmerinnen bei den
Damen zur österreichischen Meisterin. Mit ihrer
tollen Einzelleistung führte Maria auch das
Damenteam mit Simone Maritsch, Silvana und
Hildegard Huss zur Silbermedaille.
Karl-Martin Payer fügte seiner bisher schon
sehr erfolgreichen sportlichen Karriere ein weiteres
Highlight hinzu. Mit 226 Kegel gewann er
den österreichischen Meistertitel in der Klasse
„Down-Syndrom Herren“. Um ein Haar hätte
es für Karl-Martin mit seinen Teamkollegen Roland
Slug, Andreas Granitzer und Thomas Rametshofer
zu einer weiteren Medaille gereicht.
Das DSG Team belegte den tollen vierten Platz
unter 17 Teams.
Das Burgenland scheint ein guter Boden für
das DSG Team Grafenstein zu sein. Mit den
vier österreichischen Meistertiteln im Bowling
bei den Special Olympics Sommerspielen in
Oberwart und den nunmehr zwei weiteren
Erfolgen im Kegeln konnten sich in diesem Jahr
sechs verschiedene Sportler:innen des DSG-Erfolgsteams
um Sektionsleiter Peter Schwagerle
eine Goldmedaille bei österreichischen Meisterschaften
sichern.
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ÖZIV Regional // Steiermark
LANDESMEISTERSCHAFT KEGELN
des ÖZIV Steiermark
Am zweiten Samstag im
Oktober fand die heurige
Landesmeisterschaft des
ÖZIV Steiermark in Kegeln im
Gasthof Reisinger in Söding
statt. Der ÖZIV Steiermark,
war heuer selbst Veranstalter
und es erhielt wieder jede:r
Teilnehmer:in einen tollen
Sachpreis. Auch heuer waren
fünf Gäste aus RADENCI Slowenien
mit dabei. Ein Dankeschön
an Josef Korp von der
BG Leibnitz, der wieder die
Wertung am PC vornahm.
Landesmeisterin bei den
Damen wurde Landeskassierin
Andrea Bauer (BG
Voitsberg) vor Anna Zeidler
(BG Bruck-Kapfen-Mürzzuschlag)
und Dritte Gerti Hohl
(ebenfalls BG Voitsberg). Bei
den Herren konnte Josef Korp
(BG Leibnitz) – er ist bereits
mehrmaliger Landesmeister
– auch den heurigen Titel
gewinnen. Zweiter wurde
Josef Jürgens (BG Bruck-Kapfenberg-Mürzzuschlag)
und
Dritter Franz Mally (BG Leibnitz).
Die Teamwertung bei
den Damen gewann die BG
Voitsberg und bei den Herren
die BG-Leibnitz. Für die
siegreichen Teams bei Damen
und Herren gab es je einen
neuen großen Wanderpokal.
Text & Foto: Fritz Muhri
v.l.: Landessportreferent
Thomas Halpfer,
Andrea Bauer Landesmeisterin,
Josef Korp
Landesmeister
Ein Dankeschön allen Funktionär:innen
des ÖZIV Steiermark,
die bei dieser perfekt
organisierten Veranstaltung
mitgeholfen haben.
VEREIN SPORTBÜNDEL
Sportveranstaltungen für alle zugänglich machen
Im Rahmen des EU-Projekts
INIS arbeiten inklusive
Delegationen aus Graz,
Kapfenberg und Hatten (D)
daran, Sportevents inklusiver
zu gestalten. Kürzlich
fand ein Netzwerktreffen in
der Steiermark statt. Am 8.
März ist eine internationale
Fachtagung in Graz geplant.
