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volkshilfe. 04/2022 | Salzburg, Tirol, Vorarlberg | Magazin für Menschen | #75Jahre

Hast du Hunger? Jedes 5. Kind hat nicht genug zu essen.

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Teuerung: Forderungen der Volkshilfe

Symposium 22 Soziale Teilhabe statt Kinderarmut

Interview mit Bundespräsident Van der Bellen

Magazin für Menschen | Salzburg, Tirol, Vorarlberg | #75Jahre

04/2022

Hast du

Hunger?

Jedes 5. Kind hat nicht genug zu essen.


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EDITORIAL

Herbergssuche.

Wieder.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine herrscht

Krieg in Europa. Menschen haben Angst, versuchen

ihre Kinder in Sicherheit zu bringen und fliehen.

Viele versuchen in der Ukraine, einen sicheren Platz

zu finden. In diesem Magazin berichten wir, was mit

dem Spendengeld in der Ukraine bereits passiert ist,

um Menschen dort wieder ein Dach über dem Kopf

zu geben.

© Franz Baldauf

© Christopher Glanzl

Aber viele Ukrainer*innen suchen Schutz in Österreich.

Rund 56.000 von ihnen befinden sich derzeit

in der Grundversorgung, die überwiegende Anzahl

in privaten Quartieren. Das System passt aber für

Vertriebene nicht, weil die Zuverdienstgrenze zu gering

ist. Besser wäre statt der Grundversorgung ein

Zugang zum Sozialsystem für jene, die es brauchen

– und ein offener Arbeitsmarkt. Denn in vielen Branchen

gibt es einen drängenden Arbeitskräftemangel.

Nachdem die meisten Bundesländer – wieder einmal

– ihre Quote an der Unterbringung von schutzsuchenden

Menschen nicht erfüllen, müssen viele

Asylsuchende in völlig überfüllten Bundesquartieren

leben. Oder sie finden gar keinen Platz und sind

obdachlos. Täglich erreichen uns die Bitten solcher

gestrandeter Menschen. Daher haben wir einen

Appell an den Innenminister gerichtet, auch für die

organisierten Quartiere den bereits in Aussicht gestellten

Teuerungsausgleich rasch umzusetzen. Denn

die Teuerung trifft nicht nur Private, sie trifft auch

gemeinnützige Organisationen. Zu den derzeitigen

Bedingungen werden nicht nur keine neuen Quartiere

entstehen, sondern im schlimmsten Fall auch

bestehende schließen müssen. Und dann wird die

Herbergssuche dramatisch.

Ewald Sacher

Präsident der Volkshilfe

Österreich

Erich Fenninger

Direktor der Volkshilfe

Österreich

Hast du Hunger?

Kinder in Österreich müssen hungrig schlafen gehen.

Leben in eiskalten Wohnungen. Oder werden mit

ihren Eltern delogiert, weil sie die gestiegene Miete

nicht bezahlen können und sind dann auch auf Herbergssuche.

Das ist leider Alltag in unserem Land.

Darauf macht die neue Kampagne der Volkshilfe

aufmerksam und bittet um Spenden. Danke für Ihre

Unterstützung.

Wir wünschen Ihnen trotz aller Krisen schöne Feiertage

und uns allen ein besseres Neues Jahr 2023.

Ewald Sacher,

Präsident der Volkshilfe Österreich

Erich Fenninger,

Direktor der Volkshilfe Österreich

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www.volkshilfe.at

INHALT

Volkshilfe Salzburg

Innsbrucker-Bundesstraße 37

Telefon: 0662 / 42 39 39

www.volkshilfe-salzburg.at

Volkshilfe Tirol

Südtiroler Platz 10-12

Telefon: 050 / 8901000

www.volkshilfe.net

Volkshilfe Vorarlberg

Anton-Schneider-Straße 19

Telefon: 05574 / 488 53

www.volkshilfe-vlbg.at

Impressum

Herausgeberin: Volkshilfe Österreich

1010 Wien, Auerspergstraße 4

Tel.: 01/402 62 09, Fax: 01/408 58 01

E-Mail: office@volkshilfe.at

www.volkshilfe.at

Redaktion: Lisa Peres, Erwin Berger,

Marie Chahrour, Franz Josef Berger,

Lea Panzenberger

Bildnachweis: Volkshilfe Österreich oder

wie angegeben

Medieninhaber, Layout und Produktion:

Die Medienmacher GmbH

Oberberg 128, 8151 Hitzendorf

Zweigstelle:Römerstr. 8, 4800 Attnang

office@diemedienmacher.co.at

www.diemedienmacher.co.at

Druckerei: Euro-Druckservice GmbH

Neubestellung? Umgezogen?

Abbestellung?

Wenn Sie Fragen oder Wünsche haben,

wenden Sie sich bitte an die Volkshilfe

Bundesgeschäftsstelle, Auerspergstraße 4,

1010 Wien unter 01/402 62 09 oder

office@volkshilfe.at

Offenlegung gem. §25 Mediengesetz:

Das Volkshilfe Magazin für Menschen

erscheint vier Mal jährlich und dient

der Information von Mitgliedern,

FunktionärInnen,SpenderInnen und hauptund

ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen über

die Aufgaben, Tätigkeiten und die Projekte

der Volkshilfe in Österreich.

Teuerung.

Die Rekord-Inflation

Symposium 22.

Soziale Teilhabe statt Kinderarmut

Tour de Chance.

368.000 Meter gegen Kinderarmut

Rainhard Fendrich.

Unplugged Benefiz-Konzert

Salzburg.

Pflegerische Assistenz an Pflichtschulen

Blackout – Was tun?

Klub Kuchl wieder geöffnet

Tirol.

Tag gegen Armut

Re-Use: Zweite Chance für Stofftaschen

Volkshilfe Tirol auf Social Media

Vorarlberg.

Schulstart-Hilfe für armutsbetroffene Schüler*innen

Otto Bauer-Plakette für Herbert Pruner

Interview.

Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen

Ukraine Hilfe.

Gespräch mit Projektleiter Franz Josef Berger

Demenz.

Gespräch mit Jasmin Hofbauer,

Gebietsleiterin für Sozialpsychiatrie

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TEUERUNG

Schutz

gegen die

Teuerung

Sicherung von Grundbedürfnissen

jetzt!

© www.pexels.com

Die Rekord-Inflation

bedeutet Existenznot für Menschen mit geringem

Einkommen. Die Volkshilfe fordert fünf Maßnahmen,

um einen dramatischen Anstieg der Armut in Österreich

zu verhindern.

Laut der Statistik Austria liegt die Inflationsrate im

Oktober 2022 bei 11 Prozent. Nahezu alle Konsumbereiche

sind mittlerweile von den Teuerungen

betroffen. Während Haushaltsenergie und Treibstoffpreise

nach wie vor die wichtigsten Treiber der

Inflation sind, steigen die Preise bei Lebensmitteln

und nun auch bei der Bekleidung massiv. Besonders

spürbar ist die Teuerung beim wöchentlichen Einkauf.

Die wöchentlichen Ausgaben für Nahrungsmittel,

Dienstleistungen und Treibstoffe verteuerten sich

mit September im Jahresabstand um 16,1 Prozent,

und liegen somit weit über der allgemeinen Inflation.

Am stärksten spürbar ist die Teuerung bei der

Haushaltsenergie 1 .

Die Kosten für das tägliche Leben haben sich massiv

erhöht, und das spüren Armutsbetroffene und von

Armut gefährdete Personen ganz besonders. Wer ein

geringes Haushaltseinkommen hat, kann meist auf

wenig bis gar kein Erspartes zurückgreifen, um die

finanzielle Mehrbelastung zu bewältigen. Eine aktuelle

Umfrage der Statistik Austria zeigt deutlich, wie

stark sich die Teuerung auf das Leben der Menschen

auswirkt. Im Juni diesen Jahres gab ein Drittel der

Befragten an, in den vergangenen 12 Monaten Einkommensverluste

erlitten zu haben. Hochgerechnet

auf die österreichische Gesamtbevölkerung sind

das 2,3 Millionen Menschen. Als Hauptgrund für die

Einkommensverluste wurde die Teuerung genannt.

16% hatten Schwierigkeiten, mit ihrem Haushaltseinkommen

die laufenden Kosten abzudecken. Seit dem

Zeitpunkt der Befragung stieg die Inflation weiter

rasant an. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil

jener, die sich das Leben nicht mehr leisten können,

weiterhin wachsen wird.

Erwerbslose und Menschen mit geringem Einkommen

haben laut der Befragung die größten finanziellen

Schwierigkeiten aufgrund der Teuerung.

Trotzdem konzentrieren sich die Anti-Teuerungspakete,

die bisher von der Bundesregierung präsentiert

wurden, nicht auf diese Gruppen. In den Maßnahmen

sind zwar bereits wichtige Elemente enthalten, wie

die Valorisierung der bisher noch nicht angepassten

Sozialleistungen, doch um einen dramatischen Anstieg

der Armut in Österreich zu verhindern, ist das

zu wenig.

