Erfolg Magazin Ausgabe 01-2023
Bibelfester Showman über Business, Berühmtheit und Ziele – JEREMY FRAGRANCE im Interview SEBASTIAN VETTEL: Mit Vollgas ins Ziel EMINEM: Ein Weißbrot als Rap-Star – Michael Jagersbacher SHAWN MENDES: Ein Superkomet mit irdischen Mindsets MATTHIAS HASS: Sein Motto: Penner oder Millionär Leben Sie in der Zukunft oder in der Vergangenheit? – Rainer Zitelmann Der Schlüssel zu weiblicher Stärke – Mia Pejic Wir brauchen Leute, die Entscheidungen treffen – Sabine Piontek Wie Glaubenssätze uns manipulieren – Sabine Finkmann Wie Sie jedermanns Meinung ändern – Buchauszug von Jonah Berger Erfolgsmythos Durchsetzung – Dorothea Assig und Dorothee Echter Glück und Erfolg als Normalzustand – Thomas Graf NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt BEST OF WEB: Schauen Sie doch mal online rein ERFOLG Magazin Top Experten ERFOLG Magazin Brand Ambassadors
Bibelfester Showman über Business, Berühmtheit und Ziele – JEREMY FRAGRANCE im Interview
SEBASTIAN VETTEL: Mit Vollgas ins Ziel
EMINEM: Ein Weißbrot als Rap-Star – Michael Jagersbacher
SHAWN MENDES: Ein Superkomet mit irdischen Mindsets
MATTHIAS HASS: Sein Motto: Penner oder Millionär
Leben Sie in der Zukunft oder in der Vergangenheit? – Rainer Zitelmann
Der Schlüssel zu weiblicher Stärke – Mia Pejic
Wir brauchen Leute, die Entscheidungen treffen – Sabine Piontek
Wie Glaubenssätze uns manipulieren – Sabine Finkmann
Wie Sie jedermanns Meinung ändern – Buchauszug von Jonah Berger
Erfolgsmythos Durchsetzung – Dorothea Assig und Dorothee Echter
Glück und Erfolg als Normalzustand – Thomas Graf
NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt
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SHAWN MENDES: EIN SUPERKOMET MIT IRDISCHEN MINDSETS
1/ 2023
SEBASTIAN
VETTEL
Ins Ziel gefahren
Verleger
Julien Backhaus
über Legenden
Matthias Haß
Penner oder
Millionär
SOCIAL-MEDIA-STAR
JEREMY
FRAGRANCE
Das große Interview über
Business, Berühmtheit und Ziele
Bilder: Oliver Reetz
BACKHAUS VERLAG 5 €
ÖSTERREICH 5,60 € |SCHWEIZ 8,00 CHF
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Editorial
Bild: Ronny Wunderlich
Julien Backhaus
Verleger und
Herausgeber
Noch mehr
Erfolg für Sie!
Das nächste Heft
erscheint am
23. Februar 2023
Jetzt schon Geschichte geschrieben
In dieser Ausgabe geht es auch ein bisschen um Legenden – um
lebende. Eminem, ein weißer Rapper, der Weltkarriere gemacht
hat. Das wollte ihm damals niemand zutrauen, geschafft hat er
es dennoch. Jetzt ist er 50 geworden und Michael Jagersbacher
blickt auf sein Leben mit Höhen und Tiefen zurück. Eine Rennsportlegende
hat die Formel 1 verlassen. Sebastian Vettel galt als
einer der besten Fahrer der Welt, nun hat er seine Karriere offiziell
beendet. Warum und welche Erfolge er verbuchen konnte,
lesen Sie in seiner Erfolgsstory. Außerdem blicken wir auf die
Karriere eines noch sehr jungen Künstlers, der die Welt verzaubert.
Shawn Mendes wurde in den sozialen Medien entdeckt und
avancierte zu einem der gefragtesten Stars überhaupt. Der junge
Mann aus Toronto hat aber bereits die Schattenseiten des Showbiz
kennengelernt. Mehr lesen Sie in der Story über ihn.
Und dann unser Coverstar. Deutschland streitet noch darüber, in
welche Schublade man den Social-Media-Star aus Norddeutschland
stecken soll. Er wirkt unangepasst, laut und gleichzeitig
sanft und unschuldig. Nicht zuletzt durch sein weißes Outfit.
Jeremy Fragrance ist der bekannteste Parfüm-Influencer – der
Welt tatsächlich. Niemand hat so viele Follower und wird von
den Medien so intensiv gecovert wie er. Das liegt aber nicht in
erster Linie an seinen Duft-Tipps auf Instagram, TikTok und
YouTube, sondern an seiner Art und Weise, seinem Lebensstil
und seinem Unterhaltungstalent. Er postet keine trockenen Videos,
sondern echte Events. Wie er tickt und was er vor hat, hat
er im Exklusiv-Interview verraten. So viel kann man schon berichten:
Ein ganz normales Interview ist es nicht geworden. Wer
mit Jeremy Fragrance zusammentrifft, kann sich auf was gefasst
machen. Der neudeutsche Begriff »Maschine« könnte ihm gerecht
werden.
Viel Vergnügen beim Lesen
Ihr Julien Backhaus
Impressum
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Erfolg Magazin ISSN 25057342
Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen
der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,
Geschäftsführender Gesellschafter
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Redaktion/Grafik Erfolg Magazin
Chefredakteur (V. i. S. d. P.): Julien D. Backhaus
Redaktionsleitung: Johanna Schmidt
Redaktion: Anna Seifert, Martina Karaczko
E-Mail: redaktion@backhausverlag.de
Layout und Gestaltung: Stefanie Schulz,Christina
Meyer, Johanna Schmidt
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Herausgeber, Verleger: Julien D. Backhaus
Anschrift: Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg
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Alle Rechte vorbehalten.
INHALT 1/2023
12
Jeremy
Fragrance
im Interview
Erfolg
Bibelfester Showman:
Jeremy Fragrance im Interview..................... 12
Sebastian Vettel: Mit Vollgas ins Ziel.............24
Eminem: Ein Weißbrot als Rap-Star
Michael Jagersbacher...................................32
Shawn Mendes: Ein Superkomet mit
irdischen Mindsets........................................44
Leben
»Wir brauchen Leute, die Entscheidungen
treffen«
Sabine Piontek.............................................. 18
Wie Glaubenssätze uns manipulieren
Sabine Finkmann.........................................39
Story
Sein Motto: »Penner oder Millionär«............ 36
24
Sebastian Vettel
Mit Vollgas ins Ziel
»ICH BIN BESESSEN VON PERFEKTION (…),
ICH BIN STUR UND UNGEDULDIG (…),
ICH KANN SEHR NERVIG SEIN.«
Bilder: Oliver Reetz, IMAGO / PanoramiC / ZUMA Wire (Imagespace, AMPAS)
4 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
ERFOLG
D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E
magazin
Einstellung
Leben Sie in der Zukunft oder in der
Vergangenheit?
Dr. Dr. Rainer Zitelmann................................. 8
Der Schlüssel zu weiblicher Stärke
Mia Pejicasd................................................. 30
32
Eminem: Ein Weißbrot als Rap-Star
Wissen
Wie Sie jedermanns Meinung ändern
– Auszug aus dem Buch »The Catalyst« von
Jonah Berger................................................ 40
Erfolgsmythos Durchsetzung
Dorothea Assig und Dorothee Echter........... 46
Glück und Erfolg als Normalzustand
Thomas Graf................................................ 48
Sonstiges
News:
Aktuelle News aus der Erfolgswelt.................. 6
Buchtipps..................................................... 43
Best of Web:
Schauen Sie doch mal online rein................. 49
Die Erfolg Magazin Brand Ambassadors....... 50
Die Erfolg Magazin Top Experten................. 51
44
Shawn Mendes:
Ein Superkomet
mit irdischen Mindsets
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
5
News
NEWS
Carolin Kebekus wird für ihr Programm
»PussyNation« ausgezeichnet
Für Comedian Carolin Kebekus war 2022 ein sehr erfolgreiches
Jahr: Sie hat den Deutschen Comedypreis 2022 in der Kategorie
»Bestes TV-Soloprogramm« gewonnen. Es ist bereits ihre siebte
Auszeichnung mit dieser Trophäe. »Mit ihrem Programm ›PussyNation‹
beweist die Entertainerin erneut, dass sie eine Ausnahmekünstlerin
in der deutschen Humorlandschaft ist«, begründet
Ralf Günther, Geschäftsführer des Cologne Comedy Festivals,
die Auswahl.
Themen auf die Bühne. Die Verleihung des 51. Kleinkunstpreises
findet im Februar in Mainz statt.
Die Auszeichnungen werden in diesem Jahr nicht bei einer TV-
Gala verliehen, sondern über das Cologne Comedy Festival bei
verschiedenen Aufzeichnungen. Comedy-Kollege Nico Stank
hat Carolin Kebekus die Trophäe bei den Proben zur »Carolin
Kebekus Show« in Köln überreicht. Die überraschte 42-Jährige
freute sich besonders. Der Preis sei ein schöner Abschluss dieses
Programms gewesen, das durch Corona unterbrochen worden
war, sagte sie.
Im Februar erhält Carolin Kebekus zudem den Deutschen Kleinkunstpreis,
ebenfalls für ihr Soloprogramm »PussyNation«. Die
Schauspielerin und Komikerin habe ihre Ausnahmestellung in
der deutschen Comedy-Szene bewiesen, begründet die Jury ihre
Entscheidung, außerdem bringe sie gesellschaftlich relevante
Bilder: IMAGO / Panama Pictures (Christoph Hardt)
ERFOLGSZITAT
Denzel Washington
Jeden Tag neu auf Instagram
bei @erfolgmagazin
»Glück ist dort, wo
Möglichkeit auf
Vorbereitung trifft.«
Bilder: IMAGO / Agencia EFE (Javier Rojas)
6 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
News
Aktuelle News aus der Erfolgswelt
Steven Spielberg erhält Berlinale-Bären
für sein Lebenswerk
Steven Spielberg ist einer der erfolgreichsten Filmemacher überhaupt.
Für seine Leistungen soll er nun im Rahmen der 73. Berlinale
im Februar für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Der
Regisseur, Produzent und Drehbuchautor hat mit Blockbustern
wie »Der weiße Hai«, »E.T. – der Außerirdische«, »Indiana Jones«,
»Schindlers Liste« und »Jurassic Park« Kino-Standards
gesetzt. Insgesamt umfasst sein Werk mehr als 100 Filme und
Serien.
Steven Spielberg wurde bereits 19-mal für den Oscar nominiert
und zweimal hat er ihn auch bekommen: 1994 für »Schindlers
Liste« (beste Regie, bester Film) und 1999 für »Der Soldat James
Ryan« (beste Regie). Zudem hat er mehrere Golden Globes und
Emmys gewonnen. Im Jahr 1998 bekam er das Große Verdienstkreuz
mit Stern der Bundesrepublik Deutschland für die von ihm
gegründete Shoah Foundation und den Film »Schindlers Liste«
verliehen. 2001 ernannte ihn Queen Elizabeth II. zum Knight
Commander of the British Empire, 2015 verlieh ihm der damalige
US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom.
Die Berlinale, die im Februar stattfinden wird, widmet Steven
Spielberg außerdem die Reihe »Hommage«, die außerhalb des
Wettbewerbs läuft. Das Festival-Publikum darf sich zudem auf
Spielbergs jüngstes Werk mit dem Titel »The Fabelmans« freuen,
das im Berlinale-Palast gezeigt wird. Der Film hat in diesem Jahr
bereits den Publikumspreis beim Toronto International Film Festival
gewonnen.
Das ist der Ehre viel, doch auch finanziell spiegelt sich der Erfolg
des Filmemachers wider: Laut Medienberichten hat Spielberg ein
Vermögen von mehr als drei Milliarden US-Dollar.
Michael J. Fox:
Parkinson-Aktivist erhält Ehrenoscar
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (Nina Prommer)/ Cover-Images
Ob »Familienbande« oder »Zurück in die Zukunft«: Michael J.
Fox kennen Filmfans als erfolgreichen Filmstar der 80er-Jahre.
Doch im Jahr 1998 machte der Hollywoodschauspieler seine
Parkinson-Diagnose öffentlich, die ihm selbst bereits seit einigen
Jahren bekannt gewesen war. Es wurde vorerst still um ihn
– allerdings nur, was seine Auftritte auf der großen Leinwand
betraf. Denn abseits des Kinos lässt der mittlerweile 61-Jährige
nichts unversucht, um eine Besserung für Parkinson-Erkrankte
zu ermöglichen. Dafür macht er sich etwa für die Stammzellenforschung
stark – und hat im Jahr 2000 zusätzlich selbst
eine Stiftung gegründet. Über eine Milliarde US-Dollar sind von
der »Michael. J. Fox Foundation for Parkinson’s Research« nach
eigenen Angaben bereits in die Parkinson-Forschung geflossen.
Damit ist die Stiftung der weltweit größte private Geldgeber für
die Erforschung der Krankheit.
Für diesen Einsatz wurde ihm im Juni dieses Jahres der Jean
Hersholt Humanitarian Award, ein sogenannter Ehrenoscar, zuerkannt,
der ihm in einer Gala am 19. November feierlich durch
den Schauspieler Woody Harrelson in Los Angeles überreicht
wurde.
Michael J. Fox und
seine Ehefrau Tracy
Pollan
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
7
Einstellung
LEBEN SIE IN
DER ZUKUNFT
ODER IN DER
VERGANGENHEIT?
WARUM ARNOLD SCHWARZENEGGER,
WARREN BUFFET UND CO. NICHT ZURÜCKBLICKEN
8
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Einstellung
Bilder: IMAGO / STAR-MEDIA, Malte Paulmann, Thomas Schweigert
Im September 2022 reiste ich nach
Vietnam, um meine Bücher vorzustellen
und Vorträge in vier Universitäten
zu halten. Bei Vietnam denken
in Europa und den USA die
meisten Menschen zuerst an den Vietnamkrieg.
1946 bis 1954 fand der erste
Indochinakrieg statt, in dem die vietnamesische
Befreiungsbewegung Việt Ming
gegen die französische Kolonialmacht
kämpfte; nur kurz nach dem Ende dieses
Krieges begann der zweite Indochinakrieg,
in dem China und die Sowjetunion
das kommunistische Nordvietnam sowie
die Befreiungsfront in Südvietnam unterstützten
und die USA die Regierung von
Südvietnam. Man spricht auch vom Zweiten
Indochinakrieg.
1965 befahl der US-Präsident Lyndon B.
Johnson eine Verstärkung der Luftangriffe.
Die USA setzten das Entlaubungsmittel
»Agent Orange« ein, ein Pflanzenvernichtungsmittel,
das die Reisfelder zerstörte
und Wasserreservoirs vergiftete. Die chemischen
Massenvernichtungswaffen trafen
nicht nur die kommunistische Befreiungsarmee,
sondern hauptsächlich die Zivilbevölkerung.
Auch Napalmbomben der
Amerikaner richteten große Verluste unter
der zivilen Bevölkerung an. Alleine die
Südvietnamesen hatten Verluste von 1,5
Millionen Menschen zu beklagen, darunter
auch 300.000 tote Zivilisten. Die
Amerikaner verloren 58.200 Soldaten und
weitere 300.000 wurden verwundet. Die
zivilen Verluste Nordvietnams fielen im
Vergleich zum Süden weit geringer aus,
dafür verloren sie weit mehr Soldaten.
Im Norden wurden die Hauptindustriezentren
und fundamentalen Infrastrukturen
zerstört. Sämtliche Industriebetriebe
wurden vernichtet. Drei der sechs größten
Städte, zwölf von 29 Provinzhauptstädten.
Zwei Drittel der Dörfer waren
zerstört. Total zerstört waren auch sämtliche
Elektrizitätswerke, Bahnhöfe, Häfen,
Brücken, Straßen und das gesamte Bahnnetz.
Im Süden waren ebenfalls zwei Drittel
der Dörfer zerstört, fünf Millionen
Hektar Wald wurden vernichtet und 20
Millionen Bauern verloren ihre Häuser.
Vietnamesen mögen die USA –
trotz des Krieges
Angesichts dieser Zerstörungen und all
des Leides, das die Menschen erlitten,
wäre es nicht verwunderlich, wenn es
gerade in Vietnam einen starken Antiamerikanismus
gäbe. Doch der Antiamerikanismus
ist in weiten Teilen der
Welt größer als in Vietnam. Nicht nur in
arabischen Ländern oder in Russland,
auch in vielen europäischen Ländern
wird man mehr Antiamerikanismus finden
als in Vietnam.
Dr. Dr. Rainer Zitelmann bei einer
Buchvorstellung in Hanoi, 2022
Ich habe weder bei meiner Exfreundin
und ihrer Familie (die aus Vietnam kam)
noch bei anderen Vietnamesen, die ich
traf, Antiamerikanismus angetroffen.
Dinh Tuan Minh, ein Wissenschaftler
von einem liberalen Thinktank, den ich
in Hanoi traf, meinte: »Wir Vietnamesen
schauen nicht zurück in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft. Wir haben,
anders als mit China, mit den USA keine
territorialen Differenzen. Viele Vietnamesen
schätzen es auch, dass die Arbeitsbedingungen
in amerikanischen Firmen,
die bei uns investieren, oftmals besser
sind als in asiatischen Firmen, die in Vietnam
investieren. Außerdem wissen die
Menschen in Vietnam, dass die USA für
uns heute das wichtigste Exportland
sind.« In der Tat exportierte Vietnam
2020 so viel in die USA wie China und
Japan, die an zweiter und dritter Stelle
stehen, zusammen.