Volle Konzentration, Blick auf
den Ball – und durchziehen. In
einer Kapfenberger Tennishalle
stehen Menschen mit und
ohne Behinderungen nebeneinander
auf dem Platz, um unter
Anleitung der Trainer des
Sportbündels ein inklusives
Training zu absolvieren. Dieses
ist Teil eines mehrtätigen
Austauschtreffens im Rahmen
des EU-Projekts INIS, an dem
kürzlich drei Delegationen
(aus Graz, Kapfenberg und
Deutschland) – bestehend
aus Menschen mit und ohne
Beeinträchtigungen – teilgenommen
haben.
INIS steht für „International
Networking for Inclusive Sport
Events“ und hat das Ziel, die
Sportlandschaft für Menschen
mit Beeinträchtigungen zugänglicher
zu gestalten und
vor allem auch Sportevents
inklusiver auszurichten. Ein
Ziel, das das Sportbündel
schon länger verfolgt.
Beim Netzwerktreffen in
Kapfenberg wurde nicht nur
gesportelt, sondern auch
Erfahrungsaustausch mit und
bei der Lebenshilfe Bruck/
Mur-Kapfenberg betrieben.
Die KSV vertreten durch
Peter Putzgruber, sowie
Werner Pesendorfer vom TC
Redfeld: der Vorzeigeverein
für Inklusionsarbeit, brachten
sich ebenfalls mit regionalen
Erfahrungen ein.
58 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Steiermark
Mit externen Gästen der
Sportuniversität, von Special
Olympics und vielen mehr
wurde am nächsten Tag in
Graz an einer Checkliste
gearbeitet, die alle wichtigen
Informationen für die Durchführungen
inklusiver Sportevents
vereinen und auf einer
Website öffentlich zugänglich
gemacht werden soll.
Im November folgte der Besuch
der Steirer in Deutschland.
Der Projektabschluss
findet am 8. März bei einer
internationalen Fachtagung
zum Thema Sportinklusion in
Graz statt.
ÖZIV-LANDESMEISTER-
Text: Franz Klopf
Fotos: Franz Treutler
SCHAFTEN IM SCHNAPSEN
Die Siegreichen Herren
Ende Oktober veranstaltete die BG Leoben die
diesjährigen ÖZIV-Landesmeisterschaften im
Schnapsen. Insgesamt 48 Teilnehmer:innen aus
6 Steirischen Bezirken nahmen den Kampf um
die Trophäen auf. Niemand ging ohne einen
Erinnerungspreis und entsprechende Urkunde
nach Hause.
Die siegreichen Damen
Besonders erwähnenswert: die ausgezeichnete
Organisation der Veranstaltung durch das
Bezirksteam – mit kräftiger Unterstützung
durch Funktionär:innen der Landesorganisation
(vom ÖZIV-Landespräsidenten und seinen
Mitarbeiter:innen). Ein Dankeschön an Günter
Mitterer vom Café M&M in Leoben für enorme
Einsatzbereitschaft. So wurde dieser, jährlich
wiederkehrende Sportwettbewerb ein voller
Erfolg. Kulinarisch wurden wir vom Team Heinz
Schwinger in Leoben durch „Timing-Catering“
versorgt, verwöhnt und gestärkt.
An diesem Tag wurden weiters auch die
Sportler:innen des Jahres 2022 geehrt. An
der Wertung teilgenommen haben Alle, die
www.oeziv.org INKLUSIV 59
ÖZIV Regional // Steiermark
eben Schnapsen) teilgenommen hatten. Die
mehrmalige Teilnahme an unterschiedlichen
Landesmeisterschaften wurde besonders bewertet.
Jede:r Teilnehmer:in erhielt
einen Erinnerungspreis
an einem der über das ganze Jahr stattgefundenen
ÖZIV-Landesmeisterschaften (Darts,
Spangerlschießen, Kegeln, Schach, Boccia und
Ein Schätzspiel, bei dem die Anzahl der Walnuss-Halbschalen
in einem Glasbehälter zu
erraten waren, sowie ein kleines Lottospiel, 3
aus 15, rundeten die Sportveranstaltung ab.