Um Menschen aus der Existenznot zu

holen und besser abzusichern, braucht

es nachhaltige und sozial treffsichere

Maßnahmen.

Viele der bisher präsentierten Leistungen wirken nur

einmalig, gehen nicht weit genug oder helfen nicht

jenen, die es am dringendsten brauchen. Die Abschaffung

der kalten Progression etwa bringt besonders

gefährdeten Gruppen kaum etwas. 2

1

Für Gas zahlten die Verbraucher*innen im September im Schnitt um 111% mehr als noch vor einem Jahr. Strom verteuerte sich

um 36,7%, Fernwärme um 61% und feste Brennstoffe um 98%.

2

Analysen des Momentum-Instituts zeigen, dass Haushalte mit höherem Einkommen sogar wesentlich stärker profitieren, als jene

mit niedrigen Einkommen. Im untersten Fünftel bringt die Abschaffung der Kalten Progression pro Kopf nur rund 60 Euro mehr, im

obersten dafür aber 470 Euro pro Jahr.

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www.volkshilfe.at

TEUERUNG

In den Anti-Teuerungsmaßnahmen der Regierung

fehlt der Fokus auf langfristige Armutsbekämpfung.

Doch es sind vor allem die armutsbetroffenen

und -gefährdeten Menschen in diesem Land, die

mehr Unterstützung im Umgang mit der Inflation

brauchen.

Als Volkshilfe stellen wir

daher fünf Forderungen,

um Menschen in Österreich

besser gegen die

Teuerung zu schützen

und besonders Gefährdete

gleichzeitig sozial

abzusichern.

1. Einführung einer

Energiegrundsicherung

Energieversorgung ist ein essentieller Teil der

Daseinsvorsorge. Die Verwendung von Energie

ist ein Grundbedürfnis und notwendige Voraussetzung

zum Leben. Bei Kälte zu heizen oder

Haushaltsgeräte zu verwenden, darf kein Privileg

sein, das an die vorhandenen, finanziellen

Ressourcen gekoppelt ist. Es braucht eine neue

gesetzliche Regelung, die das Grundrecht auf

Energieversorgung sichert. Eine Energiegrundsicherung,

wie sie von zahlreichen sozialen Organisationen

bereits seit Jahren gefordert wird,

kann eine Basisversorgung an Energie für alle

sicherstellen - unabhängig von ihrem Haushaltseinkommen.

2. Erhöhung der Wohnbeihilfe

Durch die enormen Preissteigerungen bei Haushaltsenergie

und Mieten werden die Wohnkosten

zu einer immer größeren Belastung. Die Wohnbeihilfe

ist ein wichtiges Mittel, um einkommensschwache

Haushalte bei der Bewältigung der

Wohnkosten zu unterstützen. Werden Armutsgefährdete

in der aktuellen Lage nicht zielgerichtet

und ausreichend unterstützt, drohen Delogierungen.

Zur Entlastung einkommensschwacher

Haushalte fordert die Volkshilfe daher eine Erhöhung

der Wohnbeihilfe sowie weniger strenge

und komplizierte Voraussetzungen, sie zu beziehen.

3. Rücknahme der Mieterhöhungen

Mit der Inflation sind auch die Mieten in Österreich

drastisch gestiegen. Beinahe um 6 Prozent

wurden sie heuer bereits gehoben, im kommenden

Jahr ist eine Steigerung von 8,5 Prozent

vorgesehen. In Kombination mit den gestiegenen

Energiekosten erhöht sich die Wohnkostenbelastung

enorm. Doch im Gegensatz zu den Energiepreisen

werden die Mietpreise national geregelt.

In Spanien und Portugal dürfen die Mieten

künftig pro Jahr nur mehr um maximal um zwei

Prozent steigen. Österreich sollte sich daran ein

Beispiel nehmen, und künftige Mieterhöhungen

bremsen. Um die Wohnkosten sofort wirksam zu

senken, müssen außerdem die seit Beginn der Inflation

vorgenommenen Mieterhöhungen wieder

zurückgenommen werden.

4. Sondersteuer auf Profite der

Mineralölkonzern

Mineralölkonzerne machen derzeit durch die hohen

Spritpreise enorme Gewinne. Unternehmen

wie OMV, Shell und BP konnten seit Kriegsbeginn

enorme Profite aus dem Krieg in der Ukraine

schlagen. Um das zu verhindern, braucht

es eine höhere Sondersteuer auf die Gewinne,

die derzeit gemacht werden. Die zusätzlichen

Staatseinnahmen müssen dazu genutzt werden,

Entlastungsmaßnahmen für die Bevölkerung zu

finanzieren und besonders gefährdete Gruppen

gezielt zu unterstützen.

5. Wiederkehrende Direktzahlungen

gegen hohe Lebensmittelpreise

Armutsbetroffene und wenig verdienende

Haushalte müssen einen sehr hohen Anteil

ihres Einkommens für Lebensmittel aufwenden.

Menschen mit besonderem Bedarf brauchen

wiederkehrende Unterstützung, um auch künftige

finanzielle Herausforderungen zu stemmen.

Direktzahlungen sind ein wichtiges Mittel, um

schnell und unbürokratisch Abhilfe in Notsituationen

zu schaffen. Ein weiterer, wiederkehrender

300 Euro-Teuerungsausgleich für Erwerbslose,

Ausgleichszulagen-, Sozialhilfe- und

Studienbeihilfebezieher*innen ist daher als ergänzende

Maßnahme vonnöten.

Die durch die Teuerung verursachten Mehrkosten für

Haushalte, deren Einkommen vor allem aus Transferleistungen

besteht, werden aber durch Einmalzahlungen

alleine nicht abgedeckt.

Langfristig braucht es daher die

(1) Einführung einer Kindergrundsicherung

(2) Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70%

(3) Erhöhung der Ausgleichszulage

(4) Verbesserungen in der Sozialhilfe und

(5) eine Erhöhung des Mindestlohns.

6


KINDERARMUT

Alle Bider © Valerie Maltseva

Volkshilfe

Symposium 2022

Soziale Teilhabe statt Kinderarmut

Über 500 Personen haben live im Werk X und online am Symposium 2022 teilgenommen

Armut wirkt sich massiv auf

soziale Teilhabe aus

103.000 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren

können es sich in Österreich nicht leisten, an mit Kosten

verbundenen Freizeitaktivitäten teilzunehmen.

Ein Besuch im Kino mit den Schulfreund*innen oder

Abkühlen im Schwimmbad ist nicht für alle leistbar.

243.000 Kinder und Jugendliche können aus finanziellen

Gründen nicht zumindest einmal im Jahr

auf Urlaub fahren. Armut wirkt sich massiv auf die

soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen und

auf die Beziehung zu Eltern, Schulkolleg*innen und

Freund*innen aus.

„Soziale Teilhabe statt Kinderarmut!“

Das 9. Volkshilfe Symposium am 24. Oktober beleuchtete

unter diesem Titel, inwiefern fehlende

ökonomische Absicherung das Aufwachsen von

7


www.volkshilfe.at

KINDERARMUT

armutsgefährdeten und -betroffenen Kindern und

Jugendlichen mit Fokus auf den Zugang zu sozialer

Teilhabe beeinflusst.

Austausch über Armut, Teilhabe und

Soziale Arbeit

Über 500 Personen haben im Werk X teilgenommen

und die Vorträge zur Wechselwirkung zwischen

Kinderarmut und sozialer Teilhabe verfolgt. Aus unterschiedlichen

Perspektiven wurde sich über Armut,

Teilhabe und Soziale Arbeit ausgetauscht. Darüber

hinaus stellte die Auseinandersetzung mit möglichen

Lösungsvorschlägen der Armutsbekämpfung einen

weiteren thematischen Schwerpunkt des Symposiums

dar.

Tanja Wehsely und Ewald Sacher begrüßten die Gäste

„Diese Krisen führen zu

Kinderarmut. Das zerstört

unsere Zukunft.

Das ist moralisch und

ökonomisch ein Problem.“

(Johannes Rauch)

Thematisch war die Veranstaltung in drei Akte unterteilt:

den Anfang stellte ein Input von Silke Tophoven,

Professorin für Sozialpolitik an der Hochschule

Düsseldorf, zur Studie „Aufwachsen in Armut: Folgen

für die soziale Teilhabe“ dar. Im Anschluss hielt Direktor

der Volkshilfe Erich Fenninger gemeinsam

mit Hochschullehrerin für Soziale Arbeit, Dagmar

Fenninger-Bucher, einen Vortrag zu den Ergebnissen

des Volkshilfe-Forschungsprojekt „Kindergrundsicherung“.

Moderatorin Ani Gülgün-Mayr

Moderiert wurde das Symposium auch dieses Jahr

wieder von Ani Gülgün-Mayr. Nach Begrüßungsworten

von Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe

Österreich, sprach Geschäftsführerin der Volkshilfe

Wien, Tanja Wehsely, über die Wichtigkeit, das Thema

Armut neben wissenschaftlichen Diskursen auch

mit Kindern selbst zu behandeln.