Auch mit Xuân Nguyễn sprach ich über
das Thema. Sie ist Gründerin der Audiobook-Firma
Fonos und ich traf sie auf
ungewöhnliche Art: Sie klopfte an meiner
Tür, weil sie in Hanoi im gleichen Hotel
wie ich übernachtete. Sie wohnt eigentlich
in Saigon. »Ich bin 1987 geboren, als
der Krieg schon zwölf Jahre zu Ende
war«, erzählte sie mir. »Meine Eltern und
Großeltern haben zwar davon erzählt,
wie schrecklich der Krieg war, aber sie
haben nie ein negatives Wort über die
USA und die Amerikaner gesagt. Im
Gegenteil: Sie haben mir gesagt: Du
musst Englisch sprechen lernen, ziehe
dich an wie Amerikaner, iss, was die
Amerikaner essen und, vor allem, lerne
zu denken, wie die Amerikaner denken.
Dann wirst du erfolgreich sein.«
Doch der Antiamerikanismus
ist in
weiten Teilen der
Welt größer als
in Vietnam.
In einer 2014 von dem Pew Research
Center durchgeführten Umfrage erklärten
76 Prozent der Vietnamesen, dass sie
eine positive Sicht auf die USA haben, bei
den besser gebildeten Vietnamesen waren
es sogar 89 Prozent und auch bei den
Der Autor
Dr. Dr. Rainer Zitelmann veröffentlichte als
weltweit erfolgreicher Autor zuletzt sein 25.
Buch: »ICH WILL. Was wir von erfolgreichen
Menschen mit Behinderung lernen können«.
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
9
Einstellung
Oracle-CEO Larry Ellison und
Schauspielerin Sara Foster
Befragten von 18 bis 29 Jahren sahen 89
Prozent die USA positiv. Sogar bei den
Personen über 50 Jahren, die den Krieg
noch miterlebt hatten, bewerteten über 60
Prozent die USA positiv.
Viele afrikanische Länder klagen heute
über die Folgen des Kolonialismus und
nehmen das als Erklärung für all ihre heutigen
Probleme. Die Vietnamesen könnten
das ebenso gut, sie tun es aber nicht – und
richten ihren Blick in die Zukunft.
Das Hoa-Lò-Gefängnis in Hanoi
Das heißt natürlich nicht, dass sie dabei
die Geschichte ignorieren. Ich besuchte
eine beeindruckende Erinnerungsstätte,
ein ehemaliges Gefängnis, in dem zuerst
die französische Kolonialmacht Vietnamesen
einsperrten und später dann die
Nordvietnamesen amerikanische Soldaten.
Heute ist das Hỏa-Lò-Gefängnis
ein Museum. Damals wurde das Gefängnis
von amerikanischen Kriegsgefangenen
ironisch »Hanoi Hilton« genannt
und unter dem gleichnamigen
Titel entstand 1987 ein Film über die
Erlebnisse der dort inhaftierten amerikanischen
Kriegsgefangenen. Unter anderem
war auch der spätere Präsidentschaftskandidat
John McCain Insasse in
diesem Gefängnis. Die Ausstellung zeigt
Fotos, wie er aus der abgeschossenen
Maschine im Meer geborgen wurde und
wie er im Jahr 2000 das Gefängnis-Museum
besuchte.
Aber sogar die Geschichte dieses Gefängnisses
zeigt, dass den Vietnamesen im
Zweifel die Gegenwart und die Zukunft
wichtiger sind als die Vergangenheit.
Denn inzwischen sind weite Teile des
Hỏa-Lò-Komplexes einem gigantischen
Einkaufscenter, den Hanoi Towers, gewichen.
Ironischerweise bemühte sich die
amerikanische Hilton-Gruppe in den
90er Jahren um das freie Grundstück, das
durch den teilweisen Abriss des ursprünglichen
Hỏa-Lò-Komplexes entstanden
war, um das erste Hilton-Hotel in Vietnam
zu errichten. Von der amerikanischen
Presse wurde dieses Unterfangen
aufgrund des bedeutungsschweren Zusammenhangs
mit der amerikanisch-vietnamesischen
Geschichte als äußerst ma-
Die Menschen wunderten sich oft, warum der Oracle-Gründer
Larry Ellison [...] Zahlen nannte und Dinge behauptete, die in dieser
Form offenbar nicht zutreffend waren. Seine Mitarbeiter kamen
schließlich zu der Überzeugung, dass Ellison in der Zukunft lebte
– nicht in der Gegenwart und schon gar nicht in der Vergangenheit.
10 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Einstellung
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (Charlie Steffens) / Xinhua
kaber kritisiert. Im Jahr 1999 eröffnete
dann mit dem Hilton Hanoi Opera Hotel
tatsächlich ein Hotel der Hilton-Gruppe
in der vietnamesischen Hauptstadt.
Ich bewundere immer Menschen, denen
es gelingt, den Blick stärker in die Zukunft
zu richten als in die Vergangenheit.
Solche Menschen sind meist sehr viel erfolgreicher
im Leben als jene, die sich
ständig vorwiegend mit ihrer Vergangenheit
befassen. Und das gilt nicht nur für
Individuen, sondern auch für Nationen.
Warren Buffett:
»Es ist egal. Wir leben für die Zukunft.«
Erfolgreiche Menschen leben nicht in der
Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Die
Menschen wunderten sich oft, warum der
Oracle-Gründer Larry Ellison (mit einem
Vermögen von fast 100 Milliarden Dollar
einer der reichsten Menschen der Welt)
Zahlen nannte und Dinge behauptete, die
in dieser Form offenbar nicht zutreffend
waren. Seine Mitarbeiter kamen schließlich
zu der Überzeugung, dass Ellison in der
Zukunft lebte – nicht in der Gegenwart
und schon gar nicht in der Vergangenheit.
»Er hatte ein Problem mit den Zeitformen«,
so ein Mitarbeiter. »Wenn es zum Beispiel
hieß, dass wir fünfzig Mitarbeiter haben
werden, konnte man genauso gut sagen,
dass wir sie jetzt schon haben.« Seine langjährige
Assistentin berichtete: »Er lebt nicht
im Heute, weil es im Heute Probleme gibt
und im Morgen Lösungen.«
Erfolgreiche Menschen sind konsequent
zukunftsorientiert. Sie verschwenden
keine Zeit damit, Dinge zu bereuen, die
sie in der Vergangenheit getan haben. Sie
lernen aus ihren Fehlern und vergessen
dann die Vergangenheit. »Es gibt so viel,
was man voraussehen muss, dass es keinen
Sinn hat, lange darüber nachzudenken,
was man hätte tun können«, so Warren
Buffett. »Es ist egal. Wir leben für die
Zukunft.« Buffett macht sich nie lange
Gedanken über unangenehme Sachen. Er
verglich sein Gedächtnis mit einer Badewanne.
Seine Biografin Alice Schroeder
schrieb: »Die Wanne füllte sich mit Ideen
und Erfahrungen und mit Angelegenheiten,
die ihn interessierten. Wenn er für
die Informationen keine Verwendung
mehr hatte, zog er den Stöpsel und seine
Erinnerungen flossen den Abfluss hinunter.
Bestimmte Geschehnisse, Fakten,
Erinnerungen und selbst Menschen
schienen so zu verschwinden.«
Auch Arnold Schwarzenegger, so schreibt
sein Biograf Leamer, verschwendet niemals
Zeit damit, sich Gedanken über vergangene
Dinge zu machen, die ohnehin
nicht mehr zu ändern sind. »Schon als
Teenager beschloss er, unangenehme Dinge
»Es gibt so viel,
was man voraussehen
muss, dass es
keinen Sinn hat,
lange darüber
nachzudenken,
was man hätte
tun können.«
– Warren Buffett
hinter sich zu lassen und nicht zurückzuschauen,
egal, ob es sich um bestimmte
Ereignisse seiner Vergangenheit oder um
die psychischen Gegebenheiten seines
eigenen Lebens handelte.« Statt sich mit
der Vergangenheit zu befassen, visualisierte
er seine Zukunftsziele. So begann er
beispielsweise, sich seinen Bizeps als Berglandschaft
vorzustellen, nicht als Fleisch
und Blut. »Indem ich meinen Bizeps als
Berglandschaft sah, wuchs er schneller und
größer, als er das getan hätte, wenn ich ihn
nur als Muskel gesehen hätte.« Auch bei
seinen finanziellen Zielen ging er ähnlich
vor. »Vor meinem inneren Auge sehe ich
mich bereits als erfolgreichen Millionär.
Jetzt geht es nur noch darum, die entsprechenden
äußeren Schritte zu unternehmen«,
so Schwarzenegger.
Weine nicht über vergossene Milch
»Bereuen« Sie manchmal Entscheidungen,
die Sie getroffen haben? Ärgern Sie
sich über Ihre Fehler? Wozu? Ein altes
Sprichwort sagt: »Weine nicht über vergossene
Milch.« Es hat keinen Sinn. Sie
können nicht ändern, was geschehen ist.
Lernen Sie aus Ihren Fehlern und schauen
Sie, dass Sie in Zukunft nicht mehr den
gleichen Fehler machen. Und dann haken
Sie die Sache sofort ab. Konzentrieren Sie
sich auf das, was Sie heute beeinflussen
können – und das ist die Zukunft und
nicht die Vergangenheit. Solange noch
keine Zeitmaschine erfunden ist, wie wir
sie aus Science-Fiction-Romanen kennen,
können Sie sich nicht in die Vergangenheit
zurückkatapultieren, um die Ereignisse
zu korrigieren.
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
11
Erfolg
12
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
Bibelfester Showman
JEREMY
FRAGRANCE
Über TikTok und YouTube wurde der Parfüm-Influencer weltweit
berühmt. Im Interview verrät der 33-Jährige, was ihn antreibt
und welches Bibelzitat ihn bewegt.
Mit Bildern von Oliver Reetz
Bilder: Oliver Reetz
Er ist nicht nur Parfüm-Experte,
sondern auch ein
Show-Talent. Das stellte er
schon damals als Mitglied
einer Boyband unter Beweis.
Aus der Band wurde nichts, aus dem
smarten Daniel Schütz schon. Unter
dem Namen Jeremy Fragrance machte
er seine Leidenschaft für Düfte zum
Beruf und nutzte Social Media, um
sich ein Imperium aufzubauen. Weltweit
werden seine Düfte heute verkauft,
seine Videos auf TikTok und
YouTube werden millionenfach geklickt.
Keinen Schritt kann er in der
Öffentlichkeit tun, ohne erkannt zu
werden. Dennoch ist es kein Zufallserfolg,
sondern Resultat einer klugen
Strategie, wie er im Gespräch mit Verleger
Julien Backhaus erklärt.
»Euronews« nennt dich den bekanntesten
Parfüminfluencer der Welt. Wann
hast du in diesem Metier gestartet und
hattest du eine Erfolgsstrategie?
Vor sieben Jahren habe ich begonnen.
Zwei Jahre lang eher aus Spaß und habe
ein bisschen Kohle damit gemacht. Nach
den beiden Jahren habe ich mich dann
gefragt: Es gibt einen Karl Lagerfeld für
die Mode – wer ist der Typ für die Duftindustrie?
Ich habe entschieden, dass ich
das werde. Mir hat die Idee gefallen, die
Number One in etwas zu sein. Ab da
habe ich das richtig durchgezogen. An
Duftölen riechen, mich mit Liegestützen
bestrafen, wenn ich Fehler mache, nur
noch Düfte, Düfte, Düfte. Und zu lernen,
wo die Inhaltsstoffe herkommen,
wie Rosenöl extrahiert wird – das ganze
Zeug eben. Ich habe zwar dieses Lustige
an mir, aber ich habe auch gutes Background-Wissen.
Ich habe es sehr ernst
genommen und mein Profil in der Duftindustrie
geschärft.
»Es gibt einen
Karl Lagerfeld für
die Mode – wer
ist der Typ für die
Duftindustrie? Ich
habe entschieden,
dass ich das
werde.«
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
13
Erfolg
»Ich bin mit Gott.
Ihr könnt mich
alle am Arsch
lecken, plakativ
gesagt.«
War es dein Konzept, dieses Fachwissen
mit dem Showelement zu verbinden?
Mir war aufgefallen, dass die Leute das
Interesse verlieren, wenn sie zum zwanzigsten
Mal hören, wie »Bleu de Chanel«
und »Dior Savage« riecht. Wenn du jeden
Tag fünf Videos drehst oder zwanzig
Beiträge postest, musst du dir überlegen,
was du noch machen kannst. So
habe ich festgestellt, dass es gut wäre,
Entertainment reinzubringen. Auch der
Konsument entscheidet, was geil ist und
was er möchte. Wenn man lustig beginnt
mit der Frage »Wie riecht Paco Rabanne
im Vergleich zu Nutella?«, dann kommen
da 20 Millionen Views auf TikTok,
weil die Leute das geil finden. Wenn ich
hingegen über die fünf besten Rohstoffe
rede, ist das für den Konsumenten eher
uninteressant – obwohl das fachlich gesehen
total wichtig ist. Wir leben in
einer Attention-Society. Alles muss
schnell sein. Ich muss ja meine Zeit effizient
einsetzen und will maximale
Reichweite bekommen. Solange ich das
gegenüber mir selbst vertreten kann,
kann ich mich selbst ohrfeigen, einen
weißen Anzug tragen oder auch nur eine
Unterhose – scheißegal.
Du provozierst ja auch gerne mal. Man
hat bei deinem Studio-Auftritt nach
dem Cut im »Promi Big Brother«-Haus
gemerkt, dass die Moderatorin so gar
nicht mit deiner Kniebeugen-Einlage
klar kam.
Ich verdiene mehr Kohle als diese Moderatoren
oder Produzenten, ich muss
also keinem in den Arsch kriechen. Und
ich bin mit Gott. Ihr könnt mich alle am
Arsch lecken, plakativ gesagt. Wenn ich
da Kniebeugen mache, tue ich ja niemandem
weh. Ich pushe es nicht absichtlich,
nicht konform zu sein. Ich
wollte mich übrigens im Studio backstage
tatsächlich aufwärmen, weil ich
dann besser drauf bin. Ich hatte darum
gebeten, mir rechtzeitig Bescheid zu sa-
14 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
gen, bevor ich auf die Bühne soll, damit
ich mich vorher aufwärmen kann. Und
dann sollte ich doch plötzlich losrennen.
Ihr Arschgesichter. Dann mach ich jetzt
halt auf der Bühne meine Kniebeugen.
Ist das also ein Ritual von dir vor
Auftritten?
Ja, Tennisspieler machen das ja zum Beispiel
auch mit ihrem Ball. Du weißt es
selbst, wenn man sich bewegt, bringt das
Energie und man wirkt vitaler.
zwei Firmen in den USA. Ich mag es,
unabhängig zu sein. Ich rede auch mit
Leuten, die Firmen schlucken. Ich
könnte dir Firma für 50 bis 80 Millionen
verkaufen. Ich würde aber keine weitere
Uhr, kein Auto, keine Klamotten
kaufen.
Du wirkst oft besessen in deinen Videos.
Wladimir Klitschko hat mir mal
gesagt, man muss besessen sein für
Erfolg. Siehst du das auch so in deinem
Leben?
Conor McGregor, der MMA-Kämpfer,
hat das auch mal gesagt. Besessenheit ist
mit Vorsicht zu genießen. Für mich geht
das über das Erdliche hinaus. Damit
muss man aufpassen. Aber um es plakativ
zu sagen: Für mich gibt es den ganzen
Tag nur Düfte, Düfte, Düfte. Über
allem steht aber etwas anderes. Ich formuliere
es in meinen Worten: Du musst
wissen, dass das, was du tust, richtig ist.
Und immer nach vorne gehen.
Aber du bist kompromisslos.
Ja, total. Es gibt ja auch das Prinzip: zwei
Schritte vorwärts, einen zurück. Das ist
bei mir auch so. Aber es muss vorwärts
gehen.
Du hast eine Parfümfirma gegründet.
Was kannst du dir vorstellen, damit zu
erreichen?
Mit der Firma mache ich Millionen
Euro an Umsätzen, sie produziert zum
Beispiel meine Düfte wie »Date for
men«, Kilopreis 257 Euro, das Glas
kommt von Heinz für circa 50 Cent, der
Sprüher kommt aus Italien für circa 35
Cent, die Kappe für 20 Cent – aber egal.
Ich hätte auch die Chanel-Kappe für
zwei Euro nehmen können, die Leute
hätten trotzdem gesagt »du Arschgesicht«
oder »du geilster Typ«. Mir war
wichtig, dass es der geilste Duft ist, den
es gibt. Die Produktionskosten liegen
bei rund 5,90 Euro, ich verkaufe für 249
Euro. Meine erste Firma habe ich bereits
vor 13 Jahren gegründet, die Fragrance
One GmbH vor vier Jahren. Darüber ist
die Daniel Schütz Holding GmbH plus
Du begegnest vielen jungen Menschen.
Statistiken verraten, dass die Jugend
schon beinahe depressiv ist, zumindest
viel Angst vor der Zukunft hat. Was
sagst du jungen Leuten?
»Solange ich das gegenüber mir
selbst vertreten kann, kann ich mich
selbst ohrfeigen, einen weißen Anzug
tragen oder auch nur eine Unterhose
– scheißegal.«
Bilder: Oliver Reetz
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
15
Erfolg
»Du musst wissen:
Du bist die ganze
Zeit im Erfolg.