Bei diesen außertourlichen Bewerben waren
Geldpreise zu gewinnen.
Auf Wunsch können die einzelnen Wertungslisten
per PN unter 0664/9231872 oder per
E-Mail und oeziv-bg.leoben@gmx.at bei uns
angefordert werden!
ÖZIV-LANDESMEISTERSCHAFTEN IM
SCHNAPSEN & SPORTLER:IN DES JAHRES
Der ÖZIV Steiermark lebt INKLUSION, indem
er Menschen mit und ohne Behinderungen
durch Sportveranstaltungen zusammenführt.
So gibt es Landesmeisterschaften in
Darts-Spangerlschiessen-Schach-Boccia-Kegeln
und Schnapsen.
Text & Fotos: Fritz Muhri
vergeben. Immer bei der letzten Sportveranstaltung
dem Schnapsen, werden die Besten
geehrt.
Heuer konnte die Sportrefentin der BG Voitsberg
Gerti Hohl vor ihrer Tochter Andrea Bauer
(Landeskassierin) den Titel Sportlerin des
Jahres gewinnen. Dritte wurde Birgitt Andrä
von der BG Leibnitz. Sportler des Jahres wurde
Landessportreferent Thomas Halpfer vor seinem
Vereinskollegen Josef Korp. Markus Koller
(BG Bruck/Kapfenberg/Mürzzuschlag) wurde
Dritter. Der ÖZIV Steiermark gratuliert allen
Preisträger:innen.
Bei der Landesmeisterschaft im Schnapsen –
veranstaltet von der BG Leoben wurde Hans
Gerstenbrand (BG Voitsberg) Landesmeister
vor seinem Vereinskollegen Günter Hösel,
Dritter Georg Kahlbacher (BG Murtal). So wie in
den letzten Jahren, wurden auch heuer wieder
die Sportler:innen des Jahres ermittelt. Bei allen
oben genannten Bewerben werden Punkte
60 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Tirol
STARKES ZEICHEN FÜR MEHR INKLUSION
Inklusions-Demo in Innsbruck mit über 300 Teilnehmenden
Text: Hannes Lichtner
Am 28.9.2022 wurden österreichweit Demonstrationen
und Mahnwachen für mehr
Inklusion abgehalten - der Österreichische
Behindertenrat (ÖBR) hatte aus Protest gegen
den mangelhaften Nationalen Aktionsplan
Behinderung (NAP) dazu aufgerufen. Auch
die Tiroler Interessenvertretungen für Menschen
mit Behinderungen wie der ÖZIV Tirol,
Selbstvertreter:innen und verschiedenste
Behindertenorganisationen hatten zu einer Inklusions-Demo
bei der Annasäule in Innsbruck
aufgerufen, der über 300 Teilnehmer:innen
folgten. Dabei wurde auch den gerade in den
Tiroler Landtag gewählten Parteien ein Forderungspapier
für die anstehenden Regierungsverhandlungen
übergeben.