Auch Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege

und Konsumentenschutz, Johannes Rauch, gab einen

inhaltlichen Auftakt, in dem er sich unter anderem

für Maßnahmen wie eine Kindergrundsicherung

aussprach.

8

Erich Fenninger und Dagmar Fenninger-Bucher

Den zweiten Akt, thematisch dem Begriff des Bekämpfens

von Kinderarmut gewidmet, eröffnete

Thurid Blohm, wissenschaftliche Mitarbeiterin an

der HAW Hamburg in Vertretung für Gunda Voigts

mit einer Präsentation von aus der gemeinsam erarbeiteten

Studie „Perspektiven offener Kinder- und

Jugendarbeit in Corona Zeiten.“ Anschließend sprach

Judith Ranftler zu den Erkenntnissen des Volkshilfe

Projekts „Kinderarmut abschaffen“ in welchem sie als


KINDERARMUT

Bereichsleitung tätig ist. Sie umriss die Teilprojekte

des Bereiches und ging auf neue Forschungsergebnisse

des ein. Die letzte Rednerin des Symposiums

war Barbara Blaha, die Leiterin des Momentum Instituts.

Sie sprach über finanzielle Ungleichheit in der

Gesellschaft in Verbindung mit der Klimakrise.

Den Abschluss bildete ein Auszug aus dem Theaterstück

„Warum erben manche ein Schloss und andere

Schulden?“ unter der Leitung von Constanze Cauers.

„Kinder und Jugendliche sind

überproportional von Armut

und Ausgrenzung betroffen.

Die Armutszahlen verharren

auch in Deutschland seit Jahren

auf hohem Niveau.

Die Folgen eines Aufwachsens

in Armut betreffen nicht nur

die Gegenwart, sondern auch

die Zukunft.“

(Silke Tophoven)

„Soziales rückt in den

Hintergrund gegenüber

Ausgaben für existentielle

Absicherung.“

(Judith Ranftler)

„Partizipation von jungen

Menschen bedeutet,

Gestaltungsmacht an sie abzugeben.

Ernsthafte

Partizipation ist kein

punktuelles Geschehen,

sondern ein konzeptionell

angelegter Prozess.“

(Thurid Blohm)

< Online-Video:

Barbara Blaha

Die gesamte Aufzeichnung des Symposiums ist

auf Vimeo verfügbar unter

kinderarmut-abschaffen.at/symposium

9


www.volkshilfe.at

KINDERARMUT

Tour de Chance

368.000 Meter, 1 Ziel:

Kinderarmut abschaffen!

368.000 Kinder und

Jugendliche sind von

Armut und Ausgrenzung

betroffen.

Das ist beinahe jedes vierte

Kind in Österreich. Volkshilfe-

Direktor Erich Fenninger und

das „Team gegen Kinderarmut“

sind für jedes armutsbetroffene

Kind einen Meter mit dem Rad

gefahren. Das sind 368.000

Meter von Salzburg nach Wien.

Das Finale fand am Wiener

Heldenplatz statt, mit Auftritten

von Redner*innen wie Bundesministerin

Alma Zadic, ÖGB-

Chef WIlli Mernyi und einem

abschließendem Konzert der

Band Folkshilfe.

10

Mit freundlicher Unterstützung von


KINDERARMUT

© Christopher Glanzl

11


www.volkshilfe.at

KINDERARMUT

15.000 Euro für von

Armut betroffene Kinder

Exklusives Rainhard Fendrich Unplugged Konzert

Rainhard Fendrich und 4GAMECHANGERS powered

by ORF x PULS 24 haben einmal mehr ein

lautes Zeichen gegen Kinderarmut in Österreich gesetzt:

Am 26.10.2022 war der Musiker, im bis auf den

letzten Platz gefüllten Wiener Marx Palast, ganz nah

und unplugged zu hören.

Ein großes Danke an alle Spender*innen

die mit ihrem Beitrag die Chance auf zwei exklusive

Konzerttickets wahrgenommen haben. 250 glückliche

Gewinner*innen durften den Musiker im intimen

Rahmen erleben.

Alle anderen können das bewegende Konzert hier

auf Puls 24 nachhören: www.puls24.at/video/

fendrich-unplugged-live-gegen-kinderarmut

Alle Bider © Christopher Glanzl

Rainhard Fendrich

Mit den Spenden unterstützt die Volkshilfe armutsbetroffene

Kinder in Österreich. Etwa im Bereich

Gesundheit, Bildung, Wohnen, Essen, Kleidung

oder Sport. Alles Dinge, die für ein Kind selbstverständlich

sein sollten, aber es für jedes 5. Kind in

Österreich nicht sind. Das wollen wir gemeinsam

ändern!

12


SALZBURG

Pflegerische Assistenz an

Pflichtschulen

Die Schule ist ein Ort der Begegnung

und des Lernens

In den Schulen treffen Kinder mit unterschiedlichem

sozialen Background aufeinander und bringen individuelle

Interessen und Bedürfnisse mit. Nicht nur die

pädagogische Erziehung ist Teil der Schule, sie bietet

auch Raum zwischenmenschlicher Beziehungen. Um

diese Möglichkeiten allen schulpflichtigen Kindern

zu eröffnen, bietet die Volkshilfe Salzburg für alle

Schüler*innen mit Behinderung im Bundesland Salzburg,

eine durch das Land Salzburg geförderte Unterstützung.

Pflegerische Assistenz an Pflichtschulen

(PAAP)

Der Dienstleistungsbereich „Pflegerische Assistenz an

Pflichtschulen (PAAP)“ wurde im September 2013 vom

Verein zur Förderung körper- und mehrfachbehinderter

Kinder und Jugendlicher durch Volkshilfe Salzburg

DienstleistungsGmbH übernommen. Gestartet wurde

mit 120 Schulassistent*innen an 33 Schulen. Unser

Dienstleistungsangebot erstreckt sich von der betreuerischen

oder medizinisch-pflegerischen Schulassistenz

an Pflichtschulen bis hin zu ergo- und physiotherapeutischen

Leistungen an Sonderschulen.

Durch den steigenden Bedarf unterstützt die PAAP im

Schuljahr 2022/23 bereits 620 Schüler*innen durch

den Einsatz von 270 Schulassistent*innen an 90

Schulstandorten. Die Betreuungsaufträge sowie deren

Finanzierung laufen hauptsächlich über das Land

Salzburg, wie auch durch angrenzende Bundesländer

und Länder als auch von Salzburger Gemeinden.

Damit Schüler*innen mit Behinderungen ihren

Schulalltag gut bewältigen können, wird jährlich

der Betreuungsbedarf durch die Schulleitung erhoben.

Dieser wird dann durch den Fördergeber

geprüft und uns als Betreuungsauftrag übermittelt.

Die Hauptaufgabe unseres Koordinationsteams, bestehend

aus Bereichsleitung, Teamleitungen und

Verwaltungsassistent*innen, besteht darin, dass alle

Schüler*innen mit Betreuungsbedarf während des

Schuljahres mit einer Assistenz versorgt sind. Diese

Organisation geschieht in enger Abstimmung mit den

Schulleitungen.

© shutterstock

Was bedeutet Schulassistenz und wo

bietet sie Unterstützung?

Assistenz bedeutet unterstützen und hat gleichzeitig

das Ziel, Unterstützung zu minimieren und die

Selbstbestimmung der zu betreuenden Schüler*innen

zu erhöhen. Die Assistenzleistung ist von pädagogischen

Leistungen der Lehrer*innen zu trennen.

Assistieren heißt, unter der Anleitung von Lehrerinnen

und Lehrern zu arbeiten und gleichzeitig mit ihnen

wahrgenommene Bedürfnisse der zu betreuenden

Schüler*innen auszutauschen. Die Assistenzleistung

hat primär einen ausgleichenden Charakter. Sie dient

daher dem Ausgleich und der Unterstützung für erforderliche

Tätigkeiten, die Schüler*innen auf Grund

ihrer individuellen und spezifischen Beeinträchtigung

nicht ohne Hilfe auszuführen vermögen.

Einsatzorte unserer Schulassistent*innen sind Volksschulen,

Mittelschulen und Sonderschulen im ganzen

Bundesland Salzburg. Die Schulassistenz beinhaltet

u.a. Tätigkeiten, wie Hilfe beim An- und Auskleiden,

bei der Nahrungsaufnahme oder auch beim Toilettengang.

Von großer Bedeutung ist auch die Unterstützung

bei der Mobilität innerhalb und außerhalb der

Schule. So begleitet unser Personal ihre „Schützlinge“

bei außerschulischen Aktivitäten und mehrtägigen

Schulveranstaltungen.

Gut ein Drittel unserer Schulassistent*innen hat eine

pflegerische Ausbildung. Diese ist für bestimmte fachmedizinische

Aufgaben, wie z. B. Blutzucker messen,

Medikamentengabe oder Katheterisieren, erforderlich.