Wenn ich hier
aufrecht stehe, ist
das schon ein
Erfolg. Wenn ich
etwas ungesundes
nicht esse, ist das
schon Erfolg. Es
sind nicht große
Dinge, sondern
viele kleine
Dinge, die Erfolg
ausmachen.«
In der Bibel gibt es das Statement: »Denn
sie wissen nicht, was sie tun.« Ich habe
daraus eine dezente Abwandlung entwickelt:
»Denn sie wissen nicht, was ihnen
angetan wird.« Wenn du den ganzen Tag
nur aufs Handy schaust, kannst du ja nur
zum faulen Ficker werden, der nix mehr
machen will. Für Essen muss man nicht
mal mehr losfahren. Das Essen kommt
per App innerhalb von 20 Minuten. Der
Mensch wird trainiert, immer fauler zu
werden. Es liegt in der Natur des Menschen,
Energie zu sparen. Ich wusste zum
Beispiel auch nicht, dass der Körper so
eine Art Fett-Memory hat. Er merkt sich,
wie fett du in deinem Leben maximal
warst, und versucht dich immer wieder
auf diesen Wert zu bringen. Der Instinkt
will nämlich Vorräte anlegen, falls mal
grad kein Mammut zum Schlachten bereitsteht.
Was er natürlich nicht weiß, ist,
dass du heute 365 Tage im Jahr Mammut
im Supermarkt kriegst. Und sogar Obst,
was es früher nur saisonal gab. Bei Aldi
im Regal mit ablaufender Haltbarkeit gibt
es Hackfleisch für 1,10 Euro. Also auch
die Wenigverdiener kriegen richtig viel zu
fressen. Die heutige Generation weiß
nicht, was ihnen angetan wird. Alles ist
im Überfluss vorhanden.
Was ist also der Ratschlag?
Ihr müsst euch künstlich restriktieren.
Weniger ist mehr. Erstens: Nur vollwertige
Lebensmittel – keine verarbeiteten.
Zweitens: keinerlei Social Media mehr
konsumieren, keinerlei Fernsehen mehr
gucken. Nur noch Bücher lesen und Podcasts
hören.
Welche Bücher empfiehlst du gerne?
»Denke nach und werde reich«, das ist
das Aushängeschild. »Die Kraft positiven
Denkens« und »Denken Sie groß«.
Im Leben läuft ja nicht immer alles
glatt. Bereitest du dich im Leben auch
auf Rückschläge vor oder bist du immer
auf der Sonnenseite?
Du musst wissen: Du bist die ganze Zeit
im Erfolg. Wenn ich hier aufrecht stehe,
ist das schon ein Erfolg. Wenn ich etwas
ungesundes nicht esse, ist das schon Erfolg.
Es sind nicht große Dinge, sondern
viele kleine Dinge, die Erfolg ausmachen.
Die Big Things kommen nebenbei. Dass
du mal bei Promi Big Brother bist oder so
– scheißegal. Da warten wieder 500 Nachrichten
auf mich, weiter gehts. Es kommt
auf die Kleinigkeiten des Alltags an; wie
ein Zug, der die ganze Zeit fahren muss.
Es ist klug, im Drehmoment zu bleiben –
ein Zug, der alles wegballert, statt einem,
der festhängt. Leaders focus on momentum,
Leaders set the temperature. Immer
weiter, weiter, weiter. Du musst wissen,
dass das, was du machst, richtig ist.
Bilder: Oliver Reetz
16 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
17
Leben
»WIR BRAUCHEN LEUTE, DIE
ENTSCHEIDUNGEN
TREFFEN«
VON INTUITION, ERFAHRUNG, ALGORITHMEN UND ANGST, SOWIE VON DER
GRÖSSE, FEHLER EINZUGESTEHEN – VIER AUSSERGEWÖHNLICHE PERS-
PEKTIVEN AUF DAS THEMA »ENTSCHEIDUNGSFINDUNG UNTER DRUCK«
18
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Leben
Bilder: IMAGO / PA Images / Geisser
Was haben die WM-
Schiedsrichterlegende
Urs Meier, ein ehemaliger
Fremdenlegionär,
eine Notärztin in der
alpinen Luftrettung sowie ein Schweizer
Multipreneur gemeinsam? Ihre Berufe erfordern
es, dass sie unter enormem Zeitdruck
in hoch komplexen Situationen mit
vielen Unsicherheiten Entscheidungen
von oft eklatanter Reichweite treffen. Wie
gelingt es ihnen dabei, unter solch widrigen
Voraussetzungen die »richtigen« Entscheidungen
zu treffen, nicht von Angst
geleitet zu werden und das situativ bestmögliche
Ergebnis klar im Fokus zu behalten?
Wie gehen sie mit möglichen Fehlern
um? Exklusiv haben wir mit Urs
Meier, Fred H. (Name v. d. Red. geändert),
Dr. Nicole W. und Marco Corvi gesprochen
und dabei tiefe Einblicke in vier sehr
unterschiedliche und dennoch erstaunlich
vergleichbare Welten der Entscheidungsfindung
erhalten.
883 Spiele hat Urs Meier geleitet, Weltmeisterschaften,
Europameisterschaften,
Bundesliga, Champions League – unbestritten
gehört er zu den großen FIFA-
Schiedsrichtern der Welt. Er weiß, was es
bedeutet, sich im Bruchteil einer Sekunde
unter enormem Stress entscheiden zu
müssen, aus einer bestimmten Perspektive
auf dem Spielfeld heraus, ohne je den
gesamten Überblick zu haben, körperlich
am Ende seiner Kräfte, mit 80.000 Zuschauern
im Stadion und Millionen weltweiter
Fans vor den Fernsehern, Gefahr
laufend, die halbe Fußballwelt gegen sich
aufzubringen. »Aber im Fußball musst du
entscheiden. Blitzschnell. Und es gibt nur
Einhundert-Prozent-Entscheidungen.
Entweder ist es ein Tor oder nicht, dazwischen
gibt es nichts.« Für Angst und Zögern
ist kein Raum, denn Angst stellt den
größten Hemmschuh dar, egal in welcher
Lebenssituation. »Neben dem, was ich
von meinem Standpunkt aus sehen
konnte, habe ich mich bei meinen Entscheidungen
oft auf meine Intuition verlassen.
Ich habe gespürt, wenn etwas nicht
richtig war und mir mein Bauch sagte:
Hier stimmt etwas nicht. Die Intuition ist
immer schneller als der Kopf und es wäre
fatal, Jahrzehnte der Erfahrung brachliegen
zu lassen und dem Bauch nicht zu
vertrauen.« Es gehören Mut und Selbstvertrauen
dazu, sich dieser Gefühle klar
zu werden und sie bewusst einzusetzen.
Laut Urs Meier nutzen Manager viel zu
selten ihre Intuition, sondern verlangen
oft Unmengen an Fakten, um ihre Entscheidungen
zu rechtfertigen, das habe
mit Angst zu tun. Doch letzten Endes beruhe
die Intuition oder das Bauchgefühl
nicht auf »Unerfahrenheit oder Leichtsinn«,
sondern auf Jahren an Erfahrung
und sei als »bedeutende Komponente der
Entscheidungsfindung wissenschaftlich
eindeutig nachgewiesen«. Erfahrung bildet
somit für den Menschen die Grundlage
sicherer Entscheidungen und »als
Schiedsrichter ist meine Intuition ein
enorm wichtiges Arbeitsmittel«.
Schon als Kind schlägt Urs Herz leidenschaftlich
für Gerechtigkeit – er ist von
jeher ein entscheidungsfreudiger Mensch,
der sich mit großem Mut und ohne Angst
vor Konsequenzen für das einsetzt, was er
als »richtig« und »rechtens« empfindet.
Doch gerade als Schiedsrichter war auch
er vor Fehlentscheidungen nicht gefeit.
»Egal, wie gut man vorbereitet ist und wie
sehr man sich bemüht, es kommt zu Fehlern
oder zu ungünstigen Situationen, in
denen man mit seiner Entscheidung einfach
daneben liegt«. Weder im Fußball
noch im privaten oder Geschäftsleben
gibt es eine hundertprozentige Garantie
für richtiges Entscheiden. »Fehler gehören
einfach dazu, sie sind Teil des Lebens,
Teil des Sammelns an Erfahrung.« Aber
wie gehen wir damit um, wenn uns ein
Fehler passiert? »Ich habe für mich erkannt,
dass es unabdingbar ist, nach
einem Fehler sofort klar Schiff zu machen,
zu meiner Fehlentscheidung zu
stehen und mich aufrichtig zu entschuldigen.«
Doch viele Menschen haben Angst
davor, genau dies zu tun, aus Angst, etwas
zu verlieren, sei es den Job, die Position
oder das Ansehen. »Gerade in der Führung
haben viele das Gefühl, dass ihre Reputation
leidet, wenn sie einen Fehler eingestehen,
aber das stimmt eben nicht. Ganz
im Gegenteil. Offene Kommunikation,
aufrichtiges Entschuldigen und das Korrigieren
von falschen Abzweigungen geben
Vertrauen.«
»Wir brauchen Leute, die Entscheidungen
treffen« – besonders im Management und
der Politik sei dies elementar wichtig. Denn
»kein Entscheid ist auch ein Entscheid«
und das Ausbleiben einer Entscheidung hat
oft deutlich größere Folgen, als oft vermutet
wird. »Natürlich muss ein Chef auch
unpopuläre Entscheidungen treffen. Aber
wenn er den sprichwörtlichen faulen
»Neben dem, was ich
von meinem Standpunkt
aus sehen
konnte, habe ich mich
bei meinen Entscheidungen
oft auf meine
Intuition verlassen.«
– Urs Meier
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
19
Leben
»Unter extremem
Druck, mit kaum Sicherheit
und mit sehr
wenig Wissen muss er
folgenschwere Entscheidungen
treffen.«
– Fred H.
Apfel eben nicht aus dem Korb nimmt,
verliert er auf Dauer die guten Äpfel. Als
Führungskraft ist es meine Aufgabe, klar
zu entscheiden.« Wie das meiste im Leben
kann auch das Entscheiden gelernt
werden. Wie? »Ganz einfach. Anfangen!
Einfach beginnen mit kleinen Entscheidungen
und dann üben, üben, üben. Auch
ich habe nicht bei einem WM-Spiel angefangen,
sondern mich Schritt für Schritt
dahin vorgearbeitet.«
Begeben wir uns vom Fußballfeld nach
Afghanistan in einen blutigen Häuserkampf.
Exklusiv spricht der ehemalige
Fremdenlegionär Fred H. (Name v. d.
Red. geändert) über diese prekäre Zeit. Es
geht um Leben und Tod. Eine vermeintlich
»einfache« Mission entwickelt sich zu
einem tagelangen Gefecht. Die berühmtberüchtigte
Fremdenlegion, die laut dem
»ZDF« »härteste Elitetruppe der Welt«,
kämpft gegen eine Gruppe lokaler Kombattanten
der Taliban – Mensch gegen
Mensch. Trotz bestmöglicher Vorbereitung
seitens der Légion étrangère läuft bei
der Befreiung dieser Region vieles außer
Plan. Die wenigen Informationen, die den
Legionären zur Verfügung stehen, sind
fehlerhaft, die Annahmen daraufhin
falsch. Nichts läuft wie geplant. »In solchen
Situationen lasten enorm hohe Anforderungen
auf dem taktischen Führer
der Kampfeinheit. Unter extremem
Druck, mit kaum Sicherheit und mit sehr
wenig Wissen muss er folgenschwere Entscheidungen
treffen. Im Management
würde man von Agilität und Leadership
auf höchstem Niveau sprechen. Für uns
geht es in solchen Momenten darum, die
Mission wirksam zu erfüllen und so wenig
Verluste wie möglich zu verzeichnen.«
Wie kann sich ein Mensch auf eine so extreme
Situation vorbereiten? Taktisch,
physisch und mental? Wie kann ein
Mensch lernen, »richtig« zu entscheiden,
wenn jede Fehlentscheidung den eigenen
Tod oder den der Mitstreiter bedeuten
kann? (Anm. d. Red.: Es geht hier nicht
um das »richtig« und »falsch« militärischer
Einsätze, sondern ausschließlich
um das Phänomen der Entscheidungsfindung
unter Druck.) »Es geht nur – und
wirklich nur – mit konsequentem Training.
Analog den bildlichen 10.000
Übungsstunden, die ein Mensch investieren
muss, um zu einem Pianisten, Profisportler
oder Ähnlichem zu werden, geht
es in der Legion nur über eine systematische
Aus- und Weiterbildung. Geübt wird
unter widrigsten Umständen in unterschiedlichsten
Kontexten, immer und
immer wieder, inklusive brutaler Überraschungseffekte.
Erst wenn das Gelernte
vollständig vom Geist in den Körper
übergegangen ist und der Körper in Situationen,
in denen der Kopf abschaltet
oder nicht mehr kann, intuitiv übernimmt,
erst dann sprechen wir in der
Legion von Könnerschaft. Es ist unglaublich,
was Menschen in der Lage sind zu
lernen und zu tun.« Auch hier zeigt sich
also, dass gute Entscheidungsfindung
unter Druck nur durch die Kombination
aus jahrelanger Erfahrung und intuitivem
20 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Leben
Agieren möglich ist. »Die Könnerschaft,
die Intuition, basiert auf enorm viel Erfahrung.
Und diese bekommt man nicht
durch das Lesen von Büchern, sondern
nur durch das Tun.«
Wie verhält es sich in der Fremdenlegion
mit dem äußerst legitimen Thema der
Angst? Wie gehen die Legionäre mit der
omnipräsenten Todesgefahr um? Wie
sehr beeinflusst die Angst ihre Entscheidungsfähigkeit
während einer Mission?
»Du hast in solchen Situationen Angst,
das ist klar«, gibt Fred H. offen zu. »Die
Angst basiert auf den Unsicherheiten und
der Komplexität des Einsatzes sowie auf
der Verletzungs- und Todesgefahr. Für die
meisten wird die Angst beim ersten
Feindkontakt real, dann spüren sie, dass
dies wirklich gefährliche Einsätze sind
und es jederzeit zu Ende gehen kann.«
Die Frage sei immer, wann die Angst Einfluss
auf deine Entscheidungen nimmt.
Und genau hier kommt die Könnerschaft
ins Spiel. »Dank der systematischen und
so umfangreichen Ausbildung gelingt es
uns meist, rauszugehen, das Gelernte umzusetzen,
im Sinne der Mission zu entscheiden
und zu handeln.«
Fred H. arbeitet heute erfolgreich als Berater
in der Organisationsentwicklung.
Für ihn ist Führung ein »gelerntes Handwerk
mit theoretischer Basis« und Entscheidungsfähigkeit
eine notwendige
Grundvoraussetzung. Auch wenn Entscheidungen
während eines Kampfeinsatzes
oft drastischere Folgen haben als
im Geschäftskontext, so sieht er doch
deutliche Parallelen. Je komplexer die Situation,
je größer die Gruppe, desto wichtiger
sind gute Führung und eine mutige
Entscheidungskultur. Erfolg basiert letzten
Endes auf Erfahrung, bestmöglicher
Vorbereitung, klarer Führung und dem
vollen Fokus auf der Wirksamkeit von
Entscheidungen. »Wirksame Entscheidungen
zu treffen ist häufig alles andere
als einfach, denn sie bedeuten nicht für
alle Beteiligten das beste Ergebnis, sei dies
im Kampfeinsatz, einer Umstrukturierung
oder Firmensanierung. Doch sind
wirksame Entscheidungen für das große
Ganze am sinnvollsten und damit gesamtheitlich
die dennoch beste Wahl.«
Um sinnvolle und situativ möglichst optimale
Entscheidungen dreht es sich auch
im Berufsalltag von Notärztin Dr. Nicole
W., die mit einem Team bestehend aus
Pilot, Notarzt, Sanitäter und Winch Operator
(Windenbetreiber) per Hubschrauber
zu medizinischen Notfällen im süddeutschen
Raum fliegt. Klassische
Einsätze reichen von einem Schlaganfall
zu Hause über einen Unfall auf der A8 bis
hin zu einem Absturz in schwer zugänglichen
Gebirgsregionen. »Wenn wir an
einer Unfallstelle eintreffen, ist bereits etwas
schiefgelaufen. Unsere Aufgabe ist es
dann, schnellstmöglich die Situation und
Schwere der Verletzung(en) zu evaluieren,
die Patienten notfalltechnisch zu versorgen,
zu stabilisieren und schmerzfrei zur
weiterführenden Behandlung im Krankenhaus
vorzubereiten oder zu transportieren.
Die Notfallmedizin basiert dabei in
aller Regel auf Schemata und Algorithmen,
sonst würde es nicht funktionieren.«
Ein Beispiel hierfür ist das ABCDE-
Schema, wobei A für Airway (= Luftweg)
steht, B für Breathing (= Atmung), C für
Circulation (= Kreislauf), D für Disability
(= Neurologie) und E für Environment (=
Körpertemperatur/Wärmeerhalt). Entscheidungen
zur Erstversorgung sind
»Wenn wir an einer Unfallstelle
eintreffen, ist
bereits etwas
schiefgelaufen.«
– Dr. Nicole W.