Selbstvertreter:innen sprachen über für
Sie wichtige Themen
Den Organisator:innen waren es dabei vor
allem wichtig, „dass Menschen mit Behinderungen
selbst und deren Angehörige an diesem
Tag eine starke Plattform bekommen, um für
sie wichtige Themen und Forderungen zum
Ausdruck zu bringen“, betont Mitorganisator
Hannes Lichtner als Geschäftsleiter des ÖZIV
Tirol. Es sprachen Selbstvertreter:innen zu folgenden
Themen und Forderungen:
• Roman Scamoni (Integration Tirol, Veranstalter,
Vater im Rollstuhl): Begrüßung im
Namen der Veranstalter und aller Mitorganisatoren
• Sonja Tollinger (Mutter eines Kindes mit
Behinderungen, Lehrerin, Integration Tirol):
Inklusives Bildungssystem
• Christine Riegler (Peer-Beraterin, Verein
Peer Beratung Persönliches Budget Tirol):
Bedarfsgerechte, bundeseinheitliche Persönliche
Assistenz
• Lydia Kremslehner (Nutzer:innen-Vertretung
Tirol, Mitglied Forum für Usher-Syndrom,
Hörsehbeeinträchtigung und Taubblindheit):
Barrierefreiheit: alle Menschen
sollen Zugang zu Gebäuden, zu Information
und Internet haben
• Karl Medwed (Obmann Verein AMB (Angehörige
von Menschen mit Behinderungen),
Vater eine Tochter mit Behinderung): Unterstützung
für Menschen mit hohen Unterstützungsbedarf
und deren Familien
• Sigrid Moser (Selbstvertreterin Menschen
mit psychischen Erkrankungen, Verein Tipsi):
Inklusives Wohnen
• Simon Pruckner (Peer Berater Lebenshilfe
Tirol): Existenzsichernde Arbeit - Gehalt
statt Taschengeld
• Michaela Lödler (Selbstvertreterin Menschen
mit psychischen Erkrankungen,
Verein Tipsi): Teuerung kompensieren und
Armut bekämpfen (existentielle Absicherung
von Menschen mit Behinderungen)
Gunst der Stunde politisch genutzt
Nach einem abschließenden gemeinsamen
Protestmarsch zum Landhaus wurden einigen
Vertreter:innen der erst drei Tage zuvor in den
Tiroler Landtag gewählten Parteien (SPÖ, FPÖ,
GRÜNE) ein gemeinsamer Forderungskatalog
übergeben. Leider waren nicht alle Parteien
vertreten, diesen wurde jedoch das Forderungspapier
schriftlich übermittelt.
Darin wurde der klaren Erwartung Ausdruck
verliehen, dass die zukünftige Tiroler Landesregierung
den bereits begonnenen Prozess
zur Erstellung eines Tiroler Aktionsplan Behinderung
zur besseren Umsetzung der UN-BRK
auch in Tirol bald zu einem erfolgreichen
Abschluss wie beim NAP führt.Dazu braucht
www.oeziv.org INKLUSIV 61
ÖZIV Regional // Tirol
es die Festlegung klarer Maßnahmen mit
verbindlichen, messbaren Zielsetzungen und
ausreichender finanzieller Ausstattung. Die
Forderung, dass die Landesregierungen auch
ihren Einfluss geltend machen müssen, um auf
Bundesebene Verbesserungen für den NAP zu
erreichen, war ebenfalls im Papier enthalten.
Als wichtiger Erfolg ist es zu sehen, dass inzwischen
einige zentrale Punkte des übergebenen
Forderungspapier direkt in das Regierungsprogramm
der neuen Landesregierung aus ÖVP
und SPÖ eingeflossen sind!
Großes Medienecho und spürbare
Gemeinsamkeit
Die gemeinsam spürbare Kraft, indem Menschen
mit Behinderungen und deren Unterstützer:innen
sich und ihre Forderungen bunt
und lautstark sicht- und hörbar machten,
wird hoffentlich nicht nur der Politik und der
Öffentlichkeit in Erinnerung bleiben. Besonders
erfreulich, dass dies über alle Organisationen
hinweg – ohne, dass sie jemand besonders in
den Vordergrund gestellt hat – gelungen ist! Es
Übergabe Forderungspapier
gilt diese Kraft auch in Zukunft zu nutzen, wie
auch das sehr gute Medienecho (Siehe: www.
oeziv-tirol.at/medien_presse/presseberichte).
Der ÖZIV Tirol freut sich und bedankt sich
beim ÖBR, dem Verein Integration Tirol für
die gemeinsame Organisationsarbeit, allen
Netzwerkpartner:innen und den zahlreichen
Teilnehmenden – vor allem auch den ÖZIV Mitgliedern,
die dabei waren – dass es gemeinsam
gelungen ist, in Tirol ein besonders starkes Zeichen
an die Öffentlichkeit und Politik für mehr
Inklusion zu setzen. Wir werden in unseren
Forderungen auch weiterhin nicht nachgeben,
denn: „NUR GEMEINSAM SIND WIR STARK!“
NEUER MITARBEITER
ÖZIV Tirol heißt Elmar Kennerth herzlich im Team willkommen!