Diese pflegerische Versorgung ist besonders wichtig,

damit vor allem Schüler*innen mit schweren Behinderungen

am Unterricht und an schulischen Aktivitäten

teilnehmen können.

Den Kolleg*innen vor Ort werden regelmäßige Fortbildungen

sowie Teambesprechungen und Supervisionen

zur Weiterbildung, Austausch und Psychohygiene

geboten.

Einblick – Ausblick

Durch erhöhten Leistungsdruck und standardisierte

Anforderungen wird der Schulbesuch nicht nur für

Kinder mehr und mehr eine Herausforderung, auch

steigende Lebenserhaltungskosten lasten auf den Eltern.

Neben dem Projekt „Kinderarmut abschaffen“,

leistet die pflegerische Assistenz an Pflichtschulen

einen wichtigen Beitrag zur Inklusion und Chancengleichheit

für ein nachhaltiges Miteinander der Gesellschaft

– durchgeführt von der Volkshilfe Salzburg.

13


www.volkshilfe.at

SALZBURG

Was tun bei einem „Blackout“

Einem (europaweiten) Strom- und Infrastrukturausfall

Volkshilfeklub in Itzling: Informativer

Vortrag des Zivilschutzverbandes

Am 12. Oktober 2022 konnte, in einer gemeinsamen

Veranstaltung mit dem Bewohner-Service, der Geschäftsführer

des Salzburger Zivilschutzverbandes,

Wolfgang Hartl, zu einem Vortrag zum Thema

„Blackout: Was tun?“ gewonnen werden.

Ein Blackout – ein (europaweiter) Strom- und Infrastrukturausfall

– erscheint für uns unvorstellbar,

sind wir doch die beste Stromversorgung der Welt

gewohnt und rechnen fix damit, dass das auch in Zukunft

so sein wird.

ist sehr wichtig, jedoch noch viel wichtiger ist die

Fähigkeit, trotz allem mit einem solchen Ereignis

umgehen zu können.

Dazu bedarf es jedoch einer aufgeklärten und selbstversorgungsfähigen

Bevölkerung. Denn auch die

Einsatzorganisationen und deren Mitglieder bzw.

Familien werden bei einem solchen Ereignis zu Betroffenen.

Wir haben es daher selbst in der Hand, wie

hart wir getroffen werden können.

Bereits eine einfache Eigenbevorratung kann die Folgen

deutlich abmildern. Nutzen Sie diese Chance für

sich und Ihre Familie!

Doch es gibt kein System, das nicht ausfallen könnte,

schon gar nicht unter den derzeitigen Rahmenbedingungen.

Die Verhinderung eines solchen Ereignisses

Dazu gibt es folgende Information des Zivilschutzverbandes:

14


SALZBURG

Klub Kuchl

endlich wieder geöffnet!

Nach dem doch überraschenden Ausscheiden unserer

bisherigen Klubleiterin, haben wir sehr intensiv

nach einer Nachfolge gesucht: mit Inseraten, in persönlichen

Gesprächen und in den sozialen Medien.

Natürlich haben uns auch die vielen Anfragen und

Anrufe aus Kuchl, wann denn endlich „unser“ Klub

wieder geöffnet werde, gezeigt, wie sehnsüchtig der

Neustart herbeigesehnt wird!

Zu unserer großen Freude hat sich dann Frau Inge

Sobotka, die mit tatkräftiger Unterstützung ihres

Mannes Georg schon seit vielen Monaten den Klub

Hallein leitet, bereit erklärt, auch die Führung in

Kuchl zu übernehmen!

Inge und Georg Sobotka

Am 13.10.2022 war es dann endlich wieder so weit: die Klubmitglieder konnten sich bei Kaffee und Kuchen

verwöhnen lassen und genossen mit dem Vzbgm. von Kuchl, Herrn Mag. Gerhard Brandauer und seiner charmanten

Gattin, den Nachmittag mit vielen Gesprächen.

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www.volkshilfe.at

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LENI WÜNSCHT SICH

GENUG ZU ESSEN

Kinder haben oft viele Wünsche. Nur Leni nicht.

Die Sechsjährige hat schon früh gelernt, dass Wünsche meist nicht in Erfüllung

gehen. Wie Leni leiden 368.000 Kinder in Österreich unter den körperlichen

und seelischen Folgen von Armut.

Leni ist sechs Jahre alt. Heuer im Herbst hat sie mit der Schule begonnen. Am

Anfang hat sie sich gefreut, aber jetzt wird sie von Tag zu Tag bedrückter. Sie

merkt die Blicke der anderen Kinder auf ihre abgetragene Kleidung und vor allem

auf ihre Jause. „Manchmal gibt es nur Brot ohne was drauf“, sagt Leni und schaut

auf die nackte Scheibe Toastbrot. Und manchmal ist gar keine Jause in der alten

Schultasche. Dann knurrt Lenis Magen im Unterricht so laut, dass sich sogar die

Lehrerin zu ihr umdreht.

Trotzdem ist es in der Schule im Winter besser als zuhause. Denn daheim ist es

kalt. Leni weiß, dass ihre Mama zu wenig Geld verdient und dass ihr Papa weg ist.

Deshalb erzählt sie ihrer Mama auch nicht, dass sie sich Sorgen macht wegen der

Wohnung und der Schule. Wenn ihre Mama erschöpft von der Arbeit heimkommt,

verhält sich Leni still und wickelt sich fest in ihre alte Decke.

Lenis Geschichte ist kein Einzelfall. Jedes fünfte Kind in Österreich lebt unter der

Armutsgrenze. Und durch die Teuerung werden es täglich mehr. Mehr Kinder, die

am Monatsende nicht mehr genug zu essen haben und in kalten Wohnungen leben

müssen.

Diese Kinder brauchen uns jetzt! Gemeinsam können wir ihr Leben ein Stückchen

verbessern. Bitte helfen Sie zum Beispiel mit 20 Euro für ausreichend Lebensmittel

bis zum Monatsende, mit 38 Euro für wärmende Kleidung, oder mit 53 Euro für

einen Heizkostenzuschuss.

Spendenkonto:

BAWAG/PSK

IBAN: AT77 6000 0000 0174 0400

Spendenzweck: Neujahrswunsch

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www.volkshilfe.at

TIROL

Armut schämt sich.

Und sie hat Hunger!

Tag gegen Armut am 17. Oktober: Volkshilfe Tirol macht auf

Altersarmut in Tirol aufmerksam und startet Spendenaktion.

v.l.n.r.: Volkshilfe Landesgeschäftsführung

Kerstin Egger, Ing. Mag. Johannes

Anzengruber, BSc

Innsbrucks Vizebürgermeister Johannes Anzengruber

und Volkshilfe Landesgeschäftsführerin Kerstin

Egger setzten am Internationalen Tag gegen Armut

in der Innsbrucker Innenstadt ein lautstarkes Zeichen

gegen Altersarmut. Die Volkshilfe startet damit ihre

tirolweite Spendenaktion für ältere von Armut betroffene

Menschen und ruft zur Unterstützung auf!

Altersarmut betrifft jede fünfte Person über 65 Jahre.

Das sind rund 28.000 Menschen in Tirol, die nicht

regelmäßig warm essen, nicht genug Geld für Strom

und Heizung haben und denen es kaum möglich ist,

ihren Lebensalltag würdig zu bestreiten. Betroffene

verstecken ihre Armut. Sie schämen sich oftmals, um

Hilfe zu bitten. Deshalb bleibt ihre Armut oft im Verborgenen.

Die Volkshilfe engagiert sich seit über 75 Jahren

für Menschen in Not und feiert ihr Jubiläum ihren

Werten entsprechend nicht mit einem kostspieligen

Geburtstagsfest, sondern setzt ihre Mittel und Energien

für die Unterstützung älterer armutsbetroffener

Frauen und Männer in Tirol ein. „Unsere Hilfe soll

jener Generation zugutekommen, die die Volkshilfe

in Tirol aufgebaut hat. Wir helfen mit dem, was die

Menschen am dringendsten benötigen und verteilen

Gutscheine für Lebensmittel zum Leben“, erinnert

Volkshilfe Geschäftsführerin Kerstin Egger an die

Gründergeneration.

Ziel der Spendenaktion ist, dass bis Dezember in jeder

Tiroler Gemeinde fünf Menschen 75 Euro geben

und damit Lebensmittelgutscheine für ältere von Armut

betroffene Menschen spenden.

< Wie kommt man zur Unterstützung:

Die Volkshilfe hat eine eigene Info-Hotline sowie

eine Website dafür eingerichtet:

Telefon: 050 890 1000

E-Mail: altersarmut@volkshilfe.net

www.altersarmut.tirol

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v.l.n.r.: Katharina Juffinger, BA (Bibliotheksleitung kubi), Bernadette Stöckl (Projektleitung Volkshilfe Frau Holle) und Carmen

Schwinghammer (KUUSK) freuen sich über den Startschuss der Re-Use Sammelaktion im Unterland

RE-USE: Zweite Chance

für Stofftaschen

Nachhaltiges Projekt jetzt auch in Kufstein. Mitmachen und sammeln!