Bilder: Depositphotos / Iurii / joukoff.gmail.com, IMAGO / Fotostand
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
21
Leben
»Wie in vielen anderen
Bereichen des Lebens
ist eine offene, hierarchiefreie,
sowie respektvolle
Kommunikation
auch in der
Notfallmedizin eine der
Säulen des Erfolgs.«
– Dr. Nicole W.
anhand dieser Systematik meist relativ
schnell getroffen. Aufgrund der Dynamik
vieler Verletzungen wird in der Notfallmedizin
jedoch zum Teil im Zwei- bis
Dreiminutentakt reevaluiert und gegebenenfalls
die Behandlungsstrategie
adaptiert.
Trotz des fehlenden Detailwissens zum
Patienten, dessen medizinischer Vorgeschichte,
möglicher Allergien und ohne
die Diagnosemöglichkeiten einer stationären
Intensivstation müssen lebenswichtige
Entscheidungen getroffen werden.
Wieder zeigt sich die Notwendigkeit gezielter
Entscheidungsfindung in Situationen
mit hoher Komplexität, wenig Fakten
und unter großem Druck. »Auch wenn es
bei einem Einsatz um Menschenleben
geht, habe ich dabei als Notärztin keine
Angst, denn Angst ist das falsche Wort.
Wer Angst hat, macht Fehler, Angst
hemmt. Wir sprechen von ›gesundem Respekt‹
und helfen, so gut es in der gegebenen
Situation geht. Dabei bauen wir auf
unsere Erfahrung und die regelmäßigen
Trainings. Die Schemata und Prozesse
werden intensiv geübt und sind so fest im
System verankert, dass wir jederzeit sofort
bereit sind, diese intuitiv anzuwenden,
auch wenn wir nachts aus dem Tiefschlaf
gerissen werden.«
Die Luftrettung ist deutlich risikoreicher
als die Bodenrettung. Wie verhält sie sich,
wenn sie oder eines der Teammitglieder
einen richtig schlechten Tag hat, zum Beispiel
aufgrund eines Todesfalls in der Familie?
»Wir sind auch nur Menschen.
Wenn einer im Team zu viele ›rote Kugeln
im Kopf hat‹, spricht er dies ohne Angst
vor Verurteilung offen an. Dann suchen
wir Ersatz, denn ein voll funktionierendes
Team ist im Helikopter dringend notwendig.
Bei Einsätzen im Gebirge fliegen und
arbeiten wir häufig im äußersten Grenzbereich,
vielen Laien ist nicht bewusst,
wie gefährlich diese Einsätze für uns als
Team sind und dass eben nicht immer
alles möglich ist, was man im Fernsehen
so sieht. Insbesondere wetterbedingte
Verhältnisse bringen uns immer wieder
an die Grenzen des Möglichen«. Wie in
vielen anderen Bereichen des Lebens ist
eine offene, hierarchiefreie, sowie respektvolle
Kommunikation auch in der Notfallmedizin
eine der Säulen des Erfolgs.
Auch gegenüber den Patienten ist die
Kommunikation seitens Dr. Nicole W.
und ihres Teams von großer Bedeutung.
Neben der rein medizinischen Hilfe leisten
sie zusätzlich wichtigen psychologischen
Support. Was für das Rettungsteam
Routine ist, bedeutet für den
Patienten (soweit dieser bei Bewusstsein
22 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Leben
Bilder: Depostitphotos / ArturVerkhovetskiy, IMAGO / Ulmer / HMB-Media, Juan Hernandez
ist) zumeist eine absolute Stress- und
Ausnahmesituation. »Es hilft den meisten
Patienten schon sehr, wenn sie verstehen,
wer wir sind, was wir vorhaben
und warum. Oft hilft auch der Verzicht
auf Titel und Sie: «Hallo, ich bin die Nicole,
ich bin Notärztin und ich helfe dir.«
Wie im normalen Leben ist der Umgang
mit schwierigen, ungeplanten Situationen
deutlich einfacher zu verarbeiten,
wenn der Betroffene versteht, was gerade
passiert und wieso.
Kommen wir zum vierten Beispiel im
Thema »Entscheidungsfindung unter
Druck« – dem Schweizer Unternehmer
Marco Corvi. Viele der genannten Aspekte
aus dem Profifußball, den Kampfeinsätzen
der Fremdenlegion sowie der
Notfallmedizin sind fast eins zu eins auf
die Unternehmenswelt zu übertragen.
Analog zu Schiedsrichterlegende Urs
Meier hat Marco Corvi in seiner Rolle als
CEO in einer volatilen Welt inmitten
einer globalen Transformation täglich
viele Entscheidungen unter großem
Druck zu treffen, ohne dabei alle Fakten
zu kennen, ohne viel Zeit zu haben, lediglich
basierend auf seiner Erfahrung wie
auch seiner Intuition. »Als Unternehmer
treffe ich jeden Tag mehrere Hundert Entscheidungen
mit zum Teil großer Konsequenz.
Ich bin seit über 27 Jahren im Geschäft,
da habe ich natürlich eine gewisse
Erfahrung und sehe Chancen und Risiken
meist einigermaßen deutlich und schnell.
Oft erweisen sich diese Entscheidungen
als richtig, aber leider nicht immer.« Wie
geht der fünffache Familienvater, der aus
völlig normalen Verhältnissen stammt
und seine Unternehmensgruppe als junger
Mann aus der Garage seiner Eltern
heraus aufbaute, heute mit Fehlentscheidungen
um? »Nach all den Jahren ist eine
meiner Erfahrungen, dass du gerade als
Chef die Größe besitzen musst, einen
Fehler offen einzugestehen und dich zu
entschuldigen. Zu sagen: Es tut mir wirklich
leid, das war falsch, lasst uns umdrehen
und noch einmal beginnen.« Wie
auch bei Urs Meier geht es um die zeitnahe
Kommunikation von Fehlern und
eine aufrichtige Entschuldigung. Dies sei
Marco Corvi oft gelungen, immer jedoch
nicht.
Der dynamische Schweizer wurde in der
Vergangenheit immer wieder kritisiert.
Denn wie bei einer militärischen Operation
ist im Unternehmensbereich die
»wirksamste Entscheidung« häufig nicht
die beste Lösung für jeden Beteiligten.
»Bei Übernahmen und Sanierungen steht
ein Unternehmen ja bereits kritisch an
der Wand und es gibt Gründe, warum das
Unternehmen in diese Situation geraten
ist. Dann müssen wir agieren.« Es kommt
zu unternehmerisch notwendigen Maßnahmen,
die zwar für das große Ganze
sinnvoll, jedoch für einzelne Mitarbeiter
gravierend sind. Gerade in solchen Situationen
ist es – wie bei einer medizinischen
Ausnahmesituation – für die Belegschaft
wichtig zu verstehen, was gerade vor sich
geht und warum, denn was sie erleben,
hat mit Routine und gefühlter Sicherheit
nichts zu tun. »Ich denke, in der Kommunikation
hätten wir, hätte ich, in der Vergangenheit
deutlich klarer sein müssen.«
Eine gute Erkenntnis, ein großer öffentlicher
Schritt in dem ewig andauernden
Lernprozess, den wir Leben nennen.
Laut Urs Meier ist eines klar: »Wenn du
Entscheidungen triffst, wirst du kritisiert
werden.« Das liegt in der Natur der Dinge
und gehört unweigerlich zu den Erfahrungen
von Führungspersönlichkeiten
aller Bereiche hinzu. Doch Entscheidungen
sind wichtig, um ans Ziel zu kommen.
In diesem Sinne: »Seid mutig. Wir
brauchen mehr Leute, die Entscheidungen
treffen!«
Die Autorin
Sabine Piontek ist erfolgreiche Autorin, leitet
eine Boutique-Agentur mit Sitz in Singapur und
München und blickt auf eine internationale
Managementkarriere bei BMW zurück.
»Seid mutig. Wir
brauchen mehr Leute,
die Entscheidungen
treffen!«
– Urs Meier
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
23
Erfolg
SEBASTIAN
VETTEL
MIT VOLLGAS INS ZIEL
Ob als Mitfahrer auf einem
Sauber oder mit ausgestrecktem
Zeigefinger auf dem
Siegerpodest: Er sorgte für
die großen Auftritte in der
Formel 1, ging als bis dahin jüngster Weltmeister
in die Geschichte des beliebten
Motorsports ein. Umso überraschender
dann der Karrierestopp des Ausnahmesportlers
zum Saisonende, den er vor einem
knappen halben Jahr verkündete. Denn mit
seinen 35 Jahren gehört Vettel zwar nicht
mehr zu den jüngsten Fahrern, jedoch bei
weitem auch nicht zum alten Eisen der Formel
1. Was also war geschehen?
Eine Veränderung aus Überzeugung
Seine Ziele hätten sich verändert, gibt der
Sportler auf Instagram selbst zu Protokoll.
»Es gibt mein Leben auf der Strecke und
mein Leben neben der Strecke«, sagt Vettel
in seinem auf Instagram veröffentlichten
Abschiedsvideo. Die Formel 1 sei nach
wie vor seine Leidenschaft, die Energie,
die es allerdings brauche, um mit dem
Auto und dem Team eins zu werden, erfordere
Konzentration und Anstrengung.
Es sei ihm nicht mehr möglich, sich der
Formel 1 so zu widmen, wie er es bisher
getan habe, und dies mit seinen weiteren
Rollen im Leben zu vereinbaren, erklärt er
gefasst. Doch die Sätze lassen keinen
Zweifel an der Härte seines Entschlusses
zu. Sie zeigen deutlich, dass eine Entscheidung
für einen Weg auch immer eine Entscheidung
gegen einen anderen ist. Vettel
hat die Wahl zugunsten seiner Frau, seinen
drei Kindern und seinen persönlichen
Überzeugungen getroffen, wie aus seinem
Statement hervorgeht – bei dem er nicht
mit Kritik spart: »Formel-1-Fahrer zu
sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht
mehr gefallen«, erklärt er. Welche Aspekte
das seien, spricht er zwar nicht direkt aus,
doch seine weiteren Andeutungen lassen
erahnen, dass es dem passionierten Bienenschützer
um die Umwelt geht. »Wir
können es uns nicht leisten, zu warten«,
heißt es da etwa, und: »Das Morgen gehört
denen, die das Heute gestalten.«
Der Entschluss, einer herausragenden beruflichen
Laufbahn den Rücken zu kehren,
weil sie im Kontrast zu den individuellen
Überzeugungen steht, verdient,
ungeachtet der Art der Überzeugung,
Beachtung, weil sie ungewöhnlich ist –
wie unlängst die jüngsten Diskussionen
um die »One Love«-Binde im Fußball
zeigten – und den Erfolgsbegriff neu definiert.
Vettels Tausch einer gefeierten
Rennfahrer-Karriere gegen die Rolle des
Familienvaters, der seinen Kindern die
eigenen Werte weitergeben möchte, mag
auf den ein oder anderen sogar irritierend
wirken, zeugt jedoch ohne Frage von Risikobereitschaft,
Entscheidungsfreudigkeit
und Flexibilität – Eigenschaften also, die
als Erfolgsfaktoren bekannt sind und die
Vettel auch in seinem bisherigen Werdegang
die entscheidenden Impulse geliefert
haben.
Vom Kartfahrer zum Shootingstar
Sebastian Vettel kommt am 3. Juli 1987 im
hessischen Heppenheim zur Welt. Als er
im Teenageralter ist, hält gerade ein anderer
Deutscher die Rennfahrerwelt in
Atem: Michael Schumacher heimst ab
Mitte der 90er-Jahre mehrere Weltmeistertitel
ein; ein Idol für den jungen Vettel,
dessen spätere Laufbahn viele Parallelen
zu der Schumachers aufweisen wird.
Wie Schumacher gilt auch Vettels Interesse
bereits im Vorschulalter der Kartbahn.
Zu seinen ersten Förderern gehörte
Gerhard Noack, der Kartsporthändler,
der schon Vettels großes Vorbild in dessen
Anfängen unterstützt hatte. »In Sebastian
habe ich eben den Michael Schumacher
gesehen«, wird dieser 2008 im
Interview mit der »Welt« äußern. Noack
ist nicht der Einzige, der Vettels Talent erkennt:
Auch seine Eltern unterstützen
den Youngster, fahren ihn zu Wettkämpfen
– auch international. Ihr Engagement
trägt Früchte: Dr. Helmut Marko holt den
Jungen in sein Red-Bull-Förderprogramm;
es ist sowohl der Beginn einer
langjährigen Zusammenarbeit zwischen
Vettel und den Sportteams des österreichischen
Getränkeherstellers als auch
»Formel-1-
Fahrer zu
sein, bringt
Dinge mit
sich, die mir
nicht mehr
gefallen.«
– Sebastian Vettel
Bild: IMAGO / Kolvenbach
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Erfolg
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de 25
Erfolg
der Start einer vielversprechenden Karriere
für den jungen Rennfahrer.
Und so sitzt Vettel ab dem Jahr 2003 am
Steuer eines Monoposto; zunächst unter
anderem beim Rennstall Mücke Motorsport,
dann in der Formel-3-Euroserie und
schließlich, im Jahr 2006, fährt er auch als
Freitagstestfahrer in der Formel 1. Hier, in
einem BMW Sauber, erzielt er seinen ersten
Rekord: Als bislang jüngster Fahrer der
Formel 1 gewinnt er ein Freitagstraining
vor dem Großen Preis der Türkei; einen
Moment, den er rückblickend als den »entscheidendsten«
bezeichnet. Bereits im Jahr
darauf erfolgt sein Formel-1-Debüt als
Rennfahrer, das gleich wieder einen Rekord
zur Folge hat: Von 2007 bis 2014 ist Vettel
der jüngste Fahrer, der bei einer Formel-
1-Weltmeisterschaft Punkte erzielen
konnte.
Vettels Auftakt in der Formel 1
Doch die Herausforderungen lassen nicht
lange auf sich warten: Ebenfalls im Jahr
2007 wird Vettel von Scuderia Toro Rosso
verpflichtet, dem Schwesterteam seines
späteren Rennstalls Red Bull Racing. Doch
weil Vettel die Freigabe von BMW Sauber
erst sehr spät erhält, muss er schließlich
beim Großen Preis von Ungarn antreten,
ohne das Fahrzeug je zuvor gefahren zu
haben. Er landet schließlich auf dem 16.
Platz. Beim Großen Preis von Japan im selben
Jahr scheidet er sogar aus, nachdem er
mit seinem späteren Teamkollegen Mark
Webber kollidiert – der größte Fehler seiner
Karriere, wie er später selbstkritisch
anmerkt.
Doch trotz solcher Misserfolge behält Vettel
seine Ziele im Blick und kann bereits
2008 einen weiteren Rekord vermelden: Als
jüngster Fahrer in der Historie der Formel
1 darf er nach dem Qualifying für den Großen
Preis von Monza von der Pole Position
starten und kann das Rennen für sich entscheiden.
Im Alter von 21 Jahren und 73
Tagen geht er als bis dato jüngster Grand-
Prix-Sieger in die Geschichte der Formel 1
ein.
Bis 2010 dauert es noch und dann darf Vettel
sich auch schon Weltmeister nennen:
Nachdem er das letzte Rennen der Saison,
den Großen Preis von Abu Dhabi, als Mitglied
des Red-Bull-Racing-Teams für sich
entscheidet, wird er zum jüngsten Sieger
einer Formel-1-Weltmeisterschaft und darüber
hinaus zum deutschen und europäischen
Sportler des Jahres gekürt. Drei weitere
Weltmeistertitel folgen, alle in den
darauffolgenden Jahren. Eine Erfolgsserie,
die ihm kaum einer nachmacht: Bis heute
haben dies nur insgesamt vier Fahrer erreicht,
einer davon ist Vettel selbst, ein anderer
sein großes Vorbild, Michael Schu-
26 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
macher. In dieser Zeit geht die Siegesgeste
von Sebastian Vettel – der sogenannte
Vettel-Finger – um die Welt; er sorgt sogar
für einen kleinen Skandal, da er von manchen
als arrogant empfunden wird. Dabei
ist das Handzeichen wohl als Symbol seiner
Resilienz zu verstehen, erinnert diese doch,
zumindest einer bekannten Rennfahrer-
Legende nach, an einen Unfall in Vettels
Anfangszeit, bei dem sich der damals
19-jährige einen Bruch des Zeigefingers
zuzog.
Die Zeit nach den Weltmeistertiteln
Nach dem Erfolgsjahr 2013 kommt eine
Zeit der Veränderung für Vettel, der mittlerweile
zum internationalen Superstar
herangereift ist. Die wohl wichtigste neuerung
ist ein Rennstallwechsel zum Saisonende
2014 – Vettel fährt von nun an
für Ferrari. Medienberichten zufolge
kann der junge Sportler eine Ausstiegsklausel
im Vertrag nutzen, doch die Trennung
von Red Bull Racing erfolgt alles
andere als einvernehmlich; später wird
sich Vettel für sein Verhalten in diesem
Fall entschuldigen.
»Er fährt einfach brillant.
Doch mit seinem
Benehmen und seiner
Haltung macht er sich das
Leben unnötig schwer. «
– Martin Brundle
Bilder: IMAGO / Motorsport Images
Die fünfjährige Zeit bei Ferrari beginnt mit
einer Podestplatzierung und verläuft insgesamt
erfolgreich, doch die erhofften
sportlichen Highlights bleiben aus. 2017
sorgt ein Foto vom Großen Preis von Malaysia
für mediale Aufmerksamkeit und
erhitzt die Gemüter in der Formel 1: Es
zeigt Vettel, der nach einem Unfall mit seinem
Ferrari auf dem Gepäckträger des
Fahrzeugs von Patrick Wehrlein mitfährt.