Text: Simone Pittl
Tirol“ tätig ist und durch die
enge Vernetzung von ÖZIV
Tirol und Integration Tirol
weiterhin in Kontakt mit dem
ÖZIV Tirol bleibt.
Elmar Kennerth war lange
als Peer-Berater und Genesungsbegleiter
für Menschen
mit psychischen Erkrankungen
tätig und arbeitete zuletzt
beim Sozialministeriumsservice.
In unserer ÖZIV Tirol Sozialberatung
gibt es seit Ende
September ein neues Gesicht.
Elmar Kennerth hat die Nachfolge
von Astrid Hofmüller
angetreten, die jetzt als
Beraterin bei der „Integration
Er bringt eine große Expertise
als Berater mit und ergänzt
unser Team damit wunderbar!
Im Namen des gesamten
ÖZIV-Tirol-Teams bedanken
wir uns bei Astrid für den
tollen Einsatz bei uns und
die angenehme Zeit mit
ihr und heißen Elmar ganz
herzlich bei uns willkommen!
62 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Tirol // Vorarlberg
BETRIEBSURLAUB
des ÖZIV Tirol Landesverband
Text: Katharina Loistl
Der ÖZIV Tirol Landesverband ist von Montag,
26. Dezember 2021 bis Sonntag, 1. Jänner
2023 geschlossen.
Ab Montag den 2. Jänner 2023 wird jeweils von
08:00-12:00 ein Journaldienst für dringende
Anliegen bereit stehen.
Alle Abteilungen sind ab Montag, 9. Jänner
2023, wieder wie gewohnt für Sie da!
Das Team des ÖZIV-Tirol wünscht allen Mitgliedern,
Landes- und Bezirksverbänden ein
schönes Weihnachtsfest und einen gesunden
Start ins Neue Jahr!
NACHRUF
Josefa Greißing und Rudolf Kohler
Texte: Karin Stöckler/Verena Sutter
Leider mussten wir uns in
den vergangenen Monaten
wieder von zwei engagierten
Vereins- und Vorstandsmitgliedern
verabschieden:
Am 24.8.2022 verstarb unsere
allseits geschätzte Josefa
Greißing - Gründerin und
langjährige Leiterin der Stoma
Gruppe Vorarlberg im Jahr
1982 und von 1984 bis 2009
engagierte Funktionärin beim
ÖZIV Vorarlberg. Viele Jahre
war sie für die Nikolaussäckle
und die Deko zur Weihnachtsfeier,
für die Haussammlung
in Dornbirn, für Beratungen
usw. unermüdlich und ehrenamtlich
im Einsatz.
Am 12.9.2022 erhielten wir
die Nachricht vom Ableben
unseres Rudolf “Rudl”
Kohler, der nebst seinen
Sanitäterdiensten bei den
verschiedensten ÖZIV Reisen,
Ausflügen und Veranstaltungen
aber auch als engagierter
Haussammler im Einsatz war.
Rudls große Leidenschaft war
bis 2021 die Betreuung des
Rollstuhl- und E-Car Verleih
bei der Dornbirner Messe -
wo man stets auf ihn zählen
konnte.
Wir werden beide in wertschätzender
und dankbarer
Erinnerung behalten!
www.oeziv.org INKLUSIV 63
ÖZIV Regional // Vorarlberg
HILFSMITTELÜBERGABE - UKRAINE
Schon länger überlegten wir,
wie wir behinderten Menschen
in der Ukraine oder
Flüchtlingen helfen können.