Die Re-Use-Aktion der Stadtbibliothek Innsbruck bekommt

Nachwuchs in Kufstein. Seit Oktober können

auch im Unterland fleißig Stofftaschen gesammelt

und gewaschen wieder in Umlauf gebracht werden.

Das Freiwilligenzentrum KUUSK, die Kufstein Bibliothek

für Wissenschaft und Freizeit (kubi) und das

Sozialprojekt Volkshilfe Wäscherei Frau Holle, setzen

mit ihrer Kooperation ein gemeinsames Zeichen für

den Umweltschutz.

Die Herstellung einer Baumwolltasche ist ressourcenintensiv,

denn sie müsste rund 131 Mal so oft genutzt

werden wie ein Plastiksackerl, um eine bessere

Ökobilanz zu erzielen. Ob Papier, Plastik oder Stoff,

die Lösung ist, so wenig wie möglich herzustellen.

Inspiriert durch das im Frühjahr gestartete Stofftaschen-Projekt

der Stadtbibliothek Innsbruck, fiel der

Startschuss fürs Sammeln und Wiederverwenden

nun auch in Kufstein.

www.rm-kuusk.at | www.kubi.at

www.volkshilfe.tirol

< Nähere Infos:

Immer auf dem Laufenden

Die Welt der Volkshilfe Tirol auf Facebook und Instagram entdecken.

und Betreuung sowie Armutsbekämpfung – finden

Sie auf folgenden Kanälen:

Volkshilfe Tirol | Werkbank | Das Genusswerk |

Wäscherei Frau Holle | Wäscherei Libelle

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und teilen unserer Beiträge!

Egal, ob Sie lieber auf Facebook oder Instagram sind:

Seit vergangenem Jahr gibt die Volkshilfe Tirol über

ihre Social-Media-Kanäle laufend Einblicke in ihr

tägliches soziales Wirken. Spannende, neue Informationen

über die vielseitigen Einsatzbereiche - Kinder

und Familie, Arbeit und Beschäftigung, mobile Pflege

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www.volkshilfe.at

VORARLBERG

© freepik.com

Schulstart

Armutsbetroffene Familien deutlich stärker belastet

Bildung in Österreich ist nicht kostenlos! Besonders

der Schulanfang stellt für armutsgefährdete Familien

einen hohen Kostenpunkt dar. Im Rahmen der

Schulstartaktion der Volkhilfe Vorarlberg werden seit

2008 Familien, die von Armut betroffen sind, jedoch

keine Sozialhilfe beziehen, mit einem finanziellen

Zuschuss für Schulartikel unterstützt.

Volkshilfe Vorarlberg unterstützt armutsbetroffene

Schüler*innen finanziell

Schulstart – das bringt zum einen viel Freude mit

sich, zum anderen aber für manche Familien eine

massive finanzielle Belastung: Schultasche, Federschachtel,

Wandertag, um nur ein paar Beispiele

zu nennen. Das alles sind finanzielle Ausgaben, die

Familien aufbringen müssen und die für manche nur

schwer zu stemmen sind. Deshalb ist die Schulstartaktion

der Volkshilfe Vorarlberg jedes Jahr ein fester

Bestandteil, bei der armutsgefährdete Familien, die

keine Sozialhilfe beziehen, finanziellen Support beantragen

können. Auch zu Beginn des Schuljahres

2022 wurden rund 132 Anträge gestellt, von denen

nur acht abgelehnt wurden, da das Haushaltseinkommen

der antragstellenden Personen zu hoch

war. Somit konnten heuer rund 268 schulpflichtige

Kinder eine finanzielle Unterstützung erhalten.

Was bedeutet Armut eigentlich?

Kinderarmut bedeutet hierzulande meist nicht, kein

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Dach über dem Kopf zu haben, da die existenzielle

Grundversorgung meist gewährleistet ist. Es bedeutet

viel mehr auf vieles verzichten zu müssen, was

für Gleichaltrige selbstverständlich ist. Armut heißt

nicht nur weniger Bildungschancen zu haben, Armut

schließt auch von sozialen Aktivitäten aus, wie zum

Beispiel an den Schulwochen teilzunehmen.

Für die Bemessung der Armutsgefährdungsschwelle

dienen die EU-SILC Zahlen, mit denen die jährlichen

Indikatoren für Armut und soziale Ausgrenzung

berechnet werden. Aus den Anträgen im Ländle

zeigt sich, dass sich das durchschnittliche Mindesteinkommen

pro Haushalt auf 576 Euro im Monat

beläuft. Auffallend dabei ist, dass über Zweidrittel der

antragstellenden Familien zumindest ein Einkommen

aus einer Erwerbsarbeit haben und bei einigen

Haushalten zwei Erwerbseinkommen zur Verfügung

stehen und die Familien trotzdem unter der Armutsgefährdungsschwelle

leben. Auch alleinerziehende

Personen, vor allem Frauen und deren Kinder leben

mit ihrem Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle

und sind von Armut betroffen.

< Kontakt bei Rückfragen:

Dominique Meyer, Volkshilfe Vorarlberg

Tel.: +43 670 606 1326

E-Mail: meyer.volkshilfe-vlbg@aon.at


VORARLBERG

Otto Bauer-

Plakette

für Herbert Pruner

Für sein antifaschistisches Engagement erhielt Herbert

Pruner im September 2022 die Otto Bauer-

Plakette.

Gemeinsam mit zwei weiteren Vorarlbergern, Hanno

Loevy und Harald Walser, die mit der Rosa Jochmann

Plakette geehrt wurden, erhielt Herbert Pruner

in Bregenz die Anerkennung für seinen aktiven

Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus.

„Mein Papa hat diese Anerkennung sowas von

verdient – für seine immer klare politische und

menschliche Haltung und seine Gabe als Brückenbauer

und Verbinder. Die drei und noch viele

weitere Engagierte in Vorarlberg haben Meilensteine

gesetzt in der Aufarbeitung der jüngeren

Geschichte und in der Gedenkarbeit, die auch in

gegenwärtige Debatten hineinwirken“, so seine

Tochter Daniela Gruber-Pruner.

Die Volkshilfe Vorarlberg gratuliert Herbert Pruner

für diese außerordentliche Auszeichnung.

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75 JAHRE VOLKSHILFE

„Unsere Waffe ist Solidarität.

Solidarität ist unsere Waffe.“

Ein Gespräch mit Bundespräsident Dr. Van der Bellen

Interview: Lisa Peres

Die Österreicherinnen und Österreicher haben in

der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie

Menschen in Not helfen und ein großes Herz haben.

Das habe ich auch in meiner persönlichen Familiengeschichte

so erfahren. Sowohl nach dem Zweiten

Weltkrieg als auch bei der großen Fluchtbewegung

2015/2016 oder seit Ausbruch des brutalen Angriffskrieges

in der Ukraine waren es die Hilfsorganisationen

und die Zivilgesellschaft, die als erste geholfen

haben. Unbürokratisch haben sie die Flüchtenden

mit Essen und Kleidung versorgt und Unterkünfte zur

Verfügung gestellt. Das ist schon wirklich großartig

und darauf können wir stolz sein.

© HBF/Tripolt

Der Kampf gegen Armut hat die Volkshilfe 75 Jahre

beschäftigt, heute verstärkt im Engagement gegen

Kinderarmut sichtbar. Aber auch der Einsatz für

menschenwürdige Pflege, für die Rechte arbeitssuchender

Menschen und die internationale Entwicklungszusammenarbeit

war und ist uns wichtig. Was

ist Ihnen bei der Lösung sozialer Probleme ein besonderes

Anliegen?

Wir dürfen in Österreich niemanden zurücklassen.

Jede und jeder muss sich hier zu Hause und sicher

fühlen. Man muss den Zusammenhalt und die Solidarität

von uns allen spüren und das auch in der Geldtasche

sehen. Die letzten Monate und Jahre waren

für sehr viele von uns keine einfachen Zeiten. Eine

Krise jagt die nächste: Die Auswirkungen der Klimakatastrophe

werden immer sicht- und spürbarer, die

Corona-Pandemie hat unser Gesundheitswesen sehr

gefordert und seit einem halben Jahr tobt Krieg mitten

in Europa. Das sind enorme Herausforderungen

für uns als Gesellschaft. Wir dürfen niemand in Österreich

allein lassen. Unsere Waffe ist Solidarität.

Solidarität ist unsere Waffe.

Der besondere Einsatz der Volkshilfe gilt den schutzsuchenden,

flüchtenden Menschen. Im Hinblick auf

Ihre eigene Familiengeschichte, was geht Ihnen bei

diesem Thema durch den Kopf? Gibt es ein persönliches

Schlüsselerlebnis?