Für sein Verhalten, das sogar mit einer
Strafe hätte geahndet werden können, ist
ihm das Medieninteresse gewiss, er erntet
aber auch Kritik. »Er fährt einfach brillant«,
äußert sich hierzu etwa der TV-Experte
Martin Brundle. »Doch mit seinem
Benehmen und seiner Haltung macht er
sich das Leben unnötig schwer.«
Keine einmalige Situation, führte bereits
im selben Jahr eine andere, als hitzköpfig
interpretierte Reaktion Vettels zu Kontroversen,
die sogar sportliche Folgen für das
Ausnahmetalent nach sich zogen: Nachdem
Lewis Hamilton Vettel in Baku ausgebremst
hatte, rammte Vettel das Fahrzeug
seines Kontrahenten. Berichterstatter
und Schiedsrichter interpretierten diese
Aktion als Revanche – die Folge war eine
zehnsekündige Boxenstopp-Strafe für Vettel.
Trotz dieses Rückschlags beschließt
Vettel die Saison insgesamt erfolgreich: Er
landet auf dem zweiten Platz– direkt hinter
seinem Kontrahenten Hamilton.
Danach folgt eine Durststrecke für den
deutschen Sportler. Die sportlichen Leistungen
wollen sich bei Vettel nicht mehr so
recht einstellen; zu Beginn des Jahres
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
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Erfolg
Bild: IMAGO / PanoramiC
2020 wird bekannt, dass Vettel Ferrari verlässt.
»Wir hatten viele unglaubliche Jahre,
ich glaube aber, dass es gegen Ende sehr
schwierig für mich war, weil ich ihm verkünden
musste, dass wir den Vertrag mit
ihm nicht verlängern«, erklärte Ferrari-
Teamchef Binotto im Rückblick gegenüber
dem »Motorsport Magazin«.
Bis zu seinem Rückzug aus der Formel 1
fährt Vettel neben Lance Stroll für Aston
Martin. Inwiefern die ausbleibenden sportlichen
Erfolge seine Entscheidung mitbeeinflusst
haben, weiß nur er selbst; in seinem
Video sind sie ihm allerdings nur eine
Randnotiz wert: Mit zunehmendem Alter
werde man ohnehin nur langsamer, sagt er
dort mit einem Augenzwinkern. Dass dem
Sportler allerdings auch weiterhin Türen
offen gestanden hätten, glaubt der ehemalige
Rennfahrer Christian Danner: »Er
hatte keinerlei Zwang, dass ihn wer loswerden
wollte oder dass er irgendwie gemerkt
hat, dass es nicht mehr geht«, sagte er
gegenüber dem »Motorsport Magazin«.
Von der Zielgeraden direkt auf
die nächste Startposition
Mit Spalier und Donuts endet am 20. November
die Rennfahrer-Karriere des Sebastian
Vettel. Trotz seiner harten Worte gegen
die Formel 1 im Juli gestaltet sich der Abschluss
doch als versöhnlich. Es scheint, als
habe Vettel vor seinem Karriereende allen
Zwist beilegen wollen. »Zwischen uns ist
alles okay«, erklärt etwa Vettels ehemaliger
Teamkollege Webber und auch Hamilton
meint, er habe Vettel seinen Ausraster in
Baku verziehen. Zudem sind es gerade der
unerschütterliche Fokus auf seine Ziele
und die Hingabe zum Sport, die Vettel
neben einem offensichtlichen Talent zusätzlich
auszeichnen und die ihm seine
Wegbegleiter hoch anrechnen. »Jedes Mal,
als er im Auto saß, war er voll da. Er war
bei über 100 Prozent«, zitiert das »Motorsport
Magazin« beispielsweise seinen letzten
Teamchef bei Aston Martin, Mike
Krack. Diesen unerschütterlichen Fokus
hsat Vettel bis zuletzt gezeigt; ärgerte sich
noch nach seiner letzten Fahrt darüber,
dass nicht noch ein paar Punkte mehr drin
gewesen waren.
»Ich bin besessen von Perfektion (…), ich
bin stur und ungeduldig (…), ich kann
sehr nervig sein« – so beschreibt sich Vettel
selbst. Aufgrund dieser Wesenszüge kam
der als »Baby-Schumi« bekannte Star während
seiner Laufbahn nicht immer gut an,
polarisierte mitunter; manchmal schien es
sogar, als stünde er sich selbst im Wege.
Und doch ist es, neben seinen herausragenden
sportlichen Erfolgen, vor allem
seine Haltung, die bei seinen Teamkollegen
und Konkurrenten gleichermaßen große
Wertschätzung erfährt.
»Ich bin besessen von
Perfektion (…), ich bin stur
und ungeduldig (…), ich
kann sehr nervig sein.«
– Sebastian Vettel
Ob der 35-jährige Ex-Rennfahrer in seinem
nächsten Lebensabschnitt ähnlich
punkten kann wie im Sport, bleibt ungewiss
– und ist auch Nebensache, denn
Vettel hat einmal mehr gezeigt, dass Erfolg
nicht allein in Rekorden und Trophäen
gemessen werden kann. Um langfristig
in Erinnerung zu bleiben, ist das
richtige Mindset mindestens ebenso entscheidend.
Mit seiner Energie, seiner Leidenschaft,
seinem Mut und seiner Authentizität
hat sich Vettel als Rennfahrer
selbst ein Denkmal gesetzt. Nun richtet er
seinen Fokus auf neue Ziele: »Mein bestes
Rennen? Liegt noch vor mir (…). Ich
freue mich auf das Unbekannte und neue
Herausforderungen«. AS
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
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Einstellung
DER
SCHLÜSSEL ZU
WEIBLICHER
STÄRKE
Bilder: asd
30 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Einstellung
Bilder: Tarek Port
Sechs Jahre lang kam unsere Gastautorin Mia Pejic jeden Abend der Aufforderung
ihres Ehemanns nach, ihm ihr Smartphone zu überlassen, damit er
ihre Kontakte zu anderen Männern kontrollieren konnte. Doch irgendwann
war damit Schluss. Sie sagte Nein. Sie erkannte ihren Selbstwert – und auch,
dass ihr Ehemann ebendies nicht tat – und ließ sich scheiden. Ihr wurde
bewusst, dass sie nicht die einzige Frau war, die ein solches Leben geführt hatte, und
sie begann sich mit diesen Frauen auszutauschen. Als die wichtigsten Bereiche, in
denen Frauen sich oft selbst im Weg stehen, statt sich stark zu machen, macht die
Autorin die Beziehung zu sich selbst, die Beziehung zum Partner und die Karriere
aus. Hier hat die Autorin ihre Tipps zum Überwinden der größten selbst geschaffenen
Hürden zusammengefasst:
1. Du hoffst auf den richtigen Zeitpunkt,
um etwas zu ändern.
Im Leben begegnen uns zwei Dinge: die
Chancen oder die richtigen Zeitpunkte.
Sehr selten erleben wir beides zur selben
Zeit. Meist verpassen wir die Chancen,
während wir auf den richtigen Zeitpunkt
warten, oder wir verpassen den richtigen
Zeitpunkt, während wir auf die Chance
warten. Somit müssen wir uns fragen, ob
wir in der Lage sind, für uns einzustehen,
unabhängig von Chance und Zeit. Ansonsten
laufen wir Gefahr, uns eines Tages zu
fragen, wo die Zeit geblieben ist, und werden
erkennen, dass es die Zeit immer geben
wird, uns aber nicht.
2. Du wünscht dir,
von jedem geliebt zu werden.
Bist du bereit für eine harte Wahrheit?
Wenn jeder dich mag, dann trägst du entweder
eine sehr gute Maske oder du bist
nicht dein authentisches Selbst. Diejenigen,
die in dieser Welt Berge versetzen,
verärgern andere. Dein Wunsch, von anderen
geliebt zu werden, bleibt bestehen,
auch wenn du sagst: »Mir ist egal, was
andere denken.« Durch diese Aussage
verlieren wir unser Gefühl für Verbindung.
Jedoch benötigen wir diese Verbindung
zu anderen Menschen in unserem
Leben. Wie können wir stattdessen an die
Sache heranrangehen?
Ändere den Satz in: »Ich höre, was meine
Kritiker sagen, und mache, was ich für richtig
halte.« Unser Leben gehört uns nicht,
wenn wir uns konstant Sorgen darum machen,
was andere denken. Wenn wir hingegen
anerkennen, dass die Anderen immer
etwas zu sagen haben und wir trotzdem
das machen, was wir wollen, haben wir die
Kontrolle wieder in unserer Hand.
» Uns Frauen wurde
häufig beigebracht,
still zu sein, ruhig zu
bleiben, nicht zu
laut, zu grob oder zu
fordernd zu sein.«
Zusatztipp: Jeder Kritiker verschwindet für
dich, wenn du vorher weißt, was sie sagen
werden. Jemand könnte meinen, du hast
nicht genug Erfahrung in deinem Bereich,
weil du eine Frau bist. Wenn du vorher
weißt, dass sie dieses Thema gegen dich
verwenden werden, kannst du mit einschlägigen
Argumenten und Handlungen dagegen
steuern. Nimm ihnen den Wind aus
den Segeln, damit sie einsam auf dem Meer
umherplanschen. Denk dran: Wer dich wütend
machen kann, herrscht über dich.
3. Du denkst zu viel .
Unser Verstand ist selten präsent. Meist
spielt er uns die manchmal unangenehmen
Highlights aus der Vergangenheit vor oder
versorgt uns mit einer Extraportion Zukunftsszenarien.
Egal für welche der beiden
Optionen er sich gerade entscheidet,
wir stehen unter konstantem Stress. Im
Englischen beschreibt der Begriff »Overthinking«
das Ganze sehr treffend. Das
Grübeln! Ich persönlich habe keine Lust,
zweimal zu Leiden. Einmal im realen Leben
und nochmal in meinen Erinnerungen.
Wenn du dich das nächste Mal beim
»Overthinking« erwischst, frage dich:
»Was stimmt mit diesem Moment nicht?«
Wahrscheinlich nichts. Dann gibt es keinen
Grund, sich Sorgen zu machen. Sollte
jedoch etwas in dem jetzigen Moment
nicht in Ordnung sein, hast du eine dieser
drei Möglichkeiten: Aus der Situation gehen,
etwas ändern oder es akzeptieren.
4. Du hast keinen Respekt vor dir selbst.
Wie oft finden wir uns in dem Gedanken
wieder: »Hätte ich doch nur was anderes
gesagt?« Wir sind wütend auf unsere Reaktionen
und fragen uns, warum wir nicht in
der Lage sind, im entscheidenden Moment
für uns einzustehen. Es gibt einen Grund,
warum wir respektlos behandelt werden.
Meist ist es von Vorteil, zuerst bei sich selbst
zu suchen. Uns Frauen wurde häufig beigebracht,
still zu sein, ruhig zu bleiben,
nicht zu laut, zu grob oder zu fordernd zu
sein. Wie weit sind wir Frauen bisher mit
dieser Herangehensweise gekommen?
Bevor wir von anderen etwas erwarten,
müssen wir es uns erst selbst geben. Du
möchtest Selbstrespekt aufbauen? Dann
halte deine eigenen Versprechen. Angenommen,
du hast dir versprochen, in Zukunft
gesünder zu essen, mit der Intention,
dass du deinen Körper liebst und ihm deshalb
nur Gutes geben willst. In der Sekunde,
in der du zum Naschkram greifst,
glaubt dir dein Unterbewusstsein nicht
mehr. Du hast den Respekt vor dir selbst
gegen eine Zuckerstange getauscht.
Natürlich kommt das auch noch in anderen
Bereichen vor: »Ich fange nichts mehr mit
solchen Typen an. Ich lasse mich nie wieder
so behandeln. Morgen fange ich mit Sport
an...« So viele kleine und doch bedeutsame
Versprechen, die wir regelmäßig brechen,
sorgen dafür, dass der Respekt unserem
eigenen Wort gegenüber zunichtegemacht
wird. Sei dir also deiner kleinen Versprechen
bewusst. Erkenne die Momente, in
denen du etwas für dich beschließt, und
halte dich daran. Mit der Zeit wirst du dich
wohler in deiner Haut fühlen, weil du dir
selbst vertraust. Zusätzlich werden die
Menschen in deinem Umfeld spüren, dass
du eine respektvolle Verbindung zu dir
hast, und dich ebenfalls automatisch respektvoller
und angemessener behandeln.
Schlusswort
Anstatt zu sagen, es gebe keinen Ausweg,
probiere es mal damit: Entgegengesetzt
unserer Annahmen befindet sich der
Schlüssel zu Veränderung meist in kleinen
Handlungen oder direkt in unserem
Verstand.
Die Autorin
Mia Pejic ist Mindset-Coach und in den sozialen
Medien als Powerfrau und Self-Confidence-Influencerin
@mymiapage bekannt. Außerdem ist sie
Inhaberin der Social-Media-Agentur Pagency.
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31
Erfolg
EMIN M
EIN WEISSBROT
ALS RAP-STAR
E
32
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
Eine Ikone meiner Jugend ist in
den letzten Wochen 50 Jahre alt
geworden und deshalb freue
ich mich ganz besonders, das
Leben von Marshall Mathers
aka Eminem beleuchten zu dürfen. Andererseits
zeigt es, dass 25 Jahre, so lange
verfolge ich diesen Künstler nämlich
schon, ins Land gezogen sind.
»Irgendwo ganz tief in mir ist ein anständiger
Mensch, aber er ist einfach nicht zu finden.«
- Eminem
Keine Frage, die Karriere des weißen Rappers
ist sagenhaft und wurde sogar schon
in einem Kinofilm festgehalten. Grund
genug, Marshall Mathers aus der Erfolgssicht
zu analysieren.
Kindheit und Umzug nach Detroit
Marshall Bruce Mathers III erblickte am
17. Oktober 1972 in St. Joseph, Missouri
das Licht der Welt. Damals deutete sehr
wenig darauf hin, dass er in seiner Karriere
über 350 Millionen Tonträger verkaufen
und als einer der erfolgreichsten
Musiker in die Geschichte eingehen
würde.
Der kleine Marshall wuchs in sehr bescheidenen
Verhältnissen bei seiner Mutter
auf. Der Vater verließ die junge Familie,
als Marshall drei Monate alt war. Seine
Mutter war zum Zeitpunkt der Geburt
erst 17 Jahre alt. Eminem selbst zufolge
habe sie in seiner Kinder- und Jugendzeit
unter Drogen- und Alkoholabhängigkeit
gelitten. Die schwierigen Umstände seiner
Kindheit verarbeitete mehrfach in seinen
Rap-Songs. Als Schüler hatte er immer
wieder mit Aggression und Gewalt zu
kämpfen, was in etlichen Umzügen und
Schulwechseln mündete, bis er schließlich
mit zwölf in einem Vorort von Detroit
ankam.
Jugend
In Detroit hatte Marshall tagtäglich Kontakt
mit der afroamerikanischen Kultur,
was dazu führte, dass er die Musikrichtung
des Hip-Hop für sich entdeckte. Im
Alter von 14 Jahren begann er, selbst zu
rappen und an verschiedenen Contests,
sogenannten Rap-Battles, teilzunehmen,
damals noch unter der Bezeichnung
»M&M«.
1992 – erster Plattenvertrag
und Geburt von Slim Shady
Mit 20 Jahren nahm ihn das Plattenlabel
FBT Productions unter Vertrag. Bis 1995
nutzte er seinen Künstlernamen »M&M«,
doch dann bekam er markenrechtliche
Probleme mit dem Unternehmen Mars.
Fortan nannte er sich »Eminem«. 1996
gründete er gemeinsam mit fünf anderen
die Rap-Gruppe D-12 (»Dirty Dozen«),
die die Idee hatten, dass sich jedes der
Mitglieder ein Alter-Ego zulegen sollte.
Eminem schuf sich die Figur »Slim
Shady«, die fortan eine wichtige Rolle in
seinen Texten spielte. 1997 erreichte Eminem
den zweiten Rang bei der Rap-Olympiade
und zog das Interesse des bekannten
Produzenten Dr. Dre auf sich, mit dem er
dann das Album »The Slim Shady LP«
produzierte.
Der Durchbruch weckt Begehrlichkeiten
Mit seinem ersten Album schießt Eminem
auf Platz zwei der Billboard-Charts.
Vier Millionen Stück davon konnte er absetzen,
was ihn von heute auf morgen zu
einem Millionär machte. Besondere Aufmerksamkeit
bekamen die Texte, die von
Eminem bei den
MTV Europe Music
Awards 1999
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / United Archives International
Damals gab es dann schon erste Achtungserfolge
für ihn zu verbuchen. Mit 15
Jahren lernte er Kim, seine spätere Frau
und Mutter seiner Tochter, kennen. Im
Alter von 17 Jahren brach Eminem die
Schule ab, nachdem er die letzte Klasse
bereits zweimal wiederholen musste. Armut
und Mangel bestimmten sein Leben.
Wohnungen musste er verlassen, weil er
die Miete nicht mehr zahlen konnte. Aushilfsjobs
als Kellner und Tellerwäscher
hielten ihn über Wasser – und die Liebe
zum Hip-Hop.
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
33
Erfolg
Standbild aus »8 Mile« mit (v.l.n.r.) Mekhi
Phifer, Eminem, Evan Jones und De Angelo
Wilson
Brutalität und Diskriminierung nur so
wimmeln und selbst vor seiner eigenen
Mutter nicht haltmachen. Diese verklagte
ihren Sohn auf zehn Millionen Dollar
Schmerzensgeld wegen übler Nachrede.