Auf eine Anzeige vom Alma
Flohmarkt hin, wo u.a. auch
Hilfsmittel, Pflegeartikel usw.
gesucht wurden, um diese
dann in die Kriegsgebiete
zu bringen, nahmen wir mit
der Koordinatorin Barbara
Füssinger Kontakt auf. Sie
war hocherfreut, dass wir ihr
verschiedenste Hilfsmittel
aus unserem Depot anbieten
konnten, die alle noch in
gutem Zustand, aber schon
länger nicht mehr in Ausleihe
waren. Auch aufgrund von
privaten Schenkungen war
uns diese Aktion möglich.
Ende August übergab der
ÖZIV-LV Vorarlberg somit an
die Mitarbeiter vom Alma
Flohmarkt diverse Hilfsmittel
wie E-Rollstühle, Rollatoren
und Schieberollstühle, die
dann weiter in die Ukraine
POLITISCHE BESUCHE
Texte: Karin Stöckler
und Moldawien transportiert
wurden.
Wir freuen uns sehr, damit
einen Beitrag für notleidende
Menschen mit Behinderungen
in den Kriegsgebieten geleistet
zu haben.
Besuch LAbg. Johannes Gasser (NEOS)
Mit LAbg. Johannes Gasser (NEOS) besuchte
am 10.11.2022 ein Landespolitiker das
ÖZIV-Landessekretariat in Bregenz. Als Bereichssprecher
für Menschen mit Behinderungen in
seiner Partei interessierte er sich für die vielfältigen
Dienstleistungen und Angebote des ÖZIV-LV
Vorarlberg. Natürlich nutzten Präsidentin Karin
Stöckler sowie Vizepräsident Georg Fritsch und
Funktionärin Brigitta Keckeis die Gelegenheit,
sich mit Johannes Gasser auch über wichtige
aktuelle Themen wie persönliche Assistenz, Behindertenfahrdienst
usw. auszutauschen.
64 INKLUSIV
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ÖZIV Regional // Vorarlberg
Besuch LAbg. Vahide Aydin (Grüne)
Stöckler sowie Vizepräsident Georg Fritsch,
Finanzreferent Thomas Jan Waller und die Funktionärinnen
Brigitta Keckeis und Daniela Sichau
nutzten die Gelegenheit, sich mit Vahide Aydin
über wichtige Themen auszutauschen.
Sehr gefreut haben wir uns auch über den
Besuch von LAbg. Vahide Aydin bei uns im
Landessekretariat in Bregenz. Präsidentin Karin
Dabei wurden der Politikerin, die in ihrer Partei
auch für Inklusion zuständig ist, Wünsche und
Anregungen zur Verbesserung der Lebensqualität
von Menschen mit Behinderungen mitgegeben.
SOMMERFEST
beim ÖZIV Vorarlberg
wunderschönen Spätsommer-Nachmittag
begrüßen zu
können.
Nachdem sich die „Corona
Situation“ immer mehr
entschärfte, entschied man
sich beim ÖZIV-LV Vorarlberg
relativ spontan, ein Sommerfest
für die Mitglieder zu
veranstalten.
Endlich wieder „zäm ko“ hieß
es dann Ende August im
Sunnahof Tufers in Göfis. Der
Sunnahof ist ein von der Lebenshilfe
Vorarlberg geführter
Bio-Bauernhof und bietet
Beschäftigungsmöglichkeiten
für und mit Menschen mit
Behinderungen in der Landwirtschaft,
in der Gärtnerei, in
der Tischlerei, der Hofgastronomie
und im Hofladen.
Präsidentin Karin Stöckler
mit Team freute sich nach
dieser langen Zeit, endlich
wieder über 50 Mitglieder des
ÖZIV-LV Vorarlberg an einem
Bei Kaffee und Kuchen und
später Grillwürsten oder
Lauchstrudel wurde ausgiebig
geplaudert, Einkäufe im
Hofladen getätigt oder die
vielen Tiere auf dem Gelände
des Sunnahof besichtigt.