„Unsere Demokratie ist

dann in Gefahr, wenn

wir aufhören, an ihren

Wert zu glauben.“

In Ihrer viel beachteten Eröffnungsrede der Salzburger

Festspiele 2022 sagten Sie: „(...) dass in diesen

dunklen Zeiten die Sterne Europas heller leuchten,

als je zuvor. Diese Sterne sind Menschenwürde, Freiheit,

Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, die

Wahrung der Minderheitenrechte und Solidarität (...)“

Das sind zentrale Werte, für die auch die Volkshilfe

eintritt. Welchen Beitrag können wir alle leisten, um

diese Werte noch besser zu leben?

Wir sind ein mächtiger Kontinent, wenn wir zusammenhalten

und es sind diese Werte, die uns als Europäische

Union verbinden. Dabei sollten wir aber

nie vergessen, dass wir uns diese Werte einst hart

erkämpft haben. Der brutale Angriffskrieg Russlands

auf die Ukraine hat uns schmerzlich vor Augen geführt,

wie schnell sie wieder in Bedrängnis geraten

können. Darum ist es umso wichtiger, dass wir auf

unsere Werte aufpassen. Jede und jeder von uns und

zwar dort, wo es ihm oder ihr möglich ist. Zum Beispiel

indem wir solidarisch sind – und für den anderen

da sind und helfen. Indem wir Demokratie leben,

indem wir wählen gehen oder uns in der Gemeinde

engagieren.

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www.volkshilfe.at

UKRAINE

„In schwierigen

Zeiten zeigt sich,

wie notwendig und

wertvoll ein gutes

Sozialsystem ist.“

Bundespräsident

Dr. Alexander Van der Bellen

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© Wolfgang Zajc


75 JAHRE VOLKSHILFE

Die Volkshilfe wurde von Antifaschist*innen gegründet

und aufgebaut, das prägt uns bis heute. Was gefährdet

denn die Demokratie am stärksten?

Unsere Demokratie ist dann in Gefahr, wenn wir

aufhören, an ihren Wert zu glauben. Wenn die einfachen

Lösungen verlockender sind als Diskussion

und gemeinsame Meinungsbildung. Wenn wir uns

abwenden und zum Beispiel an Wahlen nicht mehr

teilnehmen. Aber auch die Akteure in der Politik sind

in der Pflicht: Die Aufgabe von Politikerinnen und

Politikern ist nicht die Beschäftigung mit sich selbst

oder kleingeistige, scheinbar ideologische Konflikte

zu führen oder gar die Rechtsstaatlichkeit in Frage zu

stellen. Wir brauchen eine integre, funktionierende

Politik, die ihre Verantwortung wahrnimmt. Die Demokratie

ist ein hohes Gut, das sich unsere Vorfahren

hart erkämpft haben. Es ist wichtig, dass wir gut

auf sie aufpassen.

Ehrenamtliches Engagement ist bis heute ein wichtiger

Faktor in der Volkshilfe. Wird ehrenamtliche

und freiwillige Arbeit in der Gesellschaft ausreichend

gewürdigt?

Österreich ist ein Land des Ehrenamtes. Viele wichtige

Dinge, die uns als Gesellschaft stärken, werden

von den Österreicherinnen und Österreichern mit

Stolz ehrenamtlich gemacht. Dazu zählen zum Beispiel

die Aufgaben der Feuerwehr oder der Rettung.

Oder auch bei den großen Fluchtbewegungen, wo es

uns gelungen ist, rasch und unbürokratisch zu helfen.

Das ist von einer Welle der Hilfsbereitschaft aus

der Bevölkerung ausgegangen. Das kann man gar

nicht genug würdigen.

Österreich ist ein reiches Land mit einem gut ausgebauten

Sozialsystem. Bei Ihren internationalen Kontakten,

wie viel Anerkennung findet das in der Welt?

Unser Sozialsystem hat uns dabei geholfen, die Krisen

der letzten Jahre als Gesellschaft einigermaßen

gut zu bewältigen. Auch wenn es sicher im Einzelfall

Menschen gibt, denen nicht genug geholfen werden

konnte. In schwierigen Zeiten zeigt sich, wie notwendig

und wertvoll ein gutes Sozialsystem ist. Das

ist auch etwas, auf das ich oft bei meinen Treffen mit

Staats-und Regierungsschefs aus anderen Ländern

angesprochen werde. Hier sind wir oft Ideengeber

für andere, das freut mich.

Angesichts der vielen Krisen, vom Klimawandel bis

zum Krieg in der Ukraine, gibt es auch ein Wort des

Trostes oder der Hoffnung vom österreichischen

Bundespräsidenten?

Wir haben in der Vergangenheit viele, viele Probleme

lösen müssen und wir haben sie gelöst. Gemeinsam.

Wenn wir gemeinsam zusammengearbeitet haben.

Und auf diese Stärken sollten wir uns immer erinnern.

Glauben wir an unsere gemeinsame Stärke und

Kraft! Besinnen wir uns darauf, wie stark wir sein

können. Denn Solidarität und Zusammenhalt machen

uns sicher.

Letzte Frage: Was braucht der Mensch für sein ganz

persönliches Glück?

Das ist tatsächlich eine sehr schöne Frage. Es ist

schon ein Privileg, sich darüber Gedanken machen

zu können. Ich denke ein Teil der Antwort ist: notwendig

sind ein Dach über dem Kopf, ein warmes

Essen und unsere Liebsten um uns herum. Aber den

Rest der Antwort muss jeder Mensch für sich selber

finden.

© Wolfgang Zajc

25


www.volkshilfe.at

Humanitäre

Hilfe in der

Ukraine

Ein Gespräch mit Projektleiter

Franz Josef Berger

Interview: Lisa Peres

um den Austausch von Fenstern und Türen. Unser

größtes Vorhaben haben wir an einer Mittelschule

in Butscha durchgeführt, wo wir das gesamte Dach

wiederhergestellt haben.

Bei unserem letzten Gespräch im Sommer hatten wir

unsere ersten Hilfs-Einsätze in der Ukraine, zusammen

mit unserer Partnerorganisation NDU in Czernowitz.

Was hat sich seither getan?

Wir haben mittlerweile unsere Hilfsaktivitäten in der

Ukraine stark ausgeweitet. Unter anderem helfen

wir beim Wiederaufbau von den Kampfhandlungen

beschädigter Häuser und Wohnungen in Butscha,

Hostomel und Irpin. Diese Städte liegen nordwestlich

von Kyiv und waren von der Frühjahrsoffensive der

russischen Streitkräfte betroffen. Tausende Wohnungen

und Häuser wurden beschädigt oder ganz

zerstört. Die Behörden in Irpin gehen davon aus,

dass bis zu drei Viertel des Gebäudebestands zumindest

leicht beschädigt wurde. Die Wiederaufbaukosten

sind enorm.

Worauf konzentriert sich die Volkshilfe?

In unserem Projekt helfen wir vor allem Menschen,

deren Zuhause nur leicht oder mittelschwer beschädigt

wurde. Das sind Häuser und Wohnungen, die

noch bewohnbar sind, aber in denen zum Beispiel

die Fenster und Türen kaputt gegangen sind, bei

denen es kleinere Löcher in den Außenwänden gibt

oder Teile des Daches abgedeckt oder beschädigt

wurden. Es geht darum, die Objekte wieder beheizbar

zu machen, damit die Menschen im Winter wieder

darin leben können.

Was passiert mit den schwer beschädigten, oder

ganz zerstörten Häusern?

Da müssen wir an andere Hilfsorganisationen verweisen,

die temporären oder alternativen Wohnraum

zur Verfügung stellen können. Ideen und Pläne, wie

man diesen Menschen helfen kann, werden bereits

diskutiert, aber da wird noch sehr viel Geld benötigt

werden.

Auch beim Wiederaufbau von Schulen und

Kindergärten leisten wir Hilfe?

Wir unterstützen die Stadtverwaltungen und haben

bisher Reparaturarbeiten an sieben Schulen und Kindergärten

durchgeführt. Dabei ging es hauptsächlich

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Wir arbeiten vor Ort mit lokalen Baufirmen und

Handwerksbetrieben zusammen?

Ja genau. Wir holen - so wie das auch ein Auftraggeber

bei uns in Österreich machen würde - Angebote

ein, vergleichen diese und beauftragen dann den

Bestbieter mit der Durchführung der Arbeiten. Seit

Beginn der Hilfe des Wiederaufbaus haben wir bereits

hunderte Verträge mit lokalen Firmen abgeschlossen.

„Die Unterstützung aus

Österreich ist wichtig für die

Menschen vor Ort, auch weil

sie den Ukrainern zeigt, dass

sie nicht alleine sind, sondern

unsere Solidarität haben!“

Seit Ende November sind Reparaturen für über 550

Familien entweder abgeschlossen oder in Arbeit.

Hilfe leisten wir auch in Kharkiv, das seit Beginn des

Krieges immer wieder beschossen wurde?

Dort unterstützen wir mit unserer Partnerorganisation

SIRIUS bedürftige Menschen mit Lebensmitteln,

Hygieneartikeln und Winternothilfeartikeln.