Außergerichtlich konnten sich die beiden
Parteien jedoch auf 10.000 Dollar einigen.
Eminem selbst verteidigte seine Texte immer
und erklärte, dass sie satirisch aufzufassen
seien und die Realität überzeichnen.
Seinem Erfolg dienten diese Kontroversen
massiv.
Marshall Mathers wird wiedergeboren
Sein zweites Album »Marshall Mathers
LP« wurde im Jahr 2000 veröffentlicht.
Das Album wurde Nummer eins in zahlreichen
Ländern und Songs wie »Stan«
werden auch heute noch im Radio gespielt.
Eminem selbst kam auch in dieser
Zeit immer wieder mit dem Gesetz in
Konflikt. Er wurde sogar wegen illegalem
Waffenbesitz zu zwei Jahren Haftstrafe auf
Bewährung verurteilt. Klagen seiner Ex-
Frau und ehemaliger Mitschüler, deren
Geschichte er in seinen Texten verarbeitete,
waren regelmäßig an der Tagesordnung.
»The Eminem Show« wurde 2002
veröffentlicht und ebenfalls zum internationalen
Verkaufserfolg.
Im selben Jahr kam der halbbiografische
Film »8 Mile«, in dem Eminem selbst die
Hauptrolle spielt, in die Kinos. Alles, was
Marshall musikalisch anfasste zu dieser
Zeit, wurde unweigerlich zum Erfolg.
»Ich brauche Drama in meinem Leben, um
weiter Musik machen zu können.«
- Eminem
Der Erfolg macht sich bemerkbar
Nach Verleihung von drei Grammys,
ebenfalls 2002, wurde bekannt, dass Eminem
seine Shows unter Drogen- und Alkoholeinfluss
absolvierte. Eine Abhängigkeit
stritt der Rapper lange ab, musste
jedoch am Ende einsehen, dass er wirklich
abhängig war. 2005, ein Jahr nach der
Veröffentlichung von »Encore«, machte er
eine erste Therapie, allerdings ohne Erfolg.
Seine Tournee musste er wegen Erschöpfung
und Drogenmissbrauch absagen.
Nach einer Überdosis Methadon
wurde er schließlich 2007 wieder eingeliefert
und stellte sich diesmal erfolgreich
der Therapie.
All das verarbeitete er in seinem 2009 erschienen
Album »Relapse«. Das 2010 erschienene
Album »Recovery« stellte den
absoluten Wendepunkt seines privaten
und musikalischen Seins dar. Dieses Album
entwickelte er erstmals völlig ohne
Drogeneinfluss und kollaborierte mit Musik-Größen
wie Rihanna, Pink oder Lil
Wayne. Alle vier weiteren Studioalben
waren ebenso absolute Erfolge und nahmen
die Nummer eins in vielen Charts
international ein. Sein zweites Greatest
Hits Album »Curtain Call 2« wurde erst
kürzlich veröffentlicht.
Eminem homophob und
gewaltverherrlichend?
Seine Texte ernteten seit Beginn seiner
Karriere große Kritik. Dazu muss man
allerdings wissen, dass Rap-Texte generell
in der Regel gewaltverherrlichend
sind und zum Kulturgut der Musikrichtung
gehören. Das macht die darin getätigten
Aussagen zwar nicht besser, allerdings
fällt die Einordnung leichter. In
Raps geäußerte Beschimpfungen müssen
nicht unbedingt der Gedankenwelt des
Rappers entsprechen, sie müssen ihr lediglich
entspringen. Rapper arbeiten
sehr oft mit der künstlichen Erhöhung
ironischer Aussagen.
Eminem entgegnete der Kritik, frauenfeindlich
und homophob zu sein, über-
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (AMPAS) / Cinema Publishers Collection, Karin Bergmann
34 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
raschend wenig. Dennoch sei hier ein
Zitat angebracht, das er in einem Interview
mit der »New York Times« zum
besten gab, als er auf die Legalisierung
der gleichgeschlechtliche Ehe in seinem
Heimatstaat Michigan an- gesprochen
wurde: »Wenn sich
zwei Leute lieben, denke ich
mir: Wo ist das Problem?
Ich denke, dass jeder
die Chance haben
sollte, gleichermaßen
unglücklich zu sein,
wenn er das will.« Dennoch
entschuldigte Eminem
sich für den einen oder
anderen gebrauchten Ausdruck,
vor allem im späteren Verlauf
seiner Karriere. An dieser Stelle
sei jedoch bemerkt, dass Eminem in
seinen Texten auch einiges Positives
zum Ausdruck bringt, vor allem, wenn es
um seine Tochter Hailie geht.
»Hip-Hop hat mir das Leben gerettet, Mann.
Es ist das Einzige, in dem ich jemals anständig
gewesen bin. Ich weiß nicht, wie ich etwas
anderes machen soll.«
- Eminem
Ruhm, Ehre und Verachtung liegen nahe
beieinander
Eminem gelang es in seiner Karriere so
gut wie keinem anderen, zu polarisieren.
Als weißer Rapper dermaßen erfolgreich
zu sein, schafften nur wenige vor ihm,
vielleicht noch die Beastie Boys, für die er
sich in seiner Jugend begeistern konnte.
Gerade diese Polarisierung und ein unnachahmlich
guter Umgang mit der Sprache
ermöglichten es ihm, diese Erfolge
einzufahren. Sein Einfluss auf die Musikbranche
ist wohl unumstritten, egal ob
man ihn gut findet oder ablehnt. Dazwischen
gibt es kaum etwas. Das Rolling
Stone Magazin wählte Eminem auf Rang
83 der 100 größten Musiker sowie auf
Rang 91 der 100 besten Songwriter aller
Zeiten. So schnell wird ihm das wohl keiner
nachmachen.
Alles Gute, lieber Marshall Mathers, zu
deinem Fünfzigsten und auf weitere 50
Jahre Musik.
Der Autor
Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer,
Unternehmer und Buchautor. Auf seinem
Blog gibt er Tipps, wie man sympathischer wird
und mehr Profil erhält.
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
35
Story
SEIN MOTTO:
»PENNER
ODER
MILLIONÄR«
Matthias Haß macht Geld zum
Werkzeug und baut daraus Vermögen.
Als Kind träumte Matthias
Haß davon, einmal viel Geld
zu besitzen. Nach dem
Schulabschluss machte er
eine Ausbildung zum Bankkaufmann,
wurde Leiter einer Geschäftsstelle
und konnte sich über zahlreiche
Abschlüsse freuen. Eigentlich lief es rund
bei ihm. Eigentlich. Eines störte ihn: »Weder
ich noch die Kollegen waren vermögend,
alle arbeiteten brav für die nächste
Miete«, blickt Haß zurück. Und das, obwohl
sie an der Quelle saßen. Jedoch
fehlte es an der richtigen Strategie, tatsächlich
Vermögen aufzubauen. Rückblickend
sagt er: »Ich habe erkannt, dass
mein Wissen über Finanzen aus Dagobert-Duck-Comics
stammte.« Er beriet
Menschen, wie sie ihr Geld anlegen sollten,
kam aber nicht dazu, selbst etwas anzuhäufen.
»Das ist so, als ob ein 200 Kilogramm
schwerer Mensch dir Tipps zum
Abnehmen gibt«, fand er.
»Ich habe erkannt,
dass mein Wissen
über Finanzen aus
Dagobert-Duck-
Comics stammte.«
Matthias Haß machte sich Gedanken darüber,
was er erreichen wollte, und sagte
sich: »Lerne von Menschen, die dort sind,
wo du hinwillst.« Das setzte er in die Tat
um und arbeitete für einen Millionär aus
Monaco. Er verkaufte für ihn Immobilien
als Kapitalanlagen und verdiente sehr viel
Geld, arbeitete in einem schicken Büro
und fuhr teure Sportwagen. Endlich
schien er sein Ziel erreicht zu haben. Aber
aus Stolz wurde bald Arroganz. »Ich war
arrogant gegenüber allem und jedem aus
meiner Vergangenheit«, gesteht er sich
ein. Er habe schmerzhaft erkennen müssen,
dass »Gier Hirn frisst«. Das viele
Geld rann ihm durch die Finger, er war
fast pleite. »Viel verdienen bedeutet nicht
viel behalten«, wusste er leider erst nach
einer Reihe von großen Fehlern. Und so
fand er sich mit einer Reisetasche in der
36 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Story
Hand in seinem ehemaligen Kinderzimmer
im Haus seiner Eltern wieder. Mit
Mitte zwanzig. »Was für eine Blamage!«
Diese Blamage wurde zur Krise.
Dann fiel ihm das Buch »Der Weg zur finanziellen
Freiheit – In 7 Jahren zur ersten
Million« von Bodo Schäfer in die
Hände. Dieses Buch war sein Weckruf.
»Du musst Geld ausgeben und gleichzeitig
sparen, dann hast du beide Vergnügen«
war ein Satz, der genau beschrieb,
was er falsch gemacht hatte. Es ging darum,
dass man beim Sparen im »Verzicht«
lebt, aber dass es ein Kontensystem gibt,
das es ermöglicht, Vermögen aufzubauen,
ohne zu verzichten. Mit der sogenannten
»Fußballstrategie« kann man sein Geld
für sich arbeiten lassen und muss nicht
verzichten, weil die Rendite unterm Strich
trotzdem Vermögen aufbaut. Wie in einer
Fußballmannschaft werden die Aufgaben
verteilt. »Ich habe gelernt, dass jede Investition
unterschiedliche Aufgaben zu
erfüllen hat. Die einen sind für Sicherheit
und Verfügbarkeit, die anderen sind für
hohe Renditen zuständig.« Matthias Haß
war wieder wach und erinnerte sich an
sein einstiges Motto »Penner oder Millionär
– nichts dazwischen« und kehrte motiviert
zurück auf »Start«.
Er lernte das, was ihm zuvor gefehlt hatte,
besuchte Seminare, manchmal sogar
mehrfach, um das Wissen zu verinnerlichen.
Er hätte sogar Dagobert Duck noch
etwas beibringen können. Matthias Haß
wurde Partner eines der größten Finanzund
Versicherungsmaklers Deutschlands
und baute sich ein Netzwerk aus Spezialisten
auf. »Ich habe mit meinem Know-how
Strategien entwickelt, mit denen ich mein
Einkommen verzehnfacht habe.« Geld
wurde zu seinem Werkzeug, um es zu vermehren.
Jetzt verdiente er nicht nur Geld,
sondern schaffte sich ein Vermögen. Endlich
hatte er das erreicht, was er als Bankkaufmann
nicht geschafft hatte – das Geld
arbeitete nun für ihn. »Wenige Jahre später
war ich finanziell frei und musste nicht
mehr arbeiten.« Und sein Wissen gibt er
jetzt als unabhängiger Finanzberater an
seine Kunden weiter. »Ihr Erfolg ist auch
mein Erfolg« ist seine Maxime seitdem.
Bodo Schäfer, der in seinen dunkelsten
Zeiten sein Weckruf war, ist auch jetzt
»Ich habe gelernt, dass jede Investition
unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen
hat. Die einen sind für Sicherheit und
Verfügbarkeit, die anderen sind für
hohe Renditen zuständig.«
noch Teil seines Lebens. Matthias Haß
gibt sein Know-how über die Fußballstrategie
als Finanzexperte und Speaker auch
an Klienten der Bodo Schäfer Akademie
weiter.
Sich mit Menschen zu umgeben, die einen
weiterbringen, hat sich für Matthias Haß
als Erfolgsrezept entpuppt. Dass Gier
Hirn frisst, wird er wohl nicht mehr vergessen
und sein Wunsch nach einem Vermögen
ist mit der richtigen Strategie Realität
geworden. Und Schickimicki war
gestern. »Ich lebe mit meiner Frau und
unseren beiden Kindern zurückgezogen
auf einem wundervollen Hof an der Ostsee.
Ich lebe meinen Traum.« Dass seine
beiden Hunde »Money« und »Cash« heißen,
ist wohl mit einem Augenzwinkern
zu verstehen. MK
Matthias Haß mit
seinem Hund Money
Bilder: Inka Englisch, Torben Eggerstorf
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
37
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Leben
In ihrem neuen
Buch »Das Licht in
uns – Halt finden in
unsicheren Zeiten«
teilt Michelle Obama
ihre wichtigsten
Glaubenssätze.
WIE GLAUBENS-
SÄTZE UNS
MANIPULIEREN
Sabine Finkmann erläutert, welche Kraft von negativen Glaubenssätzen
ausgeht und warum es wichtig ist, diese aufzulösen.
Alle Menschen werden geprägt
durch Erfahrungen, durch
Kontakte, durch die Familie
und das weitere Umfeld sowie
Feedback – positiv wie negativ.
Daraus entwickeln sich häufig Glaubenssätze,
die uns stärken, aber auch schwächen
können und von denen viele
Menschen überhaupt nicht wissen, woher
diese Glaubenssätze überhaupt kommen.
Sie sind einfach da!
Diese Gedanken hindern Menschen häufig
daran, ihre Ziele zu erreichen und ein positives
Mindset zu entwickeln. Dabei sind
viele der Glaubenssätze, die Menschen quälen
und sie an ihrem Wachstum hindern,
häufig gar nicht von ihnen selbst, sondern
wurden in vielen Fällen von anderen Menschen,
wie beispielsweise Eltern oder Lehrern,
übernommen.
tum und machen oftmals Angst, Entscheidungen
zu treffen. Häufig sitzen solche
Erfahrungen, emotionale Stresserlebnisse
und Glaubenssätze so tief, dass sie mit
einem normalen Coaching nicht erreicht
und gelöst werden können und wir somit
nie in unsere volle Kraft kommen.
Um an diese tief sitzenden Erlebnisse und
Erfahrungen heranzukommen, sollten verschiedene
Coachingansätze und Methoden
miteinander kombiniert werden, um deutlich
tiefer zu gehen, als es in einer klassischen
Coachingeinheit möglich ist. Durch
Die Autorin
den flexiblen Einsatz verschiedenster Methoden
kann sich ein Coach der jeweiligen
Situation des Klienten perfekt anpassen und
somit bestmögliche Ergebnisse erzielen.
Dies ist wichtig, um schon viele Jahre
schlummernde Ereignisse zu analysieren,
zu bearbeiten und nach und nach
aufzulösen.
Warum ist es wichtig,
Glaubenssätze aufzulösen?
Wenn Menschen glücklich und erfolgreich
werden und bleiben wollen, ist es wichtig,
negative Stresserlebnisse, Triggerwörter und
Situationen aus der Vergangenheit aufzudecken
und aufzulösen. Häufig lösen bestimmte
Handlungen oder Ansprachen
automatische Reaktionen aus, die wir nachher
bereuen oder uns wünschen, wir hätten
lieber nicht reagiert oder bestimmte Dinge
besser nicht gesagt.
Bilder: IMAGO / MediaPunch (mpi04), Daniela Möllenhoff
Glaubenssätze, die uns, unser Mindset und
unsere Entwicklung massiv beeinflussen
können, sind beispielsweise Sätze wie:
• Ohne Fleiß kein Preis.
• Erfolg geht harte Arbeit voraus.
• Das kannst du nicht!
• Geld verdirbt den Charakter.
• Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans
nimmermehr.
Diese Glaubenssätze blockieren und verhindern
wirkliche Entwicklung und Wachs-
Sabine Finkmann ist Betriebswirtin für Management
im Gesundheitswesen, Coach und
ERFOLG Magazin Top Expertin für Abrechnungsberatung
und -controlling sowie Coaching.
Mit Einsatz eines Coachings ist es sogar
möglich, die eigene Selbstsabotage, die
Menschen an der Erreichung ihrer Ziele
hindert, abzuschaffen. Sie schaffen es, im
wahrsten Sinne des Wortes, in ihrer Mitte
zu sein, in ihrer vollen Kraft, um so ihre
Ziele zu erreichen und nicht auf dem Weg
alles bereits Erreichte wiedereinzureißen.
Wie schon der britische Schriftsteller Harold
Pinter sagte: »Die Zukunft ist die Ausrede
derer, die in der Gegenwart nichts tun
wollen.«
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
39
Wissen
Erfahrung ist Nebensache:
Viele Wähler entschieden sich
für den Politik-Neuling Trump,
weil sie schon immer die
Republikaner gewählt hatten.
Wie Sie jedermanns Meinung
NDERN
AUSZUG AUS DEM BUCH »THE CATALYST« VON
Ä
JONAH BERGER
40
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Wissen
Jeder Mensch hat etwas, das er ändern
möchte. Verkäufer wollen die
Meinung ihrer Kunden ändern,
Marketingleute Kaufentscheidungen.
Angestellte wollen, dass ihr
Chef seine Ansicht ändert, Unternehmensleiter
wollen ihre Organisation
umstrukturieren. Eltern wollen, dass
sich ihre Kinder anders benehmen. Neu
gegründete Unternehmen wollen ihre
Branche ändern, gemeinnützige Organisationen
die Welt.
Aber Veränderung ist schwer.
Wir reden und machen und tun, aber sosehr
wir uns auch bemühen, meistens bewegt
sich rein gar nichts. Die Dinge ändern
sich allerhöchstens in Zeitlupe,
wenn überhaupt. In der Geschichte von
der Schildkröte und dem Hasen ist die
Veränderung ein Dreifingerfaultier bei
der Mittagspause.