Alleinunterhalter BUBU sorgte
für die musikalische Unterhaltung
und lud zum Tanz und
Schunkeln ein. Tja und das
besondere Highlight war die
Verlobung von zwei ÖZIV-Mitgliedern,
wozu alle Anwesenden
herzlichst gratulierten
und beiden alles Gute für den
gemeinsamen Lebensweg
wünschten.
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ÖZIV Regional // Vorarlberg
GELEBTE
Text: Brigitta Keckeis
Foto: Pfarre Feldkirch
INKLUSION
bei der Sternsingeraktion in Feldkirch
Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es nun auch
in Vorarlberg das Projekt ÖZIV SUPPORT, ein
vom Sozialministeriumservice gefördertes Angebot,
wobei der ÖZIV Landesverband als Trägerverein
fungiert. In den Beratungsbüros Dornbirn
und Bludenz bieten die diplomierten Coaches
Daniela Sichau und Harald Reiter Coaching für
Menschen mit Behinderungen oder chronischen
Erkrankungen im erwerbsfähigen Alter an. Anlässlich
dieses Jubiläums wurden Ende September
Netzwerkpartner, Mitglieder und Freunde
des ÖZIV Landesverband Vorarlberg zu einem
Tag der offenen Tür ins Landessekretariat in
Bregenz eingeladen.
Am 1. Jänner 2022 erfuhr ich, dass die Dompfarre
Feldkirch noch zwei Sternträger*innen für
die Sternsingeraktion sucht. Mein Interesse war
sofort geweckt. Ich wuchs in der Stadt Feldkirch
auf. Obwohl ich größtenteils auf den Rollstuhl
angewiesen bin, müsste dies doch möglich
sein? „Da man heuer coronabedingt nicht in die
Häuser gehen darf, könnte ich mir vorstellen,
im Rollstuhl mitzumachen“, schrieb ich noch am
gleichen Abend an Dompfarrer Fabian Jochum.
Für manche vermutlich eine „Herausforderung“!?
- Nicht für mich!
Kurz darauf erhielt ich vom Dompfarrer den
Anruf, dass sie nach Rücksprache mit der Pastoralassistentin
die „Herausforderung“ annehmen.
Gleich am Tag darauf ging‘s los und wir waren
an zwei halben Tagen in der Stadt unterwegs.
Die Kinder, mit denen ich durch die Straßen zog,
waren zwischen 8 und 9 Jahre alt und achteten
von sich aus immer darauf, dass ich in ihrer
Mitte stand.
Sowohl seitens der Sternsinger-Kinder als
auch der Personen, die wir besuchten, gab es
überhaupt keine Berührungsängste - ganz im
Gegenteil, viele zeigten sich begeistert von uns.
Für mich war zudem noch sehr berührend, dass
ich den Sternsinger-Mantel, den meine Mama
vor ca. 25 Jahren genäht hat, tragen durfte.
Wieder einmal ein Beispiel dafür, dass gelebte
Inklusion so einfach ist.
Nicht viel nachdenken – einfach tun – vielleicht
jetzt gleich bei der Sternsingeraktion 2023?
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66 INKLUSIV
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Empfänger
Retouren an: ÖZIV Bundesverband, 1110 Wien, Hauffgasse 3-5, 3. OG
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Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1110 Wien. Aufgabepostamt 2700 Wr. Neustadt. Zusätzliche Aufgabepostämter: 6900 Bregenz, Seestraße; 6020 Innsbruck, Hauptpostamt;
8010 Graz, Hauptpostamt; 8605 Kapfenberg, Wienerstraße; 7000 Eisenstadt, Hauptpostamt; 9500 Villach, Hauptpostamt; 3100 St. Pölten, 1080 Wien, Bennogasse; 5020 Salzburg, Bahnhofspostamt.
P.b.b. Zulassungsnummer GZ15Z040585 N