Schicken wir immer noch Hilfstransporte aus

Österreich?

Nur noch sehr vereinzelt. Über den Sommer haben

wir Medikamente aus Österreich für die Krebsbehandlung

nach Czernowitz geliefert, Lebensmittel

und Hygieneartikel kaufen wir aber mittlerweile nur

noch vor Ort in der Ukraine ein. Im Westen des Landes

ist die Ware zu guten Preisen erhältlich und wir

ersparen uns kostspielige Transportwege.

Wie schaut es aus mit der Strom- und Heizungsversorgung?

Im Oktober haben die Russen als Antwort

auf den Vorfall auf der Brücke von Kertsch gezielt die

zivile Infrastruktur angegriffen?

Sowohl Kharkiv aber auch Kyiv und Umgebung waren

betroffen. Laut ukrainischer Regierung ist ein


INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT

Drittel der Infrastruktur für die Stromproduktion und

-versorgung zerstört. Es kommt immer wieder zu

Stromabschaltungen. Die Regierung hat die Menschen

zum Stromsparen aufgerufen. Die Angriffe

betreffen auch die Versorgung mit Fernwärme, auf

die vor allem im Osten viele Haushalte angewiesen

sind. Wenn diese nicht funktioniert, können sich die

Menschen nicht warm halten.

An der Schule in Butscha wurde das während der Kämpfe stark

beschädigte Dach mit Projektmitteln von ca. 90.000 €

komplett erneuert

Wir unterstützen die Stadtverwaltungen bei der Organisation

von Reparaturarbeiten

Dachdecker unserer Partnerorganisation

Народна допомога - Narodna Dopomoha

Bis dato konnte unsere Partnerorganisation Народна допомога

- Narodna Dopomoha Reparaturarbeiten in sieben Schulen und

Kindergärten in den Gemeinden Butscha & Hostomel abschließen

Wohin können die Betroffenen dann flüchten? Die

Ukraine hat bekanntermaßen ziemlich eisige Winter?

Durch ihr kontinentales Klima fallen vor allem im Osten

an vielen Tagen die Temperaturen weit unter 0°

Celsius. Mit der Verteilung von Decken und Elektroöfen

können wir den Menschen etwas helfen. Aber es

wird erwartet, dass über den Winter mehr Menschen

aus diesen Regionen nach Czernowitz flüchten

werden. Dort funktioniert die Grundversorgung mit

Strom, Gas und Wärme noch sehr gut. Die Stadt ist

noch nie von russischen Raketen getroffen worden.

Welche weiteren Projekte planen wir?

In Lviv, das ist im Westen der Ukraine, unterstützen

wir den Aufbau und Betrieb eines Frauenhauses.

Frauen sind vom Krieg ja in besonderer Weise betroffen.

Nicht nur hier gibt es Berichte von Vergewaltigungen

durch russische Soldaten.

Die Ausnahmesituation „Krieg“ führt leider zu einem

allgemein höheren Aggressionspotential?

Untersuchungen zeigen, dass das Ausmaß an häuslicher

Gewalt gegen Frauen durch den Krieg zunimmt.

Gleichzeitig hat der ukrainische Staat aber

weniger Ressourcen, um Frauen zu schützen. Die

Hilfe internationaler humanitärer Organisationen,

wie die der Volkshilfe, ist daher besonders wichtig.

Du warst gerade als Koordinator selbst in der

Ukraine. Was ist Dein Eindruck? Wie ist die Stimmung

der Menschen?

Die Situation ist sehr belastend, aber die Menschen

versuchen, soweit es geht, normal weiterzuleben.

Unsere Mitarbeiter*Innen in Kyiv haben zum Beispiel

selbst im Oktober, als Kyiv nach vielen Wochen und

Monaten das erste Mal wieder mit Raketen beschossen

wurde, normal weitergearbeitet. Nur an einem

Tag wurde das Büro geschlossen, da es keinen Strom

gab. Die Menschen wollen sich ablenken! Ein Mitarbeiter

hat mir berichtet, er hätte aufgehört, sich

ständig die Nachrichten anzusehen. Das brächte

ihn nicht weiter und würde ihn nur nervös machen.

Stattdessen konzentriert er sich auf seine Arbeit,

auch um sich mental gesund zu halten. Der Krieg ist

leider mittlerweile zu einer Normalität geworden!

Die Menschen haben sich an die Situation angepasst.

Die Unterstützung aus Österreich ist wichtig für die

Menschen vor Ort, auch weil sie den Ukrainern zeigt,

dass sie nicht alleine sind, sondern unsere Solidarität

haben.

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www.volkshilfe.at

Demenz

„Wichtig ist, dass die Selbständigkeit erhalten bleibt.“

Jasmin Hofbauer ist seit drei Jahren für die

Volkshilfe Wien als Gebietsleitung für Sozialpsychiatrie

tätig. Mit uns spricht die Pflege-Expertin

über die Herausforderungen der individuellen Betreuung

von Menschen mit Demenz.

Wie viele Menschen im Bereich Sozialpsychiatrie sind

eigentlich auf Ihre Hilfe und Unterstützung angewiesen?

Wir betreuen in der Sozialpsychiatrie derzeit insgesamt

knapp 400 Kund*innen auf vier Stützpunkte

in Wien verteilt. Der Bedarf ist aber sehr viel höher.

Ich bekomme täglich Anfragen für Neukund*innen,

die wir nicht aufnehmen können, weil wir einfach zu

wenig Ressourcen haben. Darum arbeiten wir gerade

an einer Organisationsentwicklung, um in Zukunft

den höheren Bedarf decken zu können.

28


Das heißt, Ihr seid flexibel, was Uhrzeit und Ort der

Einsätze betrifft?

Ja genau. Wenn die Wohnung zum Beispiel für unsere

Mitarbeiter*innen nicht sicher genug ist, weil es

sich um eine chaotische Messie-Wohnung handelt

und man da nicht arbeiten kann, dann verlegen wir

das auch auf andere Orte. Wir sind ebenso flexibel,

was die Einsatzdauer anbelangt. Wenn etwa ein Kunde

einen längeren Einsatz braucht, weil es ihm nicht

gut geht oder eine spontane Begleitung notwendig

ist, dann können wir das alles organisieren.

„Flexibilität und das

Eingehen auf die

individuellen

Bedürfnisse unserer

Kund*innen.“

„Wir arbeiten

immer MIT den

Kund*innen und

nicht für sie!“

Wie sieht eigentlich der Arbeitsalltag Ihrer

Mitarbeiter*innen aus? Was genau hat es denn mit

der INDIBET, der individuellen Betreuung, auf sich?

Der größte Unterschied ist sicher unsere Arbeitsweise.

Wir arbeiten immer mit den Kund*innen und

nicht für sie – natürlich soweit dies möglich ist.

Das ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Darum bekommen wir viele Zuweisungen für

Kund*innen, bei denen es sehr wichtig ist, dass deren

Selbständigkeit erhalten bleibt. Wir nennen das

immer „Anleitung zur Selbständigkeit“. Das ist sozusagen

der große Unterschied zur „Regelbetreuung“,

also der normalen Hauskrankenpflege.

Könnt Ihr Euch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse

Eurer Kunden*innen einstellen?

Ja, das können wir. Wir arbeiten in sehr kleinen

Teams. Somit kennen die Kund*innen das Pflegepersonal

sehr gut und umgekehrt. Das ist gerade im Beziehungsaufbau

sehr wichtig. Wir haben ein lockeres

System. Wir sind daher nicht auf genaue Einsatzzeiten

angewiesen.

Was ist, wenn die Kund*innen am vereinbarten Termin

keine Energie oder Motivation haben?

Das ist für uns auch kein Problem. Wir zwingen

niemanden. Der Einsatz wird dann einfach beendet

oder verschoben. Diese Flexibilität macht zwar

die Planbarkeit für uns äußerst schwierig, aber die

Kund*innen profitieren sehr davon. Das ist unser

Hauptaugenmerk. Die Flexibilität und das Eingehen

auf die individuellen Bedürfnisse unserer

Kund*innen.

„Der Fokus liegt auch

auf Gespräch und

Beziehungsarbeit.“

Sie betreuen ja auch Menschen mit Demenz.

Worauf muss man hier besonders achten?

Vor allem bei Menschen mit Demenz ist der Beziehungsaufbau

besonders wichtig. Wir werden da oft

von den Angehörigen um Unterstützung gebeten,

die mit dem Umgang ihrer Familienmitglieder überfordert

sind. Oder die Kund*innen werden schon von

anderen Organisationen betreut und dann an uns

übergeben, weil die Betreuung in einem starren System

nicht funktioniert.

Wie kann man sich Eure Betreuungssarbeit vorstellen?