Von Isaac Newton stammt die berühmte
Sentenz, dass ein Gegenstand, der in Bewegung
ist, meist auch in Bewegung bleibt,
während ein ruhender Gegenstand ruhend
bleibt. Bei Newton ging es um physische
Objekte – Planeten, Pendel und ähnliches
–, aber das Konzept lässt sich auch auf die
soziale Welt übertragen. Wie Monde und
Kometen werden Menschen und Organisationen
von der Bewegung geleitet, die sie
gerade ausführen. Trägheit. Alle tun, was
sie immer schon getan haben.
Anstatt darüber nachzudenken, welcher
Kandidat ihre Werte am ehesten vertritt,
entscheiden sich Wähler für denjenigen,
der die Partei vertritt, die sie schon immer
gewählt haben. Anstatt neu anzusetzen
und zu überlegen, welche Projekte
lohnenswert wären, nehmen Unternehmen
das Budget vom letzten Jahr und
richten ihre Aktivitäten danach aus. Anstatt
ihre Portfolios zu rebalancieren,
sehen sich Investoren an, worin sie zuletzt
investiert haben, und bleiben bei
diesem Kurs.
Trägheit ist der Grund dafür, dass Familien
jedes Jahr in denselben Urlaubsort
fahren und Unternehmen ungern neue
Initiativen starten und es hassen, alte Abläufe
über Bord zu werfen.
Wenn wir versuchen, diese Trägheit zu
überwinden und andere zu einer Veränderung
zu bewegen, wenden wir meistens
Druck an. Der Kunde will Ihr Angebot
nicht annehmen? Dann schicken
Sie ihm einen Stapel Fakten und Belege.
Ihr Chef interessiert sich nicht für Ihre
Idee? Dann geben Sie ihm noch mehr
Beispiele oder holen Sie zu einer weitschweifigen
Erklärung aus.
Ob wir die Unternehmenskultur ändern
oder unsere Kinder dazu bringen wollen,
ihr Gemüse zu essen, immer nehmen wir
an, dass wir unser Ziel mit mehr Nachdruck
erreichen werden. Wenn wir mehr
Informationen liefern, mehr Fakten, mehr
Belege und Argumente oder einfach nur
ein bisschen mehr Druck ausüben, dann
wird sich der andere schon ändern.
Damit nehmen wir implizit an, dass
Menschen wie Murmeln sind. Wenn wir
sie in eine bestimmte Richtung anstoßen,
bewegen sie sich auch dorthin.
Nur leider geht ein solches Vorgehen oft
nach hinten los. Die anderen Menschen
Ein guter Verhandlungsführer geht die Sache
anders an. Er hört dem Geiselnehmer erst
einmal zu und versucht Vertrauen aufzubauen.
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (Bob Daemmrich), FDepositphotos / vadim.rodnev
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
41
ISBN: 978-3-86470-834-3
www.plassen-buchverlage.de
Umschlag - The Catalyst.indd 1 07.07.2022 11:14:39
Wissen
JONAH BERGER
ist Marketing-Professor an
der Wharton School der University
of Pennsylvania. Der New
York Times-Bestsellerautor ist
Experte für Verbraucherverhalten,
Marketing und Produkteinführung.
Er berät diverse Unternehmen,
darunter Apple, Google, Nike und
Facebook.
„EINE FASZINIERENDE
LEKTÜRE UND EIN
STARKES TOOLKIT“
ARIANNA HUFFINGTON
Sie kennen das: Man möchte etwas ändern, es
gelingt einem jedoch nicht. Verkäufer wollen die
Meinung ihrer Kunden ändern, Eltern das Verhalten
ihrer Kinder, Start-ups ganze Geschäftszweige.
Das Problem: Veränderungen sind oft nur schwer
durchsetzbar, jemanden von einer Idee zu überzeugen
scheint zuweilen sogar unmöglich. Marketing-
Experte Jonah Berger stellt in seinem neuen Buch
eine effektive Methode vor, wie man solche
Veränderungen anstoßen kann. Der Schlüssel besteht
zum einen darin, sein Gegenüber weder mit Druck
zu »The etwas zu drängen, noch Catalyst«
es mit Informationen
zu überhäufen. Zum anderen beseitigt man die
typischen, von Berger identifizierten Barrieren,
die das Gegenüber vom Handeln abhalten.
von Jonah Berger
Viele Fallbeispiele belegen:
Diese praxiserprobte Strategie funktioniert.
Mit ihr versetzt Berger Sie in die Lage, wie ein
Katalysator Veränderungen 288 in Gang zu Seiten
bringen
und voranzutreiben. So werden auch Sie zum
Überzeugungskünstler!
Erschienen: August 2022
Books4success
ISBN: 978-3-86470-834-3
SPERRFRIST BIS 11.08.2022
€ 19,90 (D) / € 20,50 (A)
New York Times-Bestsellerautor
JONAH BERGER
THE CATALYST
DER ÜBERZEUGUNGSKÜNSTLER
So ändern Sie
jedermanns Meinung
„The Catalyst“ identifiziert die
wichtigsten Hindernisse für
Veränderungen und zeigt auf,
wie man durch das Handeln als
Katalysator diese Barrieren
erfolgreich abbauen und einen
Wandel herbeiführen kann. Der
renommierte Marketing-Profi
und Bestsellerautor Jonah Berger
verdeutlicht anhand zahlreicher
praxisbewährter Beispiele, wie
Kataly satoren in den schwierigsten
Situationen die Meinung ihres
Gegenübers ändern – etwa wie
Berater für Drogen missbrauch
Süchtige dazu bringen, zu erkennen,
dass sie ein Problem haben,
wie Marketing -Experten neue
Produkte auf den Markt bringen,
wie Führungskräfte die Unternehmenskultur
verändern und wie
politische Werber tief verwurzelte
politische Überzeugungen ändern.
Mit den Handlungswerkzeugen
dieses Buches und der darin
vermittelten Denkweise können
auch Sie zum Katalysator werden
und jedermanns Meinung ändern.
Aber diese besonderen Substanzen verfolgen
einen völlig anderen Ansatz. Sie
erhöhen nicht den Druck, sondern senken
die Hürden, die die Veränderung behindern.
Diese Substanzen nennt man
Katalysatoren.
Katalysatoren haben die Chemie revolutioniert.
Aus ihrer Entdeckung resultierten
mehrere Nobelpreise, sie haben Milliarden
Menschen vor dem Hungertod
gerettet und zu einigen der großartigsten
Erfindungen der letzten Jahrhunderte
geführt.
sind keine Murmeln und rollen nicht einfach
so, wie Sie es wollen. Sie setzen sich
zur Wehr. Ihr Kunde sagt nicht Ja, sondern
hört irgendwann auf, Sie zurückzurufen.
Ihr Chef stimmt Ihnen nicht zu,
sondern sagt Ihnen, dass er darüber nachdenken
wird, was die freundliche Variante
von „Danke, nein“ ist. Anstatt mit erhobenen
Händen herauszukommen, bleibt der
Verdächtige in seinem Versteck und eröffnet
das Feuer.
Wenn Sie also mit Zwang und Druck
nichts erreichen – womit dann?
Wie Sie jedermanns Meinung ändern
Werfen wir zur Beantwortung dieser
Frage einen Blick auf ein völlig anderes
Feld: die Chemie.
Ohne Einfluss von außen können chemische
Veränderungen unendlich lange
dauern. Algen und Plankton, die sich in
Öl verwandeln, Kohlenstoff, der zu Diamanten
gepresst wird. Damit eine Reaktion
abläuft, müssen die Moleküle die
Verbindungen zwischen den eigenen Atomen
kappen und neue Verbindungen herstellen.
Das ist ein langsamer, arbeitsintensiver
Vorgang, der Tausende, wenn
nicht gar Millionen Jahre dauert.
Um die Veränderung zu beschleunigen,
setzen Chemiker oft bestimmte Substanzen
ein. Diese stillen Helden reinigen den
Auspuff Ihres Autos und entfernen den
Dreck von Ihren Kontaktlinsen. Sie machen
aus Luft Düngemittel und aus Erdöl
Fahrradhelme. Sie beschleunigen die Veränderung,
sodass Molekülreaktionen, die
sonst Jahre dauern würden, in wenigen
Sekunden ablaufen.
Das Faszinierendste daran aber ist, wie
diese Substanzen die Veränderung
herbeiführen.
Chemische Reaktionen benötigen normalerweise
eine bestimmte Menge an Energie.
Zum Beispiel muss Stickstoff, der in
Düngemittel verwandelt werden soll, auf
über 1.000 °C erhitzt werden. Mithilfe von
Temperatur und Druck wird Energie dazugegeben,
um die Reaktion zu bewirken.
Bestimmte Substanzen können diesen
Vorgang beschleunigen. Aber sie steigern
nicht die Temperatur oder den
Druck, sondern gehen einen anderen
Weg. Durch sie sinkt die für die Reaktion
benötigte Menge an Energie.
Das klingt erst einmal widersinnig. Nach
Magie. Denn wie kann dieselbe Veränderung
mit weniger Energie herbeigeführt
werden? Das widerspricht allen Gesetzen
der Thermodynamik.
Doch das dahinterliegende Prinzip lässt
sich ebenso gut in der sozialen Welt anwenden.
Denn es gibt bessere Wege, um
Veränderungen herbeizuführen, als
durch Druck. Und nicht, indem Sie besonders
überzeugend auftreten oder sich
zum Überredungskünstler machen. Diese
Taktik mag ab und an funktionieren,
meist aber führt sie dazu, dass Ihr Gegenüber
sein Visier hochfährt.
Sie erhöhen
nicht den Druck,
sondern senken
die Hürden, die
die Veränderung
behindern.
Diese Substanzen
nennt man
Katalysatoren.
42
www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Buchtipps
Machen Sie sich stattdessen zum Katalysator
– bringen Sie andere dazu, ihre Meinung
zu ändern, indem Sie Hindernisse
beseitigen und die Hürden senken, die sie
davon abhalten, zu handeln.
Genau das tun Verhandlungsführer bei
Geiselnahmen. Wer ein Sondereinsatzkommando
vor sich sieht, das auf ihn
zielt, der fühlt sich in die Ecke gedrängt,
sei er nun ein russischer Mafioso oder ein
Bankräuber, der seine Waffe auf seine drei
Geiseln gerichtet hat. Wenn Sie versuchen,
ihn zu irgendetwas zu zwingen,
dann dreht er durch. Wenn Sie ihm sagen,
was er tun soll, dann stoßen Sie
meist auf taube Ohren.
Ein guter Verhandlungsführer geht die
Sache anders an. Er hört dem Geiselnehmer
erst einmal zu und versucht Vertrauen
aufzubauen. Er bringt den Verdächtigen
dazu, von seinen Ängsten und
Beweggründen zu erzählen und ihm zu
sagen, wer gerade zu Hause auf ihn wartet.
Oder wenn sich gerade nichts mehr
bewegt, dann redet er auch über Haustiere,
falls ihn das weiterbringt.
Denn das Ziel des Verhandlungsführers
ist es, den Druck herauszunehmen, anstatt
die Tür einzutreten. Er versucht, die
Ängste, Ungewissheit und Feindseligkeit
des Verdächtigen zu mindern, und zwar
so lange, bis dieser sich seine Situation
selbst ansieht und feststellt, dass das
Beste, was er tun kann, das eigentlich Undenkbare
ist: mit erhobenen Händen
herauszukommen.
Ein guter Verhandlungsführer übt keinen
Druck aus. Er steigert in einer angespannten
Situation nicht noch die Temperatur.
Stattdessen findet er heraus, welche
Hürde den anderen daran hindert,
aufzugeben, und beseitigt diese Hürde.
Dadurch braucht es weniger statt mehr
Energie, um die gewünschte Reaktion zu
bewirken.
Genau wie bei einem Katalysator.
»Die sechs Elemente des Erfolgs«
von Carsten Maschmeyer
304 Seiten, Erschienen: September 2021
FinanzbuchVerlag, ISBN: 978-3-95972-478-4
Die meisten Menschen streben nach Erfolg. Doch wie erlangt man
persönliches Glück, energievolle Gesundheit, finanzielle Unabhängigkeit
und ein erfülltes Leben in einer Welt, die sich in einem radikalen
Umbruch befindet? Die Antwort ist ganz einfach: indem man
sich auf die Veränderung einlässt. Und ein Teil von ihr wird!
»Die täglichen Gesetze des Erfolgs«
von Robert Greene
464 Seiten, Erschienen: Januar 2022
FinanzbuchVerlag, ISBN: 978-3-95972-565-1
In seinem neuen Buch bietet Robert Greene seinen Lesern die Essenz
aus seinen bisherigen Werken. 366 tägliche Gesetze, Rezepte
für Erfolg im professionellen und privaten Bereich. Zudem steht jeder
Monat im Zeichen eines grundlegenden Themas: Macht, Verführung,
Überzeugungskraft, Strategie, menschliche Natur, ...
»Gott ist ein Kreativer – kein Controller«
von Frank Dopheide
240 Seiten, Erschienen: März 2021
Econ Verlag, ISBN: 978-3-430-21052-2
Dieses Buch wird die Welt der auserwählten Spezies der Führungskräfte
auf den Kopf stellen. Denn McKinsey und Freunde haben
ihre Effizienzrechnung und Erfolgsrezepte ohne den Menschen gemacht.
Wäre Moses mit zehn Excelcharts vom Berg Sinai gekommen,
wäre die Geschichte der Menschheit anders verlaufen.
»It‘s now«
von Janina Kugel
256 Seiten, Erschienen: April 2021
Ariston Verlag, ISBN: 978-3-424-20251-9
anina Kugel war im Vorstand der Siemens AG zuständig für rund
380.000 Mitarbeiter. Mit frischen und innovativen Ideen schaffte sie
es, die Unternehmenskultur des Großkonzerns Schritt für Schritt zu
verändern – raus aus starren Strukturen, hin zu einem offenen und
flexiblen Umgang, den Mensch immer im Mittelpunkt.
Bilder: Depositphotos / kelpfish, Cover: books4success
»Rock Your Life«
von Rudolf Schenker, Lars Amend
384 Seiten, Erschienen: Februar 2022
Kailash Verlag, ISBN: 978-3-424-63230-9
Dieses Buch ist viel mehr als die Geschichte eines Rockstars:
Life Coach Lars Amend und Rudolf Schenker bringen darin die
Grundprinzipien für ein zufriedenes und erfülltes Leben auf
den Punkt. Angereichert mit spannenden Anekdoten aus der
Bandgeschichte der Scorpions.
Cover: FinanzbuchVerlag, Econ, Ariston, Kailash
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de 43
Erfolg
»Legenden werden
nicht geboren.«
– Shawn Mendes
er als Teenie vor dem Computerbildschirm
und brachte sich mit YouTube-
Videos das Gitarrespielen bei. Er coverte
erfolgreiche Songs und lud sie in den
sozialen Netzwerken hoch. Es dauerte
nicht lange, bis er eine Fangemeinde
aufgebaut hatte. Mit der Coverversion
von Adeles Song »Hometown Glory«
überzeugte er seine Fans endgültig,
seine Followerzahlen schnellten in die
Höhe. Das war 2012.
SHAWN
MENDES
EIN SUPERKOMET MIT IRDISCHEN MINDSETS
Shawn Mendes ist einer der erfolgreichsten
Musiker der
Gegenwart. Sieht man sich
seine Videos an, glaubt man
sich in einem glitzernden Hollywoodfilm,
der die Geschichte eines
unglaublichen Erfolgs erzählt. Doch die
Geschichte über Shawn Mendes ist wahr
und so echt, dass sämtliche Kinoproduktionen
ihren Zuckerguss wieder einpacken
können. Sein Aufstieg mutet
kometenhaft an, doch dahinter stehen
Leidenschaft und der starke Wille eines
Jungen, der kaum zu leben begonnen
hatte. Shawn Mendes ist ein »Selfmade-
Boy«. In seiner Heimatstadt Toronto saß
Der »Komet« ist nicht mehr aufzuhalten
2015 erhielt Shawn Mendes seinen ersten
Plattenvertrag und landete mit seinem
ersten Album »Handwritten« in
Kanada auf Platz eins. Im Alter von 17
Jahren bescherte er seinem Label Island
Records mehr als 2,7 Millionen verkaufter
Exemplare. Dies war der Beginn
einer rasanten Karriere. Der Junge aus
Toronto lebte im Blitzlichtgewitter,
wurde weltweit ein Star. Er tourte unter
anderem mit Austin Mahone und Taylor
Swift, bevor 2016 sein zweites Album
»Illuminate« veröffentlicht wurde. Das
Album verkaufte sich über 3,4 Millionen
Mal. Mit gerade mal 18 Jahren wurde
Shawn Mendes vom Erfolg überrollt.
Auf Spotify streamen 42,7 Millionen
Zuhörer monatlich seine Musik. Was
könnte ihn noch stoppen? Kann man die
Superlative dieser steilen Karriere noch
toppen? Ein junger Mann, der seine
Karriere im Alleingang angestoßen
hatte? Der seinen Fokus über Jahre hinweg
immer auf die Musik gehalten
hatte? So könnte es doch noch Jahrzehnte
weitergehen, oder?
Eine Doku offenbarte den Menschen
2020 veröffentlichte Netflix eine Doku
über den damals 22-jährigen Shootingstar
und seine Tour, die 14 Auftritte umfasste.