Wir achten darauf, dass immer dieselben Einsatzkräfte

zu den Kund*innen kommen. Der Beginn ist

oft sehr schwer, etwa wenn keine Krankheitseinsicht

besteht oder die Defizite negiert werden. In diesen

Fällen brauchen wir Zeit, um langsam im Team ein

vertrautes Umfeld zu schaffen. Wichtig ist uns die

29


www.volkshilfe.at

DEMENZ

Kombination zwischen geriatrischer Pflege, also der

Unterstützung bei den alltäglichen Aktivitäten, und

der psychiatrischen Pflege, das heißt der Fokus liegt

auch auf Gesprächen und Beziehungsarbeit.

Ist es nicht so, dass Ihr oft sehr lange Zeit gar nicht

die Wohnungen betreten dürft?

Da kann am Anfang der Betreuung vorkommen, dass

wir Wochen oder auch Monate nicht in die Wohnung

dürfen. Das erfordert von unseren Mitarbeiter*innen

sehr viel Geduld, aber in den meisten Fällen schaffen

wir den Zugang. Wir halten da durch. Mit unserer Arbeit

fördern und erhalten wir die alltagspraktischen

Fähigkeiten, damit die Menschen auch mit Demenz

lang in ihrer Wohnung leben können. Wir unterstützen

sie in der Haushaltsführung, organisieren und

begleiten sie zu den diversesten Terminen bei Ämtern

oder Ärzt*innen. Unsere Tätigkeiten sind ganz

breit gefächert.

„Ein professionelles

Nähe-Distanz-Verhältnis“

Für die Kommunikation mit an Demenz erkrankten

Menschen braucht es viel Feingespür. Wie kann man

sich das in der Praxis vorstellen?

Wir achten darauf, dass wir ihre eigene Welt akzeptieren

und sie nicht durch Zwang mit der äußeren

Realität konfrontieren. Da ist eine Erarbeitung der

Biografie, also eine Validation besonders wichtig.

Im Idealfall sollten immer dieselben Pflegepersonen

betreuen und es sollte wenige Personalwechsel geben.

So kann man die Kund*innen auch wirklich kennenlernen

und herausfinden, was ihnen besonders

wichtig ist, um ihre vertraute Umgebung beizubehalten.

Durch jeden Ortswechsel kommt es zu einem

massiven Verlust der Orientierung und zu einer

Verschlechterung der Erkrankung. Das wollen wir so

lange wie möglich vermeiden.

Klingt nach einem sehr respektvollen Umgang mit

den Kund*innen…

Bei der Validation ist es wichtig, ein professionelles

Nähe-Distanz-Verhältnis einzuhalten. Wir kennen

die täglichen Routinen der Betroffenen, wir überfordern

sie aber nicht. Natürlich ist auch Humor ganz

wichtig. Wir haben immer Verständnis für die eigene

Welt der Betroffenen. Wir sorgen für eine geordnetes

und gleichbleibendes Umfeld und einen geregelten

Tagesablauf. Wichtig ist außerdem, in kurzen und

einfachen Sätzen zu sprechen. Oft erkennen wir nur

anhand von Gefühlsregungen die nonverbalen Signale

und können darauf reagieren. Dabei ist es wichtig,

dass wir MIT den Kund*innen arbeiten und nicht

neben ihnen.

Das sind viele Herausforderungen!

Zur Demenz kommen unterschiedliche Problematiken

dazu. Das können Unruhezustände sein,

Depressivität oder auch Aggressivität. Wir haben

beispielsweise eine Kundin, die sich am Anfang ganz

schwer beherrschen konnte. Zunächst wurde sie von

einer anderen Organisation betreut und stand einmal

sogar mit einem Messer in der Hand da, - sie fühlte

sich in die Enge getrieben. Wir haben sie mittlerweile

übernommen und es ist absolut kein Problem mehr,

mit ihr zu arbeiten.

„Die Betroffenen sollen

angstfrei und geborgen

in ihrem Zuhause

leben können“

Welche Methode haben Sie angewendet?

Wir haben sie immer wieder auf ihre Aggressionszustände

hingewiesen und ihr vorgespiegelt, was dieses

Verhalten mit uns macht. Wenn sie mittlerweile

diese Zustände hat, kann sie sie sehr gut erkennen

und geht in einen anderen Raum, boxt vielleicht auf

die Tür und kommt dann wieder entspannt zurück.

Es ist sehr interessant, was wir da alles gemeinsam

mit den Kund*innen erarbeiten können.

Können Sie noch weitere Beispiele aus der Praxis

nennen?

Eine andere Dame hat einen massiven Bewegungsdrang.

Sie geht mit ihrem Hund stundenlang spazieren.

Wir wissen nicht, wann sie zuhause ist, hier ist

unsere Flexibilität gefragt. Wir versorgen auch ihren

Hund mit, obwohl das nicht in unserem Aufgabenbereich

steht, aber sie würde vergessen, den Hund zu

füttern.

Eine andere Kundin reagiert beispielsweise nur

auf ihren Mädchennamen. Hier müssen wir aufpassen,

denn wenn man sie mit ihrem richtigen

Familiennamen anspricht, ist es mit dem Beziehngsaufbau

gelaufen. Es ist wirklich wichtig, dass die

Mitarbeiter*innen die Kund*innen gut kennen und

genau wissen, worauf sie achten müssen.

Euer Ziel ist… dass die Betroffenen angstfrei und geborgenen

in ihrem zu Hause leben können. Deshalb

ist es ganz wichtig, die richtige Kommunikation zu

finden, um einen Zugang zur Erlebniswelt der Menschen

mit Demenz aufbauen zu können.

Danke für das Gespräch!

30


FÖRDERER

Eine starke Partnerschaft

„Unsere Partnerschaft

mit der Volkshilfe liegt

uns sehr am Herzen,

besonders wenn es

um die Themen

Kinder, Pflege und

Altern in Würde geht.

Wir unterstützen

die Volkshilfe bei

ihrer wertvollen

und sinnstiftenden

Arbeit für unsere

Gesellschaft.“

© Wiener Städtische by Jeff Mangione

Mag. Robert Lasshofer

Vorstandsvorsitzender des

Wiener Städtischen Versicherungsvereins

Das gemeinnützige Engagement des Wiener Städtischen

Versicherungsvereins hat viele Gesichter.

Ein besonderes Augenmerk wird auf die Unterstützung

vulnerabler Gruppen gelegt. Diese werden

einerseits durch eigens initiierte Sozialprojekte, andererseits

durch nachhaltige Partnerschaften mit ausgewählten

Organisationen gefördert. Mit der Volkshilfe

verbindet den Wiener Städtischen Versicherungsverein

eine langfristige und starke Partnerschaft.

Gemeinsam gegen (Kinder-)Armut

Mit jährlichen Kampagnen sensibilisiert die Volkshilfe

die österreichische Öffentlichkeit für das Thema Armut,

besonders für die Thematik Kinderarmut. Über

1,5 Millionen Menschen, darunter knapp 350.000

Kinder – das ist mehr als jedes fünfte Kind –, sind

hierzulande armuts- und ausgrenzungsgefährdet.

Mit breit angelegten Kampagnen, die der Wiener

Städtische Versicherungsverein seit vielen Jahren

unterstützt, setzt die Volkshilfe ein wirksames und

nachhaltiges Zeichen gegen Kinderarmut in Österreich.

Dass Armut krank macht, ist überdies wissenschaftlich

bewiesen. Arme Familien können sich sehr oft

notwendige Gesundheitsangebote, die von den

Krankenkassen nicht finanziert werden, nicht leisten.

Deswegen hat die Volkshilfe den Fonds „Kinder.

Gesundheit.Sichern“ ins Leben gerufen, der armutsbetroffene

Familie bei Ausgaben für ihre Kinder im

gesundheitlichen Bereich finanziell unterstützt.

Dieser zukunftsweisende

Fonds wird

ebenfalls vom

Wiener Städtischen

Versicherungsverein

unterstützt.

< Weitere Infos:

Der Wiener Städtische Versicherungsverein

ist Hauptaktionär der Vienna Insurance Group

AG Wiener Versicherung Gruppe (VIG), der

Holdinggesellschaft der international tätigen

VIG-Versicherungsgruppe. Der Wiener Städtische

Versicherungsverein unterstützt die VIG-

Versicherungsgruppe in kulturellen und sozialen

Belangen. Dabei legt er großen Wert auf grenzüberschreitenden

Austausch mit jenen Ländern

Zentral- und Osteuropas, in denen die VIG-Versicherungsgruppe

tätig ist. Im Rahmen von Kooperationen

und Initiativen werden gezielt Aktivitäten

von sozialen Organisationen unterstützt,

die unter anderem Platz und Freiräume für persönliche

und kulturelle Entfaltung schaffen.

www.wst-versicherungsverein.at

31


Österreichische Post AG / P.b.b, GZ 05Z036106 S

Erscheinungsort, Verlagspostamt 4800 Attnang-Puchheim - Titel: Volkshilfe

Retouren an Postfach 555, 1008 Wien

Oberberg 128

8151 Hitzendorf

Zweigstelle:

Römerstraße 8

4800 Attnang-Puchheim

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