Diese Doku zeigt eine ultimative
Karriere; eine Karriere, die andere große
Stars über Jahrzehnte hinweg aufgebaut
haben und wofür Mendes nur wenige
Jahre brauchte. In dieser Doku offenbart
Shawn Mendes auch seine menschliche
Seite. Und er zeigt, dass der Erfolg nicht
vom Himmel fällt. »Legenden werden
nicht geboren«, habe er erkannt, es sei
harte Arbeit, dorthin zu gelangen. Sein
Ziel, auf der Bühne souverän zu performen,
pushte er mit seinem Mindset. Zig
44 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
Erfolg
Male notierte er in seinem Notizheft das
Mantra »Meine Stimme ist stark und
gesund«. Immer und immer wieder
habe er diesen Satz notiert, um ihn zu
manifestieren, erzählt er in der Doku.
Vor seinen Auftritten habe er immer
Angst, es zu vermasseln, doch nach 30
Sekunden sei er wieder jemand, der einfach
nur Musik machen wolle. Ja, es sei
schwer, sich die Reinheit der Anfänge zu
bewahren, antwortet er auf die Frage des
Interviewers. Shawn Mendes ist nicht
nur der Star, der sich abends den Glitter
aus dem Haar kämmt. Er zeigt sich nahbar
und verletzlich. Ihn treibe immer
die Sorge um, dass ihm die Fans wegliefen,
wenn sie erkannten, dass er nur
ein Mensch sei. Aber er würde noch eine
Weile vorgeben, »Superman« zu sein.
»Superman« muss eine Pause einlegen
Im Sommer 2022 wollte er nach der Coronapandemie
wieder live durchstarten.
Doch seine Psyche ließ es nicht zu. Er
sagte die komplette Welttournee ab,
»Superman« brauchte eine Pause. Er
habe erkannt, dass er nicht genug vorbereitet
gewesen sei, sagte er den Medien.
Shawn Mendes nutzt seine Pause,
um sich mehr Zeit für sich zu nehmen.
Sieben Jahre Vollgas haben ihre Spuren
hinterlassen. Schon in der Netflix-Doku
sagte er: »Dies ist die Geschichte eines
Jungen, der erwachsen wird.« Dabei hat
er wohl versäumt, einen normalen
Abend mit Freunden zu verbringen, einfach
mal essen zu gehen und zu erkennen,
wer er eigentlich ist.
Zig Male notierte er in seinem Notizheft
das Mantra »Meine Stimme ist stark und
gesund«.
Bilder: IMAGO / ZUMA Wire (Imagespace / PA Images (Matt Crossick) / ZUMA Wire (Imagespace)
Die Erfolgsgeschichte geht weiter
Aber tatenlos war er in seiner Auszeit
nicht. Im Herbst erschien der Familienfilm
»Lyle Lyle Crocodile«. Der 24-Jährige
leiht dem Krokodil Lyle Lyle die
Stimme und ist auch Teil des Soundtracks.
Die Single »Heartbeat« hat er
bereits eine Woche vor dem Soundtrack
Release veröffentlicht.
Auch wenn Shawn Mendes auf die
Bremse getreten hat, seine Liebe zur
Musik bleibt. Und von seinem Erfolg
will er etwas abgeben. 2019 gründete er
die »Shawn Mendes Foundation«, die
sich für die Themen Bildung, Anti-Mobbing-Programme
und Menschenrechte
starkmacht. Passend dazu erklärt er via
Instagram: »Unsere Generation hat die
Macht, die Zukunft unserer Welt zu verändern.
Ich werde meinen Fans eine
Plattform und Mittel zur Verfügung
stellen, um etwas zurückzugeben und zu
handeln.« Shawn Mendes hat einen beispiellosen
Erfolg erreicht. Er weiß, wie
es geht. Und er weiß, was er tun muss,
um die Bühne zurückzuerobern. MK
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
45
Wissen
ERFOLGSMYTHOS
DURCHSETZUNG
DIE AUTORINNEN DOROTHEA ASSIG UND DOROTHEE ECHTER
ERKLÄREN, WARUM ES FÜR KARRIEREN EINFLUSS BRAUCHT
– NICHT DURCHSETZUNG.
Erfolgsvorbilder unserer Zeit:
Elon Musk und Richard Branson
Bilder: IMAGO / PA Images / Independent Photo Agency Int.(Nick Zonna), Magdalena Jooss Fotografie, Cover: Ariston
Erfolgsvorbilder suggerieren
Macht, Stärke, Unerschrockenheit,
Kampfeswillen, ein gewisses
Richard-Branson-Elon-
Musk-Rowdytum. Also eine
Helden-Fantasie. Das sind Mythen, dem
Wunsch entsprungen, die Niederungen
des Alltags überspringen zu können und
durch starkes Auftreten da zu landen, wo
die bewunderten Helden sind. Helden,
nicht Heldinnen, denn so ein Erfolg wird
nicht mit Frauen assoziiert. Erfolgsgeschichten
verklären die langen und langsamen,
an Rückschlägen reichen, schwierigen
Anfangszeiten zu dynamischen
Erfolgsmythen – wie sich der starke Held
durchgesetzt und gesiegt hat. Nichts davon
stimmt.
Erfolgreiche Menschen agieren nicht
gegen andere, sondern gewinnen sie
für einen gemeinsamen Erfolg.
Der Mythos, dass eigene (natürlich gerechte)
Interessen mit geschickten Durchsetzungsstrategien
gegen eine (natürlich
ungerechte) Übermacht gewinnen könnten,
erkennt nicht die Karriere-Realität,
den Kontext der Wirtschaftswelt: Wenn es
46 www.erfolg-magazin.de . Ausgabe 01/2023 . ERFOLG magazin
WIssen
Wenn es um
Macht und Einfluss
geht, sind immer
viele Menschen
und Gruppen beteiligt,
von unterschiedlichsten
Motiven
und Interessen
bewegt, die oft
nicht durchschaut
werden können.
um Macht und Einfluss geht, sind immer
viele Menschen und Gruppen beteiligt,
von unterschiedlichsten Motiven und Interessen
bewegt, die oft nicht durchschaut
werden können. Erfolg entwickelt sich in
diesem komplexen sozialen Raum über
längere Zeit hinweg. Das Szenario ist bevölkert
von ambitionierten Menschen, die
für ihre Ziele und Werte nach Einfluss
streben. Sie fühlen sich nicht allein, sondern
leben in einem Verbundenheitsuniversum.
Sie handeln ihre Interessen in
andauernden Prozessen immer neu mit
den Wünschen anderer aus. Sie fallen anderen
nicht auf die Nerven, sondern suchen
nach Wohlwollen und Gefolgschaft,
vor allem bei einflussreichen Menschen.
Wer keinen Einfluss hat und auch keine
Vorstellung davon, einflussreich zu werden,
für den ist es eine verlockende Vorstellung,
die vermeintliche Abkürzung zu
nehmen und ultimative Forderungen zu
stellen. Zunächst erreichen sie manchmal
Die Autorinnen
Dorothea Assig und Dorothee Echter sind
Top-Management-Beraterinnen und Autorinnen
von u. a. »Freiheit für Manager« und »Ambition.
Wie große Karrieren gelingen«.
»Eines Tages werden sie
sehen, wie gut ich bin!«
von Dorothea Assig, Dorothee Echter
224 Seiten
Erschienen: Oktober 2022
Ariston Verlag
ISBN: 978-3-424-20269-4
auch ihre Ziele, deshalb ist es verführerisch,
dem Durchsetzungsmythos zu vertrauen.
Doch schon nach kurzer Zeit ist
dieser Erfolg dahin, denn irgendjemand
wurde bloßgestellt oder bleibt als Verlierer
zurück, der nun nach Gelegenheiten
und Verbündeten sucht, es heimzuzahlen,
was meist gelingt.
Wer Erfolg will, braucht Kontextbewusstsein.
Karrieren werden freiwillig gefördert –
oder gar nicht. Das wissen erfolgsverwöhnte
Menschen und werben um das
Wohlwollen der Entscheider und Entscheiderinnen,
suchen die Nähe zu einflussreichen
Menschen und die Gefolgschaft
Vieler. Wer Durchsetzungspläne
schmiedet, wird nicht als einflussreiche
Autorität gesehen, sondern als ohnmächtiger
Einzelgänger oder Außenseiterin,
somit als ungeeignet für anspruchsvollere
Aufgaben. Von Führenden wird erwartet,
dass sie Menschen für ihre Überzeugung
gewinnen können, auch gegen Widerstände,
auch in schwierigen Situationen,
auch wenn nicht unmittelbar alle begeistert
sind, auch wenn der Rückenwind der
Vorgesetzten einmal ausbleibt.
Müssen alle Widrigkeiten passiv
ertragen werden?
Nein, es braucht ein wirksames Repertoire,
um Situationen und Personen beeinflussen
zu können. Durchsetzung gehört
nicht dazu, auch nicht Erpressung
(»sonst gehe ich«), nicht einmal Höchstleistung.
Einfluss ist der Hebel. Er wird
verhandelt, jeden Tag, jede Stunde. Implizit.
Einfluss ist auf allen Ebenen möglich,
auch wenn jemand nicht über positionelle
Macht verfügt. Wenn Sie Meinungsführerin
sind, weil sie mit vielen wichtigen
Personen aus verschiedenen Feldern Kontakt
haben, weil auf Sie gehört wird und
Ihre Meinung maßgebend ist – dann wird
Ihnen Fachwissen und Autorität zugeschrieben.
Sie sind einflussreich, wenn Sie
für einflussreich gehalten werden, unabhängig
von Ihrer Position. Sie kennen
solche Menschen, oder sind selbst so eine
Person, die Einfluss besitzt? Dann wissen
Sie: Meinungsführerschaft entsteht durch
Nähe, nicht durch Durchsetzung.
Einfluss hat nichts mit Leistung zu
tun und alles mit Nähe.
Wer nicht die Nähe zu den entscheidenden
Personen besitzt, kann noch so gut
sein, die vielversprechende Karriere gerät
ins Stocken. Höchstleister und herausragende
Könnerinnen bleiben dann da, wo
sie sind, denn dort ist ihre Expertise ja erwiesen
und gut verortet. Leistung ist nicht
die Währung für Einfluss, es sind unterschiedliche
Dimensionen, was schon viele
Ambitionierte zur Verzweiflung getrieben
hat. Exzellente Leistungen gibt es in
Unternehmen mehr als genug, Entscheider
und Entscheiderinnen fühlen sich von
Leistungsnachweisen regelrecht verfolgt.
Sie kämen niemals durch den Tag, wenn
sie sich nicht gegen all diese genialen Einfälle
abgrenzen könnten. Deshalb sprechen
Vorgesetzte lieber mit Menschen, die
nichts von ihnen wollen, sondern mit
denen sie eine gute Zeit haben und mit
denen sie ungezwungen plaudern können.
Nähe. Menschen, die ihnen mit Gelassenheit
und Wohlwollen begegnen, können
dann irgendwann die eine oder andere
Idee, einen Wunsch erwähnen, absichtslos
und doch strategisch.
Die Dynamiken von Nähe plus Einfluss
oder Distanz plus Ohnmacht definieren
jedes menschliche Miteinander, gehören
zum selbstverständlichen Alltagshandeln
und werden in jeder Kommunikation
quasi miterledigt. Keine Beziehung ist frei
davon. Haben Menschen im Alltag die
Fähigkeit, Nähe herzustellen und damit
Macht auszuüben, zeigt sich das sofort:
Ihnen wird gern zugehört, ihre Anliegen
werden ernst genommen, ihre Wünsche
erfüllt.
Unsere Einflussagenda – der Wir-Erfolg – ermöglicht
Ihnen, einflussreicher zu werden.
Es gibt schwierige Menschen – vielleicht
gehören Sie selbst dazu – und dennoch
gibt es das Wir. Im Unternehmen wollen
Sie gemeinsam besser werden, wachsen
und Erfolg haben. Sie erkennen, auch
schwierige Personen sind Ihre Verbündeten.
Bleiben Sie in der Wir-Dimension:
»Gemeinsam wollen wir hier erfolgreich
sein.«
ERFOLG magazin . Ausgabe 01/2023 . www.erfolg-magazin.de
47
Wissen
Glück und Erfolg
als Normalzustand
– ist das möglich?
Woran liegt es, dass sich 95
Prozent der Menschen
ihr Leben lang um ihr
Geld, ihre Beziehungen
und ihre Zufriedenheit
sorgen müssen? Wie du sicher schon einmal
gehört hast, besitzen etwa zehn Prozent der
Menschen über 83 Prozent des weltweiten
Vermögens, sprich im Umkehrschluss teilen
sich über 90 Prozent der Weltbevölkerung
nur die restlichen 17 Prozent. Auch in
Deutschland ist diese ungleiche Verteilung
nach Erhebungen der »Statista« Realität.
Woran das genau liegt und was die obersten
drei Prozent anders machen, ist vielen bekannt,
doch kaum jemand kann das vorhandene
Wissen in seinem eigenen Leben
umsetzen. Die meisten jungen Unternehmer
und Selbstständigen haben doch eine
eher kurze Laufbahn mit dramatischen
Zügen und einem abrupten Ende. Meine
21-jährige Erfahrung als Coach und Mentor
zeigt, dass es nach wie vor genau an einem
großen Punkt liegt: der unterschätzten
Macht des Unterbewusstseins.
Bewusstsein und Unterbewusstsein
Jeder Jungunternehmer unter 35 Jahren, der
beschließt: »Ab heute mache ich alles anders
und zeige jedem, dass auch ich das
Zeug dazu habe, ein sorgenfreies Leben in
Wohlstand und Reichtum zu leben!«, macht
einen großen Fehler. Er beschränkt sich auf
sein Bewusstsein. Das ist der Part, den er
wahrnimmt, somit planen und beeinflussen
kann. Doch trotz neuer Zielsetzung, einer
genialen Strategie und ganz viel Motivation
ist oft schon nach wenigen Wochen wieder
Schluss.
Der Grund dafür ist unser Unterbewusstsein.
Circa 95 Prozent unserer Denkleistungen
und Entscheidungen laufen unbewusst
ab, zeigen neurowissenschaftliche
Erkenntnisse laut dem mittelständischen
Beratungs- und Forschungsunternehmen
Conoscope. Das sind täglich über 60.000
Aktionen. Bedenke, das Unterbewusstsein
entscheidet nicht, ob gut oder schlecht, es
führt einfach aus. Und zwar das, was es
kennt und gelernt hat, wieder und wieder.
Wer also noch nie große finanzielle Erfolge
gelebt hat und diese fest in die tiefste Ebene
seines Unterbewusstseins verankert hat,
wird zu einer nahezu hundertprozentigen
Wahrscheinlichkeit diese auch in Zukunft
nicht erreichen.
»Bewusstsein zu
erlangen ist der
Schlüssel zu allem.«
Doch was ist die Lösung? Gibt es denn den
einen Weg, Glück und Erfolg aus dem
Nichts zu erschaffen? Ich bin der Meinung,
dies durch meine Erfahrung bestätigen zu
können. Denn Realitäten erkennen und annehmen
ist der erste Schritt. Was uns endlich
klar werden muss, ist: Erfolg braucht
immer 100 Prozent. Nur wer bereit ist, alles
zu geben und sich grundlegend bis in die
tiefste Ebene seines Unterbewusstseins zu
verändern, der wird diese 100 Prozent ausfüllen
können.
Beziehungen bestimmen dein Leben!
Der nächste wichtige Schritt ist es, eine Beziehung
zu sich selbst und zu allen Werten
und Instanzen der unbewussten Abläufe
aufzubauen. Denn Erfolge zu erreichen bedeutet
auch, seinem Misserfolg täglich zu
danken und ihn zu achten. Freude, Glück,
Wohlstand und Leichtigkeit zu leben, bedürfen
einer vollständigen Klärung, Sortierung
und Verabschiedung deines bisherigen
Tuns und der negativen Vergangenheit. Nur
wer innerlich leicht wie eine Feder ist, baut
sich Stück um Stück den unbändigen Willen
und Glauben an sich selbst und seine
erfolgreiche Gegenwart und Zukunft auf.
Diese Beziehungen, zum Beispiel zum
Selbstwert, der Selbstachtung, der eigenen
Fürsorge, zum Glücklichsein sowie zu Erfolg
und Reichtum müssen genauso täglich
etabliert werden wie die Beziehung zu der
eigenen Missachtung, dem Neid, dem Ego,
der Wut, dem Misserfolg, der Frustration
und der Armut. Bewusstsein zu erlangen
über sich selbst, über tägliche bewusste und
unbewusste Abläufe sowie die seiner Mitmenschen
ist der Schlüssel zu allem. Experten
gehen davon aus, dass man etwa 30
Prozent seiner unbewussten täglichen Abläufe
trainieren kann, um diese dann in sein
Bewusstsein zu integrieren. Das bedeutet in
Zahlen etwa 18.000 neue bewusste Gedanken,
Gefühle und Aktionen. Wenn wir es
dann schaffen, diese mit allen positiven
Werten zu füllen, die wir brauchen, ist ein
Leben mit Glück und Erfolg als Normalzustand
garantiert. Jeder Mensch hat alles in
sich, steht sich nur meist selbst im Weg.
Der Autor
Thomas Graf ist seit 26 Jahren Unternehmer,
seit über 21 Jahren gelernter Trainer für die individuelle,
persönliche Entwicklung und ERFOLG
Magazin Top Experte für Bewusstseinscoaching.
Bilder: Unsplash / Zenad Nabil, Fabienne Felder
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Lionel Messi: Weltfußballer und Unternehmer mit Freude am Luxus
Weltfußballer Lionel Messi verdient viel Geld. Sehr viel Geld.
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Hierbei handelt es sich um die
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Die gesamte Liste finden Sie unter
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